Vom Körper oder vom Standplatz

Wie sichere ich am am besten in Mehrseillängenrouten?

Welche Methode eignet sich, um über den Stand zu sichern?

Standplatzsicherung beim Klettern im Granit.
© IMAGO / imagebroker

Frage von Marcus, per E-Mail: Danke für die sehr fachkundigen Inhalte zum Thema Standplatz. Ich will in Zukunft bei Mehrseillängenrouten vermehrt über den Stand sichern. Dazu habe ich aber noch nicht die geeignete Methode gefunden. Was würdest du da empfehlen? 

Antwort von Olaf: Interessant, der Trend zum Sichern über den Stand (Fixpunktsicherung) setzt sich doch fort. Jahrelang galt das "Sichern über den Körper" als das Nonplusultra. Ich würde das Sichern über den Körper nicht komplett verteufeln. Setze situationsbedingt das ein, was gerade Sinn macht. 

Das hat den Vorteil, dass du dich mit den Gegebenheiten vor Ort auseinandersetzt, das bringt schon mal sehr viel. Bei gut abgesicherten Mehrseillängenrouten und guten Standplätzen und halbwegs gleichschweren Partnern ist es vom Handling noch immer am besten, über Körper zu sichern. Mit Einfachseil nimmst du das Sicherungsgerät, das du normal auch benutzt (z. B. Grigri, HMS), für Doppelseile hat sich der (Auto-)Tuber bewährt. 

Ideal ist es natürlich, wenn du dich etwas unterhalb des Standes positionieren kannst. Wenn du aber zum Schluss kommst, dass der Standplatz und die Rahmenbedingungen nicht so sind, dass es Sinn macht über Körper zu sichern, sichere über den Stand. Nach meiner Erfahrung ist ein Tuber mit vorgeschaltetem Karabiner in den allermeisten Fällen nicht gut zu bedienen. 

<p>Fixpunktsicherung mit HMS in Mehrseillängenrouten.</p>

Fixpunktsicherung mit HMS in Mehrseillängenrouten.

© Georg Sojer

Ich finde für die Sicherung am Stand die HMS (Halbmastwurfsicherung) immer noch am besten. Die (Hand-)Kraft, um den Sturz zu halten, ist überschaubar und verändert sich mit dem/den entsprechenden Seil(en), du hast einen gewissen dynamischen Anteil (geringerer Krafteintrag auf die Sicherungskette, geringerer Fangstoß für den Kletterer) und du brauchst am wenigsten Material (nur den HMS-Karabiner). 

Außerdem brauchst du bei Wechselführung nicht umbauen, es sei denn, du hast zum Nachsichern einen alpinen Tuber genutzt. Um eine Sicherung über den Fixpunkt (Stand) halbwegs komfortabel bedienen zu können, musst du immer mehr Seil ausgegeben als nötig, nämlich nach der Sicherung noch eine Schlaufe von mind. 0,5 Meter, um halbwegs schnell Seil ausgeben zu können. Das verlängert die Sturzstrecke.

Mehr Fragen von Lesern und Usern sowie die Antworten von Olaf findet Ihr unter: alpin.de/olaf.

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

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Text von Olaf Perwitzschky

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