+++ Wir haben dieses Interview bereits im Winter 2019/20 geführt. Im letzten Absatz findet Ihr aktuelle Ergänzungen mit Infos für Skitourenanfänger im "Corona-Winter" 2020/21. +++
Das Thema Skitouren boomt. Viele Menschen überlegen, mit dem Skitourengehen zu beginnen. Dabei gilt zu klären, wie man den Umstieg von der Piste ins Gelände meistert und welche Ausrüstung man sich anschaffen muss. Da sich manche unsicher sind, ob der neue Sport tatsächlich dauerhaft etwas für sie ist, stellt sich zudem die Frage, wie man auf Tour kommt und dennoch den Geldbeutel schont.
Wir haben uns mit ALPIN-Testchef Olaf Perwitzschky unterhalten und die wichtigsten Fragen für Skitouren-Einsteiger gestellt. Olaf ist Bergführer, passionierter Tourengeher und Ausrüstungsexperte.
Olaf, wie gut sollte man auf der Piste fahren können, um mit dem Einstieg ins Tourengehen liebäugeln zu können?
Gibt Tipps für Skitouren-Einsteiger: ALPIN-Testchef und Bergführer Olaf Perwitzschky.
Der Ausspruch "Ich komme überall gut runter" trifft es gut. Man sollte rote und auch schwarze Pisten problemlos und auch bei nicht idealen (Sicht-)Verhältnissen angstfrei und sicher abfahren können.
Würdest Du empfehlen, erstmal lediglich auf der Piste das Aufsteigen zu testen und auch über die Piste abzufahren?
Ganz klar ja. Ich kann sehen, ob der Sport etwas für mich ist, kann mich an die spezifische Bewegung des Aufsteigens gewöhnen und kann das ungewohnte Material testen. Denkbar ist auch, sich eine Piste zu suchen, an deren Rand bzw. in deren Nähe man etwas variantenreich, etwa durch den Wald, aufsteigen kann, um dann über die Piste abzufahren.
Wie erfahre ich, wo und wann das Pistengehen erlaubt ist?
Prinzipiell gilt zumindest in Bayern das freie Betretungsrecht der Natur. Das heißt, dass es überall erlaubt ist, wo es nicht durch lokale Regelungen verboten ist. Klar ist, dass man dabei die Regeln für sichere Pistentouren beachten sollte (siehe Fotogalerie, d. Red.).
Bevor ich losgehe, empfiehlt es sich, das Skigebiet im Internet zu suchen, um mir aktuelle Informationen zu holen. In aller Regel haben die Skigebiete inzwischen auch Informationen bezüglich der Regelungen für Pistengeher z.B. zu speziellen Tagen oder Abenden für Tourengeher.
Die 10 Regeln des DAV
Skitouren auf Pisten: Das müsst Ihr beachten
Aufstieg und Abfahrt erfolgen auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.
Hier geht's zur Galerie
Nehmen wir an, das mit den Pistentouren hat gut funktioniert und man hat Lust auf mehr bekommen: Empfiehlst Du vor der ersten eigenen Tour im freien Gelände auf jeden Fall einen Kurs oder eine Tour mit Bergführer zu buchen?
Prinzipiell finde ich nicht, dass man für alles, was man mal ausprobieren möchte, gleich einen Kurs braucht. Für die ersten leichten (Pisten-)Touren kann man sicher auch alleine und nach dem Prinzip learning-by-doing vorgehen.
Spezieller wird es, wenn man in steileres Gelände geht. Bei der Spitz- bzw. Kickkehre ist es sicher hilfreich, zu wissen, wie das geht. Am besten ist, jemanden dabei zu haben, der mit gutem Beispiel vorangeht.
Sicher am Berg
So geht´s: Die Kickkehre
Testredakteur und Bergführer Olaf Perwitzschky erklärt Ihnen, wie Sie die Kickkehre richtig ausführen.
Und wer nach eigenen kleinen und leichten (Pisten-)Touren herausgefunden hat, dass er tiefer ins Tourengehen einsteigen möchte, ist sicher nicht schlecht beraten, zum Beispiel über seine AV-Sektion einen Kurs mitzmachen, wo es dann auch um Einschätzung des Lawinenrisikos, Tourenplanung usw. geht.
Spaß für Einsteiger: Die ALPIN-Tiefschneetage im Kleinwalsertal.
| © Birgit GelderWie findet man Touren, die leicht und für Einsteiger geeignet sind?
Da ist das Internet eine gute Quelle. Zum Beispiel bei gipfelbuch.ch oder alpenvereinaktiv.com und diversen anderen Touren-Plattformen wird man schnell fündig. Speziell mit dem Thema Pistentouren befasst sich pistentour.com.
Zudem kann auch ein Blick auf Webcams und Seiten mit Infos zu den Schneehöhen hilfreich sein, um die Bedingungen vor Ort einschätzen zu können.
Zum Thema Lawinensicherheit und damit zum Thema Ausrüstung: Gibt es lawinensichere Touren im Gelände, bei denen man ohne LVS-Ausrüstung unterwegs sein kann? Oder ist es für Dich ein No-Go überhaupt daran zu denken, ohne LVS-Gerät, Sonde und Schaufel auf Tour im Gelände zu gehen?
Es gibt Touren, die vom Gelände her und bei geringer Lawinenwarnstufe als lawinensicher angesehen werden können. Andererseits birgt diese Herangehensweise auch die Gefahr, das Risiko auszudehnen. Daher gilt letztlich schon der Grundatz: Im freien Skigelände sollte man die Lawinen-Notfallausrüstung immer dabei haben.
Diese Notfallausrüstung muss mit
Skitouren: Diese Notfallausrüstung ist Pflicht!
LVS-Gerät
Ein LVS-Gerät (auch Lawinen-Piepser genannt) sollte möglichst einfach und intuitiv in der Bedienung sein. Wer sich heute ein neues Gerät zulegt, kauft auf jeden Fall eines mit drei Antennen. Vorsicht bei dem Kauf von gebrauchten LVS-Geräten, insbesondere, wenn man sich nicht gut auskennt. Das kann in die Hose gehen. Fast alle Hersteller haben ein preiswertes Basisgerät und ein teures High-End-Modell mit allen möglichen Zusatzfunktionen und Einstellmöglichkeiten im Programm. Für 99 Prozent der Anwender reicht auf jeden Fall die Basisversion der Geräte.
Hier geht's zur Galerie
Kommen wir damit zum Material insgesamt: Kann ich Helm, Skibrille und Kleidung sowie anderes Material (z.B. Rucksack) erstmal vom Pistenskifahren oder anderen Bergsportarten benutzen?
Klar. Skibrille ist kein Thema, Helm eigentlich auch. Skitourenhelme sind ein bisschen leichter, das kann später interessant werden. Die Funktionswäsche von anderen Sportarten kann verwendet werden, eine atmungsaktive Softshell-Berghose auch, Jacken ebenso. Auch die Teleskop-Bergstöcke mit ausreichend großen Schneetellern tun es erstmal genauso wie der 30 Liter Sommer-Bergrucksack. Das ist dann alles nicht optimal für Skitouren, aber ausreichend, um kostengünstig loszukommen.
Das solltet ihr bei Tagestouren dabei haben
Skitouren: Diese Ausrüstung muss in den Rucksack
Skitouren-Rucksack
Ein ganz leichter und "labbriger" Skitouren-Rucksack mag funktionieren, wenn er voll bepackt ist. Halbvoll schlabbert er aber hin und her. Daher lieber ein Stück wählen, das stabil die Form hält. Dass in dem Rucksack die Notfallausrüstung (Schaufel und Sonde) untergebracht wird, möglichst in einem extra dafür vorgesehenen Fach, versteht sich von selbst.
Für Tagestouren ist der "Ascent 32" von Ortovox bestens geeignet.
+++ Hier findet ihr unseren aktuellen Test zu Skitouren-Rucksäcken. +++
Hier geht's zur Galerie
Zur in jedem Fall benötigten Tourenskiausrüstung: Womit muss ich Pi mal Daumen für Tourenski, Tourenbindung, Tourenschuhe und Aufstiegs-Felle mindestens rechnen, wenn ich sie neu kaufen möchte?
Wenn man ein günstiges Set-Up findet, ist man mit ungefähr 1.000 Euro dabei. Nach oben sind die Grenzen offen.
Das ist natürlich eine Menge Geld, wenn man sich nicht sicher ist, ob man den Sport dauerhaft ausüben wird. Kann man sich die Ausrüstung erstmal von einem Sportgeschäft vor Ort leihen? Was ist dabei zu beachten und wie viel kostet das ungefähr für einen Tag?
Für ein komplettes Set dürften so 50 Euro fällig werden. Es gibt aber bei weitem nicht so viele Verleihstationen für Touren-Ausrüstung wie für Alpin-Skier. Man sollte sich hierzu erstmal im Internet schlau machen und das Touren-Ziel entsprechend auswählen.
Und was hältst Du davon, sich eine Ausrüstung gebraucht zu kaufen z.B. über Internet-Portale?
Kann man machen und Glück haben, birgt aber auch die Gefahr, Pech zu haben. Man sollte genau hinschauen, sich zum Beispiel Detail-Fotos der Lauffläche der Skier und der Kanten schicken lassen. Wenn zum Beispiel die Kante an einer Stelle eingedrückt ist, ist der Ski letztlich hinüber.
Kann man es wagen, auch Schuhe gebraucht zu kaufen oder muss man die unbedingt anprobiert haben?
Schwierig. Klappt eigentlich nur, wenn man genau weiß, was man braucht, also welches Modell, welcher Hersteller, welche Größe. Und das kann man nur durch Anprobieren herausfinden. Da ist man schnell beim heiklen "Beratungsklau", sprich, im Geschäft mit Experten-Hilfe einen passenden Schuh ausfindig machen und den im Internet gebraucht suchen. Nicht die feine Art.
Grundlegendes inklusive Pflegetipps
Skitouren-Ausrüstung: Das sind die Basics
Ski
Mit einem gutmütigen Ski ist man auf den meisten Skitouren gut beraten. Vor allem Skitouren-Einsteiger sollten beim Ski-Kauf eher "defensiv" unterwegs sein und nicht zu viel auf einmal wollen. Ein Tourenski muss für die individuellen Zwecke auch noch funktionieren, wenn man schon müde Beine hat. Eine Breite von ca. 90 mm unter der Bindung ist für den Einsatz im Gelände gut geeignet. Ein Rocker (Aufbiegung der Ski vorne) erleichtert Drehfreudigkeit und Aufschwimmen im Tiefschnee. Der Ski sollte zudem nicht zu schwer sein. Ganz leichte Ski sind aber besonders für Einsteiger nicht empfehlenswert, weil sie bei der Abfahrt und gerade bei schwierigen Bedingungen unruhig werden und zudem wenig eisgriffig sind. Die Skilänge ist vom Skimodell und den individuellen Faktoren abhängig. Empfehlungen reichen heute von Körpergröße (guter Fahrer, eher Tiefschnee) bis zu Körpergröße minus 10 cm (weniger sportlicher Fahrer, auch viel Piste).
+++ Fotogalerie: Skipflege - So geht's richtig +++
Pflege: Tourenski brauchen viel Pflege. Immer wieder wachsen (oder wachsen lassen), hin und wieder die Kanten schleifen und wenn nötig den Belag ausbessern, dann hat man länger was von seinen Ski und sie behalten auch länger „ihren Charakter“.
Hier geht's zur Galerie
Oft kauft man Skitouren-Ausrüstung beim Händler wesentlich günstiger im Set (Ski, Bindung, Schuhe, evtl. Felle) und zum Saison-Ende. Kannst Du (Online-)-Anbieter empfehlen?
Von den Skisocken bis zum Airbag-Rucksack - im ALPIN-Shop findet Ihr die passende Ausrüstung sowie unsere Testsieger zu Bestpreisen!
| © ALPINDie Vorgehensweise ist sicher zu empfehlen wenn man Geld sparen möchte. Besonderer Tipp ist unser ALPIN-Shop. Brandaktuelle Angebote bekannter Händler findet man täglich in der Rubrik Hot Deals.
Bevor ich die Ausrüstung kaufe, muss ich erst klären, was genau ich brauche: Wie finde ich heraus, welcher Tourenski der richtige für mich ist? Wonach richtet sich die Länge? Wonach die Breite?
Die Länge der Ski richtet sich nach der Körpergröße. Körpergröße bis Körpergröße minus 10 Zentimeter ist hier das rechte Maß.
Abfahrtsorientierte sollten sich für einen längeren Ski entscheiden, für die, denen es um das Gesamterlebnis geht, die im Aufstieg Vorteile haben und sich mit der Kickkehre leichter tun wollen, nehmen eher die kürzere Variante
Bei der Breite kommt es auf das bevorzugte Einsatzgebiet an. 95 Milimeter halte ich für eine gute Universalbreite. Wer nur abfährt und im Powder unterwegs ist, kann da sicher noch ein paar Milimeter draufpacken. Wer dagegen viel auch auf der Piste unterwegs sein will, für den ist ein schmalerer Ski, zum Beispiel mit eine Breite von 88 Milimetern, der Richtige.
Man sollte bei der Wahl des Skis auch wissen: Woher komme ich als Alpin-Skifahrer? Wie viel Erfahrung und Können bringe ich mit? Was für Ambitionen habe ich auf Tourenskier? Geht es mir um schnellen, sportlichen Aufstieg? Oder geht es mir eigentlich nur um die Abfahrt und ich nehme den Aufstieg letztlich nur notgedrungen in Kauf?
Hier der ALPIN-Test "Tourenski" für die Wintersaison 2020/21:
Produkttest 2020/21: Tourenski
Fischer Transalp 82 Carbon
© Fischer
Fahrverhalten Tiefschnee
langsam / schnell: 7,2 / 6,2; kurze / lange Schwünge: 7,5 / 7,0; Gelände flach / steil: 7,0 / 7,2; Schnee gut / schlecht 7,5 / 6,2
Fahrverhalten Piste
Kantengriff / Laufruhe: 6,8 / 6,3
Erklärungen
* Der Gewichtsindex errechnet sich aus nachgemessener Länge, Gewicht und der Taillierung, die Sortierung der Ski erfolgt nach dem Gewichtsindex. ** vorne / Mitte / hinten in Millimeter Zum ALPIN-Urteil: In das Gesamturteil wurde das Gewicht mit einbezogen.
Fazit
Der Transalp 82 Carbon von Fischer ist auf der Oberfläche so glatt, dass man ihn kaum greifen kann. Dadurch soll weniger Schnee auf dem Ski anfrieren. Im Test zeigt sich der recht schmale Ski sehr agil und wendig. Und durch das geringe Gewicht bietet er sich natürlich besonders für schnelle Touren an.
- wendig und leicht
- wird bei Tempo etwas unruhig
Welche Bindung empfiehlt sich? Welche verschiedenen Bindungsarten gibt es überhaupt?
Es hat sich in den letzten Jahren viel getan, die Bandbreite der Bindungen ist groß. Das geht von der extrem leichten Bindung für Skitouren-Rennläufer bis hin zur relativ schweren Freeride-Bindung, die letztlich alle Features einer Alpin-Bindung bietet und dazu noch die Eigenschaft, damit aufsteigen zu können.
Für Einsteiger ist sicher der Mittelweg der goldene: nicht allzu schwer, aber stabil genug, um sicher abfahren zu können.
Auch wenn der Trend im Tourenbereich klar zur Pin-Bindung geht, hat die gute alte Rahmenbindung in meinen Augen noch ihre Existenzberechtigung, auch wenn sie etwas schwerer ist.
Um mal konkrete Modelle zu nennen: Mit der Fritschi Vipec, der G3 ION, der Dynafit Radical, der ATK Raider oder der Marker Kingpin macht man nichts verkehrt.
Und wer mehr Wert auf wenig Gewicht legt, kann sich auch die Fritschi Xenic, die ATK Crest oder die Marker Alpinist anschauen.
Hier der ALPIN-Test "Skitouren-Bindungen" aus dem Winter 2019/2020:
Im Test: Skitourenbindungen
ATK Crest 10
© atkbindings
Weitere Details
Harscheisen in mm: 80 - 130; Auslösewert von bis: 5 - 10 (auch 3 - 8); Auslösewert vertikal einstellbar: ja; Auslösewert horizontal einstellbar: ja; Abfahrt=Stopper?: nein
Auslösezuverlässigkeit
max/min Abweichung zum Sollwert in Prozent (soll:+/- 15%): 37% / 17%; vertikale Auslösung: erfüllt
Das sagt der Hersteller
Crest 10 ist die Bindung mit der größten Vielseitigkeit der Kategorie Touring von ATK: Das geringe Gewicht gestattet lange Touren und steile Aufstiege, die einzigartige Ferseneinheit ist für extreme Abfahrten gemacht.
Testeindruck
Die preiswertere Version einer ATK-Bindung. Die etwas einfachere Crest 10 sieht optisch nicht so edel aus wie die R12. Dafür ist die Crest um 40 Gramm leichter und um 136 Euro billiger. Auch der Einstieg in die Crest funktioniert sehr einfach, ebenfalls das „Einsteigen“ in den Hinterbacken. Die Crest hat mit Drehen des Backens zwei Steighilfe-Höhen. In der „normalen“ Position mit gedrehtem Backen gibt es an der Steighilfe allerdings eine Position, bei der der Hebel nicht ganz umgelegt ist und man den Backen mit der Steighilfe nach hinten schiebt und dann mit dem Schuh unterhalb der Steighilfe steht. Das passiert besonders bei der Bedienung der Steighilfe mit dem Stockteller. Nutzt man die Steighilfe, ohne den Backen zu drehen, rastet diese (gewollt) zwischen die Pins ein. Um sie zu lösen, muss man sich bücken, das geht nicht mit (jedem) Stock.
Fazit
Einfachere, etwas abgespeckte ATK-Tourenbindung, die nicht ganz so überzeugen konnte wie die R12. Bei dem Preisunterschied ist es eine Überlegung wert, sich die R12 anzuschaffen.
- leicht, preiswert
- Stopper entriegelt nicht bei Umstellung von Aufstieg auf Abfahrt, ungünstige Steighilfe-Position möglich
Worauf muss ich als Einsteiger bei Skitouren-Schuhen achten? Kann ich die Größe von meinen normalen Schuhen übertragen?
Wie vorhin schon angedeutet, ist ein gut passender Skischuh notwendig, um mit Genuss auf Skitour zu gehen. Hier muss man wirklich probieren, welcher Schuh passt. Nicht nur die Größe ist entscheidend, sondern auch die Fußform.
Zudem muss auch hier ein guter Kompromiss zwischen Leichtigkeit im Aufstieg und Stabilität bei der Abfahrt gefunden werden. Und Stabilität heißt letztlich immer auch Gewicht.
Als einsteigergeeignete Allround-Modelle könnte man hier den Scarpa Maestrale / Gea, den Tecnica Zero G oder den Scott Celeste / Cosmos nennen pder auch den Dynafit Seven Summit und den Salomon S/Lab MTN.
Bleiben die Felle: Was muss ich hier als Einsteiger wissen?
Hier kann man sich überlegen, ob man sich ein klassisches Klebefell oder ein Haftfell zulegt. Letzteres funktioniert, muss aber gepflegt werden, sonst fallen sie vom Ski. Wenn man sich entgegen der üblichen Praxis die Felle getrennt vom Ski zulegt, muss man zudem darauf achten, dass das Spann- bzw. Befestigungssystem des Fells zum Ski passt. Außerdem muss das Fell so geschnitten sein, dass nur die Kanten des Skis freiliegen, der Belag aber komplett vom Fell abgedeckt ist.
Wie man es dreht und wendet, es erfordert einiges an Geld und Energie, bis man seine erste eigene Tour gehen kann. Lohnt sich das denn wirklich? Kann man nicht einfach auf der Piste bleiben und hier Spaß haben? Oder, wenn man den konditionellen Aspekt dabei vermisst, zum Langlaufen gehen? Was macht für Dich die Faszination Skitourengehen aus?
Zum Finanziellen: Man darf nicht vergessen, wie teuer Alpin-Skifahren ist. Gehen wir rechnerisch mal von 50 Euro pro Skitag aus, dann sind 1.000 Euro für die Skitourenausrüstung nach 20 Touren-Tagen reingeholt. Ab da lohnt es sich finanziell, umgestiegen zu sein.
Ich finde die Kombination aus sportlicher Betätigung, Training und Abfahrtsspaß einfach schön. Dieses gleichmäßige bergauf gleiten bringt mich oft in eine Art meditativen, sehr entspannten Zustand. Dabei kann ich - im Gegensatz zum Biken - das Tempo immer so regulieren, dass ich in dem Anstregungssbereich bleibe, der gerade zu mir passt.
Außerdem ist es eine Natursportart, man spürt die Elemente, den Wind, die Kälte, die Sonne unmittelbar und erlebt wenn man Glück hat und weiß, wann und wo man am besten unterwegs ist, Einsamkeit am Berg.
+++ Aus aktuellem Anlass haben wir unser oben stehendes Interview für Skitouren-Anfänger mit Olaf Perwitzschky aus dem Winter 2019/20 um einige spezielle Fragen für den Corona-Winter 2020/21 ergänzt (Szand 28.12.2020). +++
Naturverträgliche Skitouren sind angesichts der Schneelage in Bayern derzeit (Ende Dezember) kaum möglich. Als Local bist Du aktuell viel auf den beschneiten Pisten in Skigebiet Garmisch unterwegs. Wie empfindest Du die Situation vor Ort? Ist das von einigen befürchtete Chaos wegen eines Massenansturms von Tourengeher(-Anfänger)n eingetreten?
Ich war bzw. bin tatsächlich auch aus beruflichen Gründen (z.B. für unseren Test von Skitourenhosen in ALPIN 03/2021) relativ viel dort unterwegs. Aus meiner persönlichen Sicht: An zwei Tagen war auf den Parkplätzen und im unteren, schnell erreichbaren Bereich der Pisten relativ viel los, weil neben den Tourengehern auch Touristen und Familien mit Schlitten Schneevergnügen gesucht haben.
Wenn man dann eine Piste z.B. die am Hausberg aufsteigt, wird es von der Personenzahl her überschaubar, die Tourengeher verteilen sich gut, der Abstand kann gewahrt werden. Das ist mit einem normalen Pistentag von der Masse der Menschen überhaupt nicht zu vergleichen.
Von einem Chaos kann daher bislang in meinen Augen nicht die Rede sein. Das liegt vielleicht auch an den 15 Euro Parkgebühr, die auf den Parkplätzen der Hausbergbahn und der Alpspitz-/Kreuzeckbahn seit Kurzem erhoben werden. Das empfinde ich zwar als eine Spur zu teuer, die Erhebung von Gebühren und das Aufrechterhalten der Infratstruktur vor Ort halte ich dennoch für die weit bessere Lösung als das Vorgehen im Allgäu, wo Parkplätze in Skigebieten einfach gesperrt werden, um Menschen von den Pisten fernzuhalten.
Wegen des ruhenden Skibetriebs sind in diesem Winter Pisten vorerst nicht präpariert. Sind sie denn damit überhaupt noch speziell für Anfänger geeignet? Habe ich nicht mit ähnlichen Gefahren zu rechnen wie im freien Skigelände?
Zunächst: In Garmisch wird schon ab und an präpariert. Und Pistensperrungen während der Präparation sind unbedingt zu beachten! Insgesamt darf man natürlich nicht mit einwandfrei präparierten Pisten rechnen und muss entsprechend aufmerksam und defensiv abfahren. Wenn Schneekanonen laufen, sollte man zudem bedenken, dass der Kunstschnee je nach Temperatur stark bremsen kann. Darauf muss man sich in der Abfahrt einstellen. Im allgemeinen bliebt es aber dabei, dass Anfänger auch aus skifahrerischen Gründen auf Pisten gut aufgehoben sind.
Diese Regeln sollten Wintersportler*innen beachten
DAV: Acht Appelle für Pistenskitouren im Corona-Winter
Abstand halten
Halte großen Abstand zu anderen! Reduziere Kontakte sowohl bei der Anreise als auch vor Ort.
Hier geht's zur Galerie
Du empfiehlst Anfängern, die sich ins freie Skigelände wagen wollen, Kurse. Diese sind aber in diesem speziellen Winter vorerst wegen der Corona-Maßnahmen am Berg nicht möglich. Dafür gibt es Anbieter, die derlei Kurse als Online-Seminar anbieten (z.B. das "Lawinencamp Bayern"). Hältst Du es für möglich, dass man sich online für den Ernstfall schulen lassen kann?
In theoretischer Hinsicht kann man sich natürlich durch Fachzeitschriften wie ALPIN, Lehrbücher oder auch durch Online-Seminare und Video-Konferenzen auf das Thema vorbereiten.
Eine vollumfängliche Lawinenausbildung mit Risikomanagement, Lawinenverschüttetensuche usw. kann auf diese Weise aber meines Erachtens nach nicht stattfinden.
0 Kommentare
Kommentar schreiben