Großprojekt Ötztal-Pitztal

Tirol: Heftige Kritik an geplantem Mega-Skigebiet

Widerstand gegen den Zusammenschluss der beiden Gletscherskigebiete im Pitztal und Ötztal wächst.

Tirol: Heftige Kritik an geplantem Mega-Skigebiet
© Imago / Birgit Koch

Wenn es nach den Vorstellungen von Touristikern und Seilbahnbetreibern geht, sollen die beiden Gletscherskigebiete im Pitztal und Ötztal miteinander verbunden werden. Der Plan für das Großprojekt schlummerte schon länger in der Schublade, nun ist jedoch eine zukunftsweisende Hürde zu nehmen: Bis Ende des Jahres soll die mündliche Verhandlung der am 01. Juli 2019 eröffneten Umweltverträglichkeitsprüfung stattfinden.

Medienberichten zufolge sind folgende Baumaßnahmen geplant: drei neuen Seilbahnen, künstliche Beschneiungsanglagen, ein Speicherturm, ein befahrbarer Skitunnel von rund 600 Metern Länge, ein dreistöckiges Seilbahnzentrum, Restaurants und Bars mit einer Kapazität für 1.600 Personen und neue Pistenanlagen auf einer Fläche von rund 64 Hektar samt dazugehöriger Infrastruktur. 

Nach Angaben des Österreichischen Alpenvereins würden bei dem gigantischen Bauvorhaben nicht nur 35.000 Kubikmeter Beton verbaut, sondern auch über 750.000 Kubikmeter Gestein, Erde und Eis gesprengt und abgetragen werden. 

Die Folgen für Natur und Umwelt seien nicht abzusehen, warnt die "Allianz für die Seele der Alpen", ein Zusammenschluß von ÖAV, Naturfreunden und dem WWF Österreich, die klar gegen das "naturzerstörerische Megaprojekt von unfassbaren Dimensionen" Stellung bezieht.

"Anstatt Gletscherverbauungen für neue Marketingsuperlative zu genehmigen, sollte die Politik nachhaltige Konzepte fördern, wo Tourismus und Naturschutz Hand in Hand gehen. Der geplante Gletscherzusammenschluss mit zusätzlichen 64 Hektar Pistenfläche ist ein massiver Eingriff in eine hochsensible Gebirgslandschaft", so ÖAV-Generalsekretär Robert Renzler.

Auch im Web schlägt dem geplanten Zusammenschluss der beiden Skigebiete heftiger Wind entgegen: Der Tiroler Gerd Estermann konnte mit seiner Online-Petition "Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal!" bereits über 91.000 Unterschriften gewinnen (Stand 06.11.,11:30 Uhr).

Die Träger des Großprojektes, namentlich die Pitztaler Gletscherbahnen und die Bergbahnen Sölden, werfen Projektgegnern und Medien bewusste "Panikmache" vor. So könne, wie vielfach berichtet, von der geplanten Sprengung des Gipfel des Linken Fernerkogels keine Rede sein. Vielmehr handele es sich dabei um eine Gratspitze in unmittelbarer Nähe des Dreitausenders, die im Zuge der Baumaßnahmen "begradigt" werden müsste.

Nach Ansicht des Sprechers der Seilbahnwirtschaft, Franz Hörl, sei das Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund 130 Millionen Euro gerade für das strukturschwache Pitztal ohne Alternative. Hier könne mit "relativ wenig Aufwand" eine Optimierung des touristischen Angebots erreicht und dadurch eine echte "Zukunftschance" geschaffen werden.

28 Kommentare

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Reinhard

Ich komme aus dem Rheinland, bin im Alpenverein, bin Naturschützer und fahre seit 26 Jahren ins Pitztal und kenne es im Winter und im Sommer. Zugegeben im Sommer sehen einzelne Pistenbereiche nicht besonders natürlich aus. In diesen kargen Höhen gehört Fels und Geröll aber zum Naturbild. Auf der anderen Seite frage ich mich aber, wie weit wären die Gletscher ohne Skibetrieb bereits zurück gegangen. Im Winter wird der Schnee verdichtet, sodass der Tauprozess langsamer verläuft. Schnee wird im Winter
gelagert, mit weißen Tüchern abgedeckt und so vor dem abtauen bewahrt. Ganze Glescherbereiche werden mit weißen Tüchern vor dem abtauen gesichert.
Es ist mir klar, dass dies nicht ohne Eigennutz geschieht. Aber ich bin mir sicher, dass diese Maßnahmen den Gletscherrückgang verzögern.

Dominik

Bitte tut uns das nicht an.
Fernab von ökologischen und ökonomischen Aspekten geht für mich der Charme des Pitztaler Gletschers, den ich seit Jahren jeden Winter besuche, völlig verloren.

Ich schätze die familiäre Atmosphäre, die Einfachheit des Skisports ohne penetrante Events, die Ruhe des Tals ohne Halligalli-Sauff-Tourismus.... wenn dies verloren geht, verliere ich einen geschätzten Urlaubsort zum Abschalten und Genießen der Natur.

CQS

Ich kann verstehen, warum gerade die Pitztaler so auf die Erweiterung und den Anschluss drängen:
Das Skigebiet Pitztaler Gletzscher ist einfach zu klein.
Gerade die Wintertouristen aus alpenfernen Regionen fahren immer mehr in große zusammenhängende Skigebiete. Kleine Skigebiete bleiben da immer mehr außen vor.
Dazu kommt, dass das Pitztal einen großen Vorteil gegenüber anderen Großskigebieten in Österreich, wie z.B. WilderKaiser/Brixental oder Wildschönau hat. Die genannten Skigebiete sind so niedrig, dass sie schon in naher Zukunft trotz Beschneiung keinen Skibetrieb von Mitte Dezember bis Ende März mehr garantieren können... Das Pitztal dagegen sehr wohl, da es viel höher liegt.
Sölden/Pitztal könnte also zumindest in der näheren Zukunft durchaus vom Klimawandel profitieren...

Und nicht jedes Gletscherskigebiet wird überleben: der nahe Kaunertaler Gletscher ist eigentlich auch zu klein, um dauerhaft eine Zukunft zu haben...
Denn der Skitourismus in den Alpen stagniert ja insgesamt und wird in den nächsten Jahren auch zurückgehen, in dem Masse wie dei Babyboomer allmählich mit dem Sport aufhören...

Florian aus Oberbayern

Meiner Meinung sollten die Bewohner des Pitz- und Ötztal entscheiden ob das Projekt realisiert werden soll oder nicht! Das ist ihr Lebensraum und es geht um ihre Zukunft. Sie müssen entscheiden was für Ihre nächsten Generationen wichtig ist!Es gibt für alles ein pro und Contra.
Lest mal den Kommentar von Benni Raich auf pitztal-oetztal.tirol
Das sagt ein Einheimischer.
Viele Grüße aus Oberbayern und lasst die 2 Täler entscheiden.

Reini

Hoffentlich bekommt ihr Grünen hier einen auf den Deckel und warum? Weil ihr Lügen verbreitet, Fakten verfälscht, Zahlen verdreht und so etwas soll man unterstützen? Klar die Natur schützen ok, aber das was ihr betreibt ist eher auf krimineller Basis zu suchen.... Dann ganze Bergwelt verschwindet von der Bildkarte? Hallo die Berge sind witerhin da. einfach für den Menschen leichter zu erreichen ja.... Dieser Bereich ist heute bereits umzingelt mit Liftanlagen also was ist da nun noch so schlimm?

Anders würde es aussehen wenn man ala in einem noch unberührten Tal weit und breit nichts ein neues Skigebiet aus dem Boden stampft, hier geht es darum Zusammen zu shcliessen, damit Ressourcen zu schonen und die Bergbahnen sind sehr naturfreundlich, schaut mal an wie sie was bewirtschaften, Boden aufforsten machen und tun.... und was macht ihr ausser kritik an allen enden auszuüben und mit erlogenen Argumenten zu argumentieren? Leider Leider nicht viel.... Ernährt ihr die Jobs die hier auf dem Spiel stehen und die daraus wohl hinterbliebenden Familien in den Ortschaften? Denn viele dieser Arbeiter sind selber Bauern, gehört Land auf dem wo die Bergbahn die Pisten anlegen.... und somit doppelt genutzt werden, Da keine Bergbahn Interesse hat im August wie ihr es bemängelt Talafahrten Schnee zu haben wird auch da geschaut Ressourcen zu schonen, zudem wenn man weiter hoch kommt braucht es weniger technischen Schnee. und somit umweltfreunlicher.....

an die verlogenen Grünen Alpen Verein und der SAC Gruppe in der Schweiz, schämt euch........ eure Heuchlerei von Grün... Selber einen grosses Auto fahren, selber statt mimÖv mim Auto überall hinreisen, selber mim Flieger in den Urlaub fliegen,.... alles ok, aber nach Aussen die Moralapostel spielen.... Ihr seit wie alle anderen Menschen auch auf der Erde nur geduldet.... in einer demokratie sollt ihr sogar nur das machen was das Volk euch in Auftrag gibt und nicht selbsterlogenes.... Merkt euch das und schönes Wochenende

Koalitionspartner

Dem Gletscher wirds egal sein, zumals da oben eh aussieht wie aufm Mars. Von den paar Naturromantikern die mit ihren chinesischen Tourenskiern und ihren mitgebrachten Butterbroten (Schadmünchner) durchschlurfen wird die Region nicht satt. Den skifahrenden Russen dies Geld nach Tirol bringen muss man gerecht werden, nicht den Öko-Piefkes aus Buntland.
Im Ötztal (Vent) wird auch gegen den Stausee zur Stromgewinnung von den "Naturfreunden" gehetzt. Dabei war dort vor Jahrhunderten ein Staussee den die Natur durch einen Bergsturz selbst gebaut hat, soviel zum kleinen Mensch der ein paar Seilbähnchen in eine Gegend baut woas koan juckt. Ick reise ab.

Neytiri

Um es mal mit den Worten einiger vorangeganener Kommentare zu formulieren.

Es ist ein Skandal und der absolute Wahnsinn, dass eine Petition derart viele Stimmen mit überspitzten Fakten erkaufen kann. Einfach unglaublich, dass es Leute die für ein an sich nobles Ziel wie den Schutz der Umwelt kämpfen nötig haben mit völlig verlogenen Fakten wie der Vervielfachung des abzutragenden Gesteins oder das überspitzte Darstellen eines fehlenden Bergs in Bildern zu werben. Das erweckt in mir eindeutig den Eindruck, dass man gegen eine neutrale Bewertung eines Bauvorhabens die eigenen Interessen durchboxen möchte. Wenn man es nötig hat, Daten so zu übertrieben und falsche Dinge zu erfinden fehlen einem offensichtlich die wahren begründeten Argumente. Egal wie schlimm die Auswirkungen des Projekts sein mögen, eine auf einer solchen Argumentation fundierte Petition bekommt meine Stimme niemals! Und ich dachte immer Geschäftsleute wären mir unsympatisch.

Bergfreund_Sachsen

Olli Schneider spricht mir aus der Seele! Genau so ist es und kurzsichtiges Denken / Handeln wie bei diesem unsinnigen Gletscherprojekt entspricht absolut nicht den Zeichen dieserZeit! Man muss einfach nur mal weiter denken als von der Tapete bis zur Wand!

olliS.

Es ist sicher nachvollziehbar, daß man sich im Alpenraum um die ökonomische Entwicklung sorgt und versucht eine wirtschaftlich funktionierende Zukunft zu gestalten. Neue Anlagen und Pisten versprechen - vorerst - einen Standortvorteil. Es wird jedoch nur ein Aufschub sein, denn die Zahlen sprechen gegen einen weiterhin langfristigen Erfolg des Modells Pistenwintersport. Wenn man sich die stark rückläufigen Zahlen junger Menschen betrachtet, welche heute noch aktiv auf der Piste unterwegs sind, wenn die Szenearien des Weltklimarats berücksichtigt werden und man die gesamtgesellschaftliche Entwicklung ansieht, schaut es düster aus. Man sollte besser realistisch denken und handeln. Die Zukunft wird sicher keine weiteren Funparks brauchen und ein Land wie Tirol sollte anfangen seinen wahren Reichtum zu erkennen: eine unverwechselbare Berglandschaft.

olli Schneider

Petra. M.

Das ist doch der absolute Wahnsinn! Schon jetzt ist die Natur um die Gletscher von dem Skizirkus stark mitgenommen, das Ganze sieht man im Sommer überdeutlich. Es kann nicht sein das aus purer Geldgier alles zerstört wird.
Ich hab auch schon dagegen unterschrieben und werde nicht müde um neue Unterschriften zu werben.
Der hirnlose Wahnsinn muss verhindert werden!

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