Gegen neue Kreuze auf Bergen

Messner: "Gipfelkreuz nicht Teil unserer alpinen Kultur"

Reinhold Messner bestätigt seine ablehnende Haltung gegenüber dem Symbol des christlichen Glaubens auf Gipfeln.

Gipfelkreuze: Reinhold Messner sieht sie kritisch.
© Picture Alliance / R. Goldmann

Messner: Gipfelkreuz müssen genehmigt werden

Das Erreichen des Gipfelkreuzes ist für viele Bergfreundinnen und Bergfreunde der Höhepunkt ihrer Tour. Weithin sichtbar weist es den höchsten Punkt eines Berges aus und ist Ziel und Umkehrpunkt gleichermaßen. Hier werden Gipfelbilder und Rast gemacht. Für viele gehört das Kreuz seit jeher zur Bergtour dazu, ohne das Kreuz würde etwas fehlen.

Reinhold Messner ist anderer Meinung: Schon seit Jahren (siehe Meldung weiter unten) betont er, dass er kein Kreuz am Gipfel nicht bräuchte und wendet sich gegen deren Neuerrichtung. Erneut bekräftige der Süditoler diese Ansicht nun in einem Interview mit der österreichischen Kirchenzeitung "Der Sonntag". "Das Gipfelkreuz ist eine späte Erscheinung und nicht Teil unserer alpinen Kultur", wird Messner dort zitiert.

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Auf Gipfeln der Alpen wurde Messner zu Folge in früheren Zeiten nur ein "Steinmann" erreichtet. Erst im 17. Jahrhundert hätten "Religionen" (hier sicher die christliche, d. Red.) versucht, "die Gipfel zu okkupieren".

Ein quasi natürliches (oder gar gottgegebenes) Existenzrecht für Kreuze auf Gipfeln gibt es nicht, entsprechend sieht Messner die Errichtung von neuen Kreuzen auf Gipfel - bezugnehmend auf die Diskussion hierüber in Südtirol - als genehmigungspflichtig.

Noch mehr als Gipfelkreuze sind Messner freilich Handymasten am Berg ein Dorn im Auge. "Da ist ein kleines Gipfelkreuz weniger schlimm. Handymasten nehmen dem Berg seine Erhabenheit. Sie sind die größere Unkultur. Sie machen den Berg banal."



Meldung aus dem Jahr 2015 | Messner: "Gipfelkreuze sind Humbug"

In dem evangelischen Magazin chrismon.de schreibt Messner: "Ich halte Gipfelkreuze für einen Humbug! Weil die Gipfel leer sein und nicht für irgendeine Religion missbraucht werden sollten." Weiter führt er aus: "Das Kreuz ist das christliche Symbol schlechthin. Die Gipfel aber, die doch der ganzen Menschheit gehören, sollten nicht mit dieser einen Weltanschauung besetzt werden."

Im weiteren Verlauf seines Artikels unterscheidet Messner zwischen Kreuzen auf Pässen, Jochen oder Vorbergen und Kreuzen auf Gipfeln. Erstere dienten der Warnung und dem Schutz der Menschen, letztere seien ein "Symbol einer Eroberung".

"Ungläubiges Kopfschütteln" - Kritik an Messners Haltung zu Gipfelkreuzen

Der Vorsitzende des Ökumene-Ausschusses in der bayerischen Landessynode, Fritz Schroth, erklärte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, dass es bei ihm "ungläubiges Kopfschütteln über so viel Unverständnis, ja Unsinn" auslöse, wenn Messner die Berge von den Kreuzen "befreien" wolle.

Schroth sei "ratlos", wenn das zum Großteil von der Evangelischen Kirche Deutschlands finanzierte Magazin Chrismon "den seltsamen religionsvermischenden Gedanken Messners Raum gibt".

Gipfelkreuze seien laut Schroth keine Zeichen des Triumphes: "Sie erinnern angesichts der Mächtigkeit der Steilwände an die Zerbrechlichkeit und Ohnmacht des Menschen sowie daran, dass Gott der Schöpfer ist, dem wir alles verdanken."

Messners äußert sich nicht das erste Mal kritisch zu den Gipfelkreuzen. Die "Nachrichten für Südtirol" (Stol.it) berichten von Interviews aus den Jahren 2005/2006 in denen Messner gegenüber dem "Corriere della Sera" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" behauptet haben soll, Gipfelkreuze würden die Bergwelt in Südtirol verschandeln. Messner habe schon damals gefordert, dass sie verschwinden sollten.

52 Kommentare

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Andreas

Reinhold Messner ist zweifelsohne ein epochaler Alpinist, wie es ihn wohl nicht mehr geben wird. Aber das macht seine Ansichten nicht zur unumstösslichen Wahrheit.

Erstens ist das Kreuz eben doch Teil der alpinen Kultur, man erkennt's ganz trivial daran, dass es so viele davon gibt.

Und zweitens sind viele Kreuze eben keine Eroberungszeichen, sondern durchaus demütig. Man denke nur an das Kreuz am Hochkalter mit der Aufschrift "Gib' uns Frieden". Also: alles über einen Kamm zu scheren, führt zu nix.

Trotzdem sollten die Gipfel aus meiner Sicht nicht allesamt ein Kreuz tragen. Es gibt jetzt schon zu viele menschliche Spuren in den Bergen.

Tina auf unserer Facebook-Seite

Für mich ist ein Gipfelkreuz nichts weiter als ein Symbol dafür, das ich den höchsten Punkt erreicht habe. Es gehört vielleicht nicht zu unserer alpinen Kultur, wohl aber in manchen Regionen zur Kultur der dort beheimateten Menschen. Somit kann ich als Atheist auch ein Gipfelkreuz akzeptieren. Ansonsten wäre mir auch ein Stoamandl recht. Ich freu mich einfach, das da was ist.

Sven auf unserer Facebook-Seite

Eigentlich eine sinnlose Diskussion. Das Gipfelkreuz soll doch jeder sehen wie er will. Schließlich wurden die Kreuze nicht nur als religiöse Symbole aufgestellt. Davon mal abgesehen, war der Alpenraum schon immer christlich religiös geprägt. Es beschwert sich doch auch niemand über die tibetischen Gebetsfahnen im Himalaya. Wer sich an einem religiösen Hintergrund stört, soll es einfach als Markierung des höchsten Punktes sehen.

Dominik auf unserer Facebook-Seite

Kultur ist die Summe der Selbstverständlichkeiten. Mithin kann man sich am Gipfel mit und ohne Kreuz freuen, religiös oder atheistisch. Leben und leben lassen, auch am Berg ein prima Prinzip

Arthur auf unserer Facebook-Seite

Gipfelkreuze gehören zu UNSEREN Bergen hier in Europa (mindestens),
genauso wie PrayerFlags zu den nepalesischen.
Messner ist nun mal ein Möchtegern-Yeti/Nepalese.
Und daher hier ein wenig woke verstrahlt.
(was alles seine bergsteigerischen Leistungen und Erfolge nicht schmälert)

Christian auf unserer Facebook-Seite

Reinhold Messner hat in allen Punkten Recht. Von mir gibt's hier volle Zustimmung.
Der Mensch muss nicht überall Zeichen setzen und Spuren hinterlassen. Grundsätzlich ist es aber wohl Geschmackssache...

Eva auf unserer Facebook-Seite

Es ist was dran, was Herr Messner sagt. Ich finde es sehr schade, dass manche Personen sich so despektierlich über ihn äußern, nur weil er Haltung hat und eine Meinung.
Ich selber habe es gern, wenn ein Berg mit einem Gipfelkreuz geschmückt ist. Es ist einfach ein Zielpunkt und die Belohnung und manche Gipfelkreuze sind schon besondere Kunstwerke....Es könnte aber genauso gut eine andere Markierungen sein, die mich " belohnt", ....(Wobei ich das gerade für mich neu überdenke)
Als Denkanstoß finde ich (somit) die Ansicht/ Meinung von Herrn Messner super !

Ludwig auf unserer Facebook-Seite

Sehr richtig. Ich bin dafür Gipfelkreuze zu überdenken und diese durch andere Markierungen zu ersetzen. Ich finde einen schlichten Steintisch mit Gipfelbuch und eine kleine Tafel mit dem Namen des Berges schön.

Frank auf unserer Facebook-Seite

Obwohl ich ein Fan von ihm bin und schon mehrere Vorträge besucht habe, bin ich in diesem Punkt nicht seiner Meinung.
Es ist nicht entscheidend, ob das Gipfelkreuz Teil der alpinen Kultur ist oder nicht. Es ist einfach schön, wenn man einen Gipfel erreicht und dort ein Kreuz vorfindet. Das betont das erreichte Ziel. Ich bevorzuge deshalb Berge mit Gipfelkreuz.
Man muss nicht unbedingt neue Kreuze aufstellen. Es gibt schon viele. Aber bestehende Kreuze sollten erhalten und bei Bedarf ersetzt werden.
Gipfelkreuze sind auch kein Missbrauch von Religionen. Sie sind einfach schön und verschönern den Gipfel. Steinmännchen sind dafür weniger geeignet.
Wenn ich einen Gipfel ohne Kreuz erreiche, fehlt etwas. Gipfelkreuze sind Tradition und das soll auch so bleiben.

Alpenfuchs

Ich freue mich immer wieder wenn ich auf einem Gipfel mit Gipfelkreuz zu stehe. Erinnert es mich doch immer wieder daran, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und in der Annahme von Jesus und im Glauben an ihn können wir eines Tages nach unserem Tod in völliger Reinheit Gott gegenübertreten und ewig im Paradies mit ihm Gemeinschaft haben. Dass es Kreuze seit über Hundert Jahren auf den Gipfeln gibt zeigt eindeutig, dass es Teil unserer alpinen Kultur ist genauso wie die vielen Museen von Herrn Messner die inzwischen neuzeitliche Kulturbereicherungen sein sollen.

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