Onlinetagebuch: Nepalreise "Auf den Spuren von Sir Edmund Hillary"

Volleyball-Länderspiel auf drei-acht

Von 06. bis 08. Mai wanderten die Teilnehmer der Hauser-Trekkingruppe weiter "Auf den Spuren Sir Edmund Hillarys" von Namche Bazar über Khumjung bis zu berühmten Kloster in Tengpoche. Und vertrieben den dichten Nebel durch ein Volleyballspiel auf 3.800 Metern über dem Meeresspiegel...

Volleyball-Länderspiel auf drei-acht
<p>Dicke Suppe: Nebel beim Schulbesuch in Khumjung.</p>

Dicke Suppe: Nebel beim Schulbesuch in Khumjung.

Der Schulhof ist wie ausgestorben. Dichter Nebel liegt über dem wenige Fußballfelder großen Areal. Der Generalstreik, den die nepalesischen Maoisten organisiert haben, um die Regierung aus dem Amt zu jagen, lähmt nicht nur die Hauptstadt Kathmandu. Selbst in dem Bergdorf Khumjung ist der Schulbetrieb zum Erliegen gekommen.

1960 von Sir Edmund Hillary als erste Schule im Khumbu-Gebiet gegründet, ist die hiesige Lehranstalt seit 1982 eine High School und heute eine der modernsten und am besten ausgestattete in der Umgebung. Der Unterricht erfolgt fast durchgängig in der Weltsprache Englisch. Viele gehen nach ihrem Abschluss an die Universität in Kathmandu und kommen danach als Lehrer, Krankenschwester, Arzt oder Umweltarbeiter zurück, um die Entwicklung in der Region voranzutreiben. An einem normalen Schultag in Khumjung unterrichten 18 Lehrer fast 300 Schüler.

<p>Nepal vs. Germany: Volleyball-Länderspiel auf drei-acht.</p>

Nepal vs. Germany: Volleyball-Länderspiel auf drei-acht.

An diesem Tag jedoch sind die Klassenzimmer, durch die uns Mahendra Khatet, der Direktor der Schule, führt, verwaist. Nur auf dem Volleyball-Feld schlagen einige Jugendliche recht lustlos Bälle über das tief hängende Netz. Wir sind durch die heutige Tagesetappe noch nicht ausgelastet und fragen, ob wir ein bisschen mitspielen dürfen.

Der Starschuss für ein denkwürdiges deutsch-nepalesisches Volleyball-Länderspiel auf 3.800 Metern Höhe mit spektakulären Ballwechseln, waghalsigen Hechtsprüngen auf dem harten sandigen Boden und viel Lachen auf beiden Seiten des Netzes. Das Match ist die Tagesattraktion in Khumjung, wo einige Hundert Menschen leben. Nach und nach kommen immer mehr Nepalis zusammen, um am Rande des Feldes zuzusehen. Der Nebel lichtet sich während des Matches und zum Schluss sind endlich die umliegenden eisigen Gipfel zu sehen.

Zur Fotogalerie des Artikels klicken Sie auf diesen Link. Daran war zu Anfang des Tages kaum zu denken. Während des Fußmarsches von Namche Bazar zum Krankenhaus nach Khunde, der ersten Station der Tagesetappe, zog der Himmel immer mehr zu und wir wanderten inmitten dunkel-grauer Nebelschwaden. Im 1966 von Sir Edmund gegründeten Krankenhaus erwartet uns Dr. Kami Temba Sherpa, der 2009 mit seinem kleinen Team über 7.000 Patienten behandelte. Vergangenes Jahr kamen 115 Trekker in die Klinik, die pro Untersuchung 50 US-Dollar bezahlen mussten. Einheimische werden dagegen - auch dank der Hilfe des Himalayan Trust - mit einer Gebühr von 20 Rupies (etwa 20 Cent) nahezu umsonst behandelt.

<p>Wichtig für die medizinische Versorgung: das Krankenhaus in Khunde.</p>

Wichtig für die medizinische Versorgung: das Krankenhaus in Khunde.

Die Klinik ist mit mitteleuropäischen Standards nicht zu vergleichen. Die Räumlichkeiten sind schlicht, die medizinischen Gerätschaften wie Röntgen- und Ultraschallapparate sind nicht die neuesten. Dennoch schaffen es Dr. Kami Temba Sherpa und sein Team in den meisten Fällen die notwendige Hilfe zu leisten, bringen gesunde Kinder auf die Welt, impfen gegen Polio, Hepatitis B und andere Krankheiten, behandeln Auswirkungen der Höhenkrankheit, heilen Knochenbrüche, Atemwegserkrankungen und vieles mehr. Wem hier nicht geholfen werden kann, wird mit dem Helikopter ausgeflogen.

Ein meditatives Klangerlebnis

Einen Helikopter wünschen sich manche aus unserer Gruppe auch am nächsten Tag, an dem wir - wiederum in dichtem Nebel - von Khumjung in vielen Schleifen steil hinauf zum Kloster Tengpoche (3867 m) wandern. Das ursprüngliche Kloster wurde 1989 durch einen Brand zerstört. Mittlerweile ist es aber (fast) in altem Glanz wieder aufgebaut Auch hier hat der Himalayan Trust geholfen und die Wiederherstellung des Daches finanziert.

In dem Kloster leben, arbeiten und meditieren buddhistische Mönche. Die meisten Nepali, etwa 80 Prozent, sind Hinduisten. Im hohen Bergland leben jedoch viele buddhistische Sherpas, die entweder selbst oder deren Vorfahren über einen Pass aus Tibet herübergeflohen sind. Viele Nepali pflegen auch animistische und schamanistische Traditionen. Eigentlich sind es nur Beobachter von außen wie wir, die den Drang verspüren, zwischen den Glaubensrichtungen genau zu unterscheiden. Für die Menschen hier sind die Grenzen fließend. Manche sind hinduistisch schamanistische Buddhisten. Oder auch animistisch buddhistische Hinduisten. Die Nepali glauben, was sie glauben, ohne sich Gedanken zu machen, welchem theologischen Gedankengebäude einzelne Versatzstücke ihres Glaubens ursprünglich entstammen.

Die rotgewandeten Mönche der Klosteranlage in Tengpoche zumindest sind tibetische Buddhisten. Wir dürfen an einer nachmittäglichen Zeremonie im reich geschmückten Gebetsraum des Klosters teilnehmen. So richtig klar ist uns nicht, was vor sich geht. Durch den tiefen Klang eines Muschelhorns zusammengerufen, betritt eine Handvoll Mönche den kaum beleuchteten Saal und lässt sich in Meditationshaltung nieder. Ein einzelner Mönch nimmt in Blickrichtung einer meterhohen goldenen Buddha-Staue am Kopfende des Raumes Platz und schlägt im Abstand von wenigen Sekunden ein Paar Zimbeln aneinander. Im Takt dieses Rhythmus' rezitieren die Mönche unterschiedliche Mantren und wiegen dabei kaum merklich ihren Oberkörper hin- und her. Ein meditatives Klangerlebnis, das manche der anwesenden Touristen langweilt, viele aber in seinen Bann zieht. Ein Ort der Ruhe, ein Ort der Besinnung, ein Ort des Friedens: Das ist das Kloster in Tengpoche für den, der sich der Kraft dieser Stätte zu öffnen vermag.

Text und Bilder: Holger Rupprecht

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Seit 1990 unterstützt Hauser aktiv die Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland durch großzügige Spenden für Infrastruktur-Projekte in Nepal. www.sir-edmund-hillary-stiftung-deutschland-ev.de

Der Nepalhilfe Beilngries kann auf 15 Jahre soziales Engagement im Königreich Nepal zurückblicken. Sie unterstützt Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe geben sollen: www.nepalhilfe.org