Sicherheit beim Klettern

Wie vermeidet man Fehler beim Abseilen?

Ein ALPIN-Leser wurde in einem Sportklettergebiet Zeuge eines tödlichen Abseilfehlers. Per Mail stellte er Olaf Perwitzschky die Frage, wie man selbst Fehler erkennen und besser kommunizieren kann.

Wie kann man Fehler beim Abseilen vermeiden?
© IMAGO / Shotshop

Leserfrage: Wie vermeide ich Fehler beim Abseilen?

Thomas, per Mail: Ich war neulich leider Zeuge eines tödlichen Kletterunfalls. Ich kann mir den Unfallhergang noch nicht ganz erklären, wollte aber mal fragen, wie man solche Unfälle vermeiden kann. Und zwar geht es hierbei um eine "Ablasstechnik", welche ich noch nie zuvor gesehen habe: Es handelt sich um eine 35 Meter hohe Wand. Der Hergang: Der Kletterer kletterte bis zum Umlenker ganz oben. Dann hat ihn seine Freundin bis zu einem Standplatz (ca. Mitte der Wand) abgelassen, wo er sich selbst sicherte.

Er zog das Seil ein und warf es zu seiner sichernden Freundin runter auf den Boden. Dieser Punkt kam mir schon sehr komisch vor. Dann folgte eine ewig lange Diskussion und "Hin und Her" zwischen den beiden. Die Sichernde hängt dann ihr Seil vom Sicherungsgerät aus und in das andere Seil ein. Kurz da­rauf hörte ich einen Karabiner klicken und der Kletterer stürzte samt Schlappseil auf den Boden. Kennt ihr irgendeine Methode, bei der man so vorgeht?

Antwort: Kommunikation und Partnercheck sind das A und O!

So wie ich das verstehe, handelt es sich um einen Kommunikationsfehler. Die zwei waren sich nicht ganz sicher, ob ihr Seil für eine 35 Meter lange Route zum Ablassen reicht. Daher hat der Kletternde am Zwischenstand Halt gemacht (was an sich ja mal richtig ist). Jetzt hat er zwei Möglichkeiten, um das Seil durch die neue Umlenkung zu fädeln. Entweder er bindet sich aus, zieht das Seil aus dem oberen Stand ab und fädelt es wieder in seinen neuen Stand in ca. 20 Meter Höhe.

Das Vorgehen hat den Vorteil, dass (in dem Fall die Sichernde) das Sicherungsgerät im Seil belassen kann und nur das Schlappseil einnehmen muss, das durch den Vorgang entstanden ist. Es dürfte dann aber nur ein Seilende auf den Boden reichen. Oder aber der Kletterer sagt seiner Freundin, dass sie ihn aus der Sicherung rausnimmt, er zieht dann quasi das andere Seilende ab und fädelt es durch die neue Umlenkung. Dann muss die Sichernde den Kletterer wieder "neu" sichern.

<p>Partnercheck und Kommunikation helfen bei der Vermeidung vieler Fehler.</p>

Partnercheck und Kommunikation helfen bei der Vermeidung vieler Fehler.

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Dabei kann sie das Sicherungsgerät so einhängen, dass es kein (kaum) Schlappseil gibt. Warum aber in diesem Fall beide Seilenden bis unten reichten, weiß ich nicht. Wahrscheinlich (ist aber eine reine Vermutung) hat die Sichernde an dem Seil gesichert, an dem auch ihr Freund hing. Aber was man daraus lernen kann: Klare Kommunikation und ein Check des Kletterers, ob er in das Seil eingebunden ist, das hinter dem Umlenker ist (vom Sichernden aus gesehen), und ob er überhaupt gesichert wird. Gerade, wenn es viel Hin und Her gab, ist ein gründlicher Check immens wichtig.

Diese Fehler beim Klettern solltet ihr vermeiden:

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

Text von Olaf Perwitzschky

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