Alpiner Schnellschuss am Südgrat oder Überschreitung

Bergporträt: Der Ankogel (3.250 m)

Im Osten schließt sich an die Goldberggruppe das letzte wirklich hohe Segment der Tauern an: die Ankogelgruppe. Wenngleich die Hochalmspitze noch gut 100 Höhenmeter weiter in den Bergsteigerhimmel ragt, ist der Ankogel der zentrale Punkt dieser Gruppe und eindeutig der Hausherr über dem Gasteiner Tal. Eine richtig runde Sache wird der Namensgeber der Ankogelgruppe in der Überschreitung.

Ankogel: Der Normalweg über den Südgrat verlangt Blockkletterei im I.-II Grad.
© IMAGO / Volker Preußer

Ankogel: Die Geschichte der Erstbesteigung

Der Ankogel wurde lange vor der touristischen Entdeckung erstmals bestiegen. Aus welchen Gründen auch immer: 1762 stieg der Böcksteiner Bauer Patschg von der Radeggalm auf den Ankogel. Damit war der erste vergletscherte Hochgipfel der Alpen bezwungen. Ihm folgten der Hofgasteiner Brunnführer Michael Machreich, ein namentlich nicht bekannter Kärntner und die beiden Jäger Johann und Rupert Gschwandtner.

Sie schichteten einen Steinmann am höchsten Punkt auf. Am 14. September 1822 installierte der Böcksteiner Zimmermann Michael Junger sogar ein kleines hölzernes Kreuz am höchsten Punkt. So war alles angerichtet für den Salzburger Professor Peter Carl Thurwieser, der sich mit dem Jäger Christian Ries, vulgo Scherreiter Christl, am 17. September 1822 an der Radeggalm aufmachte.

<p>Wo einst ein Bauer die Geburtsstunde ostalpinen Hochtourengehens einläutete, gibt’s den Ankogel heute zum Frühstück: Von der Bergstation der Ankogelbahn lässt er sich in knapp drei Stunden ersteigen. Wer am Gipfel noch nicht genug hat, überschreitet den Berg über den Nordostgrat und das Kleinelendkees zur Osnabrücker Hütte.</p>

Wo einst ein Bauer die Geburtsstunde ostalpinen Hochtourengehens einläutete, gibt’s den Ankogel heute zum Frühstück: Von der Bergstation der Ankogelbahn lässt er sich in knapp drei Stunden ersteigen. Wer am Gipfel noch nicht genug hat, überschreitet den Berg über den Nordostgrat und das Kleinelendkees zur Osnabrücker Hütte.

© Herbert Raffalt

Mühelos erreichten sie die Radeggscharte, von wo sie den Gipfel am heutigen Normalweg in Angriff nahmen: "Wenige Minuten später erreichten wir eine schmale Keesschneide, und nachdem wir diese überschritten hatten, standen wir vor dem letzten, äusserst steilen Felsgrat. Sein Anblick vermöchte auch den Muthigen zu erschrecken. Wir stärkten uns mit Wein und Brot und stiegen dann oder kletterten vielmehr den steilen Grat hinan, rechts und links in die ungeheuere Tiefe hinabsehend."

Alpin-Historie: Der Felssturz am Ankogel

Während er nach Westen und Süden mit Schutthängen gegen das Salzburger Anlauf- und das Kärntner Seebachtal abstreicht, in die nur noch rudimentäre Keesflecke eingestreut sind, dominiert im Nordosten das Eis. Dort bedeckt das weitläufige Kleinelendkees die sanften Flanken des Berges, überragt vom dunklen Horn des Gipfelaufbaus.

Bis in die frühen 1930er-Jahre spitzte dieser kecke Zinken noch ein Stückchen schneidiger empor, bis in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 1932 ein massiver Felssturz – ausgelöst durch ein leichtes Erdbeben – den Gipfelzacken mit sich riss und in die Tiefe rumpeln ließ. Seither ist der Gipfel um 16 Meter niedriger.

Heute leiten markierte Steigspuren über den Grat: Ausgesetzt ist er freilich noch immer, doch dank der Ankogelbahn ist der Gipfel mittlerweile als Tagestour zu haben. Wem das zu wenig ist, der überschreitet den Ankogel und steigt über den Nordostgrat und das Kleinelendkees zur Osnabrücker Hütte ab, um tags darauf über die Großelendscharte am bestens markierten Goslarer Weg, einem Teilstück des Tauern-Höhenweges, zur Bergstation zurückzukehren.

<p>Eine richtig runde Sache wird der Ankogel erst in der Überschreitung. Man steigt dazu vom Gipfel über den Nordostgrat und am Rand des Kleinelendkeeses zu den Schwarzhornseen ab, um anschließend angesichts der Hochalmspitze zur gastlichen Osnabrücker Hütte zu ge-langen.</p>

Eine richtig runde Sache wird der Ankogel erst in der Überschreitung. Man steigt dazu vom Gipfel über den Nordostgrat und am Rand des Kleinelendkeeses zu den Schwarzhornseen ab, um anschließend angesichts der Hochalmspitze zur gastlichen Osnabrücker Hütte zu ge-langen.

© Herbert Raffalt

Der Ankogel: Toureninfos zum Normalweg und zur Überschreitung

  • Schwierigkeit: Der Normalweg über den Südgrat verlangt Blockkletterei im I. Schwierigkeitsgrad (zwei kurze Stellen in Gipfelnähe II). Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind am stellenweise ausgesetzten Grat auf jeden Fall angesagt. Am Zustieg zum Kleinen Ankogel werden Firnfelder begangen, Eis ist aber nicht mehr zu erwarten. Bei der Überschreitung mit Abstieg am Nordostgrat und am Kleinelendkees erhöhen sich die technischen Schwierigkeiten zwar nicht, der Gletscher verlangt aber entsprechende Erfahrung (Spalten).

  • Höhenmeter/Dauer: Bei Auf- und Abstieg am Südgrat und direkter Rückkehr zur Bergstation Ankogelbahn 720 Hm ( 90 Hm Gegenanstieg), 2:30–3 Std. Aufstieg, 2 Std. Abstieg. Überschreitung: Abstieg über den Nordostgrat und das Kleinelendkees zur Osnabrücker Hütte, 2:30 Std.

  • Ausrüstung: Für die Besteigung über den Südgrat mit anschließendem Abstieg auf der gleichen Route normale Bergausrüstung. Wer den Ankogel überschreiten möchte, braucht die komplette Hochtourenausrüstung.

  • Talort/Ausgangspunkt: Mallnitz, 1191 m. Bergstation Ankogelbahn, 2626 m (ankogel-ski.at)

  • Hütte: Osnabrücker Hütte, 2022 m, DAV Osnabrück, bewirtschaftet von Mitte Juni bis Mitte Oktober, sonst offener Winterraum, osnabrueckerhuette.at

  • Route: Von der Bergstation wandert man leicht fallend am markierten Steig nach Osten in das Schuttkar der Grauleitn. Jenseits der Rippe der Grauleitnwand verzweigt sich der Weg: Geradeaus geht’s weiter am Goslarer Weg (502) zur Osnabrücker Hütte, Ankogel-Apiranten zweigen nach links ab auf den Weg 520. Nach Nordosten steigt man nun über Schutt und die Firnreste des Lassacher Kees bis oberhalb der Radeggscharte. Dem hier ansetzenden Blockrücken folgt man nun steiler auf den Kleinen Ankogel, der eigentlich nur eine Schulter im Ankogel-Südgrat ist. Der Grat biegt hier scharf nach links um, über eine kurze, flache Passage wird der Steilaufschwung des Südgrats erreicht. Ab hier stets rechts des Gratverlaufs über Steigspuren empor, bis eine kurze Querung und die anschließende Steilstufe (beide II) ganz plötzlich zum Gipfelkreuz leiten.

  • Abstieg: Am Anstiegsweg, 2 Std. Oder über den kurzen Nordostgrat (Charakter und Schwierigkeiten ganz ähnlich dem Südgrat) auf das Kleinelendkees, am Gletscher nach Nordosten und Osten hinab, bis man oberhalb der Schwarzhornseen am Weg 538 zum Fallboden und zur Osnabrücker Hütte absteigen kann, 21/2 Std. Anderntags zurück zur Bergstation über den Goslarer Weg, 31/2 Std.

<p>Austria Alpin - Große Gipfel Österreichs</p>

Austria Alpin - Große Gipfel Österreichs

© Tyrolia Verlag

Mit freundlicher Genehmigung aus:

Text von Robert Demmel

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