Südtiroler Charme

Leichte Bergtour auf den Klockerkarkopf

Die Tour auf den geschichtsträchtigen Klockerkarkopf zwischen Ahrntal und Zillertal ist eine leichte Bergtour mit Hütteneinkehr am Weg. Hier findet ihr alle Infos zur Route!

Leichte Bergtour auf den Klockerkarkopf
© IMAGO / Zoonar

Der Klockerkarkopf über die Birnlückenhütte

Sportlich ist die 2911 Meter hohe "Spitze" keine Herausforderung. Der Anfang der Tour im Ahrntal zieht sich, erst entlang einer Teerstraße, später auf breitem Weg bis zur Kehreralm; es folgen ein kurzer, knackiger Anstieg ins Lahnacher Moos und ein längerer, serpentinenreicher zur Birnlückenhütte. Von dort aus geht es am Hang entlang dem Lausitzer Höhenweg folgend bis kurz vor die Pfaffenschneide, wo ein hölzernes Schild auf den Steinmanderl-Weg zum Gipfel verweist.

Deutlich kniffliger als der Weg auf den Berg gestaltet sich die Suche nach dem richtigen Namen: Glockenkarkopf, Klockerkarkopf oder Vetta d'Italia? In der AV-Karte ist es der Glockenkarkopf, die Wirtsfamilie auf der Birnlückenhütte ist sich – obwohl sie ein großartiges Vetta-d'Italia-Marketing betreibt und kurz hinter der Hütte auch der Vetta-d'Italia-Weg beginnt – dagegen sicher: Der richtige Name des Bergs ist Klockerkarkopf.

<p>Der Schafsee lädt zur Abkühlung ein.</p>

Der Schafsee lädt zur Abkühlung ein.

© Peter Innerbichler, AVS Sektion Ahrntal

So hat ihn Friedrich Karl Adolf Koegel getauft, der den Gipfel am 10. Juli 1895 mit dem Bergführer Franz Hofer zum ersten Mal bestieg. Das belegt auch Beikirchers und Hellwegers "Alpinführer Tauferer-Ahrntal" von 1981. In dem Buch gibt es sogar eine Erklärung für den Namen: Er kommt aus dem Salzburgerischen und bezieht sich auf ein Kar an der Nordseite, das zum Anwesen Klocker in Krimml gehörte.

Die Autoren schreiben zudem, dass der Name Glockenkarkopf falsch ist und dass der Berg 1904 durch den italienischen Nationalisten und späteren Faschisten Ettore Tolomei – der sich auch als Erstbesteiger feierte – als damals nördlichster Punkt Südtirols zur Vetta d'Italia erhoben wurde. Denn – und vor allem das zeigen die Wirrungen um den richtigen Namen – der Berg wurde immer wieder für nationalistische Zwecke instrumentalisiert.

Gehört der Klockerkarkopf zu Südtirol, Tirol oder Italien?

1904 gehörte die Region noch nicht zu Italien, sondern zu Österreich-Ungarn. Tolomei wollte mit dem italienischen Namen aber die Gebietsansprüche seines Landes zementieren, ein damals durchaus nicht ungewöhnliches Vorgehen, war doch neben Deutschland vor allem Italien extrem nationalistisch geprägt. 

Wäre Südtirol 1919 mit dem Grenzverlauf von 1904 an Italien gegangen, dann wäre der Klockerkarkopf tatsächlich der nördlichste Punkt Italiens geworden. Aber die Grenze wurde bei der Übergabe neu definiert und deswegen ist nicht mehr der Klockerkarkopf der nördlichste Punkt, sondern das westliche Zwillingsköpferl knapp daneben.

Das lässt sich allerdings nur von wirklich geübten Bergsteigern erklimmen. Dorthin führen keine Markierungen und der Aufstieg durch loses Gestein ist ausgesetzt. Auch wenn es geographisch nicht der nördlichste Punkt ist, für diejenigen, die in ihrem Tourenbuch auch Berge sammeln, die außerhalb der alpinen Szene Geschichte geschrieben haben, ist der Berg direkt auf der Grenze zwischen dem Land Salzburg und Südtirol ein Muss.

<p>Blick hinüber zur Venedigergruppe.</p>

Blick hinüber zur Venedigergruppe.

© IMAGO / Zoonar

Sonderlich bekannt ist er dennoch nicht - zumindest nicht in Deutschland. Für manche Italiener ist der Gipfel dagegen eine Berühmtheit. Das wird spätestens auf der Birnlückenhütte klar. Dort gibt es T-Shirts mit der Aufschrift "Vetta d'Italia 47° 05’ 28’’ N 12° 10’ 50’’ E", Postkarten mit dem unscheinbaren Relief und vor allem viele Italiener, die den "nördlichsten" Punkt ihres Landes besichtigen wollen.

Wenige besteigen den Gipfel, die meisten genießen seinen Anblick von der Hütte aus, von der man auch wunderbar über das Prettau-, Lahnerund Kerrakees zur mächtigen Dreiherrnspitze und über das Ahrntal hinweg zu den Dolomiten schauen kann. Manche kraxeln noch zur Birnlücke hinauf, um mit einem Fuß auf österreichischem, mit dem anderen auf italienischem Boden zu stehen.

Alles über das Sehnsuchtsziel Dolomiten erfahrt ihr in unserer Bildergalerie:

Klockerkarturm: Blicke bis zum Großvenediger & über den Alpen Hauptkamm

Oben auf dem Gipfel wehen tibetische Gebetsfahnen am Kreuz, eine Markierung zeigt den Verlauf der Grenze und ein Messingschild mit der Inschrift "Klockerkarkopf. Mitten in Tirol" thront im Stein. Es ist das einzige, das es bisher längere Zeit dort droben ausgehalten hat. Die Tafel wurde 2002 montiert. Das im Stein eingemeißelte "I", das Tolomei als italienisches Symbol hinterlassen hat, ist verwittert. Er hatte es mit Hilfe seines Bergführers angebracht, den er im Glauben ließ, es handle sich um das Initial seiner Freundin.

Das Vetta-d'Europa-Schild, das eine Delegation der Grünen 1989 auf den Gipfel gebracht hatte, um die stete Auseinandersetzung zwischen Italienern und Südtirolern zu beschwichtigen, ist verschollen. Und auch von der Vetta-d'Italia-Plakette, die der Aleanza-Nationale-Politiker Pietro Mitolo 1990 heraufschleppte, ist weit und breit nichts mehr zu sehen.

Hier oben gibt es einfach keine Grenzen: Die Venedigergruppe blinzelt hell vom Osten herüber, das Wasser des Eissees glitzert vom Westen herauf und der definierte Grenzverlauf lässt sich nur deshalb so exakt nachvollziehen, weil er genau auf dem Grat verläuft. Geschichtlich würde sich jetzt ein Abstieg ins Krimmler Achental anbieten, schließlich kommt der Name des erklommenen Bergs aus dem Salzburgerischen.

<p>Das alte Zollhaus am Krimmler Tauern.</p>

Das alte Zollhaus am Krimmler Tauern.

© Peter Innerbichler, AVS Sektion Ahrntal

Dann hätte man aber ohne Auto anreisen und all seine sieben Sachen mit hier heraufnehmen müssen, wäre gezwungen, auf dem Lausitzer Höhenweg wieder zur Hütte zu wandern, um dann über die Birnlücke nach Österreich abzusteigen. Zurück ins Ahrntal geht es über die Teufelsstiege und die unbewirtschaftete Neugersdorfer Hütte, die auch Rifugio Vetta d'Italia heißt. Von dort aus führt ein Weg direkt hinunter nach Kasern, wo man den Klockerkarkopf in der Touristeninformation wieder nur unter Glockenkarkopf kennt.

Alle Toureninfos zum Klockerkarkopf (2.911 m)

Der Klockerkarkopf liegt in den Zillertaler Alpen zwischen dem Ahrnund dem Krimmler-Achen-Tal auf der Grenzlinie Italien - Österreich. Ist seine Silhouette doch eher unscheinbar, hat es dafür seine politische Vergangenheit in sich.

<p>Übersichtskarte Klockerkarkopf.</p>

Übersichtskarte Klockerkarkopf.

© alpin.de
  • Schwierigkeit: Bergsteigen, mittel

  • Gesamtzeit: 7 ½ Std.

  • Höhenmeter: 1400 Hm

  • Route: Von Kasern Weg Nr. 13 auf der Teerstraße und später einem Fuhrweg entlang des Ahrnbachs bis zur Kehreralm folgen, auf kurzem Steig hinauf zur Lahnaalm und übers Lahnacher Moos zum Serpentinenanstieg der Birnlückenhütte (2441 m, 2 ½ Std.). Von der Hütte den Lausitzer Weg in Richtung Neugersdorfer Hütte (Rifugio Vetta d'Italia), kurz vor der Teufelsstiege beim Wegweiser in Richtung Klockerkarkopf abbiegen. Es geht über großes Blockwerk und Geröll weiter bis zur verfallenen Lausitzer Hütte am Gipfel (2911 m, 2 ½ Std.). Den gleichen Weg zurück bis zur Abzweigung, über die Teufelsstiege, vorbei an der Taurnschneide bis zur unbewirtschafteten Neugersdorfer Hütte, dort auf Weg Nr. 14 auf steilem Steig über die Taurnalm ins Ahrntal, über Weg Nr. 13 am Trinkstein vorbei auf breiter Straße nach Kasern (2 ½ Std.).

  • Talort/Ausgangspunkt: Kasern, 1614 m.

  • Ausrüstung: Wanderausrüstung, feste Bergschuhe.

Infos zu Hütten, Karte & Anreise am Klockerkarkopf

  • Anreise: Von München über Innsbruck zum Brenner, kurz vor Brixen ins Pustertal, in Bruneck In Italien berühmt, in Deutschland wenig bekannt links in Richtung Ahrntal. Am Ende des Tals in Kasern parken.

  • Info: Tourismusverein Ahrntal, ahrntal.it

  • Beste Zeit: Juli – Septembe

  • Hütten: Birnlückenhütte (Rifugio Tridentina), 2.441 m, CAI Bruneck, Ende Juni - Anfang Oktober; Knappenhof, knappenhof.at; Krimmler Tauernhaus, 1.622 m, privat, ganzjährig geöffnet, krimmler-tauernhaus.at (nur von Belang, falls man in Krimml im Pinzgau startet). Taurnalm, 2.024 m, auf dem Abstieg von der unbewirtschafteten Neugersdorfer Hütte zum Trinkstein, wirklich urige Einkehr kurz vor den Menschenmassen im Tal.

  • Literatur: Walter Klier: Alpenvereinsführer Zillertaler Alpen, Bergverlag Rother, 2013.

  • Karte: AV-Karte, 1:25000, Blatt 35/3, Zillertaler Alpen Ost.

Den passenden Rucksack für jede Bergtour findet ihr in unserem aktuellen Test:

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