Seit Mittwoch morgen unterwegs - Sonntag soll der Gipfel gelingen

Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler in Lager II des K2

Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler sind nach langem Warten im Basislager Mittwoch früh um 05:00 Uhr Richtung Gipfel des K2 aufgebrochen. Derzeit warten die beiden in Lager II auf ein Abflauen des stürmischen Windes, wie Ralf Dumovits aus dem Basecamp berichtet. Am Sonntag soll - wenn alles nach Plan geht - der Gipfel gelingen.

Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler in Lager II des K2

Lesen Sie den Bericht vom 23.07., den uns Ralf Dujmovits aus dem Basislager des K2 übermittelt hat:

Es schneit draußen heftig und genauso heftig rüttelt der Wind am Zelt als ich heute morgen gegen 6:00 Uhr aufgewacht bin. Mein erster Gedanke gilt Gerlinde und David, die sicher deutlich höhere Windgeschwindigkeiten dort oben in ihrem Adlerhorst von Lager II haben.

Zur Fotogalerie "Gerlinde Kaltenbrunner am K2" klicken Sie bitte auf diesen Link. Eigentlich hatten wir ausgemacht erst mittags um 12:00 zu funken. Trotzdem schalte ich das Funkgerät an und keine 10 Minuten später meldet sich Gerlinde. Die ganze Nacht über hatten sie starken Wind und auch reichlich Niederschlag. Sie hatten um 5:00 Uhr angefangen Schnee zu schmelzen und als der Wind und auch der Schneefall nicht nachliessen, hatten Gelinde und David über die Möglichkeit eines Wartetags angefangen zu sprechen.

Inzwischen ist ihe Idee zur Gewissheit geworden: sie werden heute - falls sich der Wind in den nächsten beiden Stunden nicht legt - einen Tag in Lager II ausharren. Ansonsten geht es beiden bestens; gut geschlafen, genügend getrunken und gegessen und auch die Höhe macht sich kaum bemerkbar. Wir verabreden unsere nächste Funkzusamenkunft auf 10:00 Uhr.

"Schneeleopard an Hauskatze" meldet sich David. "Nein, der Wind hätte sich nicht gelegt". War eigentlich fast klar - Karl Gabl hatte das gestern entsprechend angekündigt. Und so bleiben sie und auch Fabrizio für heute in Lager II. Damit ist klar: der Sonntag wird zum möglichen Gipfeltag gekürt.

Am Sonntag ganz oben? Gerlinde Kaltenbrunner am K2. Bild: www.amical.de
Am Sonntag ganz oben? Gerlinde Kaltenbrunner am K2. Bild: www.amical.de

Auch die Kollegen auf dem Abruzzen-Grat bleiben heute in Lager II. Gestern hatten sie über 10 Stunden gebraucht, um ihr Lager II auf 6700 m zu erreichen. Die Fixseile seien völlig vereist gewesen und es hätte den ganzen Tag stark geblasen und geschneit. Auch Jorge aus Asturien und Gerfried und Christian aus der Steiermark wollen ihren Aufbruch vom Basislager um einen Tag auf morgen, Freitag, verschieben. Sie wollen um einen Tag versetzt über den Abruzzengrat nachfolgen und am Sonntag dann möglichst direkt von Lager III aus in den Spuren der anderen versuchen zum Gipfel zu kommen.

Um 15:00 Uhr kann ich nochmals mit Gerlinde und David sprechen. Sowohl im Basislager als auch bei ihnen und Fabrizio in Lager II hatte es zwischenzeitlich ein wenig aufgeklart. Jetzt schneit es oben wieder und bei starkem Wind besteht null Sicht. "Es war sicher eine gute Entscheidung, den Aufstieg um einen Tag zu verschieben" meint Gerlinde. Der neueste Wetter-Update von Charly vom späten Vormittag bestätigt dies und verspricht auf den Sonntag als neuen Gipfeltag wenig Wind und trockenes Wetter. Super, passt prima!

Gerlinde, David und Fabrizio wünsche ich schon jetzt eine ruhige Nacht. Und für morgen bessere Verhältnisse für Ihren Aufstieg zum zweiten Biwak am Platz von Lager III auf 7300 m.

Für heute verabschiede ich mich wieder mit einem herzlichen Gruß aus einem windig-frischen K2-Basislager,

Ralf Dujmovits

Gleich geht's los: Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler beim Frühstück. Bild: www.amical.de/R.Dujmovits.
Gleich geht's los: Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler beim Frühstück. Bild: www.amical.de/R.Dujmovits.

Lesen Sie hier den Bericht von Ralf Dujmovits über die Stunden des Aufbruchs am frühen Mittwochmorgen: Um 4:00 Uhr piepste der Wecker, kurz darauf kam Karimulla mit einem heißen Tee ans Zelt. Gerlinde hatte eine unruhige Nacht verbracht - die positive Anspannung auf den Beginn des Gipfelversuchs hin hatte sich mit vielmaligem Drehen von links nach rechts und umgekehrt bemerkbar gemacht. Gerlinde gehört zu den Menschen, die alle möglichen Situationen des Aufstiegs, auch der Gefahrenstellen und möglicher Umkehrkriterien sich völlig verinnerlichen.

Warten im Basislager kurz vor dem Aufbruch: Ralf, Gerlinde, David, Franz, Serge und Andreas im Basecamp. Bild: www.amical.de.
Warten im Basislager kurz vor dem Aufbruch: Ralf, Gerlinde, David, Franz, Serge und Andreas im Basecamp. Bild: www.amical.de.

Draußen hatte es angefangen leicht zu schneien. Jetzt verstanden wir auch, warum es die Nacht über im Zelt eigentlich viel zu warm war: der Himmel war völlig bedeckt, kein Stern weit und breit, dichter Nebel und leichter Schneefall begann sich übers Lager zu legen.

Um 4:30 saßen wir beim Frühstück, das unsere Küchenmannschaft liebevoll hergerichtet hatte. Die Stimmung war erwartungsvoll wegen des Schneetreibens draußen. Um kurz vor 5:00 Uhr kam Fabrizzio herein, der sich Gerlinde und David wie vor zwei Jahren - damals beim Nonstop-Besteigungsversuch - wieder angeschlossen hatte. Zum Abschied standen alle im Schneetreiben vor dem Küchenzelt. Gerlinde, David und Fabrizzio wurden von allen nochmal heftig umarmt - dann ging es im Schein der Stirnlampen bei Einbruch der Dämmerung los zum Einstieg der Cesen-Route.

Zur Fotogalerie "Gerlinde Kaltenbrunner am K2" klicken Sie bitte auf diesen Link. Ziemlich aufgeregt habe ich mich noch mal ins jetzt leere Zelt in den warmen Schlafsack gelegt. Ich kenne die Gefahren des K2, spüre aber seit Monaten die Vorfreude Gerlindes auf den Gipfelgang. Alles wird gut werden, ich weiß es und habe das allergrößte Vertrauen zu ihr und David. Mit Charlies Unterstützung auf der Wetterseite werden die beiden es bestimmt gut machen und gesund wieder ins Basislager zurück kommen.

Aufbruch in aller Frühe: Gerlinde Kaltenbrunner und Fabrizio Zangrili beim Start. Bild: www.amical.de/R. Dujmovits
Aufbruch in aller Frühe: Gerlinde Kaltenbrunner und Fabrizio Zangrili beim Start. Bild: www.amical.de/R. Dujmovits

Den ganzen Vormittag ist es bedeckt und schneit, wie es Charly angekündigt hat. Erst um 11:30 Uhr reißt es ein wenig auf und wir können auf 6400 m Lager II erkennen. Sehr viel hat es oben nicht geschneit - nur wegen der 150m-Flanke direkt unterhalb von Lager II mache ich mir ein wenig Sorgen. Nur wenige Zentimeter Neuschnee führen in solchen etwa 45 - 50 Grad steilen Schneeflächen schnell zu großflächigen Schneerutschen.

"Hauskatze für Schneeleopard, bitte kommen"

Um 13:00 meldet sich David: "Hauskatze für Schneeleopard, bitte kommen". Die Hauskatze Ralf meldet sich. Jetzt ist Gerlinde am Funkgerät: alles ist gut gegangen, schon nach 4 Stunden und 15 Minuten ab Wandfuß waren sie bei teilweise dichtem Schneetreiben nach 1400 Höhenmetern im Lager II angekommen. Im Hintergrund höre ich den Kocher surren während Gerlinde spricht. Der Wind hatte sich in Grenzen gehalten, anstrengende Spurarbeit erst ab 5800 m. Und tatsächlich kurz unter Lager II die erwarteten, teilweise heftigen Schneerutsche. Da das Schmelz-Wasser gerade kocht, verabreden wir uns zu einer weiteren Funkzusammenkunft um 14:30 Uhr.

Dabei kann ich dann auch den letzten Wetter-Update von Charly durchgeben: Auch morgen, Donnerstag, soll es noch etwas durchwachsen sein mit Schneefall. Und der Wind bleibt bis Samstag früh noch recht stark. Hoffentlich nicht zu stark für den Aufstieg von Lager III auf die Schulter des K2 am Freitag. Ohne Fixseile im kombinierten Gelände. Für diesen Teilabschnitt habe ich etwas Bedenken. Aber Gerlinde und David könnten auch einen Tag zuwarten, falls es zu sehr bläst. Auch der Sonntag soll neben dem Samstag noch windschwach und bis Mittag stabil bleiben. Um 18:30 werden mich Gerlinde und David nochmals anfunken. Ich freue mich schon darauf, die beiden zu hören.

Text: Ralf Dujmovits

News zur K2-Expedition von Gerlinde Kaltenbrunner auf alpin.de :

News zur Lhotse-Expedition im Mai 2009 auf alpin.de:

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