Norwegen pur

Outdoor-Paradies Lofoten: Winterabenteuer am Polarkreis

Früher kamen jedes Jahr bis zu 35.000 Fischer auf die Inselgruppe nördlich des Polarkreises. Heute lockt die fotogene Inselwelt im Sommer wie im Winter zahlreiche Outdoor-Sportler:innen. Denn das Terrain ist ideal zum Wandern, Seekajaken und für Skitouren – mit Fjordblick!

Skitouren mit Fjordblick: auf den Lofoten Standard
© Lars Petter Jonassen/Norrøna Adventure

Die Lofoten: Norwegen pur!

Die Lofoten sind Norwegen pur: Kleine Boote, die aus den Fischerdörfchen aufs offene Meer hinausfahren. Aus Fjorden steil aufragende Berge, die im Sommer zum Wandern und im Winter zum Skitourengehen einladen. Und natürlich das im Viertelstundentakt wechselnde Wetter: Hat man gerade noch im Schneesturm den Aufstieg hinter sich gebracht, kann man zehn Minuten später bei Sonne die Aussicht genießen. Oder umgekehrt: Aufstieg bei schönstem Wetter und Schneesturm beim Abstieg. Aber alles begleitet vom Duft des Meeres.

Die Bedeutung der Fischerei auf den Lofoten ist in jedem Motiv ersichtlich: Fabriken, kleine Werften und der millionenfach an Holzgerüsten zum Trocknen aufgehängte Kabeljau prägen das Bild. Überhaupt ist der Geruch nach Meer immer präsent, das Salz auch im Regen auf der Haut spürbar. Das aus der Werbung bekannte Bild des vom Wetter gegerbten Norwegers samt grauen Haaren und Stoppelbart wirkt nirgends präsenter als hier.

Eine dieser Eminenzen ist Kristian. Seine Familie beherbergte schon 1862 in Ballstad Fischer in kleinen roten Hüttchen. Die Ölfabrik, in der Kabeljau-Leber zu Speiseöl verarbeitet wird, und auch der Hafen samt ein- und auslaufenden Booten mit ihren kleinen roten Segeln sind geblieben. Die Hüttchen wurden in den letzten 30 Jahren umgebaut, erweitert und aufgehübscht. Sie beherbergen jetzt statt zwölf Personen pro Barracke Ferienwohnungen und Hotelzimmer. Ergänzt wird das Dorf der Hattvika Lodge durch eine Reihe von modernen, aber trotzdem gemütlichen Tinyhäusern, die sich an die Felsen schmiegen.

Seit 2020 laden Kristian und seine Frau zudem im Restaurant Fangst die Gäste zum Verweilen ein. Regionale Küche mit Kabeljau-Variationen stehen hier ebenso auf der Karte wie lokales Lamm und fein filetiertes Rentier.

Mit dem Seekajak auf Tour durch die Fjorde

Die Region glänzt jedoch nicht nur mit gastronomischen Angeboten: Neben Skitouren und (Schneeschuh-)Wanderungen in die umliegenden Berge ist das Seekajak die Empfehlung des Hausherrn für sommerliche wie winterliche Ausflüge. Auf einer Rundtour mit Kristian lernt man Paddelschlag für Paddelschlag die Lofoten kennen – und gewinnt mit etwas Abstand einen neuen Blick auf die Berge der Insel. Nachdem wir die kleinen Inseln vor der Küste erkundet haben, gleiten wird mit den Kajaks auf den Wellen zügig zurück in Richtung Ballstad. Das "Arctic Surfing" mit dem Surfbrett ist auf den Lofoten übrigens auch ein beliebter Sport – selbst im Winter!

Zum Ende unseres Ausflugs geht es noch auf Entdeckungstour durch den Hafen. „Neunzig Prozent der Lofoten leben immer noch von der Fischerei, nur zehn finanzieren sich durch den Tourismus“, erklärt uns der sich augenscheinlich in seinem Element befindende Kristian.

<p>Ein Norweger wie er im Buche steht: Kristian, Kajak-Guide und Eigentümer der Hattvika Lodge in Ballstad.</p>

Ein Norweger wie er im Buche steht: Kristian, Kajak-Guide und Eigentümer der Hattvika Lodge in Ballstad.

© Lars-Petter Jonassen

Der Nonstinden: Aussichtsberg über Ballstad

Von unserem winterlichen Kajakausflug blicken wir auf unser nächstes Ziel an Land: Der Nonstinden ragt mit einer abweisenden Wand 459 Meter über Ballstad und der Küste auf. Marit, die Chefin der norwegischen Reiseagentur Norrøna Adventure, ist heute unser Guide für eine Wanderung auf die "Heide von Ballstad" (Ballstadheia), einer Hochfläche von 200 bis 400 Metern über dem Meer. Beim Aufstieg kommt mir Marits Kommentar vom gestrigen Abendessen in den Sinn: "Die Berge auf den Lofoten bieten das absolut beste Verhältnis von Aufstieg zu Aussicht." Stimmt!

<p>Ausblick vom Nonstinden auf Ballstad</p>

Ausblick vom Nonstinden auf Ballstad

© Thomas Harrer

Denn nach nur rund hundert steilen Aufstiegshöhenmetern haben wir einen ersten Aussichtspunkt über der Bucht erreicht: Der Hafen mit seinen Fischerbooten, die vorgelagerten Inseln und ein bisschen Sonne, die sich auf dem Meer ihren Weg durch die Wolken gebahnt hat, sorgen für einen Ausblick, den man nur von Postkarten kennt.

So schnell wollen wir unsere Wanderung allerdings noch nicht beenden und kraxeln hinter Marit einen ausgesetzten, heute teilweise eisigen Pfad hinauf, um anschließend am Grat entlang bis zu einem Aussichtspunkt unter dem Nonstinden zu gelangen. Von hier blickt man auf die vom Wasser geschundene und vom Menschen mit bunten Häusern bebaute Küste. Unter uns sehen wir Seekajaker, die die Inseln umrunden. Kristian ist anscheinend wieder mit Gästen unterwegs.

<p>Mit dem Seekajak ergeben sich nochmals ganz andere Perspektiven.</p>

Mit dem Seekajak ergeben sich nochmals ganz andere Perspektiven.

© Lars-Petter Jonassen

Wir sind mit unserer Bergführerin Ragnhild am nächsten Tag schon früh auf Tour, denn am Nachmittag wollen wir raus auf die See und unseren ersten eigenen Kabeljau aus dem Meer fischen. Zunächst wandern wir über Henningsvær: Im Sommer ist der Festvågtind eine beliebte Wanderung, im Winter reicht vielen Wanderern der Aufstieg zum Aussichtspunkt über den Fjordinseln. Vom Parkplatz vor der Brücke nach Henningsvær geht es direkt steil und über den Granit hinauf. Die quirlige Norwegerin tritt für uns Stufen in den festgefrorenen Schnee und bringt uns so in rund einer Stunde kraxelnd zu einem beeindruckenden Aussichtspunkt.

<p> Kurzer Aufstieg, grandioser Ausblick: der Festvågtind über Henningsvær.</p>

 Kurzer Aufstieg, grandioser Ausblick: der Festvågtind über Henningsvær.

© Lars-Petter Jonassen

Kleiner Lofoten-Guide

  • Die Lofoten liegen im Norden Norwegens rund 200 Kilometer oberhalb des Polarkreises. Die Inselgruppe ist eine ganzjährig interessante Destination zum Wandern, Klettern, Seekajaken und im Winter auch für Skitouren. In der kalten Jahreszeit begeistern die Nordlichter!

  • BEKLEIDUNG Während man in den deutschsprachigen Alpen mit Softshell-Ausstattung die meisten Mehrtagestouren übersteht, ist man bei Aktivitäten auf den Lofoten im Winter froh um jede Lage: Neben der langen Merino-Unterwäsche, einem warmen Midlayer (aus Fleece oder Wolle), Softshellhose, einer Daunenjacke und einer GoreTex-Hardshell-Komplettausstattung sollten sich Handschuhe (idealerweise wind- und wasserdichte Fäustlinge) und eine warme Mütze im Gepäck befinden.

  • UNTERKÜNFTE Vom Campingplatz über einfache Fischerhüttchen bis zum Sternehotel gibt es auf den Lofoten ein breites Angebot an Unterkünften. Die allgegenwärtigen Fischerhüttchen beherbergen statt wie früher 30 Personen nur mehr 2-4 Gäste. Viele der Lodges bieten heute Komfort samt Restaurant, Sauna und Spa. 

  • ORGANISIERTE REISEN Die Reiseagentur Norrøna Adventure ist ein Spezialist für Touren in Norwegen und internationale Expeditionen. Sie hat auch ein 5-tägiges "Lofoten-Winterabenteuer" im Angebot, das Schneeschuhwandern, Seekajaken und viele weitere Aktivitäten enthält.. Alternativ werden für Einzelpersonen, Paare und Gruppen auch kundensspezfische Reisen auf die Lofoten organisiert. Sie gehört seit Ende 2022 zur Outdoormarke Norrøna. Weitere Infos unter adventure.norrona.com.

<p>• Norwegen pur: das Fischereizentrum Henningsvær.</p>

• Norwegen pur: das Fischereizentrum Henningsvær.

© Lars-Petter Jonassen

Unter uns liegt das Dorf Henningsvær, das bis vor rund 100 Jahren nur mit dem Schiff erreichbar war. Dahinter: Die offene See. Auch uns zieht es am Nachmittag hinaus aufs Meer. Auf einem Fischerboot geht es vor die Küste zum Kabeljau-Fangen. Nach einer kurzen Einweisung in die Gegebenheiten und die Benutzung der Angel legen wir los. Die Haken sausen an einem ca. 30 Zentimeter langen Metallblatt als Gewicht in die Tiefe. Nach rund 100 Metern stoppt die Abfahrt am Meeresboden abrupt. Wir sind im Reich des Kabeljau angekommen.

Nach ein paar Minuten des Auf und Ab ändert sich der Zug an meiner Angel. Die nächsten zwei Minuten ziehe ich die Schnur ein – und werde belohnt: Ein zugegebenermaßen recht hässlicher Rotfisch hängt an meinem Haken. Er blickt mit seinen aufgequollenen Augen in etwa so verdutzt drein wie sein kiemenloses Gegenüber. Der nächste Fang ist schon eher etwas fürs Auge: Ein rund acht Kilo schwerer Kabeljau. In kleinen Stücken wird er uns heute Abend auf dem Teller schmecken wie noch kein Fisch zuvor.

<p>ALPIN-Portalmanager Thomas ist kein Angler, konnte dem Kabeljau aber nicht widerstehen. Nach seiner ersten Norwegenreise weiß er das Zwiebelprinzip bei Outdoor-Bekleidung zu schätzen!</p>

ALPIN-Portalmanager Thomas ist kein Angler, konnte dem Kabeljau aber nicht widerstehen. Nach seiner ersten Norwegenreise weiß er das Zwiebelprinzip bei Outdoor-Bekleidung zu schätzen!

© Lars-Petter Jonassen

Fjorde, Berge & Schnee: Skitouren auf den Lofoten

Am letzten Tag auf den Lofoten ist Stian aus Svolvær unser Guide. Er soll uns endlich in den Schnee und zu ein paar schönen Lines an den Flanken des Store Kvittind führen. Und das tut er: In perfektem Skitourengelände geht es zuerst durch lichten Wald, bis wir nach rund 150 Höhenmetern über dem Fjord die Waldgrenze erreichen. Hier wird die Sicht trotz Schneesturm auch langsam besser. Der felsige Gipfelaufbau versteckt sich aber immer noch in den Wolken.

"Der beste Schnee liegt auf den Lofoten zwischen Dezember und März", erklärt Stian. Zu wenig Pulver haben wir bei der Abfahrt Mitte März zum Glück nicht. Ein Schneesturm hat letzte Nacht fünfzehn Zentimeter geliefert. Wir folgen Stian auf einer perfekten Linie im staubenden Schnee abwärts. Skispaß pur – und das mit Fjordblick. 

<p>Skitouren mit Fjordblick: auf den Lofoten Standard</p>

Skitouren mit Fjordblick: auf den Lofoten Standard

© Lars-Petter Jonassen

Nordisch-Glück: Wandern auf den Nonstinden

Ballstad ist unter Touristen noch ein Geheimtipp. Unter dem Felsabbruch des Hausbergs Nonstinden findet man die typischen Fischerhäuschen, den zu Tausenden zum Trocknen aufgehängten Kabeljau und einen geschäftigen Hafen. Am Gipfel des Nonstinden liegt einem die norwegische Landschaft zu Füßen.

Toureninfo: Der Nonstinden

  • Wanderung, mittel

  • 3:30 Std., 535 Hm Auf- und 535 Hm Abstieg

  • Die Lofoten von ihrer Traumseite: Vom Nonstinden hat man eine grandiose Aussicht auf kleine Fischerdörfer und das raue norwegische Meer. Die aussichtsreiche Wanderung auf den Nonstinden ist nicht sehr schwierig, aber wie oft auf den Lofoten ist Trittsicherheit erforderlich.

  • UNTERKUNFT Die Hattvika Lodge mit Restaurant Fangst bietet sich als ideale Basis für die Wanderung aber auch weitere auch geführte Outdooraktivitäten an Land und im Wasser an.

  • BESTE ZEIT April bis Oktober.

  • AUSGANGSPUNKT Ballstad, 5m.

  • Zur ausführlichen Tourenbeschreibung inkl. digitaler Karte und GPS-Track zum Download

<p>Drinnen schön warm, draußen Norwegen pur: die Hattvika Lodge in Ballstad.</p>

Drinnen schön warm, draußen Norwegen pur: die Hattvika Lodge in Ballstad.

© Lars-Petter Jonassen

Text von Thomas Harrer

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