Hohe Ziele von der Schweiz bis Osttirol

10 Hochtouren-Klassiker in den Alpen

Touren an den hohen Bergen verändert sich in Zeiten des Klimawandels rasant – selten zum Besseren. Diese zehn Gipfelziele zwischen Tauern und Mont Blanc sind bei geschickter Planung und Routenwahl noch immer gut machbar. Außerdem zählen sie zu den schönsten Hochtouren der Alpen!

10 Hochtouren-Klassiker in den Alpen
© IMAGO / Alexander Rochau

Unsere zehn Hochtouren-Klassiker in den Alpen

Erfolgreiches, genussreiches und sicheres Bergsteigen – besonders im hochalpinen Bereich – verlangt seit jeher Geduld, sorgfältige Planung und solide Vorbereitung, Flexibilität und auch das Glück zur rechten Zeit am rechten Fleck zu sein. Mit den klimatisch bedingten Veränderungen der Gegenwart gilt dies mehr denn je. Geblieben ist aber nach wie vor eine weiterhin große Zahl herrlicher Touren. 

1. Hochtour auf den Großvenediger (3.660 m) in den Hohen Tauern

Der Großvenediger ist die beherrschende Firngestalt in der langen Kette der Hohen Tauern. Obwohl allseits bestens erkennbar, ist er doch abgelegen: Der Zugang aus dem Pinzgau durch das Obersulzbachtal zieht sich reichlich in die Länge, so dass die meisten Bergsteiger:innen auf das Shuttle-Taxi zur Materialseilbahn der Kürsinger Hütte zurückgreifen.

<p>Die letzten Meter auf dem schmalen Grat zum Gipfel.</p>

Die letzten Meter auf dem schmalen Grat zum Gipfel.

© IMAGO / imagebroker

Trotz Gletscherschwund ist der Großvenediger allseits von weiten Gletscherfeldern umgeben und übt eine magische Anziehungskraft aus. Ein gutmütiger, aber doch ein Traumberg. Die Route auf die "weltalte Majstät" ist eine hochalpine Gletschertour, bei guten Bedingun­gen ohne technische Schwierigkeiten. Die große Kluft unter der Venedigerscharte kann die Begehung erheblich erschweren. Am besten im Vorfeld Erkundigungen auf der Hütte einholen! Der Gipfelgrat ist schmal und ausgesetzt, aber kurz und flach.

Welches Schuhwerk für hochalpines Gelände geeignet ist, erfahrt ihr in unserer Fotogalerie:

2. Hochtour auf den Schwarzenstein (3.369 m) in den Zillertaler Alpen

Perfekt für die ersten Schritte ins Hochgebirge eignet sich der gemächliche Anstieg von der Berliner Hütte über das Schwarzensteinkees auf den Schwarzenstein. Am Gipfel angelangt, schweift der Blick nahezu endlos über Tauern, Dolomiten und die Zillertaler Nachbarn bis hinaus zu Kaiser und Karwendel. Die Gipfel rund um das Zillertal genießen vor allem dank ihrer schönen (und rassigen) Grat­anstiege einen ausgezeichneten Ruf in alpinen Kreisen.

Mittendrin in diesem steilen Furioso macht der Schwarzenstein eine gemächliche Ausnahme, die vor allem von Einsteigern sehr geschätzt wird. Schon der Zustieg ist ein Erlebnis: Durch den malerischen Zemmgrund mit seinen Felsmonolithen und dem rauschenden Gletscherbach gelangt man zur altehrwürdigen Berliner Hütte. In diesem Museum aus der alpinen Gründerzeit muss man einmal übernachtet haben.

<p>Bergsteiger am Gipfelgrat des Schwarzenstein.</p>

Bergsteiger am Gipfelgrat des Schwarzenstein.

© IMAGO / imagebroker

Andertags geht es über herrliche Plattenwege und Steige hi­­nauf zum Schwarzensteinkees. Der sanfte Gletscher erreicht kaum einmal die 30-Grad-Marke und auch die Spaltengefahr hält sich weitgehend in Grenzen. Erst ganz zum Schluss heißt es den höchsten Punkt über etwas mühsames Blockwerk zu erkraxeln. Wer ein bisschen Zeit mitbringt, steigt am besten nicht gleich wieder zur Berliner Hütte ab, sondern nächtigt gerade einmal 300 Meter unter dem Gipfel auf Südtiroler Seite in der modernen Schwarzensteinhütte, um dort Sonnenuntergang und -aufgang zu genießen und erst am nächsten Tag ganz gemütlich abzusteigen.

3. Der Olperer-Nordgrat (3.476 m) in den Zillertaler Alpen

Als höchster Gipfel der dem Zillertaler Hauptkamm vorgelagerten Tuxer Berge strotzt der Olperer nur so vor Präsenz. Seine Grate sind das Pfund, mit dem der Olperer wuchert. Besonders beliebt ist die Olperer-Überschreitung. Hätte man nicht die Hälfte der Gletscher unter dem Olperer zum höheren Frommen des Massentourismus verdrahtet, man müsste ihm schlichtweg das Prädikat Traumberg verleihen.

<p>Wie man es auch dreht und wendet: Der Olperer drängt sich immer ein bisschen in den Vordergrund.</p>

Wie man es auch dreht und wendet: Der Olperer drängt sich immer ein bisschen in den Vordergrund.

© IMAGO / Panthermedia

4. Über den Jubiläumsgrat auf die Wildspitze (3.770 m) in den Ötztaler Alpen

Sie ist weder besonders wild, noch spitzt die Wildspitze besonders keck in den Tiroler Himmel. Vielmehr überragt ihr 3770 und 3768 Meter hoher Doppelgipfel das an Dreitausendern wirklich nicht arme Ötztaler Gletschermeer herrschaftlich um mehr als eine Haupteslänge – höher kann man in Tirol nicht steigen.

<p>Die Wildspitze: Höher kann man in Tirol nicht steigen!</p>

Die Wildspitze: Höher kann man in Tirol nicht steigen!

© IMAGO / Eibner Europa

Die Königstour an der Wildspitze ist zweifellos der Nordost- oder Jubiläumsgrat. Eine feine Firn- und Eisschneide, die infolge der Klimaerwärmung zwar auch von ausgeaperten Felspassagen unterbrochen wird, aber verglichen mit anderen benachbarten Routen immer noch vieles von ihrem ursprünglichen Charakter bewahrt hat.

Besondere Vorsicht ist beim Abstieg über den Klettersteig vom Mitterkarjoch auf die Reste des Mitterkarferners geboten, denn die steile Abstiegsrinne ist weitgehend ausgeapert und dem Steinschlag ausgesetzt. Am besten im Vorfeld Erkundigungen bei der Breslauer Hütte einholen und ggf. eine alternative Abstiegsroute wählen.

Welche Ausrüstung auf jeder Hochtour dabei sein sollte erfahrt ihr hier:

5. Hochtour auf den Piz Morteratsch (3.751 m) in der Bernina

Der Piz Morteratsch ist eine Burg von einem Berg, sein breites weißes Gipfel­dach ruht auf einem mächtigen, dunklen Felssockel. Begehrt ist der 3751 Meter hohe Berg vor allem wegen seines fantastischen Blicks auf den eleganten Bianco­grat, der sich direkt gegenüber himmelwärts schlängelt. Dank des "neuen Normalwegs" eine abwechslungsreiche und sichere Hochtour.

<p>Perfekter Logenplatz: der Piz Morteratsch.</p>

Perfekter Logenplatz: der Piz Morteratsch.

© IMAGO / imagebroker

Stützpunkt ist die Bovalhütte, von der sich nur noch früh in der Saison gut über den Gletscher zum Gipfel steigen lässt. Später im Jahr, wenn am Vadrettin da Tschierva zunehmend das Blankeis zum Vorschein kommt, hat der lokale Bergführerverein einen direkten Zugang aus der Fuorcla da Boval über einen Felsgrat zur Gipfelkalotte des Piz Morteratsch gangbar gemacht. Eine beispielhafte Initiative!

6. Die Überschreitung des Piz Palü (3.899 m) in der Bernina

Wahrlich einzigartig ist der Piz Palü unter den Gletscherbergen der Ostalpen. Genau 101 Meter fehlen ihm zwar zum Viertausender, nichtsdestoweniger besticht er durch westalpine ­Dimensionen, die Wucht seiner drei Nordwandpfeiler und den feinen Gratsaum, der über seine drei Gipfel verläuft. Die Palü-Überschreitung bietet alles, was ein Bergsteiger:innen Herz begehrt: beeindruckende Gletscher, schmale Grate und endlose Aussicht.

<p>Luftig hoch 10: Der berühmte Biancograt.</p>

Luftig hoch 10: Der berühmte Biancograt.

© IMAGO / agefotostock

Freilich schwitzen auch die Berninagletscher in der Klimaerwärmung, die Verhältnisse am Berg ändern sich ständig. Gerade die Routenführung durch die Bruchzone des Persgletschers und über die anschließende Flanke auf die Ostschulter ist starken Schwankungen unterworfen. Hier gilt: Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Dem landschaftlich höchst abwechslungsreichen Anstieg auf den Ostgipfel folgen der spannende Gang über die teilweise ausgesetzten Gipfelgrate und der abschließende Abstieg über den felsigen Fortezzagrat – rundum eine Traumtour, die in keinem Tourenbuch fehlen darf.

Für Hochtouren braucht's einen entsprechenden Begstiefel. Steigeisenfest, bequem und idealerweise mit eingebauter Gamasche gegen Schnee und Eis: Wir haben zehn Bergschuhe für Berg- und Hochtouren getestet:

Produkttest 2023: steigeisenfeste und bedingt steigeisenfeste Bergstiefel
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7. Über den Stüdlgrat auf den Großglockner (3.798 m) in den Hohen Tauern

Der Großglockner als höchster Gipfel Österreichs ist für sich genommen bereits ein sehr attraktives Ziel. Die imposante Form dieses Berges, seine Höhe, die fantastische Rundumsicht und die Fülle an interessanten Anstiegswegen machen ihn zu einem der begehrtesten Gipfel der Ostalpen.

<p>Traumziel für Alpinisten: Der Großglockner.</p>

Traumziel für Alpinisten: Der Großglockner.

© IMAGO / imagebroker

Der lange Felsgrat beginnt oberhalb des Sporns mit der Stüdlhütte und zieht auf gut 500 luftigen Höhenmetern direkt zum Gipfel hinauf. Die Schwierigkeiten überschreiten nirgends den III. Grad, Eisenstangen und Bohrhaken sichern die Kletterei ab und seit einigen Jahren befinden sich an den Schlüsselstellen sogar Drahtseile.

Diese 4000er in den Alpen gehören in jedes Hochtourenbuch:

8. Über die Cosmiques-Route auf den Mont Blanc (4.809 m)

Eine Tour auf den Mont Blanc, den höchsten Berg der Alpen, ist und bleibt gigantisch. Auf der Cosmiques-Route entzerrt sich der Andrang meist. Allerdings braucht es für diesen Aufstieg Können und ordentlich Kondition.

<p>Mont Blanc: Eine Tour auf den höchsten Berg der Alpen ist und bleibt gigantisch. </p>

Mont Blanc: Eine Tour auf den höchsten Berg der Alpen ist und bleibt gigantisch.

© Imago / Westend61

9. Hochtour auf den Ortler (3.905 m)

Mit 3905 Metern ist der Ortler der höchste Berg Südtirols. Drei markante Grate ziehen zum Gipfel hinauf. Auf seiner Nordwestabdachung sitzt eine mächtige Eiskappe. Heikel sind am exponierten Ortler-Massiv die rasanten Wetterstürze. Komplette Hochtourenausrüstung ist erforderlich. Der mittelschwere bis schwere Normalweg von der Payerhütte verläuft über Fels (III- UIAA, wenige Sicherungshaken und -stangen) und Eis (bis 40 Grad).

<p>Mit 3905 Metern ist der Ortler der höchste Berg Südtirols.</p>

Mit 3905 Metern ist der Ortler der höchste Berg Südtirols.

© picture alliance / Westend61

10. Hochtour auf den Gran Paradiso (4.061 m) in den Grajischen Alpen

Einen der einfacheren Viertausender der Alpen erreicht man in einer herrlichen Zweitagestour oder einen eintägigen Gewaltmarsch: Zunächst geht es fast gemütlich aufs Rifugio Vittorio Emanuele, dann über Gletscher und einen Felsgrat zur Gipfelmadonna – dünne Luft über dem Aostatal.

<p>Noch ein weiter Weg: Lange zieht die Route über den Gletscher bis zum Gipfel.</p>

Noch ein weiter Weg: Lange zieht die Route über den Gletscher bis zum Gipfel.

© IMAGO / Mattias Christ

Auch ohne die magische Zahl Vier am Beginn der Gipfelhöhe wäre der Gran Paradiso ein fantastischer und für viele Bergsteiger begehrenswerter Berg im Herzen des gleichnamigen Nationalparks. Er ist es umso mehr, da es sich eben wirklich um einen Viertausender handelt.

12 Hüttentipps für das ganze Jahres haben wir in dieser Bildergalerie für euch zusammengestellt:

Text von Robert Demmel

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