Sicherungstechniken in Mehrseillängenrouten

Felsklettern: Richtig sichern am Standplatz

Wie geht das ideale Handling am Stand? Man kann dort viel Zeit einsparen, aber auch viele Fehler machen. Hier lest ihr, was man am Standplatz beachten sollte.

Felsklettern: Richtig sichern am Standplatz
© Imago / Cavan Images

So geht Sichern am Standplatz!

Standplätze sind in modernen Kletterrouten heute (meist) mit zwei soliden Fixpunkten wie Bohrhaken (Schwerlastanker oder Klebehaken) ausgestattet. Diese Fixpunkte haben bei fachmännischem Anbringen in solidem Naturfels eine Festigkeit, die den in Praxis auftretenden Sturzkräften locker standhält. Das Versagen des Standpaltzes ist heute also nicht mehr das Problem.

Aber wie man am Standplatz sichert, was für Knoten wohin gehören und was wann gemacht werden muss, ist für viele Kletterer nah wie vor verwirrend. Daher versuchen wir in der Folge die üblicherweise auftretenden Situationen zu beschreiben und die richtige Vorgehensweise zu beschreiben.

<p>Die Fixpunktsicherung (links) und Zentralpunktsicherung (rechts).</p>

Die Fixpunktsicherung (links) und Zentralpunktsicherung (rechts).

© Andreas Wölki

Als Sicherungstechnik am Standplatz sind in Mehrseillängenrouten empfehlenswert:

  • Fixpunktsicherung (an einem soliden Fixpunkt)

  • Zentralpunktsicherung (an mehreren Fixpunkten)

Dabei werden die Sturzkräfte auf den Standplatz übertragen. Um Redundanz zu gewährleisten, müssen die (meist zwei) Fixpunkte beider Zentralpunktsicherung verbunden sein. Das passiert mit einer Standplatzschlinge oder dem Kletterseil, falls die Fixpunkte nicht schon durch Ketten oder vorhandenes (vertrauenswürdiges) Schlingenmaterial verbunden sind. Im Zweifel lieber immer selber noch eine Verbindung der Fixpunkte schaffen.

Felsklettern: Vorteile der Fixpunkt/Zentralpunktsicherung:

  • Sturzkräfte werden nicht auf den Sichernden übertragen (wie bei der Körpersicherung)

  • gute Kontrolle des Bremsseils

  • die Sturzhöhen werden klein gehalten (bei aufmerksamer und aktiver Sicherung)

Die Körpersicherung (wie beim Sportklettern in Einseillängenrouten) kann auch in Mehrseillängentouren eingesetzt werden. Allerdings sollte sie nur dann eingesetzt werden, wenn

  • genügend Erfahrung im Halten von Stürzen vorhanden ist

  • die Sturzhöhen klein sind (viele solide Zwischensicherungen in geringem Abstand)

  • die Gefahr des Anschlages des Sichernden am Fels bei Einwirkung der Sturzkräfte gering ist

Sichern am Standplatz: Die Standplatzschlinge

Zur Verbindung von zwei Fixpunkten hat sich eine vorbereitete Standplatzschlinge mit Bulin-Auge bewährt. Alternativ kann das Auge mit einem Sackstick geknotet werden, allerdings lässt sich dieser nach Belastung schwerer lösen. Als Schlingenmaterial können vernähte Polyamid- oder Polyethylen Schlingen eingesetzt werden. Dickeres Schlingenmaterial aus Polyamid erleichtert das Lösen von Knoten nach Belastung.

Diese Standplatzschlingen gibt es:

Felsklettern: Zentralpunktsicherung mit Standplatzschlinge

Diese Methode eignet sich sowohl bei einem Vorsteiger und bei wechselnden Vorsteigern.

Der Zentralpunkt (Bulin-Auge der Standplatzschlinge) wird vom Vorsteiger mit Verschlusskarabiner in den unteren Fixpunkt eingehängt. Die Schlinge wird dann im zweiten Bohrhaken mittels Sackstich oder Mastwurf abgeknotet.

Bei glatten Polyethylen- bzw. Dyneema Schlingen sollte die Endschlaufe in den Karabiner eingehängt werden, um ein Durchrutschen des Knotens zu verhindern. Der Zentralpunktsollte nicht zu groß sein (etwa die Größe eines Karabiners). 

In den Zentralpunkt wird zuerst die Selbstsicherung mit Verschlusskarabiner eingehängt, wobei sich der Mastwurf bewährt hat, daer schnell auf die erforderliche Länge einstellbar ist. Die Partnersicherung wird dann in den Zentralpunkt eingehängt.

Diese sieben Tipps solltet ihr in Mehrseillängentouren beachten:

Felsklettern: Standplatzwechsel bei ausschließlich einem Vorsteiger

Zur Sicherung des Nachsteigers (oder zweier Nachsteiger) hat sich der Tuber mit Nachstiegsfunktion (Alpine Tuber) absolut durchgesetzt. Die Eigenschaft der Blockierfunktion bei Belastung im Nachstieg ist einfach praktisch, zudem lässt sich das Seil sehr angenehm einholen, auch bei zwei Nachsteigern.

Der Ablauf sieht wie folgt aus:

<p>So knüpft man das "weiche Auge" bei einer Bandschlinge.</p>

So knüpft man das "weiche Auge" bei einer Bandschlinge.

© Sojer

Der Nachsteiger muss sich sobal der am Standplatz angekommen ist sichern. Das einfachste ist, er nutzt dazu den Tuber, über den er nachgesichert wurde. Einen Sicherungskonten hinter dem Tuber und schon ist die Selbstsicherung des Nachsteigers fertig. Alternativ kann er sich natürlich mittels Sicherungsschlinge oder mit dem Kletterseil und einem Mastwurf selber sichern.

Für die Sicherungs des Vorsteigers wird nun einTuber in den Zentralpunkt gehängt (natürlich in der Funktionsrichtung "Sichern des Vorsteigers"). Im Gegensatz zur Halbmastwurfsicherung, die unabhängig von der Belastungsrichtung nach oben und unten funktioniert, ist die Bremskraft des Tubers von der Richtung des Bremsseileinlaufs in das Gerät abhängig. Bei einem Sturz des Vorsteigers in den Standplatz vor dem Einhängen der ersten Zwischensicherung haben Tuber keine ausreichende Bremswirkung. Durch einen in den Zentralpunkt vorgeschalteten Karabiner oder alternativ durch einen sogenannten Dummy Runner im oberen Fixpunkt des Standplatzes wird dieser Problematik begegnet.

Felsklettern: Zentralpunktsicherung mit Kletterseil

Dieser Aufbau ist empfehlenswert bei bei wechselnden Vorsteigern.

Ein schneller Aufbau einer Zentralpunktsicherung gelingt mit dem Kletterseil. Am Standplatz angekommen sichert sich der Vorsteiger selbst mit Verschlusskarabiner und einem Mastwurf am unteren Fixpunkt, der den Zentralpunkt bildet. Der zweite Fixpunkt wird mit Mastwurf verbunden. Die Partnersicherung wird immerin den tragenden Schenkel der Selbstsicherung eingehängt. Bei wechselnder Führung kann der Nachsteiger bei Verwendung der Halbmastwurfsicherung ohne Umbau des Standplatzes direkt weiter vorsteigen.

Felsklettern: Zentralpunktsicherung an zwei verbundenen Fixpunkten

In Kletterrouten findet man oft Stände mit schon verbundenen Fixpunkten vor. Oftmals geschieht das mit Kettengliedern, verschweißten Ringen oder Schraubgliedern (sogenannten Maillon Rapid) oder auch mit fixen Karabinern aus Stahl als Zentralpunkt. Da in diesem Fall schon Redundanz besteht, kann man den vorhandenen Zentralpunkt (Bohrhakenöse, Ring, Schraubglied, Karabiner) für die Selbst- und Partnersicherung nutzen. 

Oftmals findet man allerdings Stände vor, die mit Schlingen- und Reepschnurmaterial fraglichen Alters und Festigkeit verbunden sind. Bei Zweifel an der Festigkeit ist hier ein Aufbau analog der Zentralpunktsicherung mit Standplatzschlinge empfehlenswert.

Das muss mit in den Kletterrucksack:

Text von Andreas Wölki

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