Messner: "DAV lebt noch heute Geist der 1930er Jahre"

Streit zwischen Alpenverein und Messner eskaliert

Schon seit Jahren kam es zwischen Reinhold Messner und dem Deutschen Alpenverein (DAV) immer wieder zu kleineren und größeren Konflikten. Nun ist der Streit eskaliert. Nach einem Beitrag Messners im "Bergsteiger", in dem der Südtiroler dem DAV ein "totalitäres Vereinsverständnis" vorwirft, rief der DAV seine Sektionen auf, Messner "keinerlei Plattform" mehr zu bieten. Der 64-Jährige reagierte inzwischen und bezeichnete des DAV als "Ausgrenzungsverein", der noch heute im Geist der 1930er Jahre lebe.

Streit zwischen Alpenverein und Messner eskaliert
Harsche Kritik am DAV: Reinhold Messner. Bild: dpa.
Harsche Kritik am DAV: Reinhold Messner. Bild: dpa.

Im Alpenvereinsjahrbuch "Berg 2009" äußern sich Stefan Witty und Oliver Lindenthal positiv über die Umweltbildung im DAV und kritisieren, dass Spitzenalpinisten sich hinsichtlich dieses Themas zuwenig ihrer Vorbildfunktion bewusst seien.

Wörtlich heißt es: "Die Vorbildwirkung von Spitzenalpinisten und -klettern auf die Masse ist immens, das zeigt das Engagement von Hans Kammerlander im DAV-Projekt 'Skibergsteigen Umweltfreundlich' oder von Thomas und Alexander Huber bei 'Klettern und Naturschutz'. Provokant formuliert: Man muss die Leithammel in die richtige Richtung lenken, dann läuft die Herde hinterher…" Was meinen Sie zum Beschluss des DAV, Reinhold Messner "keinerlei Plattform" mehr bieten zu wollen?

  • Der DAV hat recht. Messner hat sich durch die Nazi-Vergleiche unmöglich gemacht.
  • Egal wie man dazu steht, der DAV sollte Messner nicht zum "Märtyrer" machen.
  • Die Reaktion ist überzogen. Der DAV muss Kritik aushalten könen.

Messner: DAV hat ein totalitäres Vereinsverständnis

Diesen Beitrag muss Reinhold Messner als Provokation aufgefasst haben, gegen die er sich im März-Heft des "Bergsteiger" mit einer deftig formulierten Replik zur Wehr setzte.

Darin bezeichnete er den DAV als "vorgestrig" und kritisierte, dass sich der Verein sich auf Seiten der Spitzen-Bergsteiger "Leithammel" und auf Seiten der Mitglieder Schafe wünsche, die sich ohne eigene Meinung dirigrieren lassen sollten. Hunderttausende Alpenvereinsmitglieder würden so zur willenlosen "Herde" degradiert. Was meinen Sie zu der Auseinandersetzung? Schreiben Sie uns Ihre Meinung im Forum! Diest sieht Messner als Beweis für ein totalitäres Vereinsverständnis des DAV. Der Verein stünde somit in der Tradition des stramm rechtsgerichteten Deutschen und Österreichischen Alpenverein (DuÖAV). Wie der DuÖAV, der bereits Anfang des 20. Jahrhunderts begann, "artfremde Bergsteiger" namentlich Juden auszugrenzen, würde sich auch der DAV von heute immer wieder zum "Komplizen von Ausgrenzungskampagnen" machen. Wer weder "Leithammel" im Dienste einer vom DAV gewünschten Meinung noch meinungsloses Schaf sein wolle, könne in einem solchen verein keine Heimat haben.

DAV wehrt sich gegen Vergleich mit Nationalsozialisten

Wehrt sich gegen Nazi-Vergleich: DAV-Geschäftsführer Thomas Urban.
Wehrt sich gegen Nazi-Vergleich: DAV-Geschäftsführer Thomas Urban.

Der DAV reagierte nun auf die harten Vorwürfe Messner. In einem Schreiben an alle 354 Sektionen fordern DAV-Präsident Heinz Röhle und Bundesgeschäftsführer Thomas Urban dazu auf, dem 64-Jährigen in Räumen von DAV-Sektionen keinerlei Vorträge, Buchvorstellungen oder Multivisionsschauen mehr zu ermöglichen.

Wörtlich heißt es: "Das Präsidium beschließt, dass Messner künftig keinerlei Plattform im DAV-Hauptverein und im DAV Summit Club erhält. Des Weiteren werden alle Sektionen mit der Empfehlung angeschrieben, diesen Schritt auf Sektionsebene ebenfalls nachzuvollziehen." Was meinen Sie zu der Auseinandersetzung? Schreiben Sie uns Ihre Meinung im Forum! Zur Begründung sagte DAV-Geschäfsführer Thomas Urban gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist natürlich nicht nur der Artikel. Messner hat uns bei verschiedensten Gelegenheiten sehr persönlich angegriffen." Mit harter Kritik könne man umgehen. "Das ist egal, das nehmen wir sportlich. Aber wenn wir mit dem Handeln der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren verglichen werden, ist das eine andere Qualität."

Messner legt nach: DAV lebt noch heute im Geist der 1930er Jahre

Siegfried Weippert, Vorsitzender der Elite-Sektion "Berggeist" beglückwünschte im Münchner Merkur den DAV zu dem "längst überfälligen Entschluss". Die Sektion "Berggeist" habe die Aufnahme Messners "wegen diffuser Charaktereigenschaften abgelehnt". Was meinen Sie zum Beschluss des DAV, Reinhold Messner "keinerlei Plattform" mehr bieten zu wollen?

  • Der DAV hat recht. Messner hat sich durch die Nazi-Vergleiche unmöglich gemacht.
  • Egal wie man dazu steht, der DAV sollte Messner nicht zum "Märtyrer" machen.
  • Die Reaktion ist überzogen. Der DAV muss Kritik aushalten könen.

Stimmen Sie jetzt ab! Messner dagegen sieht sich durch den Beschluss des DAV in seiner Auffassung bestätigt. Gegenüber der "Frankfurter Rundschau" sagte er, der DAV lebe noch heute Geist der 1930er Jahre, kenne "keine Streitkultur", sei ein "Ausgrenzungsverein". Und die "Bild-Zeitung" zitiert den Südtrioler: "Ausgrenzen - damit outet sich der DAV nur als das, was er ist. Mir bricht das nicht das Genick. Der DAV ist für mich kein Gegner. Die haben mich doch damals auf Knien angebettelt, in Patagonien Extrem-Touren für sie zu führen." Einen grund, den Nazi-Vergleich zurückzunehmen sieht Messner laut "Bild" nicht: "Sie stehen in dieser Tradition - und das tut mir weh."

Immer wieder Anlass zu Streitigkeiten: Die Nanga Parbat Expedition 1970.
Immer wieder Anlass zu Streitigkeiten: Die Nanga Parbat Expedition 1970.

Nicht das erste Mal hat Messner durch Nazi-Vergleiche aufhorchen lassen. Im Streit um den Tod seines Bruders Günther am Nanga Parbat 1970, beklagte er sich über eine "internationale Rufmordkampagne", die ihm die Schuld an Günters Tod anlasten wolle. Im Verlauf dieser Kampagne sei ihm dasselbe angetan worden wie Juden durch Deutsche während des Zweiten Weltkrieges. Auch der DAV, so Messner habe sich an dieser Kampagne beteiligt, indem er Hans Saler und Max von Kienlin im Haus des Alpinismus in München eine Plattform gegeben hätte, um ihre Bücher vorzustellen. In diesen wird Messners Version der Geschehnisse vor 35 Jahren widersprochen.

Was meinen Sie zu der Auseinandersetzung? Schreiben Sie uns Ihre Meinung im Forum! Zu den Meldungen zur Tragödie am Nanga Parbat von 1970 und dem Streit über den Hergang der damaligen Ereignisse:

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