Nächster Zusammenschluss geplant?

Skigebiete Pitztal/Kaunertal: Neue Ausbaupläne vorgestellt

Die Betreiber der Pitztaler Gletscherbahnen wagen einen erneuten Anlauf: Nach dem endgültigen Scheitern des Zusammenschluss mit dem Ötztaler Skigebiet in Sölden stellen die Betreiber bereits neue Ausbaupläne vor. Weitere Liftanlagen sollen in Zusammenarbeit mit dem Skigebiet Kaunertal gebaut werden. Der DAV sieht die Erschließung kritisch. Auch in Südtirol ist ein Zusammenschluss geplant.

"Die Pläne für Neuerschließungen von Pistenflächen sind wirklich zynisch."
© picture alliance / imageBROKER

Neue Pläne im Pitztal

Wie der ORF berichtet wurde das 20-Millionen-Vorhaben bereits bei den zuständigen Behörden zur Genehmigung eingereicht. Im Pitztal ist wohl eine neue Seilbahn mit Doppelseilführung auf das Joch unterhalb des Linken Fernerkogels auf 3.170 Meter geplant. Diese Erweiterung würden Abfahrten über den Karlesferner und den Mittelbergferner ermöglichen. Auf dem Kaunertaler Gletscher sollen zusätzlich eine Seilbahn sowie ein Schlepplift gebaut werden.

Im Vordergrund steht dabei die zwei Kilometer lange Bahn auf das Weißseeköpfl (3.450 Meter). 25 Millionen Euro sollen dort investiert werden. Ziel der Betreiber sei "eine wirtschaftliche Weiterentwicklung und Absicherung", so die Geschäftsführung gegenüber dem ORF. Zusätzlich zu den Liften würden Photovoltaikanlagen entstehen. Erst im Oktober 2022 war das UVP-Verfahren zum Skigebietszusammenschluss der Gebiete Pitztal und Sölden, u. a. nach einer Volksbefragung, endgültig eingestellt worden.

Ausbaupäne im Pitztal: "Wer nicht an einen Zusammenschluss glaubt, glaubt auch an das Christkind"

Eine Fusion der Skigebiete Pitztal/Kaunertal sei in naher Zukunft nicht geplant, allerdings "wolle man sich in Richtung Zusammenschluss nichts verbauen" zitiert der ORF die Geschäftsführerin der Bergbahnen, Beate Rubatscher-Larcher. Derzeit finde eine Mediation mit der Bevölkerung der Gemeinde St. Leonhard statt, deren Ergebnisse man abwarten wolle.

Die Tiroler Grünen vermuten derweil einen Zusammenschluss auf Raten: "Der neue Ausbauplan stoppt nur 100 Meter vor dem Ötztaler Pendant, wer glaubt, dass dort Schluss sein würde, glaubt auch an das Christkind", so Klubobmann Gebi Mair.

Diese Tipps vom DAV solltet ihr auf Skitour beherzigen:

Skigebietserweiterung Pitztal/Kaunertal: Das sagt der DAV

Die ersten Reaktionen auf die Pläne ließen nicht lange auf sich warten. In einem Bericht bezog der DAV klar Stellung: "In einem Winter wie diesem, der uns den Klimawandel so deutlich vor Augen führt, Pläne für Neuerschließungen von Pistenflächen vorzulegen, ist wirklich zynisch", äußert etwa Dr. Tobias Hipp, Experte für Klimawandel und fachlicher Vertreter des Deutschen Alpenvereins bei Naturschutzverfahren in Österreich.

Der Experte erfuhr aus Medienberichten von den neuen Plänen und vermutete einen Aprilscherz. Die Bergbahn-Betreiber änderten zwar die Pläne. Allerdings würden sich die Skigebiete durch den Neubau der Liftanlagen deutlich annähern. Aus den Veröffentlichungen sei ersichtlich, dass weitere Gletscherflächen für die Pistennutzung erschlossen werden sollen. Der DAV schließt von den Plänen auf großflächiges Planieren und Zuschütten vorhandener Spalten.

<p>Das Skigebiet am Kaunertaler Gletscher im Sommer.</p>

Das Skigebiet am Kaunertaler Gletscher im Sommer.

© IMAGO / Eibner Europa

"Die Gletscher leiden ohnehin enorm. In einem Winter wie diesem, der uns den Klimawandel so deutlich vor Augen führt, Pläne für Neuerschließungen von Pistenflächen vorzulegen, ist wirklich zynisch", so Hipp. Von einem sanften Tourismus könne keine Rede mehr sein, zumal die Seilbahnstation nur wenige Höhenmeter unterhalb der Braunschweiger Hütte gebaut werden soll. Hochtouren auf Pistengebiet wären die Folge, etwa am bisher unerschlossene Bereich um den Linken Fernerkogel. Für den DAV senden die Pläne eindeutig "das falsche Signal".

Neue Skilifte auch in Südtirol?

Auch an den Drei Zinnen scheinen großräumige Erweiterungsambitionen vorzuliegen. Laut Medienberichten soll ein Zusammenschluss das Skiresort 3 Zinnen Dolomites mit dem Skigebiet Sillian Hochpustertal verbinden. Eine Skischaukel am Hochgruben (2535 m) mit einer Förderleistung von bis zu 2.400 Personen pro Stunde ist nur ein Ziel des Projekts. Geplant seien darüber hinaus in unmittelbarer Umgebung zwei Kabinen-Umlaufbahnen vom Talboden bis auf den Hochgrubenkopf.

Die Gemeinden Sexten und Sillian erhoffen sich hingegen mit der Verbindung der Skigebiete einen wirtschaftlichen Zuwachs: "Die Errichtung dieses grenzüberschreitenden Skigebiets wird vor allem aus wirtschaftlicher und touristischer Sicht schon seit Jahren angestrebt. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass durch die Verwirklichung dieses Vorhabens maßgebliche Synergien, sowie insbesondere die Schaffung von neuen Tourismusbetrieben und somit die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen wohl beiderseits der Staatsgrenze verbunden sind", so die offizielle Stellungnahme der Gemeinde Sillian.

Erweiterung des Skigebiets 3 Zinnen: Kritik von beiden Seiten der Alpen

Die Südtiroler Landesregierung genehmigte die Erschließung bereits 2020. In Tirol steht die Ampel derweil noch auf Gelb. Grund ist der kritische Bericht der Tiroler Umweltanwaltschaft. Bis Ende März findet laut salto.bz die Vorprüfung statt. Danach werde offiziell das Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingeleitet.

Die Sextner Gemeindefraktion Mitterberg hat bislang ihre Zustimmung allerdings verweigert und will keinen Baugrund zur Verfügung stellen. Kritik kommt ebenso von dem Südtiroler und Österreichischen Alpenverein. Der AVS erklärt in einer Stellungnahme, dass der Verband "die touristische Erschließung der Südtiroler Bergwelt durch Aufstiegsanlagen für abgeschlossen" halte. Besonders kritisch sieht der Verein den hohen Wasserverbrauch und den zerstörten Schutzraum ohnehin gefährdeter Tierarten. 

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Text von Lubika Brechtel

6 Kommentare

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SkiFutzi

Wird bestimmmt genial werden. Das Pitztale ists chon sehr klein.
Von daher macht eine Erweiterung echt Sinn.

Pablo auf unserer Facebook-Seite

Der Pitztaler Gletscher ist wahrscheinlich das einzige Gebiet auf der Welt, das eine Zeit "völlig" verpennt hat, in der andere Gebiete massiv gewachsen sind bzw. modernisiert und zusammengeschlossen wurden. Es gibt wohl genug Beispiele angefangen bei dem gesamten Zillertal.

Eike auf unserer Facebook-Seite

Lasst die Finger vom Hochalpinen Raum, die aktuell Ausdehnung der Skigebiete reichen aus.

Andre auf unserer Facebook-Seite

Die Gebiete schauen dann ohne Schnee und Eis (was in ein paar Jahren so sein wird) sicher toll aus. Unfassbar...

David via Instagram

Wie kann man nach diesem Winter noch daran glauben mit einem Ausbau von Skigebieten Profit zu machen? Die Zahlen der Skifahrer:innen sind seit Jahren rückläufig und verteilen sich eigentlich nur noch immer mehr auf die noch vorhandenen Skigebiete. Wer es jetzt noch nicht akzeptiert hat rennt der Vergangenheit nach… Jetzt in die Zukunft investieren und Tourismus für das ganze Jahr schaffen anstatt den Skifahrern hinterherzulaufen.

Bergfreund_Sachsen

Oh nein, nicht schon wieder! Gerade ist es um die Skigebietserweiterung Pitztal / Ötztal ruhig geworden, da geistert das nächste Wahnwitz-Projekt in der Welt herum. Ich hoffe, dass die Einwohner von St. Leonhard weit genug denken und die Berge als Teil ihrer Zukunft sehen! Denn die ist nicht allein dem alpinen Skisport unterworfen, sondern auch einer überaus wertvollen und wunderschönen Alpin-Landschaft voller sensibler Pflanzen- und Tierarten. Die haben es ohnehin schon schwer, denn der dramatische Klimawandel macht leider auch nicht vor den Gletschern halt. Das sollte mittlerweile bei allen angekommen sein! Heißt also, dass solche Projekte, mögen sie auch Wohlstand und Arbeitsplätze verheißen, nur scheinbar der realen Wirklichkeit entsprechen! Nachhaltig und naturverträglich - das sind die neuen Schlagworte! Also, laßt die Berge endlich in Ruhe!