Kletterwissen

Begehungsstil beim Klettern: Ist das Verlängern von Exen ok?

Uns hat eine Frage zum Begehungsstil beim Klettern erreicht: Ist das Verlängern von Exen ok? Bergführer und Testchef Olaf gibt eine Antwort.

Begehungsstil beim Klettern: Ist das Verlängern von Exen ok?
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Frage: Ist das Verlängern von Exen ok?

Frage von Bettina R., per E-Mail: Ihr habt in einem ALPIN-Heft was zum Thema Begehungsstil beim Klettern gehabt, da ging es um den Clipstick. Diesbezüglich habe ich auch eine Frage: Wie verhält es sich bei dem Verlängern von Exen, das sieht man ja sehr häufig, teilweise werden Haken mit vier oder fünf Exen bestückt. Wenn ich das bei jedem Haken mache, gehe ich in vielen Routen ja nur noch im Toprope. Ist das ok?

Antwort: Verlängern kann Verletzungsgefahr verringern

Antwort von Olaf: Da hast du vollkommen recht, das sieht man immer mehr. An kritischen Stellen, wo für einen (nicht so guten) Kletterer ein Sturz eine Verletzung wahrscheinlich machen würde (z. B. Grounder), halte ich das auch für sinnvoll.

Wird es aber übertrieben gehandhabt, sollte man wirklich gleich im Toprope klettern. Der Begehungsstil hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Früher wurde viel mehr zwischen Pinkpoint (Exen schon vorgeklippt) und Rotpunkt (Exen noch nicht in der Route, müssen vom Kletterer angebracht werden) unterschieden.

Im Top-Bereich sind die Exen inzwischen eh schon immer in den Routen, da es sich hier oft um lange Ausdauerrouten handelt, bei denen das zusätzliche Einhängen der Exen in den Haken einfach zu viel Zeit kostet und vor allem auch, weil sich potenzielle Wiederholer in diesen Routen ja erst mal "hochhängen", also nur von Haken zu Haken klettern und zwischendurch ruhen. 

Unterm Strich verhält es sich ähnlich wie bei der Verwendung des Clipsticks: Sind Exen verlängert, die eine charakteristische Stelle der Route deutlich entschärfen, würde ich das nicht als eine saubere Begehung bezeichnen. Wird für einen Kletterer, der kleiner ist, eine Exe verlängert, damit er sie aus einer „vernünftigen“ Position clippen kann, sehe ich darin kein Problem und würde es als saubere Begehung bewerten.

Mehr Fragen von Lesern und Usern sowie die Antworten von Olaf findet Ihr unter: alpin.de/olaf.

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

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Text von Olaf Perwitzschky

5 Kommentare

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Rotpunkt

Für mich ist das o.k. wenn jemand Stellen, an denen er oder sie sich unwohl fühlt, Exen verlängert. Wesentlich ist aber, dass ich dies auch mitteile, wenn ich zum Beispiel über die Begehung einer Route spreche. Ich denke, jeder Kletterer hat schon ein Gefühl dafür, ob die Verlängerung oder das vorherige Clippen nun wichtig für die Begehung war oder nicht. Wenn wichtig, dann kommunizieren.

Matthias k.

Diese Diskussion hat nichts mit Ethik zu tun sondern mit dem gekränkten ego alter Narzissten (so wie Markus huter und anderen).
Die Profis präparieren ihre Pisten auch bis ins letzte (exen verlängerte, erster haken geclippt), spricht ja auch nix dagegen. Unsauber eingebohrte Routen, die Pseudo-schlüsselstellen produzieren gibt es ja genug.

Lothar

Aus meiner Sicht wird hier ein wichtiger Punkt gar nicht angesprochen. Man muss unterscheiden, ob man die Exe verlängert und dann nur die Verlängerung einhängt oder ob man weiter oben, dann auch nochmal die höhere Exe einhängt. Im 2. Fall macht man aus einem Haken 2 Zwischensicherungen. Dann ist es für mich kein sauberer Vorstueg mehr. Ohne Nachklippen ist es für mich ok. Dann macht man es weil man zu klein ist oder weil der Haken schlecht platziert wurde.

Peter

Sportklettern ist eh ein Silly Game, insofern braucht man sich da keine Gedanken machen. Es fragt auch kein Mensch danach, wie Otto Normalkletterer seine 6c hochgekommen ist. Welche Schwierigkeitsreserve man braucht, um in einer MSL zu klettern, muss ohnehin jeder selbst wissen.

Wenn ein Haken blöd gebohrt ist und erst nach den harten Zügen oder aus einer instabilen Position geklippt werden kann, habe ich absolut kein Problem damit, den zu verlängern. Das hat dann auch nicht unbedingt was mit gefährlichen Stürzen zu tun. Ziel beim Sportklettern ist, dass man maximal schwer klettert und sich dabei wohlfühlt. Wer als Erstbegeher meint, er müsste irgendwie Mutproben einbauen, soll doch bitte auf Bohrhaken verzichten, alles mobil absichern und so seinen Mut beweisen.

dreamingof8a

Hallo Olaf, da widersprichst du dir doch selbst: was ist der Unterschied, ob ich mir als "großer" eine Exxe verlängere, um sie "bequem" clippen zu können, oder als "Kleiner"? Beide Male mache ich mir das clippen leichter.
Wie auch zu der anderen Frage schon kommentiert: Wenn eine (Sportkletter-)Route durch eine bescheuerte Hakenposition eine "charakteristische" Stelle bekommt, dann ist das meiner Meinung nach blöd eingebohrt... immerhin sollte es beim Sportklettern um die Kletter- und nicht die Clipschwierigkeit gehen....
Wenn wir so anfangen, dann bitte ab jetzt nur noch genormte Exxen (Länge, Gewicht, Karabiner), und zwar so, wie die Erstbegeher der Route sie benutzt haben, weil sonst könnte ja jede/r machen was er/sie will!