Sisi und Nepomuk wurden in die Wildnis entlassen

Nationalpark Berchtesgaden: Zwei Bartgeier ausgewildert

Die Wiederansiedelung der in Bayern ausgerotteten Bartgeier nimmt Fahrt auf: Bereits zum dritten Mal haben der LBV und der Nationalpark Berchtesgaden zwei junge, noch nicht flugfähige Bartgeier in einer Felsnische im Klausbachtal ausgewildert. Im Rahmen eines Festakts wurden die beiden Tiere zuvor auf die Namen Sisi und Nepomuk getauft. Zum ersten Mal wurde damit auch ein männlicher Bartgeier ausgewildert.

Nationalpark Berchtesgaden: Zwei Bartgeier ausgewildert
© Hansruedi Weyrich

Die Auswilderung der beiden Bartgeier in Bayern

Die beiden Jungvögel stammen erstmals aus Österreich: Sisi aus dem Alpenzoo Innsbruck, Nepomuk aus der Richard-Faust-Bartgeier-Zuchtstation Haringsee. Er wurde vor der Aussiedlung vom Bartgeierpaar des Nürnberger Tiergartens adoptiert und großgezogen. Das Ziel der großangelegten Wiederansiedlung: Die Bartgeier sollen in Bayern erneut heimisch werden. Zu diesem Zweck unterstützt das Bayerische Umweltministerium das Artenschutzprojekt bis Ende 2023 mit rund 610.000 Euro. 

Die beiden noch nicht flugfähigen Vögel wurden zunächst in einem Festarkt der Öffentlichkeit präsentiert. Amtschef Dr. Christian Barth übernahm hierbei die Verkündung der beiden Bartgeiernamen. Beim Radiosender Bayern 2 hatte man zuvor Namensvorschläge für das Männchen einreichen können.

Mehr als 500 Vorschläge gingen ein, aus denen eine Jury den Namen auswählte. Sisi erhielt ihren Namen von LVB-Spendern, die mit ihrer Wahl die Verbindung zwischen Österreich und Bayern verdeutlichen wollten. Anschließend wurden beiden Junggeier in Tragekisten den Berg zur Auswilderungsnische auf 1.300 Metern hinaufgetragen. Im weglosen Gelände ab der sogenannten Halsgrube war nur noch ein kleines Team aus Experten, Trägern und Nationalpark-Rangern zugelassen.

Auswilderung in Felsnische

"Die beiden Tiere wurden in vorbereitete Nester aus Fichtenzweigen und Schafwolle gesetzt. Anschließend wurden sie noch einmal untersucht und das erste Futter aus Gamsknochen in der Nähe platziert. Danach haben wir uns direkt zurückgezogen, um den beiden Geiern die Eingewöhnung in ihre neue Heimat zu ermöglichen", erklärt LBV-Projektleiter und Bartgeierexperte Toni Wegscheider.

In der 6 mal 20 Meter großen eingezäunten Felsnische werden die 90 Tage alten Bartgeier nun ohne menschlichen Kontakt weiter aufwachsen und das Fliegen üben. Wissenschaftler:innen werden die Tiere noch mehrere Wochen rund um die Uhr von einem nahegelegenen Beobachtungsplatz mittels Infrarotkameras und einem Livestream überwachen. Das Auslegen von Futter ohne direkten menschlichen Kontakt erfolgt je nach Bedarf im Abstand von mehreren Tagen.

<p>Mit Boxen wurden die Tiere zur Auswilderungsnische gebracht.</p>

Mit Boxen wurden die Tiere zur Auswilderungsnische gebracht.

© Hansruedi Weyrich

Zum ersten Mal wurde mit Nepomuk nun auch ein männlicher Bartgeier ausgewildert. Flügge sind die beiden Tiere voraussichtlich in etwa vier bis fünf Wochen, wenn ihre Flügel stark genug sind. Laut LBV werden die Vögel anschließend noch bis in den Spätsommer in der näheren Umgebung bleiben, bis sie weiterziehen. Das Team wird bei Bedarf weiterhin Nahrung auslegen und die Bartgeier überwachen.

Live-Webcam in Felsnische zur Beobachtung der Tiere

Die Entwicklung und Flugübungen der beiden Bartgeier können wie in den vergangenen Jahren online und live auf der Webseite des LBV mitverfolgt werden. Beide Tiere sind zudem mit GPS- Sendern versehen, die die späteren Flugrouten auf einer Karte visualisieren.

Über das Bartgeier-Projekt im Nationalpark Berchtesgaden

Vor mehr als 140 Jahren war die Vogelart durch den Menschen ausgerottet worden. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) der Zoos junge Bartgeier ausgewildert.

Die Initiative zur Wiederansiedelung von Bartgeiern im Alpenraum ist auf zehn Jahre ausgelegt, soll die zentraleuropäische Population der seltenen Vogelart stärken und mit den Beständen auf dem Balkan und in Kleinasien verbinden. Die erste Auswilderung des harmlosen Greifvogels in den deutschen Alpen fand zum ersten Mal 2021 statt. 

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