10 aktuelle Modelle mit Gamaschen für Fels und Eis getestet

Hochtourenstiefel: Die besten 10 Modelle im Test

Leichte, technische und im Idealfall auch noch komfortable Bergstiefel sind der Wunsch aller Bergsportler:innen auf langen, anstrengenden Touren. Wir haben zehn Top-Schuhe für Berg- und Hochtouren im großen ALPIN-Test unter die Lupe genommen.

Bergstiefel: 10 Modelle mit Gamaschen für Fels und Eis getestet
© Birgit Gelder

Bergstiefel im Test: Die Evolution des Bergstiefels

Die Evolution von Bergschuhen schreitet schon lange voran. Es ist eine der fundamentalsten Entwicklungen bei der Ausrüstung für Alpinist:innen. Noch in den 1980er Jahren waren Bergschuhe aus (schwerem) Leder, meist zwiegenäht und klobig. Oder aus Plastik und extrem steif. 

<p>Zeigt her eure Stiefel ... die Test-Crew im Schnee.</p>

Zeigt her eure Stiefel ... die Test-Crew im Schnee.

© Birgit Gelder

Über die Jahre wurden sie dann immer leichter, technischer und spezieller. Neue Materialien und veränderte Ansätze haben dies möglich gemacht. Seit einigen Jahren sind Bergschuhe mit integrierter Gamasche angesagt. Scarpa hat mit dem Ribelle Tech 2017 eine neue Evolutions­stufe eingeläutet. Leicht, einfach in der Handhabung, technisch. Aber auch fast ohne Dämpfung. Lange Abstiege konnten so zur Tortur werden.

Warum braucht man integrierte Gamaschen?

Man könnte sie doch einfach anziehen, wenn nötig. Das ist grundsätzlich richtig. Aber sie sollen nicht nur Schnee aus dem Schuhinneren halten. Auch weniger Steinchen gelangen hinein, die Schnürung ist abgedeckt und man kann sich nicht mehr in den Schnürriemen verheddern.

Vor- und Nachteile des Boa-Verschlusses

Zeitgleich mit der integrierten Gamasche hat eine andere Technologie die Entwicklung der Bergschuhe massiv vorangetrieben: Der Boa-Verschluss, also der Drehverschluss, der an manchen Schuhen die Schnürung ersetzt.Der ist einfach in der Handhabung, sehr effektiv und verteilt bei richtiger Platzierung den Druck sehr homogen auf den Fuß. Unterwegs kann man die "Schnürung" in Sekundenschnelle anpassen, ohne langes Gefummel.

<p>Der Mammut Taiss Pro High GTX wird ausschließlich über die zwei Boa-Systeme geschlossen. </p>

Der Mammut Taiss Pro High GTX wird ausschließlich über die zwei Boa-Systeme geschlossen.

In unserem Test haben vier Modelle einen solchen Boa-Verschluss. Bei allen anderen Schuhen ergänzt ein Klett-Verschluss am Schaft das Boa-System. Skeptiker sehen in letzterem einen potenziellen Schwachpunkt. Klar, kaputtgehen darf der Dreh-Verschluss auf Tour nicht, sonst lässt sich der Schuh nicht mehr schließen. Aber die Systeme sind inzwischen so ausgereift, dass sie in der Regel keinen Schwachpunkt darstellen.

Bergstiefel: So haben wir die Stiefel mit Gamaschen für Frauen und Männer getestet

Wir haben alle Schuhe in der angegebenen Größe auf einer Präzisionswaage gewogen. Außerdem wurden sie auf ihre Isolierfähigkeit hin getestet. Dafür befüllten wir die Schuhe mit heißem Wasser (mittels einer Plastiktüte im Inneren). Nach einer definierten Zeit wurde mit der Profi-Thermokamera eine Messung gemacht, sowohl von unten (Sohle) als auch von oben.

<p>Thermo-Index: Auf  der Skala sieht man, wie gut (blau) oder schlecht (rot) die Sohle isoliert ist. </p>

Thermo-Index: Auf der Skala sieht man, wie gut (blau) oder schlecht (rot) die Sohle isoliert ist.

Danach mussten alle Schuhe zeigen, was sie im Fels und im Schnee/Eis können. ­Verschiedene Tester:innen waren mit den Schuhen unterwegs und hielten ihre Eindrücke auf einem Fragebogen fest.

Worauf sollte ich beim Kauf von Bergstiefeln achten?

  • Schaftabschluss: Da man die Schuhe ja im Schnee einsetzen und sich eine zusätzliche Gamasche sparen will, sollte der Schaft gut abschließen.

  • Gamasche: Die integrierten Gamaschen müssen viel können: Sie sollen robust und wasserdicht sein, gleichzeitig aber nicht zu steif (oben) und atmungsaktiv.

  • Schnürung: Für die sehr variablen Einsatzbereiche ist es gut, wenn auch die Schnürung variabel ist. Mal locker, wenn nötig, aber so, dass die Ferse gut fixiert ist.

  • Profil: Bergschuhe brauchen ­einen guten Grip! Ein grob­stolliges, nicht zu flaches Profil wiegt zwar, ist aber Pflicht.

Passform und Abrollverhalten von Bergstiefeln

Einmal am Fuß und mit einer wie auch immer gearteten Schnürung geschlossen, entscheiden Passform und Abrollfähigkeit über das Wohl und Wehe eines ­Bergschuhs. Und hier muss man ganz klar sagen: Wow! Was die meisten der steigeisenfesten oder bedingt steigeisenfesten Schuhe hier bieten, hat mit dem (alten) (Nicht-)Komfort eines Bergschuhs nichts mehr zu tun.

<p>Wie verhalten sich die Schuhe am Fels?</p>

Wie verhalten sich die Schuhe am Fels?

© Birgit Gelder

Der La Sportiva wie der Mammut rollen (fast) so ab, als hätte man einen bequemen Wanderschuh an den Füßen. Auch der Scarpa spielt hier ganz vorne mit. Und bei den steigeisenfesten Modellen überrascht der Asolo mit einem runden, harmonischen Abrollverhalten. Und selbst der Lowa, optisch eher ein Expeditions­stiefel lässt sich noch gut gehen.

Steife Sohle gleich besserer Halt?

Die mit Abstand steifste und am geringstem aufgebogene Sohle hat der Zamberlan Zarathustra GTX RR Boa. Solange man im Schnee unterwegs ist, geht das gut. Will man jedoch auf harten Untergründen gehen, ist das wenig komfortabel. Zum Eisklettern wiederum ist eine steife Sohle von Vorteil. Denn so spart man Kraft beim Stehen auf den Frontzacken.

Ist die Sohlenkonstruktion jedoch zu weich, biegt sich der Schuh durch und man steht deutlich unsicherer. Ähnliches gilt fürs Klettern am Fels. Kleine Leisten brauchen eher steifere Sohlen und im Idealfall auch eine flache Sohlenkonstruktion. Dann hat man am meisten Gefühl und steht sicher. 

Die beste Performance hier liefert der Grepon von Millet. Er klettert sich sehr angenehm (kein Wunder, bei dem Namen) und ist von der Steifigkeit der Sohle ideal ausgewogen – hat aber fast keine Dämpfung. Fürs Klettern gut, für lange Abstiege kann das zur Qual werden.

Hier findet ihr den Produkttest mit den 10 getesteten Bergstiefeln der Saison 2023. Klickt auf das Produktbild für eine Großansicht:

Test-Fazit: Welcher Bergstiefel empfiehlt sich für welche Tour?

Der La Sportiva Aequlibrium Top GTX ist ein Hochtouren-Allrounder und vereint die meisten positiven Eigenschaften auf sich. Er ist einfach in der Bedienung, komfortabel, gut gedämpft, nicht zu teuer und darum auch unser Testsieger

Komfort-Tipps gibt es diesmal zwei: einen bei den bedingt steigeisenfesten Schuhen, den Aku Croda DFS GTX, der eine breite Passform und eine gute Dämpfung hat. Bei den steigeisenfesten Schuhen bietet der Asolo Eiger XT Evo GV für so einen festen Schuh wenig Gewicht aber viel Gehkomfort.

Weiterhin ist der Lowa Alpine Ice GTX der Schuh, der in Summe (Oberschuh und Sohle) am besten isoliert und damit besonders für Winteraktivitäten geeignet ist – unser Kälte-Tipp. Und zuletzt geht der Gewichts-Tipp an den Millet Grepon Carbon Pro GTX, der extrem leicht ist und vor allem im Fels zeigt, was er kann.

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