Hier die Pressemitteilung im Wortlaut:
Am 8. Mai 2009 hat das Präsidium des Deutschen Alpenvereins (DAV) in einem Brief an die Vorsitzenden der 354 Sektionen empfohlen, Reinhold Messner künftig nicht mehr zu Vorträgen einzuladen. Damit reagiert der DAV auf Äußerungen des bekannten Bergsteigers, die den Verein und seine ehren- sowie hauptamtlichen Führungskräfte auf nicht akzeptable Weise diskreditieren.
"Trotz anderslautender Medienberichte: Von einem Messner-Boykott hat beim Deutschen Alpenverein niemand gesprochen", betont Prof. Dr. Heinz Röhle, Präsident des Deutschen Alpenvereins (DAV). "Einen Boykott lässt die Vereinsstruktur nämlich gar nicht zu."
Was meinen Sie zum DAV-Beschluss, Messner "keine Plattform" mehr bieten zu wollen?
- Der DAV hat recht. Messner hat sich durch die Nazi-Vergleiche unmöglich gemacht.
- Egal wie man dazu steht, der DAV sollte Messner nicht zum "Märtyrer" machen.
- Die Reaktion ist überzogen. Der DAV muss Kritik aushalten könen.
Röhle: "Angriffe unterhalb der Gürtellinie"
Zum einen sind die 354 Sektionen des DAV nicht an die Empfehlungen des Präsidiums und des Hauptvereins gebunden. Und zum anderen wird an keiner Stelle im Brief an die Sektionsvorsitzenden dazu aufgerufen, Veranstaltungen von und mit Reinhold Messner zu meiden oder Produkte von ihm bzw. über ihn nicht zu kaufen.
Die Empfehlung bezieht sich ausschließlich darauf, Messner bei DAV-Veranstaltungen nicht als Vortragsredner zu engagieren. Prof. Röhle: "Das ist ein völlig normaler Vorgang. Warum sollten wir jemandem ein Forum bieten, der uns über Jahre hinweg verunglimpft?" Was meinen Sie zu der Auseinandersetzung? Schreiben Sie uns Ihre Meinung im Forum! In der Märzausgabe 2009 der Fachzeitschrift "Bergsteiger" schreibt Reinhold Messner im Zusammenhang mit dem DAV von "totalitärem Vereinsverständnis", "Ausgrenzungskampagnen" und "selbsternannten Schafsköpfen". An mehreren Stellen in diesem Text rückt er den DAV in die Nähe nationalsozialistischer Politik und entsprechender Gesinnung. "Solche Angriffe weit unterhalb der Gürtellinie sind schlichtweg nicht akzeptabel", so Prof. Dr. Röhle.
Und immer wieder Nanga Parbat 1970
Den aktuellen Äußerungen Reinhold Messners gehen mehrere Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem DAV voraus. Seinen Anfang nahm der Zwist bei einer Veranstaltung im Jahr 2001 im Alpinen Museum des DAV auf der Münchner Praterinsel.
Damals präsentierte Horst Höfler sein neues Buch über Karl Maria Herrligkoffer, den Leiter jener schicksalhaften Nanga-Parbat-Expedition 1970, bei der Messners Bruder Günther ums Leben kam. Bei dieser Veranstaltung kam es zum Streit zwischen Ko-Autor Reinhold Messner einerseits und den damaligen Expeditionsgefährten Gerhard Baur und Jürgen Winkler andererseits.
Kern des Konflikts waren unterschiedliche Standpunkte zu den Geschehnissen am Nanga Parbat. Daraufhin veröffentlichten Hans Saler und Max von Kienlin, ebenfalls Expeditionsteilnehmer von 1970, zwei Bücher, in denen sie ihre Standpunkte darlegten. Diese Bücher wurden 2003 ebenfalls im Alpinen Museum vorgestellt.
"Unser Selbstverständnis als neutrale alpinistische Institution verpflichtet uns, allen Bergsteigern eine Kommunikationsplattform zu bieten", sagt Prof. Röhle. "Und deshalb haben wir Hans Saler und Max von Kienlin ein Forum geboten, so wie das auch für Reinhold Messner zuvor der Fall war." Obwohl der DAV damals explizit betonte, unparteiisch zu sein, sprach Messner von einer "Hexenjagd" des DAV auf seine Person.
Messner bleibt bei Ablehung gegenüber dem DAV
Im Anschluss an diesen Vorfall haben führende Vertreter des DAV wiederholt das Gespräch mit Reinhold Messner gesucht. Ende Januar 2004 schien nach einem Treffen der Konfliktparteien in München eine Einigung möglich. Was meinen Sie zum DAV-Beschluss, Messner "keine Plattform" mehr bieten zu wollen?
- Der DAV hat recht. Messner hat sich durch die Nazi-Vergleiche unmöglich gemacht.
- Egal wie man dazu steht, der DAV sollte Messner nicht zum "Märtyrer" machen.
- Die Reaktion ist überzogen. Der DAV muss Kritik aushalten könen.
Stimmen Sie jetzt ab! Im Jahr 2007 reiste Prof. Dr. Röhle zu Reinhold Messner nach Südtirol, um die Differenzen endgültig auszuräumen. Langfristig bewirkten die versöhnlichen Töne jedoch nichts: Reinhold Messner blieb im Großen und Ganzen bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem DAV.
Unvermittelt tauchten schließlich zunächst in der Januar-Ausgabe und danach in der März-Ausgabe 2009 des "Bergsteiger" die zum Teil bereits zitierten Aussagen auf. Und darauf hat der DAV nun mit seinem Schreiben an die Sektionsvorsitzenden reagiert.
Was meinen Sie zu der Auseinandersetzung? Schreiben Sie uns Ihre Meinung im Forum! Zu den Meldungen zur Tragödie am Nanga Parbat von 1970 und dem Streit über den Hergang der damaligen Ereignisse:
- Messner: Film "Nanga Parbat“ keine Rechtfertigung
- Gerichtsurteil in Sachen Messner vs. von Kienlin
- Messner-Familie will zum Nanga Parbat
- DAV distanziert sich von Messner-Aussage
- Gerichtsmedizinische Untersuchungen bestätigen: Der Tote war Günther Messner
- Messner: "Ich wollte Missbrauch ausschließen"
- Günthers Schuh kommt ins Museum
- Messner: "Internationale Rufmordkampagne entkräftet!"
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Weitere Meldungen zu Reinhold Messner aus dem alpin.de-Newsarchiv:
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