Ein Muss für geübte Ferratisti

Anspruchsvoll: Via Ferrata Sentiero Bocchette Alte

Klettertechnisch wird die Ferrata zwar nie schwieriger als C. Dafür verläuft sie immer knapp an der 3000-Meter-Linie, ist also hochalpin. Für alpinistisch unerfahrene Ferrata-Einsteiger kann man die Route deshalb nicht empfehlen.

Anspruchsvoll: Via Ferrata Sentiero Bocchette Alte
© Folkert Lenz

Wenn ein Klettersteig klassisch ist, dann der Sentiero Bocchette Alte. Gemeinsam mit dem Bocchette Centrale ein Muss für engagierte Ferratisti. Dabei ist der Steig nirgends schwierig, allein das alpine Ambiente der gigantischen Gemäuer ist ein wahrer Augenöffner.

© Folkert Lenz

Kühn, legendär, verwegen: Die Beschreibungen des Sentiero Bocchette Alte sparen nicht mit schmückenden Attributen. Dabei ist es gar nicht so sehr die Weganlage, die den Bergsteiger und seine Psyche in den Bann zieht. Es ist die imposante Fels-Landschaft, durch die sich die Drahtseile schlängeln. 

Die Riesen-Gemäuer aus Brenta-Kalk schinden Eindruck mit ihren Felsnadeln und Simsen oberhalb der gähnenden Tiefe. Der Klettersteig selbst findet eine fast kommode Linie durch dieses Reich der Vertikalen. Leiteranlagen helfen, die tiefen Schluchten und Scharten am Spallone dei Massodi zu passieren.

Die "Schritt für Schritt" Anleitung findet ihr hier:

Und aufgepasst! Dieser unauffällige Schotterbuckel markiert mit seinen 3004 Metern den höchsten Punkt der Bocchette-Traverse. Also nicht einfach auf dem Pfad ein paar Meter unterhalb des unspektakulären Gipfels vorbeilaufen …

Brenta-typisch dann das Garbari-Band: Der mehr oder minder breite Sims verschafft eine imposante Passage durch die gigantischen Ostabstürze der Cima Brenta. Bleibt später nur noch der Abstieg über den Firn der Vedretta di Brenta – möglichst ohne Rutschpartie.

ALPIN Tour & Info

Sentiero Bocchette Alte

Stundenlanges Auf und Ab durch die wilde Felslandschaft der Brenta: über Leitern, am Drahtseil entlang, durch dunkle Schluchten und auf Felsbändern mit immer wieder imposanten Tiefblicken. Hochalpines Erlebnis! 

<p>Tendenziell steinig: Nach der Vedretta di Brenta führt der Abstieg zur Tucketthütte durch dieses Schutttal.</p>

Tendenziell steinig: Nach der Vedretta di Brenta führt der Abstieg zur Tucketthütte durch dieses Schutttal.

© Folkert Lenz
  • Klettersteig, mittel, C

  • Dauer: 6 Std.

  • Höhenmeter: 550 Hm Aufstieg, 850 Hm Abstieg

  • Beste Zeit: Juli bis September

  • Talort: Madonna di Campiglio, 1514 m

  • Ausgangspunkt: Rifugio Alimonta, 2581 m, Dorthin von Madonna di Campiglio: Im Ort parken und mit Shuttle-Bus zum Rifugio Vallesinella. Dann Aufstieg zum Rifugio Alimonta, 2 – 2 ½ Std. Weitere Alternative: Von der Grosté-Seilbahn (oberhalb von Madonna) via Tuckett-Hütte und den Klettersteig Sentiero SOSAT (B) zur Alimonta-Hütte, 3 ½ – 4 Std. Zur Alimonta-Hütte ggf. auch über eine weitere Etappe des Bocchette-Wegs vom Rifugio Tosa-Pedrotti.

  • Info: Tourismusverband Madonna di Campiglio, Via Pradalago 4, I-38086 Madonna di Campiglio, Tel. +39 0465 447501, campigliodolomiti.it

  • Anreise: Brenner-Autobahn A 22 gen Süden bis zur Ausfahrt San Michele all’Adige. Über die SS 43 und SS 42 nach Dimaro. Dort links auf die SS 239 nach Madonna di Campiglio.

  • Bergbahn: Funivia Grosté, Madonna di Campiglio, campigliodolomiti.it

  • Gehzeiten: Rifugio Alimonta – Einstieg ca. ¾ Std., Einstieg – Bocchetta Bassa dei Massodi ¾ Std., Bocchetta Bassa dei Massodi – Bocchetta Alta dei Massodi 1 ¼ Std., Bocchetta Alta dei Massodi – Bocca di Tuckett  2 ½ Std. – Bocca di Tuckett – Rifugio Tuckett ¾ Std.

  • Hütten: Rifugio Alimonta, 2581 m, privat, Tel. +39 0465 440366, rifugioalimonta.it; Rifugio Tuckett, 2272 m, SAT, Tel. +39 0465 441226, rifugio-tuckett.it

  • Bergführer: Gruppe Guide Alpine Madonna di Campiglio, Tel. +39 0465 442634, guidealpinecampiglio.it

  • Karte: Alpenvereinskarte, 1: 25 000, Blatt 51, Brentagruppe.

  • Literatur: Mark Zahel: Klettersteigführer Dolomiten – Brenta – Gardasee, Bergverlag Rother, 2016.

  • Ausrüstung: Klettersteig-Set, Gurt, Helm, Steigeisen.

  • Absicherung: Alle heiklen und ausgesetzten Klettersteig-Passagen sind gut mit Drahtseilen abgesichert.

Die Route: 

Von der Alimonta-Hütte zum Einstieg. Über eine erste Leiter, dann Seilen folgend zur Bocchetta Bassa dei Massodi, 2796 m. Vom Joch ausgesetzt auf sehr schmalem Felsband nach links queren, dann steil hinauf. 

Gestuft weiter auf den Gipfel des Spallone dei Massodi, 3004 m. Dann über die Scala degli Amici in die Bocchetta Alta dei Massodi, 2989 m, und auf der anderen Seite über ein Leitersystem wieder hinauf.

Bald geht der Steig auf einem Felsband in die Ostflanke der Cima Brenta hinein. Eine bisweilen eisige Rinne queren (meist Fixseil vorhanden). Später folgt die Wegführung weitgehend dem deutlich sichtbaren Garbari-Band. Weiter zur Bocca di Tuckett, 2649 m. Von der breiten Scharte aus hinab zum Rifugio Tuckett (2272 m).

ALPIN-Tipp: Laufen Sie die Route ruhig in der vorgeschlagenen Gehrichtung – auch wenn viele Bergsteiger die Tour entgegengesetzt gehen. Ergebnis: Sie werden seltener auf Stau vor Engstellen treffen. Dafür muss man sich mit dem Gegenverkehr arrangieren. Ist aber nicht so schlimm! Außerdem kann man am Vortag den leichteren Abschnitt (Centrale) des Bocchette-Weges begehen.

ALPIN Hüttencheck

Rifugio Alimonta, 2581 m, privat

© Folkert Lenz
  • Kontakt: Tel. +39 0465 440366 (Hütte), rifugioalimonta.it

  • Geöffnet: 20. Juni bis 20. September.

  • Schlafen: 94 Betten und Lager.

  • Essen: Weine, Prosecco, Spumante: alles, was das Berg-Leben im Trentino zum „dolce vita“ macht. So wird das leckere Abendessen erst zum Komplett-Menü.

  • Fazit: Sich frühmorgens auf der Terrasse neben der markanten Signalglocke einfangen zu lassen von der Stille und der Stimmung, wenn die Felswände herum im ersten zarten Orange erstrahlen: Das allein ist einen Besuch wert.

Text von Folkert Lenz

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