Seven Summits of Stubai

Die glorreichen Sieben des Stubaitals

Es müssen nicht immer die höchsten Gipfel sein. Dies beweisen eindrucksvoll die Seven Summits of Stubai, die nicht (nur) durch schiere Größe, sondern durch ihren eigenen Charakter und Charme Bergsteigerherzen höherschlagen lassen.

Seven Summits of Stubai: Unterwegs am Westgipfel des Zuckerhütl. 
© Holger Rupprecht

Wir haben uns auf Einladung des Tourismusverbandes Stubai die Seven Summits genauer angesehen und 2023 drei Berge und 2024 zwei weitere Gipfel selbst bestiegen.

Erste Tour zu den Seven Summits of Stubai im September 2023

Kennt Ihr das Gefühl, einen Berg von Weitem zu betrachten und Euch gerufen zu fühlen? So ging es mir schon seit Jahren bei nahezu jeder Autofahrt über den Brenner gen Süden. Von der Brenner-Autobahn aus betrachtet beherrscht der Habicht den Blick, der bei mir regelmäßig einen starken "Da-Rauf-Will-Impuls" auslöste ...

<p>Mächtig: der Habicht, gesehen aus dem Pinnistal.</p>

Mächtig: der Habicht, gesehen aus dem Pinnistal.

© Holger Rupprecht

Trotz seiner beachtlichen Höhe (3.277 m) ist er nicht der höchste Gipfel der Stubaier Alpen, beweist aber durch seine überaus imposante und markante Erscheinung dass man mächtig sein kann, ohne der Größte zu sein. Somit ist der "Hoger" zu Recht ein würdiger Vertreter der "Seven Summits of Stubai", die wegen ihrer Schönheit, Bedeutung und wegen ihrer besonderen Geschichten ausgewählt und zusammengefasst wurden.

<p>Saugut: Im Stubaital kann Mensch und Tier sich wohlfühlen. Bild von der Karalm im Pinnistal.</p>

Saugut: Im Stubaital kann Mensch und Tier sich wohlfühlen. Bild von der Karalm im Pinnistal.

© Holger Rupprecht

Der Größe nach geordnet sind die "Seven Summits of Stubai":

Wir haben uns auf Einladung des Tourismusverbandes Stubai die Seven Summits genauer angesehen und 2023 drei Berge und 2024 zwei weitere Gipfel selbst bestiegen.

Seven Summits of Stubai: Der Hohe Burgstall (2.611 m)

<p>Auf dem Weg zum leichtesten der "Seven Summits of Stubai", dem Hohen Burgstall</p>

Auf dem Weg zum leichtesten der "Seven Summits of Stubai", dem Hohen Burgstall

© Holger Rupprecht

Am ersten Tag nehmen wir uns den formschönen Hohen Burgstall vor, der unter den Seven Summits der am leichtesten zu besteigende Berg und somit ein guter Einstieg ist. Von der Kreuzjochbahn in Fulpmes führt die Route mit 700 Höhenmetern zum Gipfel. Für erfahrene Bergsteiger eine leichte Tour, für weniger Geübte stellt die (gut gesicherte) Felsrinne kurz vor dem höchsten Punkt eine kleine Herausforderung dar. 

<p>Kleine Herausforderung: die (gut gesicherte) Felsrinne kurz vor dem Gipfel des Hohen Burgstall.</p>

Kleine Herausforderung: die (gut gesicherte) Felsrinne kurz vor dem Gipfel des Hohen Burgstall.

© Holger Rupprecht

Vom Gipfel aus bietet sich ein beeindruckendes 360-Grad-Panorama vom Karwendel über die Zillertaler Alpen und die Berge des Gschnitztals zu den Gletschern rund ums Zuckerhütl.

<p>Blick vom Gipfel des Hohen Burgstall  zu den Gletschern rund ums Zuckerhütl.</p>

Blick vom Gipfel des Hohen Burgstall  zu den Gletschern rund ums Zuckerhütl.

© Holger Rupprecht

FunFact: Sir Edmund Hillary, gemeinsam mit Tenzing Norgay Erstbesteiger des Mount Everest, bestieg 1949, vier Jahre vor dem Erfolg am höchsten Berg der Erde, den Hohen Burgstall als seinen ersten Gipfel der Alpen und als Training für seine Himalaya-Expeditionen. 

Für uns erweist sich der Hohe Burgstall ebenfalls als ein sehr schöner "Ankomm- und Trainingsberg", der großen Appetit auf weitere Gipfel der "Seven Summits of Stubai" macht. Good choice, Sir Ed!

Seven Summits of Stubai: Der Habicht (3.277 m)

<p>Mit dem Rad Kamerad: Anfahrt durchs Pinnistal zum Habicht.</p>

Mit dem Rad Kamerad: Anfahrt durchs Pinnistal zum Habicht.

© Holger Rupprecht

Am zweiten Tag unseres Stubai-Kurztrips stand für uns dann – endlich! – der markante Habicht auf dem Programm. In der Reihe der "Seven Summits" steht er bezüglich der Höhe an Position drei, hinter den größeren Kollegen Zuckerhütl und Wilder Freiger.

Diese Bergtour erfordert trotz ihrer Höhe keine Gletscherausrüstung und ist so ein – zu Recht – begehrtes und prestigeträchtiges Tourenziel für alpin erfahrene Wanderer.

<p>Zwischenstation auf dem Weg zum Habicht: die Innsbrucker Hütte.</p>

Zwischenstation auf dem Weg zum Habicht: die Innsbrucker Hütte.

© Holger Rupprecht

Vom Stubaital durch das schöne Pinnistal sind über 2.300 Meter im Aufstieg und 25 Kilometer Wegstrecke zu bewältigen, als Tagestour sicher nur "Konditionsbolzen" vorbehalten. Wenn man wie wir aber mit dem (E-)Bike zur Karalm im Pinnistal fährt, ist der "Hoger" ganz gut in einem (langen) Bergtag bewältigbar. Alternativ bietet sich die Übernachtung in der schön gelegenen Innsbrucker Hütte an, die man von der Karalm in etwa zwei Stunden Fußmarsch erreicht.

<p>Einfache oft drahtseilversicherte Kletterei (UIAA I) durch Blockgelände auf dem Weg zum Habicht.</p>

Einfache oft drahtseilversicherte Kletterei (UIAA I) durch Blockgelände auf dem Weg zum Habicht.

© Holger Rupprecht

Ab der Hütte wird die Tour – bis hierhin eine leichte Wanderung – schwieriger und führt aussichtsreich in knapp 1.000 Höhenmetern über lange Strecke in einfacher Kletterei (UIAA I) durch Blockgelände und oft drahtseilversichert zum höchsten Punkt.

Das Panorama vom Gipfel ist dank der freistehenden Lage zwischen dem Stubaital und dem Gschnitztal bemerkenswert: Von der Zugspitze über den Kaiser und den Dachstein bis zum Triglav und weiter über die Dolomiten bis zur Wildspitze reicht die Schau – eigentlich ...

<p>Am nebligen Gipfel des Habicht: Portalmanager Holger und Bergfreund Andi.</p>

Am nebligen Gipfel des Habicht: Portalmanager Holger und Bergfreund Andi.

© Holger Rupprecht

Denn wir hatten einen reichlich nebligen Tag erwischt, sodass die Fernsicht meist eine Nahsicht war. Dennoch ein erlebnisreicher, schöner, fordernder und intensiver Bergtag!

Seven Summits of Stubai: Der Elfer (2.505 m)

<p>Dolomitenfeeling nördlich des Brenner: unterwegs am Elfer im Stubaital.</p>

Dolomitenfeeling nördlich des Brenner: unterwegs am Elfer im Stubaital.

© Holger Rupprecht

Wer schroffe Dolomitfelsen erleben möchte, muss nicht über den Brenner. Eine Besteigung der Felstürme des Elfer, des Hausbergs von Neustift im Stubaital, bietet bestes Dolomiten-Feeling auch auf der Nordseite der Alpen. 

© Holger Rupprecht

Und auch wenn der Elfer, den wir uns für den dritten Tag unseres Stubai-Trips vorgenommen haben, der niedrigste der "Seven Summits of Stubai" ist, kann seine Besteigung, je nach Routenwahl eine große Herausforderung darstellen: Von einer verhältnismäßig leichten Wanderung über verschiedene Klettersteige (bis D) bis hin zu alpinen Klettertouren im VII. Grad reichen die Schwierigkeiten.

<p>Seven Summits of Stubai: Unterwegs am Elfer mit Blick auf den Habicht.</p>

Seven Summits of Stubai: Unterwegs am Elfer mit Blick auf den Habicht.

© Holger Rupprecht
<p>Am Elferkofel (2.505 m): Portalmanager Holger.</p>

Am Elferkofel (2.505 m): Portalmanager Holger.

© Holger Rupprecht

Wir haben uns an diesem herrlich-sonnigen Tag für den landschaflich wunderschönen und mittelschweren Elferkofel-Klettersteig (C) entschieden und passierten dabei mit einem kleinen Abstecher auch das Gipfelkreuz auf dem östlichen Elferturm (2.499 m) sowie den eigentlichen Hauptgipfel, der auch als Elferkofel bezeichnet wird (2.505 m).

© Holger Rupprecht

Die wunderschöne, etwa einen Kilometer lange Kletterei bietet luftige Türme, ausgesetzte Gratstellen, enge Kamine, Spalten, Durchschlüpfe und Querungen sowie zwischendrin auch entspanntes Gehgelände und ist für geübte Klettersteiggeher ein absoluter und abwechslungsreicher Kraxel-Genuss!

© Holger Rupprecht

Und damit man weiß, dass man eben nicht in den Dolomiten, sondern in den Stubaiern ist, bieten sich immer wieder beeindruckende Ausblicke auf die umliegenden (Gletscher-)Riesen wie Habicht, Zuckerhütl oder den Wilden Freiger – allesamt Berge der unbedingt zu empfehlenden "Seven Summits of Stubai"!

<p>Zufrieden: Andi (links), Holger (rechts) und das Stubaital (hinten).</p>

Zufrieden: Andi (links), Holger (rechts) und das Stubaital (hinten).

© Holger Rupprecht

Zweite Tour zu den Seven Summits of Stubai im Juli 2024

Ganz ehrlich? Es war super-schön, mit Andi gemeinsam im Sommer 2023 den Hohen Burgstall, den Habicht und den Elfer zu besteigen. Aber komplett hat sich das (noch) nicht angefühlt. Bergsteigen in den Stubaier Alpen ohne "echte" Hochtour? Ohne Gletscherberührung, ohne Steigeisen, ohne Seilschaftsfeeling, ohne Hüttenübernachtung und - ja - ohne Zuckerhütl? Da stand defintitiv noch was auf der to-do-list, weswegen ich mit meiner Kollegin Lubika im Sommer 2024 erneut Richtung Stubai aufbrach.

<p>Am Gletscher auf dem Weg zum Wilden Pfaff: Bergführer Bertl und Lubika.</p>

Am Gletscher auf dem Weg zum Wilden Pfaff: Bergführer Bertl und Lubika.

© Holger Rupprecht

Seven Summits of Stubai: Wilder Freiger (3.418 m)

Die Zeit war knapp, daher ging es auf die Spaghetti-Runde, mitten durchs hochalpine Herz der Stubaier Alpen. Im Rahmen dieser Runde kann man zwei der Stubaier Seven Summits - Wilder Freiger und Zuckerhütl - sowie als "Zugabe" den Wilden Pfaff innerhalb einer Zwei-Tages-Tour abhaken. Diese Gipfel-Promis stehen nicht nur bei Seven-Summits-Aspiranten, sondern nahezu bei jedem Tiroler und bayerischen Bergsteiger auf der To-do-Liste - und das mit gutem Recht. 

<p>Luftig: Lubika klettert am Grat zum Wilden Freiger.</p>

Luftig: Lubika klettert am Grat zum Wilden Freiger.

© Holger Rupprecht

Die Schwierigkeiten der 3.000er-Runde liegen eher im Fels als im Eis: Blockkletterei bis zum II. Grad an ausgesetzten Felsgraten lautet die Herausforderung. Und warum eigentlich Spaghettitour? Weil man während dieser grandiosen Hochgebirgs-Runde auf der Südtiroler Seite nächtigt und sich - entweder auf der 3.145 Meter hoch gelegenen Müllerhütte oder dem Becherhaus (3.195 m) - Rotwein und Pasta aus Bella Italia schmecken lassen sollte.

<p>Strahlend: Lubika und Bertl am Gipfel des Wilden Freigers (3.418 m).</p>

Strahlend: Lubika und Bertl am Gipfel des Wilden Freigers (3.418 m).

© Holger Rupprecht

Geht man die Tour mit Liftunterstützung und im Uhrzeigersinn, steht am ersten Tag der Wilde Freiger auf dem Gipfel-Programm.Nach der Auffahrt mit der Gletscherbahn bis zur Mittelstation geht es zunächst wandernd hinauf zum Beiljoch (2.672 m) und wieder ein wenig hinab in Richtung des Sulzenausees. Hier quert man auf einer kleinen Holzbrücke einen Bach und steigt auf dem Moränenrücken bergauf zum Gletscher "Fernerstube". Je nach Jahreszeit/Schneelage/Verhältnissen braucht es im folgenden Anstieg über die Fernerstube früher oder später Steigeisen und es wird angeseilt.

<p>Chillen und Aussicht genießen: Lubika auf der Terasse des Becherhaus.</p>

Chillen und Aussicht genießen: Lubika auf der Terasse des Becherhaus.

© Holger Rupprecht

Ab der Lübecker Scharte (3.146 m) beginnt die Blockkletterei (II) auf dem Nordwestgrat. Meist in festem Fels, doch mitunter auch mit brüchigen Passagen, geht es bis auf den Südwestgrat, auf dem man noch ein wenig ausgesetzer, aber oft drahtseilversichert bis zum Gipfel (3.421 m) steigt. Am stellenweise versicherten Steig geht es schließlich über den breiten Grat Richtung Signalgipfel und bis zum Becherhaus, dem höchst gelegenen Schutzhaus Südtirols. Dort bitte unbedingt den Buchweizenkuchen probieren - mit Sahne!

<p>Über den Übeltalferner und unterhalb der Müllerhütte Richtung Wilder Pfaff.</p>

Über den Übeltalferner und unterhalb der Müllerhütte Richtung Wilder Pfaff.

© Holger Rupprecht

Seven Summit of Stubai: Zuckerhütl Westgipfel (3.498 m)

Nach der Nacht im Becherhaus klettert man am zweiten Tag genussvoll auf den Wilden Pfaff und dann auf den "Nebengipfel" des Zuckerhütl, der in bergsteigerischer Hinsicht jedoch einen Ticken schwerer als der Hauptgipfel ist. 

<p>An einer Platte auf dem Ostgrat zum Wilden Pfaff entschärfen Trittbügel und ein Drahtseil die Kletterei.</p>

An einer Platte auf dem Ostgrat zum Wilden Pfaff entschärfen Trittbügel und ein Drahtseil die Kletterei.

Vom Becherhaus geht es zunächst ein paar felsige Höhenmeter abwärts auf den Übeltalferner, wo angeseilt wird und meist Steigeisen nötig sind. Auf dem Gletscher wandern wir sanft bergan, unterhalb der Müllerhütte (die sich für diese Tour ebenso als Startort eignet) vorbei, bis zum Ostgrat des Wilden Pfaffs. Die teils ausgesetzte Gratkletterei ist nie schwer (vereinzelt II), stellenweise entschärft und drahtseilversichert. 

<p>Packt zu: Lubika kraxelt auf dem Grat Richtung Zuckerhütl Westgipfel.</p>

Packt zu: Lubika kraxelt auf dem Grat Richtung Zuckerhütl Westgipfel.

© Holger Rupprecht

Nach verdienter Gipfelrast am Wilden Pfaff (3456 m), steigen wir zum Pfaffensattel ab und lassen dann den steinschlaggefährdeten Hauptgipfel des Zuckerhütl links liegen und queren stattdessen den Sulzenauferner Richtung Pfaffenjoch. Von dort klettern wir über abwechslungsreiche Blockkletterei auf den aussichtsreichen Westgipfel des Zuckerhütls (auch bekannt als Pfaffenschneide), der haarscharf an der 3.500-Meter-Grenze vorbeischrammt (3.498 m). Auf den letzten Metern bis zum höchsten Punkt, den eine Madonnenstatue ziert, wartet kurze, knackige Kletterei gefolgt von einer kurzen Abseilaktion.

<p>Strahlen am höchsten Punkt des Zuckerhütl Westgipfels (3.498 m): Madonna und Lubika.</p>

Strahlen am höchsten Punkt des Zuckerhütl Westgipfels (3.498 m): Madonna und Lubika.

© Holger Rupprecht

Zunächst geht es dann auf selbem Weg zurück und über den Sulzenauferner und das Pfaffenjoch und schließlich über den Fernauferner und durchs Skigebiet zurück zur Mittelstation der Stubaier Gletscherbahn. 

<p>Die Runde schließt sich: Berti und Lubika vor der Mittelstation der Stubaier Gletscherbahn.</p>

Die Runde schließt sich: Berti und Lubika vor der Mittelstation der Stubaier Gletscherbahn.

© Holger Rupprecht

Und jetzt...? Projekt Stubaier Seven Summits abgehakt? Nun ja... Fünf sind nicht sieben. Und die Serles (2.717 m) - auch Hochaltar Tirols genannt - sowie die Rinnenspitze (mit 3.003 m immerhin ein Dreitausender) bleiben noch auf der to-do-list. Vielleicht setze ich auch im Bergsommer 2025 auf der Brennerautobahn wieder den Blinker rechts bei der Ausfahrt ins Stubaital...?

Produkttest 2023: steigeisenfeste und bedingt steigeisenfeste Bergstiefel
Zehn Modelle für Berg- und Hochtouren getestet
Produkttest 2023: steigeisenfeste und bedingt steigeisenfeste Bergstiefel

Klickt euch durch unseren Test mit 10 aktuellen technischen Bergstiefeln mit Gamaschen der Saison 2023 zum Bergsteigen und für Hochtouren.

zum Test

Text von Holger Rupprecht

0 Kommentare

Kommentar schreiben