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Höhenanpassung: Akklimatisation am Berg

Höhe gehört zum Bergsteigen. Aber kaum jemand nimmt sich heute noch die Zeit für wochenlange Urlaube. Die Höhenanpassung kann man aber nicht beschleunigen. Wir verraten euch, was ihr dabei unbedingt beachten solltet.

ALPIN Bergschule: Wie geht Akklimatisation am Berg?
© Abhishek Singh/Unsplash

Akklimatisation am Berg: Bloß kein Schädelweh

<p>Gerade im Himalaja ist eine schrittweise Anpassung an die Höhe sinnvoll.</p>

Gerade im Himalaja ist eine schrittweise Anpassung an die Höhe sinnvoll.

© picture alliance / Radek Kucharski

Mit zunehmender Höhe nimmt der Luftdruck ab. Mit der Abnahme des Luftdrucks sinkt auch der Sauerstoffpartialdruck. Somit steht dem Menschen in der Höhe pro Atemzug Luft weniger Sauerstoff zur Verfügung. Aber nicht, weil der Sauerstoffgehalt der Luft in der Höhe geringer wird, wie man fälschlicherweise oft hört. Der Sauerstoffgehalt in dem "Luftgemisch" ist in der Höhe quasi identisch zu dem auf Meereshöhe, er liegt bei knapp 21 Prozent. Für den Menschen entscheidend ist aber, dass ihm in der Höhe weniger Sauerstoff zur Verfügung steht.

Empfindliche Menschen spüren die Höhe bereits ab 1800 Metern. Bis zu einer Höhe von ca. 5500 Metern kann sich der Mensch dauerhaft an die Höhe anpassen, man spricht bei diesem Vorgang von Akklimatisation. Oberhalb ist keine komplette Anpassung mehr möglich mit dem Ergebnis, dass es keine komplette Regeneration gibt. Für das Bergsteigen ist das eine wichtige Höhe, schließlich liegen die Basislager vieler Achttausender-Gipfel in dem Bereich. 

<p>Bergsteiger auf dem Weg ins Everest Base Camp.</p>

Bergsteiger auf dem Weg ins Everest Base Camp.

© IMAGO / Xinhua

Das ist auch der Grund, warum das Basislager auf der Nordseite (chinesische Seite) des Mount Everest weit weg vom Berg liegt. Das sogenannte ABC (Advanced Base Camp) liegt am Fuße des Berges aber auf 6400 bis 6500 Metern. Das Basislager (BC) liegt auf ca. 5150 Metern, der Fußmarsch vom BC zum ABC ist beschwerlich und lang (ca. 25 km), aber nötig, wollen sich Bergsteiger nach einem Versuch oder dem Aufbau von Lagerketten am Berg erholen.

Akklimatisation am Berg: Auch in den Alpen?

Was aber bedeutet die Höhenproblematik für den normalen Bergsteiger in den Alpen oder für den Trekker in den Bergen der Welt? Veranstalter von Trekkingtouren haben dazugelernt und versuchen dem Aspekt der Akklimatisation gerecht zu werden. Auf der anderen Seite gilt es im Wettbewerb mit anderen Anbietern bestehen zu können und in kurzer Zeit (meist stehen nur zwei oder drei Wochen zur Verfügung) die gleichen, im Idealfall mehr Ziele als andere zu erreichen. 

<p>Mehrtagestrekking im Himalaya.</p>

Mehrtagestrekking im Himalaya.

© Ted Bryan Yu/Unsplash

Und viele prominente Ziele liegen nun mal recht hoch. Der normale Berggeher spürt die Höhe ab ca. 2500 Metern. Spätestens ab 3000 Metern merkt fast jeder, dass sich was ändert. Man muss langsamer gehen, die Atmung wird schneller (Hyperventilation) und der Puls ist höher. Wer hier schläft, schläft nicht gut. Das sind die akuten Anpassungsvorgänge, die stattfinden, wenn sich jemand in eine Höhe begibt, auf die er nicht vorbereitet ist. 

Spätestens ab 3000 Metern (oft schon ab 2500 Metern) gelten daher besondere Regeln für die Höhenanpassung. Das gilt für einen Bergurlaub in den Alpen, aber insbesondere für ein Trekking in Nepal oder in anderen hochgelegenen Gebieten der Erde. Dabei gilt: Ein kurzfristiger (unter 8 Std.) Aufstieg tagsüber in Höhen über 4000 Meter und mehr stellt kein Problem dar. Hier muss man für seine Tourenplanung nur bedenken, dass der Leistungsabfall sich deutlich auswirkt, wenn man nicht angepasst ist, nämlich mit ca. einem Prozent weniger pro 100 Meter. Wer also 1000 Meter höher steigt, ohne angepasst zu sein, hat schon mal zehn Prozent weniger Leistung. 

<p>Hypoxiezelt der Firma Gairrit.</p>

Hypoxiezelt der Firma Gairrit.

© Gairrit

Will man aber länger in Höhen über 3000 Metern bleiben, spielt die Schlafhöhe eine wichtige Rolle: Wer sich unter diesen Prämissen mal die Programme einiger Anbieter für Trekkingreisen ansieht, wird feststellen, dass da einiges im Argen liegt. Man geht quasi davon aus, dass viele Kunden akklimatisiert anreisen. Heutzutage ist aber eher das Gegenteil der Fall. Untersuchungen haben gezeigt, dass unter Expeditionsteilnehmern die Fälle von akuter Höhenkrankeit zurückgehen. Guten Vorbereitung (inzwischen auch in Höhenkammern oder Hypoxiezelten), aber auch gute Ausrüstung und Betreuung vor Ort sei Dank. Bei Trekkingkunden sieht das anders aus. Die sind eher weniger gut vorbereitet als früher und daher auch anfälliger.

<p>Viel trinken ist besonders wichtig. Kommt zu (größerer) Höhe noch Kälte dazu, muss man (noch) mehr trinken</p>

Viel trinken ist besonders wichtig. Kommt zu (größerer) Höhe noch Kälte dazu, muss man (noch) mehr trinken

© picture alliance / Paul Mayall

Akklimatisation am Berg: Auf den Körper achten

Hilfreich ist es, einen Höhenmesser zu nutzen, heutzutage kann man dies einfach in Verbindung mit einem Pulsmesser tun. Der Puls sollte in Bewegung nicht höher als 50 bis 60 Prozent des Maximalpuls sein (grob je nach Alter: 140, man sollte sich unterhalten können). In Ruhe sollte der Puls auf keinen Fall mehr als 20 Prozent über Normalpuls liegen. Was man keinesfalls tun sollte, ist die Anzeichen von Höhenkrankheit mit Medikamenten zu "übertünchen". 

<p>Ein Puls- bzw. Höhenmesser ist hilfreich.</p>

Ein Puls- bzw. Höhenmesser ist hilfreich.

© picture alliance / prisma / Sonderegger Christof

Nicht wenn man individuell unterwegs ist und auch nicht, wenn man organisiert reist. Dann unbedingt den Reiseleiter informieren. Bei Touren in (größere) Höhen sollte der Leiter erstens Erfahrung haben und zweitens geeignete Medikamente dabei haben. Was immer gegen die Symptome hilft: absteigen. Doch woran erkenne ich, dass ich (erste) Anzeichen von Höhenkrankheit habe? Und nicht nur etwas überanstrengt bin und zu lange in der Sonne war?

<p>Sauerstoffversorgung eines Bergsteigers am Mount Everest.</p>

Sauerstoffversorgung eines Bergsteigers am Mount Everest.

© picture alliance / Peter Giovannini

Höhenkrankheit ist nicht gleich Höhenkrankheit, sie kann in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten. Eine in wenigen Stunden bis zu einem Tag beginnende, leichte Höhenerkrankung äußert sich in erster Linie durch Kopfschmerzen. Hinzu kommen Schwäche, Schwindel, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Schlafstörungen. In der Folge sind dann auch Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit verringert. Wer auf diese Alarmzeichen nicht hört/reagiert, läuft Gefahr, eine schwere Form der Höhenkrankheit zu bekommen, mit Höhen-Hirnödem oder Höhen-Lungenödem. Werden die nicht erkannt und richtig therapiert, enden 40 Prozent tödlich.

<p>Den Montblanc mit seinen 4810 Metern sollte man nicht ohne solide Höhenvorbereitung angehen.</p>

Den Montblanc mit seinen 4810 Metern sollte man nicht ohne solide Höhenvorbereitung angehen.

© Olaf Perwitschky

 Und noch etwas ganz Entscheidendes sollte man bei Zielen in "größeren Höhen" bedenken: Auch wenn in den Alpen Seilbahnen und in den Weltbergen Flugzeuge den Zustieg beschleunigen: Ideal ist es auch, die „unteren“ Bereiche langsam zu bewältigen und nicht mit der Bahn auf 3600 Meter hochzugondeln. Auch wenn nur wenige Tage für den Bergurlaub zur Verfügung stehen. Dann lieber weniger reinpacken in den Urlaub und den Teil aber genießen und gesund bleiben – oder sich mehr Zeit nehmen.

Aufstiegsfaustregeln

  • not too high too fast

  • zu Fuß gehen verhindert schnellen Aufstieg

  • nicht zu schnell gehen (Pulskontrolle)

  • nicht zu viel tragen (Lasten)

  • Schlafhöhe unter maximaler Tageshöhe (go high – sleep down)

  • viel trinken

  • pro 1.000 Meter 10% Leistungsabfall

  • ab 2.000 Metern Höhe kann es zu ersten Symptomen kommen

Akklimatisation am Berg: So akklimatisiert sich David Göttler

<p>Profi-Alpinist David Göttler.</p>

Profi-Alpinist David Göttler.

© David Göttler

"Selbst nach unzähligen Expeditionen an den hohen Bergen komme natürlich auch ich nicht drum herum, mich ordentlich zu akklimatisieren. Der Unterschied über die Jahre ist aber, dass ich meinen Körper immer besser kennengelernt habe im Hinblick darauf, was für mich persönlich möglich ist, wie schnell ich z. B. auf eine Höhe von 4000, 5000 oder 6000 Meter aufsteigen kann. 

Und hier bin ich mittlerweile sehr schnell. Ich gehe normalerweise in drei Tagen bis auf 4700 – 4900 Meter. Und ab dort dann eine Woche mit gleicher Schlafhöhe aber Tagestouren bis auf 6400 Meter. So war es für mich z. B. okay, dieses Frühjahr von Lukla bis auf den Gipfel des Mera Peak, 6400 Meter, in nur fünf Tagen zu gehen. Aber das ist natürlich nicht für jeden so möglich. Und gerade in der Akklimatisationsphase baue ich dann immer regelmäßig Ruhetage ein. Das ist ganz wichtig für mich."

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