Appell der alpinen Vereine Österreichs

Notruf aus den Alpen: Jetzt Petition zur Rettung der Schutzhütten unterstützen!

Der Verband der alpinen Vereine Österreichs wendet sich mit einem dringenden Appell an die Öffentlichkeit: Ein finanzielles Rettungspaket in der Höhe von 95 Mio. Euro sei nötig, um Schutzhütten und Wanderwege am Berg weiterhin zu bewahren. Eine Petition wurde gestartet.

Im Winter 2019 musste die Totalphütte in Vorarlberg nach einer Zerstörung durch eine Lawine wiederaufgebaut werden.
© DAV/Thomas Hennerbichler

Notruf aus den Alpen: Petition zur Rettung der Schutzhütten

Der Alpenverein warnt vor massiven Beeinträchtigungen in den kommenden Jahren: Drei bis vier Hütten pro Jahr werden im Durchschnitt von den alpinen Vereinen nicht mehr weitergeführt werden können. Auch einzelne Wege werden gesperrt oder aufgelassen. 272 alpine Schutzhütten und 50.000 km Wanderwege befinden sich in einer akuten Notlage. Sie drohen aus finanzieller Not und aufgrund zunehmender Extremwetterereignisse infolge der Klimakrise buchstäblich wegzubröckeln.

In Anbetracht dieser prekären Lage sind sich die alpinen Vereine einig: Nur mithilfe eines finanziellen Rettungspakets in der Höhe von 95 Mio. Euro können dringende Sanierungen umgesetzt und die Wanderwege weiterhin ehrenamtlich für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.

<p>Mit diesem Aufruf will der Verband der alpinen Vereine Österreichs Öffentlichkeit und Politik aktivieren.</p>

Mit diesem Aufruf will der Verband der alpinen Vereine Österreichs Öffentlichkeit und Politik aktivieren.

© ÖAV

Gründe für den akuten Sanierungsbedarfs

Die Ursachen für die finanzielle Notlage sind vielfältig: Zum Teil sind die Hütten teilweise bis zu 150 Jahre alt. Größere Sanierungs- und Ersatzbauprojekte haben sich aufgrund der begrenzten und wertreduzierten Mittel über die Jahre hinweg angestaut. Die Bewirtschaftungszeiten der Hütten sind kurz und die Bedingungen erschwert. Nahezu keine Hütte kann die Instandhaltungskosten aus dem laufenden Hüttenbetrieb finanzieren.

Die Vereine sind auf Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zuschüsse der öffentlichen Hand angewiesen, um die alpine Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Dabei seien die Fördermittel für die alpinen Vereine von durchschnittlich 18 Prozent der laufenden Instandhaltungskosten für Hütten sind deutlich zu gering. Ein Teil dieser Förderungen ist zudem für andere Bereiche wie Wege, Kletteranlagen, Sonderprojekte etc. zweckgewidmet.

Sonstige Landesförderungen sind nicht inkludiert. Die österreichischen Bundesmittel (BMAW) wurden seit 2013 nicht mehr an die Inflation angepasst. Zugleich sind die Baukosten im Tal seitdem um 42 Prozent gestiegen, im Hochgebirge noch dramatischer.

Kann das Ehrenamt nicht helfen?

Die 50.000 km Wege und Steige werden von den Ehrenamtlichen der alpinen Vereine betreut. Sie erneuern die Markierungen, beseitigen Geröll oder überprüfen Geländer, Brücken und Stufen auf ihre Festigkeit. "Allein im [österreichischen, Anm. der Redaktion] Alpenverein sind über 1.000 ehrenamtliche Personen im Einsatz, um das Wegenetz für die Allgemeinheit in Schuss zu halten. Dafür bringen sie jedes Jahr tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden auf, und dieser Aufwand steigt aufgrund der zunehmenden Extremwetterereignisse ständig an", betont Alpenvereinspräsident Wolfgang Schnabl

Neben den Kosten für die Erhaltung steigt auch das Risiko für die Haftung als Wegehalter. Lassen sich infolge dieser Herausforderungen keine Ehrenamtlichen mehr für die Instandhaltung der Wege in den jeweiligen Arbeitsgebieten finden, müssen die Arbeiten an teure Spezialunternehmen ausgelagert werden.

<p>Nachdem die alte Seethaler-Hütte durch den&nbsp;Rückgang des Permafrosts massive Schäden erlitten hatte, wurde das neue Objekt unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten errichtet. </p>

Nachdem die alte Seethaler-Hütte durch den Rückgang des Permafrosts massive Schäden erlitten hatte, wurde das neue Objekt unter besonderer Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten errichtet.

© Alpenverein/V. Kilchenmann

Erschwerte Bedingungen durch die Klimakrise

Die Folgen der Klimakrise sind besonders im Gebirge stark zu spüren. Mit Sorge beobachten die alpinen Vereine das Auftauen des Permafrosts, Wasserknappheit, immer mehr schwere Extremwetterereignisse, Hangrutschungen und Felsstürze. Günter Abraham, Geschäftsführer der Naturfreunde Österreich, beschreibt die Situation eindrücklich:

"In den nächsten Jahrzehnten werden durch den Klimawandel große Herausforderungen auf uns zukommen. Neben sozialen Problemen wie Hunger oder Armut sind wir mit den zerstörerischen Auswirkungen auf die Natur und Umwelt in unseren Bergen konfrontiert. Der Erhalt unserer alpinen Hütten und Wege wird unser aller Leidenschaft und Kraft benötigen."

Sparsamkeit, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit werden beim alpinen Hüttenbetrieb gerade aufgrund der exponierten Lage großgeschrieben – nicht nur bei der Trinkwasser- und Energieversorgung, sondern auch bei der Reinigung der Abwässer und der Abfallvermeidung. Darüber hinaus stehen regionale und saisonale Produkte im kulinarischen Angebot. Die alpinen Hütten nehmen eine Vorreiterrolle im ressourcenschonenden Bewirtschaften ein.

Petition zum Erhalt von Hütten und Wegen gestartet

Die alpinen Vereine rufen die Öffentlichkeit mit Nachdruck auf, ihre Petition zu unterstützen und damit gemeinsam ein Zeichen für die Rettung von Hütten und Wegen zu setzen. Eine Petition wurde gestartet und kann hier online unterschrieben werden: notruf-aus-den-alpen.at

3 Kommentare

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Walter J. Kovacs

Die Mitgliederzahlen der Alpenvereine steigen stetig.

Dennoch können Kernaufgaben nicht mehr gestemmt werden?

Das lässt vor allem eine falsche Priorisierung bei der Mittelverwendung vermuten.

Jenseits dessen müssen freilich auch die Gemeinden, die vom Tourismus leben, am Erhalt der Hütten und Wege interessiert sein.

Petra Liebert

Die Schutzhütten müssen dringend erhalten werden für die Bergwanderer.

Roberto

Die Frage der Haftung ist ja ein schlechter Scherz. Sollte nicht ein Jeder in der Natur auf eigenes Risiko unterwegs sein? Natürlich ist jeder Unfall tragisch aber dass dafür jemand anderes als der Verunfallte selbst das Risiko tragen soll, kann's ja nicht sein. Egal ob Wanderer oder MTBler. Oder wer haftet wenn ich einem Grat nicht gewachsen bin und einen Unfall dort oben erleide?