Onlinetagebuch: Nepalreise "Auf den Spuren von Sir Edmund Hillary"

Zähneziehen für zwei Euro fünfzig

Nach den ersten Tagen in Kathmandu sind die Teilnehmer der Hauser-Trekkingreise "Auf den Spuren Sir Edmund Hillarys" in Paphlu (2.450m) im Everest-Gebiet eingetroffen. In den ersten zwei Tage besuchte die 12-köpfige Gruppe das Krankenhaus in Paphlu sowie eine Schule in Loding. Unser Online-Redakteur Holger Rupprecht war mit dabei und berichtet von unterwegs...

Zähneziehen für zwei Euro fünfzig
<p>Nothelfer: Dr. Vijay Bhuhan Dutta kümmert sich um die Kranken in Paphlu.</p>

Nothelfer: Dr. Vijay Bhuhan Dutta kümmert sich um die Kranken in Paphlu.

"Inzwischen sind wir bei der einheimischen Bevölkerung gut bekannt und die meisten begeben sich mit ernsthaften Erkrankungen auf dem schnellsten Weg zu uns. Nur manche gehen noch zum Dorf-Schamanen und kommen erst ins Hospital, wenn es bereits zu spät ist. Manchmal können auch wir dann nichts mehr tun", sagt Dr. Vijay Bhugan Dutta.

Der 27-jährige Nepali hat zunächst in China studiert und wurde dann von der Verwaltung des Himalaya-Staates für zwei Jahre nach Paphlu versetzt, um dort in dem vom Himalyan Trust 1975 gegründeten Hospital zu arbeiten.

Dr. Dutta und seine drei Kollegen stellen mit einer Schar Krankenschwestern die medizinische Versorgung für 25.000 Menschen der Region sicher. "Wir kümmern uns um alles, was anfällt. Die Menschen kommen beispielsweise mit Lungenentzündungen, Erkrankungen der Atemorgane, Knochenbrüchen, Diabetes oder TBC."

Das Hospital, eine Ansammlung einfacher Gebäude, ist direkt in den Hang oberhalb von Paphlu gebaut. In dem kleinen Bergweiler leben ein paar Hundert Menschen. Ein unasphaltierter Weg führt durch den Ort, Mulis stehen in der Sonne, streunende Hunde kläffen und scheuchen ab und an die Hühner auf.

Kleine Kinder spielen Fangen oder üben sich im Seilhüpfen. Ein ruhiges Dorf in den Bergen, in dem man nicht unbedingt ein Krankenhaus erwartet.

<p>Versorgungsstation: Zahnarzpraxis im Hospital von Paphlu.</p>

Versorgungsstation: Zahnarzpraxis im Hospital von Paphlu.

Doch der Flughafen des Ortes, der nicht mehr ist, als eine wenige hundert Meter lange Schotterpiste, bietet die Gelegenheit, schwer Kranke, denen in Paphlu nicht zu helfen ist, nach Kathmandu aus- sowie Medikamente und medizinische Geräte einzufliegen.

Das Krankenhaus hat mehrere Untersuchungszimmer, ein kleines Labor, einen Operations- und einen Kreißsaal, in dem pro Monat bis zu 30 Kinder auf die Welt gebracht werden. Im zahnmedizinischen Behandlungsraum behandelt der Arzt nach unseren Maßstäben zum Spottpreis:

Zähne werden für umgerechnet zwei Euro fünfzig gezogen, eine Füllung schlägt mit zwei Euro zu Buche. Verglichen mit einer einfachen Untersuchung ist aber auch das viel Geld. Die nämlich kostet auch dank der Hilfe der deutschen Sir-Edmund-Hillary-Stiftung gerade mal fünf Cent.

Allzu viele Patienten sind momentan nicht in stationärer Behandlung, doch zum Ende unserer Besichtigungstour eilt eine Schwester heran und bittet Dr. Dutta sofort zu einem dringenden Fall zu kommen. Wir danken dem 27-Jährigen und verabschieden uns.

Ein durchschnittliches Lehregehalt? 100 Euro monatlich

Tags darauf machen wir uns auf einen dreistündigen Fußmarsch zur Schule von Loding, die 1961 vom Himalayan Trust gegründet wurde. 220 Schüler gehen täglich in zerschlissenen Schuluniformen und Sandalen aus den umliegenden Dörfern bis zu einer Stunde in das einfache, weiß gestrichene Gebäude mit blauem Wellblechdach in einem wunderschönen Tal auf fast 2.400 Metern Höhe.

<p>Große Augen: Schüler in Lading.</p>

Große Augen: Schüler in Lading.

Eine gesetzliche Schulpflicht gibt es zwar nicht, doch inzwischen besucht fast jedes Kind die Schule, auch weil Spendengelder aus dem Ausland dafür sorgen, die Kosten für Bücher und Unterrichtsmaterialien sehr gering zu halten.

Allerdings lernen viele Schüler nur wenige Jahre , denn wenn sie kräftig genug für körperliche Arbeit sind, holen die Eltern ihre Sprösslinge oft zum Arbeiten nach Hause, um sie auf den Feldern oder im Handwerksbetrieb mit helfen zu lassen. So sind die unteren Klassen auch bei unserer heutigen Visite deutlich stärker besucht als die höheren.

13 Lehrer unterrichten hier von 10 bis 16 Uhr Fächer wie Mathe, Englisch oder Schreiben. Vergleichsweise verdienen die Pädagogen gut, im Schnitt etwa umgerechnet 100 Euro im Monat. Manche der Lehrer kommen aus den umliegenden Dörfern und sind nach ihrer Ausbildung wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt.

Während uns die Pädagogen das alles im Lehrerzimmer bei Tee und Keksen erzählen, schlägt ein Lehrer eine Glocke. Mittagspause. Die Schüler stürmen lärmend aus den Klassenzimmern, die Jungs spielen Fußball oder Volleyball, die Mädchen schlendern lachend Arm in Arm über den Schulhof und albern herum, andere legen oder setzen sich auf die sonnige Wiese.

<p>Freizitvergnügen: Volleyballspiel in der Mittagspause.</p>

Freizitvergnügen: Volleyballspiel in der Mittagspause.

In der Luft liegt der süßlich-würzige Geruch der umliegenden Weizenfelder, Wälder und blühender Rhododendron-Sträucher. Kein Handy klingelt.

Keine Musik scheppert. Keiner zockt an einer tragbaren Spielkonsole. Die Atmosphäre ist friedlich, fröhlich, entspannt. War schon lange nicht mehr dort, aber wie sieht es eigentlich auf deutschen Schulhöfen in der großen Pause aus?

Text und Bilder: Holger Rupprecht

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Seit 1990 unterstützt Hauser aktiv die Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland durch großzügige Spenden für Infrastruktur-Projekte in Nepal. www.sir-edmund-hillary-stiftung-deutschland-ev.de

Der Nepalhilfe Beilngries kann auf 15 Jahre soziales Engagement im Königreich Nepal zurückblicken. Sie unterstützt Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe geben sollen: www.nepalhilfe.org