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Vorklippen beim Klettern in Ordnung?

Zählt es noch als Begehung, wenn man den ersten Haken in einer Route vorklippt? Unser ALPIN-Testredakteur Olaf klärt das schon.

Vorklippen beim Klettern in Ordnung?
© Imago Images

Frage von Helge R., per E-Mail: Ihr habt in ALPIN 06/2020 beschrieben, dass ein Clipstick sinnvoll sein kann, wenn der erste Haken sehr hoch gesetzt ist. Aber wie sieht das dann mit der Begehung einer Route aus? Zählt das noch als Begehung, wenn ich den ersten Haken vorklippe?

Antwort von Olaf: Das Schöne im Bergsport ist ja, dass es keine Schiedsrichter gibt. Jeder kann das tun, was er will, muss es ggf. nur klar kommunizieren. Im Fall vom Vorklippen von Haken verhält es sich so: Klippt man den ersten (oder zweiten) Haken bei einer Route vor, bei der sich die schwierigen Passagen oder die Crux deutlich oberhalb des vorgeklippten Hakens befinden, würde ich schon sagen, dass die Begehung "zählt". 

Du siehst das ja bei den Profis sehr gut, die häufig den ersten Haken vorklippen, um einen blöden Bodensturz zu vermeiden. Die Schwierigkeiten der Route sind aber ganz woanders. Entschärfst du durch das Vorklippen die Route, beispielsweise weil das Einhängen des zweiten Hakens aus der Kletterposition sehr wackelig ist, sieht das natürlich anders aus. Dann zählt eine Begehung der Route mit vorgeklippter Exe nicht. 

Ein gutes Beispiel ist die Klassiker-Route "New Dimension" im Frankenjura. Der erste Haken ist in ca. sechs Metern Höhe und den anzuklettern, ist nicht einfach. Hier sollte man für eine saubere Begehung der Route den Haken (Rotpunkt) bzw. die Exe (Pinkpoint) aus der Kletterposition klippen. Ist einem das zu heikel, kann man die Route halt nicht (sauber) klettern.

Mehr Fragen von Lesern und Usern sowie die Antworten von Olaf findet Ihr unter: alpin.de/olaf.

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

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2 Kommentare

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dreamingof8a

Dem stimme ich nur bedingt zu. Wenn eine Route wie New Dimensions den ersten Haken, der auch noch schwer anzuklettern ist, auf 6m Höhe hat, dann ist für mich eher die Route scheiße eingebohrt.... auch wenn es ein Güllich Klassiker ist. "Schwer" ist hier natürlich immer relativ zu sehen - in einem 10er kann man ev. schon erwarten, dass man 5m ungeischert im achten Grad bis zum 1. Haken klettert. Oder in einem 6er darf es auch mal ein 4er Zustieg zum 1. Haken sein.
Außerdem sollte die Schwierigkeit einer Route nicht im Klippen bestehen. Sonst müsste nämlich auch Haken auslassen "verboten" sein (das macht die Tour definitiv leichter), bzw alle Exxen müssten Normlänge haben und dürften nicht verlängert werden, oder müssten genauso lange sein, wie sie bei der Erstbegehung waren. Und wie sieht es mit unterschiedlicher Reichweite aus? Für kleine kann ein Clipp sauschwer sein, für große dagegen super safe.
Wenn also der 2. Haken schwer zu klippen ist und womöglich zusätzlich noch Groundergefahr besteht, dann ist auch hier der Haken blöd gesetzt. Gerade dann lieber Vorclippen.
Wir reden hier ja auch immer noch über das Sportklettern! Anders sieht es dann bei traditionellen Routen aus oder ev. in bestimmten Gebieten (Elbsandstein zB).

Letztendlich muss das jeder für sich wissen (und wie im Artikel treffend geschrieben: kommunizieren!). Ich merke schon selbst, ob ich mich da jetzt irgenwie beschissen habe oder ob es ein ehrlicher Durchstieg war.

woofers

naja, vorklippen macht vorallem im Sportklettern doch eher dann Sinn, wenn Gefahr besteht. Im Grunde ist es da wurst wo die Crux ist, wenn du auf dem Boden liegst weil du die Route "sauber" klettern willst und die Crux eben bei den ersten beiden Haken liegt so zählt meiner Meinung nach die Begehung auch wenn die "Crux" geklippt ist.. Zumal die Crux ja von jedem selber definiert wird und abhängig von Größe, Fähigkeiten etc. ist. ;)