Vilsmaier verfilmt Tragödie um die Messner Brüder am Nanga Parbat

Messner: Film "Nanga Parbat“ keine Rechtfertigung

Sein Bruder Günther hat die Expedition am Nanga Parbat 1970 nicht überlebt. Lange wehrte sich Reinhold Messner gegen Vorwürfe, er sei Schuld am Tod seines Bruders. Jetzt wird die Geschichte der Bergsteiger-Brüder von Joseph Vilsmaier verfilmt.

Messner: Film "Nanga Parbat“ keine Rechtfertigung
Bei der Pressekonferenz: Marcovics, Bruch, Stetter, Messner, Vilsmaier
Bei der Pressekonferenz: Marcovics, Bruch, Stetter, Messner, Vilsmaier

Der Kinostart ist für Januar 2010 geplant. Die Dreharbeiten sind bereits in vollem Gange. Im Himalaya fing das Filmteam bereits Bilder des neunthöchsten Berges der Welt ein. Das Basislager von damals soll am Ortler in Südtirol aufgebaut werden. Gedreht wird, nach Auskunft Vilsmaiers, auch in München, am Großvenediger sowie in den Dolomiten.

In den Hauptrollen werden Florian Stetter („Der Seewolf“, „Sophie Scholl“) als Reinhold und Volker Bruch ("Der rote Baron") als Günther Messner zu sehen sein. Karl Markovics, bekannt aus dem oscarprämierten Fim "Die Fälscher", konnte für die Rolle des exzentrischen Expeditionsleiters Karl Maria von Herrligkoffer.

Kein klassischer Bergsteigerfilm

„Nanga Parbat“ soll laut Messner kein klassischer Bergsteigerfilm werden. Es gehe um Emotionen und Erfahrungen, die jeder Mensch ähnlich erlebt habe. Er sieht sich bei dem Projekt Vilsmaiers als „Zuträger und Kontrolleur“. „Er muss jede Sekunde bei uns sein“, sagte Vilsmaier bei einem Fototermin zu "Nanga Parbat" am 30.03. in Berlin. Den bayerischen Filmemacher („Herbstmilch“, „Die Gustloff“) hat die Kulisse des Nanga Parbats – zu deutsch: nackter Berg – tief beeindruckt. „Du musst ein Wahnsinniger sein“, waren seine Worte in Richtung Messner.

Starb1970 am Nanga Parbat: Günther Messner.
Starb1970 am Nanga Parbat: Günther Messner.

Die Filmgeschichte beginnt 1957 in der Kindheit der Brüder, die von fernen Gipfeln träumen und unzertrennlich sind. Lena Stolze spielt Mutter Messner, die vor der Himalaya-Expedition Reinhold das Versprechen abnimmt, den kleinen Bruder gesund wieder nach Hause zu bringen. Im Himalaya kommt es bald zu heftigen Reibereien zwischen Reinhold Messner und Expeditionsleiter Herrligkofer. Es treffen „Welten, Lebensgefühle, Generationen und Wertehierarchien aufeinander“, heißt es in den Produktionsnotizen.

Ende einer jahrzehntelangen Kontroverse? Der Film, so betonte Messner, soll keine Rechtfertigung werden, sondern die Tatsachen schildern. Und die sind für den 64 Jahre alten Extrembergsteiger spätestens seit 2005 absolut klar. In diesem Jahr wurde Günthers Leiche im Eis gefunden: An einer Stelle, die für Messner die Bestätigung seiner Version ist. Demnach war er gemeinsam mit dem Bruder über die Diamirflanke abgestiegen. Günther Messner konnte jedoch dem Tempo seines Bruders nicht folgen und muss wenig später, so die Vermutung Messners, von einer Eislawine erfasst worden und abgestürzt sein.

Sieht einiges anders: Max von Kienlin
Sieht einiges anders: Max von Kienlin

Messners Version wurde bereits kurz nach Beendigung der Expedition von 1970 von Teilen seiner Bergkameraden, ins besondere von Max von Kienlin, stark angezweifelt. Ihr Vorwurf lautet, Reinhold Messner habe in blindem Ehrgeiz den 8125 Meter hohen Nanga Parbat überschritten. Den erschöpften Günther Messner, der ihm gefolgt war, soll Reinhold alleine auf der Aufstiegsroute über die Rupalflanke zurück, und somit in den sicherern Tod geschickt haben.

Messner seinerseits wirft den Kameraden vor, sie hätten ihn und seinen Bruder nicht gesucht, als beide nicht vom Gipfel zurückkamen. Er habe sich erst kurzfristig entschlossen, die Überschreitung zu wagen, da die Route über die Diamir-Seite die vermeintlich leichtere gewesen sei.

Ob der Kinofim die jahrzehntelang erbittert geführte Kontroverse um den "wahren" Hergang der Tragödie am Nanga Parbat von 1970 beenden kann, darf jedoch weiterhin stark angezweifelt werden.

Zu den Meldungen zur Tragödie am Nanga Parbat von 1970 und dem Streit über den Hergang der damaligen Ereignisse:

Weitere Meldungen zu Reinhold Messner aus dem alpin.de-Newsarchiv: