Was tun, wenn's in der Hüfte zieht?

Arthrose: Warum Bewegung bei Gelenkverschleiß hilft

Spürt ihr nach dem Aufstehen ein leichtes Ziehen in der Beckengegend? Wenn ja, könnten diese Beschwerden Anzeichen für Gelenkverschleiß sein. Dann gilt es zu handeln!

Bei den ersten Anzeichen von Arthrose sollte man handeln, damit die Beschwerden nicht zunehmen.
© IMAGO / U. J. Alexander

Als normale Alterserscheinung tun viele Menschen das leichte, allmorgendliche Ziehen in der Beckengegend ab. Das ist gefährlich, "denn das sind die ersten, diskreten Zeichen von Gelenkverschleiß", sagt der Münchner Orthopäde Dr. Christof Keinath. 

<p>Der Kopf des Oberschenkelknochens und das Becken bilden das Hüftgelenk.</p>

Der Kopf des Oberschenkelknochens und das Becken bilden das Hüftgelenk.

© MAGO / Science Photo Library

Wer diese Hinweise absichtlich übersieht oder versehentlich unterschätzt, dessen Weg ist vorgezeichnet: Die Schmerzen werden unvermeidlich zunehmen und eines Tages die Lebensqualität beeinträchtigen.

Manchmal spitzt sich die Situation derart zu, dass gar ein Arbeitsplatz- oder Wohnungswechsel nötig wird. "Irgendwann wird der Schmerz zum ständigen Begleiter, der einem sogar nachts den Schlaf raubt", sagt Keinath. Meist bleibt dann nur ein letzter Ausweg: ein künstliches Gelenk, eine Prothese.

Es gibt allerdings Mittel und Wege, um die Folgen von Verschleiß hinauszuzögern. Schonung allerdings gehört nicht dazu, sondern das Gegenteil: Bewegung. "Es mutet auf den ersten Blick zwar sonderbar an, dass man ein Gelenk trotz Schmerzen bewegen soll", räumt Keinath ein. "Doch wer das nicht tut, lässt dem Fortschreiten der Erkrankung freien Lauf." 

Grund für diesen scheinbaren Widerspruch ist eine Eigenart des Gelenkknorpels: Er wird ausschließlich über die Gelenkflüssigkeit im inneren mit Nährstoffen versorgt.

Warum Bewegung gegen Gelenkverschleiß hilft

Je mehr also das Gelenk bewegt wird, desto besser ist der Nachschub und desto widerstandsfähiger wird der Knorpel. Auf diese Weise bremst Bewegung Verschleiß und lindert Schmerzen.

Zudem hat Bewegung einen positiven Nebeneffekt: Sie sorgt für eine gut trainierte Beinmuskulatur. "Verschiedene Studien zeigen, dass dies nicht nur die Beweglichkeit des Gelenkes, sondern auch die Schmerzen bessert", berichtet Keinath. Schließlich entlastet eine starke Muskulatur die Gelenke. 

Aus diesem Grund hilft bei Arthrose spezielles Krafttraining besser als jede andere Bewegung: So werden die entlastenden Muskeln gezielt gekräftigt.

<p>Hilft bei Gelenkverschleiß: gezieltes Krafttraining zur Stärkung der Muskulatur.</p>

Hilft bei Gelenkverschleiß: gezieltes Krafttraining zur Stärkung der Muskulatur.

© Imago / Shotshop

"Anfangs schadet es nicht, mit einem Physiotherapeuten ein kleines Trainingsprogramm zu erarbeiten", rät Keinath. "Im Anschluss führt man das Übungsprogramm dann alleine weiter." Zusätzlich zu Krafttraining legen Ärzte ihren Arthrose- Patienten sanfte Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen ans Herz.

Ihre Vorteile: Sie bieten leichte Bewegung ohne große Belastung, erfordern keine schnellen Richtungsänderungen und entlasten die Gelenke vom Körpergewicht. Wer trotz Arthrose-Beschwerden zum Wandern in die Berge geht, sollte Stöcke dabeihaben. Keinath: "Beim Absteigen langsam gehen und die Stöcke zum Abstützen benutzen."

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Arthrose: Ursachen

Der Verlust von Gelenkknorpel führt über kurz oder lang zu Schmerzen. Betroffen sind vor allem Gelenke, auf denen das Körpergewicht ruht, wie Hüfte oder Knie.

Arthrosebeschwerden werden immer häufiger, da sich die Lebenserwartung ständig erhöht. Zudem kämpfen immer mehr Menschen mit Gewichtsproblemen. Wer eine Fehlform des Hüftkopfes (Hüftdysplasie) hat, ist besonders gefährdet. Diese Personen sollten extreme Belastungen wie Langstreckenlauf und Expeditionen grundsätzlich meiden.

Arthrose: Symptome und Beschwerden

Zunächst macht sich Verschleiß durch Anlaufschmerzen bemerkbar: Die Beschwerden gehen zurück, wenn das Gelenk eine Zeit lang bewegt wird. Hat der Verschleiß allerdings ein bestimmtes Ausmaß erreicht, verschwinden die Schmerzen nicht mehr. Sie werden zum dauerhaften Begleiter und treten sogar nachts auf. Entzündet sich das Gelenk und schwillt es an, sprechen Ärzte von einer aktivierten Arthrose.

Arthrose: Therapiemöglichkeiten

<p>Oftmals letzter Ausweg: ein künstliches Hüftgelenk.</p>

Oftmals letzter Ausweg: ein künstliches Hüftgelenk.

© Imago / Joker

Nur in einer akuten Entzündungsphase sollte das Gelenk geschont und entlastet werden. Ansonsten hilft leichte Bewegung. Entzündungshemmende Cremes und Salben zum Auftragen, Schmerzmittel zum Einnehmen, physikalische Maßnahmen, Spritzen ins Gelenk sowie Akupunktur sind – je nach Ausprägung der Beschwerden – ebenfalls sinnvoll. Schränken die Schmerzen die Lebensqualität entscheidend ein, sollte über ein künstliches Gelenk nachgedacht werden.

Arthrose: Prävention

Gezieltes Krafttraining entlastet das Gelenk und trägt dazu bei, den Verschleißprozess zu bremsen. Bisweilen hält es ihn sogar auf. Grundsätzlich schädlich für den Gelenkknorpel sind übermäßige Dauerbelastungen. Sie gilt es zu vermeiden – genau wie häufige und heftige Stauchungen. Um die Hüfte zu schonen, empfiehlt sich zudem ein kritischer Blick auf das Körpergewicht: Wer wirksam vorbeugen möchte, sollte überflüssige Pfunde loswerden.

Text von Dr. Ralph Müller-Gesser / Beratung: Dr. Christof Keinath