Nach unserer Ankunft im Lhotse-/ Everest-Basislager war zunächst die traditionelle Puja auf dem Plan gestanden. Dieses buddhistische Zeremoniell steht im nepalischen Himalaya seit jeher am Beginn jeglicher bergsteigerischer Aktivitäten. Den Sherpas ist der Friede mit den Göttern, die ihren Sitz auf den Gipfel der Himalaya-Riesen haben, wichtig und so wird vor dem ersten Schritt vom Basislager zum Berg diese kleine Feier zelebriert.
Für eine Fotogalerie des 3. Newsletters der Lhotse-Expedition klicken Sie auf diesen Link. Obwohl wir vier ohne Sherpa-Unterstützung am Lhotse unterwegs sein werden, respektieren wir den Glauben und die Bräuche der Sherpas und im Laufe der Jahre ist es uns ebenfalls zum Bedürfnis geworden, diese kleine Feier unter freiem Himmel abzuhalten. Sonam Tendu, ein Sherpa aus Kumjung, den ich schon seit 17 Jahren kenne und schätze, kam zu unserer kleinen Feier. Er hat vor Jahren eine Ausbildung im buddhistischen Kloster von Junbesi gemacht (am Weg von Jiri ins Everest-Gebiet) und rezitierte die traditionellen Gebetsformeln.
Perfekte Arbeit der "Eisfall-Doktors"@zwischenHeadlineTag>
Am gleichen Nachmittag des 26. April starteten wir um 17:00 Uhr, um noch zum Platz des 1. Hochlagers aller Everest- und Lhotse-Aspiranten aufzusteigen. Bald waren wir mitten im 700 m hohen Eisbruch.

Zwar verläuft die Route dieses Jahr deutlich direkter als ich sie von zahlreichen Begehungen früherer Jahre kenne, trotzdem erscheint sie mir dieses Jahr gefährlicher als sonst: sehr weit links verläuft der Aufstieg, zum Teil unter großen Hängeseracs der Westschulter des Everest. Zudem erinnern viele Abschnitte an eine Schüssel in der eine große Portion Eiswürfel wahllos übereinander gehäuft und zusammengequetscht liegen. Unsere Aufgabe zu nächtlicher Stunde war es hier schnellstmöglich durch zu kommen.
Die "Eisfall-Doktors" (auf die Absicherung des Eisbruchs spezialisierte Sherpas) hatten wieder ganze Arbeit geleistet und eine perfekte Route angelegt. Zu unserem großen Glück nebelte es völlig zu, ab 19:00 Uhr hatten wir finstere Nacht und als wir um 21:00 Uhr unsere zwei Minizelte am Platz von Lager I aufstellten, waren wir froh nicht alle zum Zusammenbruch bereitstehenden Seracs gesehen zu haben.
Früh raus aus dem Backofen des Western Cwm@zwischenHeadlineTag>
Wir schmolzen noch bis 23:00 Uhr Schnee um genügend trinken zu können. Sechs Stunden später schon klingelte der Wecker um dem Backofen des Western Cwm entgehen zu können. Dieses über 6000 m hoch liegende Gletschertal zwischen den hufeisenförmig dastehenden Everest, Lhotse und Nuptse lädt sich bei voller Sonneneinstrahlung unter Tags derart stark auf, dass jeder nicht ganz Hitzefeste gut beraten ist, vor 10:00, 11:00 Uhr am Platz von Lager II zu sein.
Was wir auch waren und damit den Rest des Tages an diesem unbeschreiblich schönen Ort unterhalb der Südwand des Everest und unmittelbar gegenüber der eindrücklichen Nuptse-Nordwand verbringen und die weitere Route durch die blankgefegte Westflanke des Lhotse studieren zu können.
Zum Mittagessen zurück im Basislager@zwischenHeadlineTag>
Zwei Nächte blieben wir hier auf 6450 m, um dann am 29. April bis auf 7300 m aufzusteigen. Mitten in der Lhotse-Flanke fanden wir oberhalb von einigen großen Eistürmen zwei Plätze für unsere beiden kleinen Zelte. Wieder zwei kalte Tage und Nächte verbrachten wir hier und konnten nun am 01. Mai morgens um 6:00 Uhr bestens vorakklimatisiert bei -25°C wieder den Abstieg ins Basislager antreten. Wo wir auch pünktlich zum Mittagessen nach 2000 Höhenmetern wieder ankamen. Infos, Daten, Fakten: Gerlinde Kaltenbrunner kompakt Wir werden uns hier nun einige Tage aufhalten in der Hoffnung ein günstiges Wetterfenster zu erwischen. Der Wind sollte nicht zu stark sein bei hoffentlich klarem Wetter. Unser Meteorologe und Freund Dr. Karl Gabl aus Innsbruck wird uns in bewährter Form wieder über die aktuelle Wetterentwicklung informieren.
Für heute die allerbesten Grüße aus dem Everest-Lhotse Basislager, Ralf Dujmovits mit Gerlinde Kaltenbrunner, David Göttler und Hirotaka Takeuchi
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