Onlinetagebuch: Nepalreise "Auf den Spuren von Sir Edmund Hillary"

Auftakt in Kathmandu

2008 starb Edmund Hillary und stürzte nicht nur die Bewohner seines Heimatlandes Neuseeland in tiefe Trauer. Auch in Nepal beweinten Millionen den Tod eines Mannes, der durch kraftvolles Engagement viele soziale Projekte in der Region initiierte. Vom Charisma des Everest-Erstbesteigers inspiriert, widmet sich auch der Eigentümer von Hauser Exkursionen, Manfred Häupl, seit Jahren dem Wohl der armen Bergbevölkerung des Himalya-Staates. Derzeit befindet sich der 2. Vorsitzende der deutschen Sir-Edmund-Hillary Stiftung mit einer Trekkinggruppe in Nepal. Unser Online-Redakteur Holger Rupprecht ist mit dabei und berichtet hier von seinen ersten Eindrücken...

Auftakt in Kathmandu
<p>Hat gut lachen: Die Reisegruppe mit June Hillary und Ang Rita Sherpa vor dem Gebäude des Himalayan Trust.</p>

Hat gut lachen: Die Reisegruppe mit June Hillary und Ang Rita Sherpa vor dem Gebäude des Himalayan Trust.

Was ohne Sir Edmund aus ihm geworden wäre, weiß Ang Rita Sherpa nicht. Vielleicht Bauer, vielleicht Handwerker, vielleicht ein Lasten-Träger. Keinesfalls jedoch ein gut gebildeter, wohl situierter und angesehener Mann, der nicht in seinem Heimat-Dorf schuften muss, sondern uns als "Chief Administrative Officer" des Himalayan Trust in seinem klimatisierten Büro in Kathmandu empfängt und in sehr gutem Englisch über die Geschichte der von Sir Edmund ins Leben gerufenen Stiftung referiert:

"Ich war einer der Ersten, der die von Sir Edmund und seinen Mitstreitern gegründeten Schulen besuchen konnten. Das war 1961 in Khumjung und ich war einfach nur froh, diese Chance zu erhalten." Ang Rita Sherpa nutze die Chance, war einer der besten Schüler in Khumjung und arbeitete sich weiter und weiter nach oben.

Tief bewegt von den ärmlichen Verhältnissen der Bevölkerung, die Sir Edmund während seiner legendären Erstbesteigung 1953 beobachtete, entschloss sich der Neuseeländer, seine ganze Kraft einzusetzen, den Menschen im Everest-Gebiet Bildung und eine gesundheitliche Grundversorgung zu ermöglichen.

Er gründete den Himalayan Trust, mit dessen Spendengeldern. Krankenhäuser und Schulen in der Khumbu-Region gebaut werden konnten. Hillary bezeichnete nicht seine bergsteigerischen Erfolge, sondern diese Hilfe als die wichtigste Leistung in seinem Leben.

Die Erfolge des Himalayan Trust, die Mutterorganisation weiterer internationaler Unterstützerinitiativen wie der deutschen Sir-Edmund-Hillary-Stiftung, sind gewaltig. Vor 1960 gab es keine Möglichkeit, in der unwegsamen Bergregion eine Schule zu besuchen.

"Heute gehen dort nahezu alle Kinder zum Unterricht", erklärt Ang Rita Sherpa, der die weltweiten Spendengelder verwaltet und überwacht, für welche Projekte die Gelder verwendet werden. "Nicht nur der Schulbesuch an sich wird finanziert, auch die Unterrichtsmaterialien sind umsonst bis hin zu Bleistift und Radiergummi."

Auch Hillarys zweite Frau June engagiert sich seit dem Tod ihres Mannes verstärkt im Himalayan Trust, um das Lebenswerk ihres Mannes weiter gedeihen zu sehen. Sie sitzt an diesem Vormittag neben Ang Rita Sherpa und hört wie wir interessiert dessen Ausführungen zu: "Die vom Himalyan Trust gegründeten Krankenhäusen in Paphlu und Khunde gewährleisten die medizinische Versorgung von 35.000 Menschen. Auch das geschieht, ohne dass Kosten für die Bevölkerung entstehen."

Begegnung mit einer Legende

<p>Grande Dame: June Hillary, Witwe von Sir Edmund Hillary.</p>

Grande Dame: June Hillary, Witwe von Sir Edmund Hillary.

Als wir das schöne Haus des Himalayan Trust in Kathmandus Altstadt verlassen und in den gleißenden Sonnenschein hinaustreten, tuckert ein blauer alter VW-Käfer in die kleine Hinterhof-Oase. Auf dem Beifahrersitz eine lebenden Legende: Elizabeth Hawley, die ihr Büro über dem des Himalayan Trust hat. Die inzwischen 86-Jährige lebt und arbeitet seit 1960 in Kathmandu.

Seitdem hat sie in ihrer einzigartigen Himalayan Database mehr als 4.000 Expeditionen und 36.000 Bergsteiger festgehalten und deren Vorhaben dokumentiert. Wir freuen uns ein wenig mit ihr zu plaudern und aus erster Hand den neuesten Stand von Gerlinde Kaltenbrunners und Ralf Dujmovits' Expedition an der Nordseite des Everest zu erfahren. Den blauen Käfer, so verrät sie uns, besitzt sie bereits seit über 40 Jahren!

Am Nachmittag besuchen wir Kathmandus Altstadt. Natürlich sind die Tempel und Stupas, die Plätze und die vielen Menschen es wert, gesehen und bestaunt zu werden. Aber ganz ehrlich: Mir ist das zu anstrengend. Es strengt mich an, stetig Fahrrädern, Motorrädern, Motorrollern, Rikschas, Geländewagen und Taxis ausweichen zu müssen, die hupend und unter ohrenbetäubendem Geknatter und Gehupe in den engen Gassen ihr Recht des Stärkeren einfordern.

<p>Hoffnungslos? Kinder, die weniger Glück haben, lungern auf Müllbergen herum.</p>

Hoffnungslos? Kinder, die weniger Glück haben, lungern auf Müllbergen herum.

Es strengt mich an, mich als reicher westlicher Tourist zu fühlen, der trotz seines Wohlstandes nichts gegen die allgegenwärtige Armut vieler gestrandeter Existenzen in Nepals Hauptstadt ausrichten kann. Es strengt mich an, durch die immense Luftverschmutzung nicht richtig durchatmen zu können.

Nein, für diese Stadt bin ich nicht nach Nepal gekommen. Sondern für die Landschaft, die Berge, den Himalaya. Und genau dort sind wir ab morgen.

Text und Bilder: Holger Rupprecht

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Seit 1990 unterstützt Hauser aktiv die Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland durch großzügige Spenden für Infrastruktur-Projekte in Nepal. www.sir-edmund-hillary-stiftung-deutschland-ev.de

Der Nepalhilfe Beilngries kann auf 15 Jahre soziales Engagement im Königreich Nepal zurückblicken. Sie unterstützt Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe geben sollen: www.nepalhilfe.org