Geplante Route über das Hornbein-Couloir

Kilian Jornet bricht Solo-Expedition am Everest ab

Speedclimber und Spitzenalpinist Kilian Jornet hat erneut den Mount Everest in Angriff genommen. Seine geplante Solo-Expedition über den Westgrat durch das anspruchsvolle Hornbein-Couloir musste der Spanier nun jedoch abbrechen. Der Trailrunner und Bergsteiger wurde von einer Lawine erfasst und rund 50 Meter mitgerissen.

Kilian Jornet bricht Solo-Expedition am Everest ab
© picture alliance/AP Photo | Uncredited

Familienurlaub für Everest-Besteigung unterbrochen

Seit April hielt sich Speed-Alpinist Kilian Jornet samt Familie im Gebiet um den Mount Everest auf. Laut den Social-Media-Kanälen des 35-Jährigen lief er unter anderem an einem Tag vom Ort Namche Bazaar bis zum Basislager. Am Folgetag stieg er zu Camp 2 auf 6400 Meter auf und joggte von dort zurück nach Namche.

Sein letztes Gastspiel am Everest gab der Spanier im Frühjahr 2017. Damals bestieg Kilian den Everest gleich zweimal und ohne Atemmaske innerhalb einer Woche von der tibetischen Nordseite aus.

Pünktlich zum Jahrestag: Jornet plant Solo-Besteigung des Everests über den Westgrat

Auf Instagram und Facebook teilte Jornet von Kathmandu aus seine ursprünglichen Pläne mit: Eine Solo-Besteigung des Westgrats ohne Flaschensauerstoff durch das Hornbein-Couloir. Dessen Erstbesteigung hatte sich zuvor zum 60. Mal gejährt.

Wie Jornet schreibt, habe er bereits im Aufstieg zur Westschulter mit "schrecklichen Bedingungen" zu kämpfen gehabt. Er habe aufgrund des starken Windes mehrere Stunden unter einer Wechte ausgeharrt. Von dort konnte er die Expeditionen auf der süd- und nordseitigen Normalroute beobachten. 

Kilian Jornet von Lawine erfasst & mitgerissen

Nach Abflauen des Windes setzte der Alpinist seinen Aufstieg bis zum Fuß des Couloirs ohne Probleme fort. "Ich fühlte mich großartig und die Bedingungen waren perfekt,“ schreibt Jornet dazu. Nach mehreren hundert Metern im Couloir löste sich jedoch ein Schneebrett und riss den erfahrenen Höhenbergsteiger etwa 50 Meter mit. 

Daraufhin entschied sich Jornet für den Abstieg, den er laut eigenen Angaben in starkem Schneetreiben und stark beeinträchtiger Sicht bewältigen musste. Die Aufstiegsspuren waren laut Jornet dadurch komplett verweht worden. Die gespeicherten GPS-Daten seiner Uhr waren seine Rettung aus dem Whiteout.

Am kommenden Montag jährt sich die Erstbesteigung des Everest zum 70. Mal. Alle Erfolge und Tragödien am Berg lest ihr hier:

Erst wenige Monate zuvor war Jornet beim Abstieg nach einer Speed-Überschreitung in seinen norwegischen Heimatbergen ebenfalls unter eine Lawine geraten.

"Diese Expedition war ein Fehlschlag. Oder? Ich habe den Gipfel, den ich angestrebt hatte, nicht erreicht. Aber alles andere. Ich glaube fest daran, dass das Wie viel größer und wichtiger ist als das Was, und in diesem Sinne war der Aufstieg einfach perfekt. Wie ein großes Puzzle mit allen Teilen bis auf eines, das Gipfelteil." schreibt Jornet unter seinem neuesten Instagram-Post.

Über die Route durch das Hornbein-Couloir zum Everest

Am 22. Mai 1963 hatten der US-Amerikaner Tom Hornbein (1931-2023) und Seilpartner Willi Unsoeld (1926-1979) unter Verwendung von Flaschensauerstoff die anspruchsvolle Route bis zum Gipfel eröffnet. Den Abstieg bewältigten die beiden Alpinisten über die Normalroute der nepalesischen Südseite.

Mit diesem Coup war den Alpinisten die erste Überschreitung eines Achttausenders gelungen. Laut Informationen des Experten Stefan Nestler konnte die Route bis dato nur siebenmal wiederholt werden.

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