Internationale Fernwanderwege

Wandern international: 10 Wanderziele für Fortgeschrittene

Es müssen ja nicht immer die Alpen und Mitteleuropa sein. Auch in fernen Gefilden gibt es faszinierende Wanderziele, die darauf warten, entdeckt zu werden. Zehn herausragende Fernwege für erfahrene Wanderer, die ihren Urlaub abseits der bekannten Alpenrouten verbringen möchten: Von den Gipfeln der Karibik über Küstenwanderungen und Dschungelabenteuer bis zu abgelegenen Pfaden im Himalaja – diese Trails bieten unvergessliche Naturerlebnisse und die Möglichkeit, in exotischen Landschaften neue Horizonte zu erkunden.

Wanderer auf Madeira
© Wibke Helfrich

Zeitreise aufs Dach der Karibik: Zum Pico Duarte

Beim Stichwort Dominikanische Republik denken die meisten an weiße Sandstrände, türkisfarbenes Meer und das Gedränge am Hotel-Buffet. All inclusive eben. Doch nur wenige Besucher der karibischen Insel kennen ihren wahren Schatz: die Zentralkordillere mit ihren Gipfeln knapp oberhalb der magischen 3000-Meter-Marke. Gerne wird dieser Gebirgszug als grüne Lunge des Landes bezeichnet oder als die Dominikanischen Alpen. Bereits 1956 hat die Regierung das Gebiet zum Nationalpark erklärt und großflächig unter Schutz gestellt. 

<p>Am Pico Duarte lernt man das unbekannte Gesicht der Dominikanischen Republik kennen.</p>

Am Pico Duarte lernt man das unbekannte Gesicht der Dominikanischen Republik kennen.

© Timm Humpfer

Beliebtester Gipfel ist natürlich der höchste: Der Pico Duarte. Zu ihm führt eine mittelschwere Wanderung. Rund 46 Kilometer und 2.240 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und drei Tage braucht man zum Gipfel. Übrigens: Das Wandern im Nationalpark ist ausschließlich in Begleitung einheimischer Bergführer erlaubt. 

Kanada: North und West Coast Trail

75 Kilometer, mehr als 100 Leitern, Abertausende rutschige Bohlen, unzählige gefährliche Priele, 11 romantische Zeltplätze, 25 gestrandete Schiffe, 130 Brücken, zahlreiche Tiere wie Seeadler, Schwarzbären, Robben, Seelöwen und ein großes Abenteuer: Das ist Wandern auf dem West Coast Trail auf Vancouver Island in Kanada.

Der West Coast Trail auf Vancouver Island bietet Wildnis und Abgeschiedenheit pur. Gerade deshalb sollte man ihn trotz der relativ kurzen Distanz auf keinen Fall unterschätzen! Der North Coast Trail auf Vancouver Island ist dagegen das Ziel jener Wanderer, die den berühmten berühmten West Coast Trail im Westen der Insel schon kennen oder für zu einfach befunden haben.

<p>Timing ist alles: Der kritischste Abschnitt der zweiten Etappe ist nach den Höhlen geschafft.</p>

Timing ist alles: Der kritischste Abschnitt der zweiten Etappe ist nach den Höhlen geschafft.

© Wibke Helfrich

Der erst 2008 offiziell eröffnete North Coast Trail (NCT) ist (noch) ein Geheimtipp. Bis dato haben ihn gut 6000 Menschen begangen – so viele sind auf dem berühmten West Coast Trail in einer einzigen Saison unterwegs. Wilde Tiere sind übrigens nicht wirklich ein Problem für NCT-Trekker, 265 Zentimeter Regen pro Jahr dagegen schon eher. Das ist das Dreifache von dem, was Deutschland abbekommt! Der Dschungel, der die Nordküste von Vancouver Island säumt, ist eben ein Regenwald. Das sollte man bei der Planung berücksichtigen und die Ausrüstung entsprechend zusammenstellen.

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Dschungelabenteuer: Trekking in Kolumbien

Was könnte spannender sein als eine alte, lang vergessene Stadt? Die Cuidad Perdida, die "Verlorene Stadt", versank in der Zeit der spanischen Eroberung im kolumbianischen Dschungel und wurde erst in den 1970er-Jahren wiederentdeckt. Tief in den Bergen der Sierra Nevada de Santa Marta ist sie nur zu Fuß zu erreichen – eine der aufregendsten und dank der unglaublichen Vegetation exotischsten Wanderungen Kolumbiens

<p>Auf dem Weg mitten durch den kolumbianische Dschungel.</p>

Auf dem Weg mitten durch den kolumbianische Dschungel.

© Wibke Helfrich

Die Ciudad Perdida wurde zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert vom Stamm der Tayrona erbaut und ist neben Machu Picchu in Peru eine der größten wiederentdeckten präkolumbischen Städte Südamerikas. Ein schweißtreibender Viertages-Trek führt in vier Tagen und mit mehr als 2.000 Höhenmetern Aufstieg durch dichten Dschungel zur "Verlorenen Stadt". 

Der Routeburn Track in Neuseeland: Das schöne Ende der Welt

Der Routeburn Track ist einer der kürzeren, aber auch einer der zauberhaftesten Great Walks Neuseelands. In vier Tagen führt er durch den Mount Aspiring National Park und den Fiordland National Park, durch herrliche Buchenwälder, vorbei an Gebirgsseen und mit Ausblick auf die schneebedeckten Gletscherberge der Südalpen.

<p>Idylle am Key Summit: ringsum die Gipfel des Mount Aspiring National Park spiegeln sich im See.</p>

Idylle am Key Summit: ringsum die Gipfel des Mount Aspiring National Park spiegeln sich im See.

© Andreas Strauß

Für die mittelschwere Wanderung und dir rund 1.000 Höhenmeter im Auf- und 900 Höhenmeter im Abstieg benötigt man drei bis vier Tage. 

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Felskirchen & Affen: Fernwandern in Äthiopien

Bei Outdoor-Enthusiasten steht Äthiopien nicht wirklich auf der Top-Reiseliste. Völlig zu Unrecht: Spektakuläre Felsen, Lämmergeier, Dschelada-Affen, der ehemals vom Aussterben bedrohte Äthiopische Steinbock, den es nur in diesen Bergen gibt, sowie der Äthiopische Wolf, Hyänen und Leoparden machen das Wandern hier zu einem einmaligen Erlebnis..

<p>Spektakulär erheben sich die bizarr geformten Gheralta-Berge aus der Ebene.</p>

Spektakulär erheben sich die bizarr geformten Gheralta-Berge aus der Ebene.

© Wibke Helfrich

Im UNESCO-geschützten Nationalpark Simien Mountains drängen sich mehr als ein Dutzend Viertausender, und im Gegensatz zum Nachbarland Kenia sind die Berge noch nicht touristisch überlaufen. Eine 11-Tagestour durchquert mit 160 Kilometern den Simien Nationalpark. Wer dafür nicht genügend Zeit hat, kann auch nur eine Dreitageswanderung von Sankabar bis Chennek machen. Die drei Tage beinhalten An- und Abfahrt von Gondar.

Trekking in den Drakensbergen: Fernziel Südafrika

Rechts: menschenleeres Hügelland. Links: 1000 Meter Tiefblick. Gestern: Schnee und Sturm. Heute: 30 Grad und keine Wolke am Himmel. Die Drakensberge sind ein Gebirge der Extreme. Und ein Ort für pures Glück.

<p>Moderne Höhlenbewohner: in den Drakensbergen beliebte Übernachtungsoption.</p>

Moderne Höhlenbewohner: in den Drakensbergen beliebte Übernachtungsoption.

© Erika Dürr

Die Drakensberge liegen im Herzen Südafrikas, wobei sich die höchsten Erhebungen in Lesotho befinden. Die Bergkette erstreckt sich über rund 1000 Kilometer. Die berühmteste Tour des Gebiets ist die Drakensberg-Traverse, die etwa 14 Tage dauert. Es gibt keine bewirtschafteten Stützpunkte oder Straßen entlang dieser Route. Ideal für alle, die Touren mit fehlenden Handyempfang, komplizierter Orientierung und keinerlei Infrastruktur lieben!

Madeira: Alles – nur nicht langweilig

Madeira ist extrem vielseitig: Es gibt bunte Blumen und botanische Gärten, die hübsche Hauptstadt Funchal, gute Fischrestaurants, aber auch dichten, uralten, immergrünen Lorbeerwald, halsbrecherisch in den Berg gehauene Levadas (Wasserrinnen), spektakuläre Küstenwanderungen und hohe, schroffe Gipfel, die sich gern im Nebel verstecken.

<p>Die Nordküste Madeiras lässt Wanderherzen höher schlagen.</p>

Die Nordküste Madeiras lässt Wanderherzen höher schlagen.

© Wibke Helfrich

Die Farben wechseln von Grün zu Grau, von Braun zu Türkisblau, auch Sonne, Nebel und Regen wechseln sich ständig ab – das Wetter lässt die Insel immer wieder in einem neuen Licht erscheinen. Empfehlenswert sind die Wanderungen am Levada do Furado, entlang der Steilküste am Boca do Risco oder die Wanderung am Pico do Aririo. Hier erwartden den Wanderer ausgesetzte Grate, tiefblickende Aussichtspunkte, schmale Saum­pfade, hohe Berge, Tunnels und einiges an Höhenmetern. Diese Wanderung ist das Must aller Wanderungen auf Madeira.

Japan: atemberaubenden Gratwanderungen und spektakulären Einblicke

Japans nördliche Alpen gelten als Geburtsstätte des dortigen Alpinismus. Im Sommer lockt die Region in der Nähe der Olympiastadt Nagano mit atemberaubenden Gratwanderungen und spektakulären Einblicken in eine andere Kultur.

<p>Kein Kreuz wie bei uns: Schrain am Gipfel des Okuhotaka-dake</p>

Kein Kreuz wie bei uns: Schrain am Gipfel des Okuhotaka-dake

© Hendrik Morkel

Wer Japan als Wanderer und Bergsteiger erleben will, muss nach Kamikochi. Ein abgelegenes Tal im Hochland des Hida-Gebirges in der westlichen Region der Präfektur Nagano. Es gehört zu den schönsten Tälern Japans und liegt im Chubusangaku National Park. Die Region gilt als Geburtsstätte des japanischen Alpinismus.

Einen der atemberaubendsten Ausblicke in ­Japan bietet hier die Bergtour auf den Okuhotaka-dake. Die Wanderung ist eine herrliche Rundtour mit Start am beliebten Ausflusgziel der Kappa-bashi Brücke. Wer Glück hat, trifft unterwegs auch noch auf Affen!

<p>Vorbei an meterhohem Büßerschnee führt die Route hinauf zum letzten Lager vor dem Saribung Pass.</p>

Vorbei an meterhohem Büßerschnee führt die Route hinauf zum letzten Lager vor dem Saribung Pass.

© Karl Gabl

Einsames Trekking: durch das verborgene Königreich Mustang

Das im Schatten der Achttausender Dhaulagiri und Annapurna liegende und immer noch recht abgeschiedene ehemalige Königreich Mustang ist kulturell wie landschaftlich ein wahres Traumziel für Trekking-Begeisterte. Die fantastische Hochland-Wüste bietet Weitwanderern noch sehr unausgetretene Pfade mit vergleichsweise wenig touristischer Infrastruktur. Die tibetische Kultur ist hier allgegenwärtig und die großen Achttausender sind immer in Blickweite.

Es war eine verwegene Idee. Dort, wo vorher nie ein Mensch unterwegs war, wollte der französische Bergführer, Expeditionsveranstalter und Nepalerkunder Paulo Grobel vor nunmehr fast zwanzig Jahren einen Übergang finden und damit eine Verbindung vom Königreich Mustang ins Tal des Marsyandi, das Annapurna- und Manaslu-Massiv voneinander trennt. Seine Trekkingroute über den Saribung-Pass ist eine der abgelegensten und anspruchsvollsten Weitwanderungen in Nepal.

<p>Provisorischer "Brückenbau" mit Steinen.</p>

Provisorischer "Brückenbau" mit Steinen.

© Karl Gabl

Auf uralten Karawanenwegen führt das Trekking erst durch kleine Dörfer und vorbei an uralten Manimauern Richtung Norden. In Lo Manthang zweigt die Route nach Osten in Richtung Damodar Himal ab. Nach dem Saribung-Pass führt der Weg durch ursprüngliche Himalaja-Hochtäler in das obere Marsyandi-Tal, wo er auf die vielbegangene Annapurna-Runde trifft.

Für das Trekking benötigt man allerdings etwas Zeit und Kondition: 10.500 Hm Aufstieg, 12.000 Hm Abstieg auf 210 Kilometern Wegstrecke wollen in 18 Tagen erlaufen werden.

Wem auf Hüttentouren nicht die Puste ausgehen soll, sollte auf leichtes Gepäck achten. In unseren Ausrüstungstipps findet ihr die passende Ausrüstung:

Text von Thomas Harrer

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