2. Newsletter K2 Expedition 2010

Kaltenbrunner und Dujmovits: Akklimatisierung am K2

Gerlinde Kaltenbrunner schickt sich an, die dritte Frau zu werden, die auf allen 14 Achtausendern der Erde gestanden hat. Hierzu fehlt ihr nur noch der K2. Seit ein paar Wochen ist sie zusammen mit ihrem Mann Ralf Dujmovits im K2-Basecamp. In ersten Akklimatisierungstouren rüsten sie sich für die Besteigung. Lesen Sie Ralfs und Gerlindes 2. Newsletter der K2 Expedition 2010.

Kaltenbrunner und Dujmovits: Akklimatisierung am K2

Liebe Freunde,

die letzten Tage sind für uns sehr erfreulich verlaufen. Insgesamt verbrachten wir 4 Tage in der Höhe und durften feststellen, dass unsere Akklimatisation vom Everest erstaunlicherweise noch nicht ganz verflogen war und wir deshalb relativ flott in die Höhe aufsteigen konnten.

Am 08. Juli sind wir vom Basislager auf 4950 m mit Gas und Verpflegung für 4 Tage aufgebrochen. Eigentlich hätte es schon einen Tag früher losgehen sollen, aber Gerlinde’s Magen-Darm-Trakt war mit dem Aufbruch noch nicht ganz einverstanden. Nachdem die Toilettengänge weniger wurden, beschlossen wir am darauffolgenden Tag endlich zu starten. Bei durchgefrorener Schneedecke morgens um 5:00 Uhr standen wir bald am vertrauten Einstieg der Cesen-Route.

Sondieren in der Cesen-Route

Durch die Einstiegsrinne kamen wir gut voran und bald hatten wir die ersten Felsstufen erreicht. Einige Teilnehmer der polnischen Expedition hatten in Lager I auf 5900 m übernachtet und begrüßten uns freundlich. Weiter ging es immer steilere Rinnen hinauf bis wir zum 150 m langen Quergang unter ein Couloir kamen, das zum Platz von Lager II (6300 m) hinaufführt.

Bei erstaunlich wenig Schneeauflage fanden wir die Fixseile der vorjährigen Expeditionen, zum Teil ergänzt von neuen Seilen der Polen. Ohne diese Seile in Anspruch genommen zu haben waren wir nach 6 ½ Stunden am Platz von Lager II. Unsere Zeltplattform hackten wir auf einem vereisten Felsband in 2-stündiger Arbeit aus 40cm dickem Eis heraus.

Nachdem unser Mini-Zelt endlich ordentlich stand und verankert war, wurde es gemütlicher: Ausspannen, Schneeschmelzen und den vertrauten und lange ersehnten Ausblick auf die umliegenden Karakorum-Berge genießen. Leider gab Gerlinde’s daunengefüllte Luftmatte den Geist auf und so war es mit der Gemütlichkeit schnell wieder vorbei. Eine Nacht auf eisiger Unterlage stand ihr bevor.

Um 6:15 Uhr fing die Sonne an das Zeltinnere zu erwärmen doch Gerlinde’s Magen vergönnte uns erstmal einen langen Ruhetag in Lager II. Was akklimatisationstechnisch sowieso gut tat. So hatte ich auch Zeit ein verrottetes Zelt aus dem Eis heraus zu hacken und glücklicherweise fand ich eine alte Isomatte, die nach eingehender Reinigung sich als gar nicht so schlecht heraus stellte. Gerlinde lag wieder etwas besser.

Im Adlerhorst auf 7100m

Am 10. Juli in der Früh stiegen wir weiter auf - bis auf 7100m an diesem Tag. Ein sehr abwechslungsreicher Abschnitt des Aufstiegs. Die Verhältnisse am Berg sind laut Gerlinde um vieles besser als im vergangenen Jahr. Zwar hat es im Basislager reichlich Schnee, ab 6000m jedoch sehr viel weniger als 2009 oder 2007, - was für uns großen Vorteil bedeutet. Parallel zu uns war Frederik - ein Schwede - aufgestiegen.

Bereits im Vorjahr hatte er versucht, orografisch rechts der Cesen Route mit Skiern abzufahren, musste die Expedition aber wegen eines Unfalles abbrechen. Unterhalb vom Platz von Lager III fixierten wir 100 Meter Seil, es hatte heftig zu stürmen und schneien begonnen. Bei einem Felsabbruch auf 7100m schaufelten wir uns in 1 ½ Stunden eine kleine Plattform, auf der dann auch unser Zelt Platz fand.

Am nächsten Morgen warteten wir vergeblich auf die Sonne. Die typische K2-Wolkenhaube hüllte uns den ganzen Tag ein. Das zum Toilettengang gespannte Fixseil wurde von Gerlinde an diesem Tag ziemlich heftig strapaziert, so dass Frederick und ich die Zeit nutzten, um 100 m höher für den nächsten Aufstieg nach geeigneteren Biwakplätzen Ausschau zu halten. Zwei Plattformen auf 7200 m waren bald ausgeschaufelt und so war der Rest des Tages ausruhen und akklimatisieren angesagt.

In der darauffolgenden Nacht wurden wir um 3:00 Uhr von aufkommendem, starken Sturm und Schneefall geweckt. Was uns dann etwas später auch das Zusammenpacken nicht wirklich leicht und zu einer eisigen Prozedur machte. 4 Stunden später standen wir bei immer noch starkem Schneefall im Basislager.

Ehsan, unser Spitzenkoch, begrüßte uns mit einem Mega Mittagessen - was nicht unwillkommen war, da Gerlinde mit ihrer Magenverstimmung die Essensvorräte für die letzten 4 Tage doch sehr knapp berechnet hatte: das letzte Frühstück auf 7100 m bestand aus 2 Dinkelbutterkeksen und einem Becher Babybrei ;-) Für beide zusammen wohl gemerkt!

Seither sind wir im Basislager und haben von unserem Freund Charly Gabl in Innsbruck die letzten Wetternews bekommen. Es soll relativ trocken bleiben und auch ein Wetterfenster in der nächsten Zeit zeichnet sich eventuell ab. Wir sind sehr gespannt und zuversichtlich, dass es dieses Mal klappen könnte. Gemeinsam dort oben am Gipfel stehen zu dürfen wäre ein wunderbares Geschenk. Wir werden uns dafür tüchtig anstrengen.

Bevor wir zu einem ersten Gipfelversuch aufbrechen werden wir uns nochmals melden.

Bis dahin aus unserem Basislager die allerbesten Grüße,

Ralf mit Gerlinde

News zur K2-Expedition 2010 aus dem alpin.de-News-Archiv:

Quelle und weitere Informationen: www.gerlinde-kaltenbrunner.at www.amical.de