Der CEO von Decathlon Deutschland im Gespräch

André Weinert: "Nachhaltigkeit ist nicht nur im höheren Preissegment möglich"

Was plant Decathlon in Sachen Bergsport? Wie steht es um die Nachhaltigkeit des Unternehmens? Diese und weitere Fragen stellten wir Deutschland CEO André Weinert.

Im Interview mit alpin.de: Decathlon Deutschland CEO André Weinert.
© Decathlon

Decathlon ist in den vergangenen Jahren in Deutschland stark gewachsen. Das Netz an Filialen wurde ausgeweitet und inzwischen hat das Unternehmen deutschlandweit mehr als 80 Filialen. Auch im Online-Handel vermeldet das Unternehmen gestiegene Umsätze. Kund:innen lassen sich vor allem durch das außergewöhnliche Preis-Leistungsverhältnis der Eigenmarken des Sportartikelhersteller und -händlers überzeugen. Auch Berg-, Ski- und Outdoorsportler:innen greifen inwischen verstärkt zu Produkten der Decathlon-Eigenmarken Quechua, Simond, Forclaz oder Wedze.

Unser Portalmanager Holger Rupprecht wollte von André Weinert, CEO / Vorstand bei Decathlon Deutschland, wissen, in welche Richtung sich Decathlon in Deutschland hinsichtlich bergsportlicher Aktivitäten entwickeln möchte. Der 43-Jährige war einst selbst Top-Sportler und gehörte mit Anfang 20 zu den weltbesten Delfin-Schwimmern, bis er nach einem Unfall nicht mehr an sein bisheriges Leistungsniveau anschließen konnte. Das Gespräch führten wir im "Sportler-Du" und geben es auch so wieder.

<p>Ex-Leistungssportler, heute CEO Decathlon Deutschland: André Weinert.</p>

Ex-Leistungssportler, heute CEO Decathlon Deutschland: André Weinert.

© Decathlon

Decathlon Deutschland CEO André Weinert im Interview

André, wir treffen uns hier am Rande der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof. Decathlon ist als Hauptsponsor des Biathlon Weltcups seit der Saison 2021/2022 aktiv, das erste große Sportsponsoring von Decathlon Deutschland überhaupt. Warum Wintersport, warum Biathlon?

Biathon steht für einen ambitionierten, technischen Sport, für Outdoor und Hochleistung. Alles Attribute, mit denen wir uns bei Decathlon identifizieren. In Deutschland ist Biathlon zudem eine sehr beliebte Sportart und durch die vielen Live-Übertragungen im TV erreicht der Sport ein enorme Reichweite. Diese Konstellation ist für uns eine gute Möglichkeit, unsere Marken-Bekanntheit in Deuschland zu steigern.

<p>100 Sportarten unter einem Dach: Decathlon möchte laut André Weinert Anlaufstelle aller Sportler:innen sein.</p>

100 Sportarten unter einem Dach: Decathlon möchte laut André Weinert Anlaufstelle aller Sportler:innen sein.

© Decathlon

Decathlon-Produkte im allgemeinen und die der Eigenmarke Simond im Besonderen erfreuen sich unter Bergsteiger:innen vor allem aufgrund des guten Preis-Leistungsverhältnisses großer Beliebtheit. Dennoch ist die Auswahl bei auf Bergsport spezialisierten Mitbewerbern größer. Ist geplant das Thema Bergsport bei Decathlon auszubauen? Sieht Decathlon Wachstumschancen in diesem Bereich?

Bei Decathlon findet man über 100 Sportarten unter einem Dach. Was den Umsatz anbelangt, ist Outdoor ein sehr wichtiger Bereich. Den meisten Absatz verzeichnen die Bereiche Trekking, Hiking und Camping. Aber auch Klettern und Bergsteigen mit der Eigenmarke Simond werden für Decathlon immer wichtiger. Wir wollen hier mit einem guten Angebot überzeugen. Da wir in unseren Filialen platzmäßig limitiert sind, wollen wir vor allem auf unserer Online-Plattform das diesbezügliche Angebot ausweiten.

<p>Unterwegs im Kletttersteig am Gardasee mit Produkten der Decathlon-Eigenmarke Simond.</p>

Unterwegs im Kletttersteig am Gardasee mit Produkten der Decathlon-Eigenmarke Simond.

© Decathlon

Passend zur Jahreszeit und unsere Zielgruppe: Wie ist es beim Trendthema Skitouren? Hier sind aktuell einige günstige Tourenski-Modelle der Eigenmarke Wedze im Decathlon-Sortiment. Gibt es Überlegungen, mehr Modelle auf den Markt zu bringen?

Wir beobachten diesen Trend, der seit der Corona-Pandemie an Fahrt aufnahm und aktuell durch die steigenden Lift-Preise befeuert wird, sehr genau. Vor allem im nächsten Jahr werden wir weitere spannende Produkte auf den Markt bringen. Grundsätzlich ist unsere Philosophie, nicht möglichst viele Modelle zu haben, sondern ein auf den Sportler zugeschnittenes Sortiment anzubieten. Hierbei versuchen wir das beste Preis-/Leistungsverhältnis vom Einsteiger bis Profi zu bieten.

Täuscht der Eindruck, dass in den letzten Jahren auch vermehrt Bergsport-Produkte etablierter Hersteller wie z.B. La Sportiva, Deuter oder Dynafit bei Decathlon zu haben sind? Warum diese Ausweitung? Und sind diese Produkte nur online oder auch in den Filialen erhältlich?

Wir haben uns das langfristige Ziel gesetzt, die Top-Adresse für alle Sportlerinnen und Sportler zu werden. Um das zu erreichen, brauchen wir das beste Angebot. Vornehmlich soll dies durch unsere Eigenmarken geschehen, die wir mit den führenden Marken der jeweiligen Sportarten ergänzen. Da der Platz in unseren Filialen begrenzt ist, wurde das Angebot hinsichtlich anderer Marken im ersten Step vor allem online deutlich ausgeweitet.

<p>Trafen sich am Rande der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof: André Weinert (li.) und Holger Rupprecht.</p>

Trafen sich am Rande der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oberhof: André Weinert (li.) und Holger Rupprecht.

© Holger Rupprecht

André Weinert: "Nachhaltigkeit ist nicht nur im höheren Preissegment möglich"

In den vergangenen 10 Jahren ist Decathlon in Deutschland massiv gewachsen, viele Standorte kamen hinzu. Es fällt beim Blick auf die Deutschlandkarte auf, dass es gerade in Alpennähe relativ wenige Filialen sind. Gibt es hierfür strategische Gründe? Sind weitere bergnahe Standorte angedacht?

In Bayern haben wir inzwischen 12 Fililalen, alleine in München drei. Da unsere Stores mit 3.000 bis 4.000 Quadratmetern Fläche sehr groß sind, benötigen wir auch ein großes Einzugsgebiet. Daher sind wir tendenziell eher in den großen Städten angesiedelt. Kundinnen und Kunden in ländlichen Gegenden bedienen wir vorzugsweise über unser Online-Geschäft.

Auch bei unseren Leser:innen sind Decathlon-Produkte beliebt, wir wurden schon gebeten, neben den Produkten etablierter Bergsport-Herstellern auch regelmäßig Decathlon-Produkte zu testen. Bezweifelt wird allerdings, dass gute Qualität bei günstigen Preisen einhergehen kann mit der Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards, vor allem in den Produktions-Ländern. Was entgegnest Du diesen kritischen Stimmen?

Wir sind davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit nicht nur im höheren Preissegment möglich ist. Daran arbeiten wir jeden Tag hart. Die niedrigen Preise erklären sich dadurch, dass wir die komplette Wertschöpfungskette in unseren Händen haben. Bei Entwicklung, Produktion, Logistik, Verkauf sparen wir damit Kosten und können dies über den Preis direkt an unsere Kunden weitergeben.

Unsere Produzenten müssen einen Code of Conduct (Verhaltenskodex, d. Red.) unterschreiben, mit dem wir sicherstellen möchten, dass unsere Standards auch dort eingehalten werden. Zur Überprüfung dieser Standards haben wir ein eigenes Team etabliert, das jedes Jahr weltweit über 1.000 entsprechende Audits durchführt. Diese beiden Maßnahmen sind seit vielen Jahren Standard bei Decathlon. Natürlich sind wir uns bewusst, dass dies keine alleinige Absicherung ist und deshalb arbeiten wir kontinuierlich an Strategien und Maßnahmen um diese zu erweitern.

Persönliche Frage zum Abschluss: Sieht man den Decathlon CEO auch beim Outdoorsport? Ist André Weinert gar ein "Bergmensch"?

Als ehemaliger Leistungsschwimmer ist mein Element eher das Wasser. Ich mag es aber auch sehr, draußen aktiv zu sein und habe zum Beispiel in Schweden zwei Mal beim Wasa-Lauf teilgenommen, einer der größten Skilanglaufveranstaltungen der Welt. Über 90 Kilometer in der winterlichen Landschaft Schwedens unterwegs zu sein, war ein sehr eindrucksvolles Erlebnis.

Text von Holger Rupprecht

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