Bleibt es bei dem ganzjährigen Kletterverbot?

Streit um Kletterverbot an der "Badener Wand" geht vor Gericht

Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat entschieden, das traditionsreiche Klettergebiet "Badener Wand" im Nordwesten des Schwarzwalds ganzjährig zu sperren. Der Alpenverein und die lokale Kletterszene kritisierten die Entscheidung scharf. Nun hat der DAV-Landesverband Baden-Württemberg am Verwaltungsgericht Karlsruhe Klage eingereicht.

Das Klettergebiet "Badener Wand" soll für fünf Jahre gesperrt werden.
© IMAGO / Westend61

Update vom 30.01.2024: Klage gegen die Sperrung eingereicht

Mittlerweile zieht sich der Streit um den Battert über zwei Jahre hin. Nachdem im November 2022 vom Regierungspräsidium Karlsruhe eine fünfjährige Vollsperrung zum Schutz der Wanderfalkenpopulation verordnet worden war, wurde es zwar zwischenzeitlich öffentlich ruhig. Im Hintergrund dauerte der Streit allerdings an. Zuletzt scheiterte ein außergerichtlicher Einigungsversuch.

DAV, Umweltverbände und eine Bürgerinitiative kritisieren das Verbot seit der Durchsetzung als unverhältnismäßig. Zwar habe der Verband immer wieder auf Maßnahmen wie ein Monitoring der Brutplätze gedrängt, die jetzige Vollsperrung sei aber nicht zielführend.

Auch habe das Regierungspräsidium Karlsruhe bestätigt, dass der ausbleibende Bruterfolg trotz Kletterverbot der letzten zwei Jahre weiter bestehe. Ein vom DAV in Auftrag gegebenes Gutachten soll nun die Gründe für die rückläufigen Zahlen für die Jahre ab 2004 bis einschließlich 2024 untersuchen. 2004 war der Wanderfalke an die Badener Wand zurückgekehrt.

Laut Alpenverein bestätigte zudem ein unabhängiger Experte der Vogelwarte Radolfzell, dass Klettersport außerhalb der Brutzeit ohne Bedenken möglich sei. Unter anderem deshalb zog der Verband nun gegen das Verbot vor Gericht. Artenschutz und naturverträgliches Klettern sei in dem Gebiet miteinander vereinbar, so der Ansatz.

Die eigens gegründet Bürgerinitiative "100% Battert" setzt sich ebenfalls für die Wiedereröffnung des traditionsreichen Klettergebiets ein. Um die Kosten von 15.000 Euro stemmen zu können, wurde eine Spendenkampagne ins Leben gerufen.

Ursprüngliche Meldung aus dem November 2022: Grund für die Sperrung der Badener Wand

Als Grund für die ganzjährige Sperrung ab 1. Januar 2023 nennt das Regierungspräsidium den unterdurchschnittlichen Bruterfolg des Wanderfalkens an der Badener Wand am Battertfelsen. Das ganzjährige Kletterverbot soll zunächst für fünf Jahre gelten. Die Verhältnismäßigkeit der Vollsperrung zog Kritik nach sich.

Kletterverbot an der "Badener Wand": Kritik vom DAV

"Wir sind in die Entscheidung zur Sperrung der Badener Wand nicht einbezogen worden", sagt DAV-Präsident Roland Stierle. Vielmehr sei man als Fachverband außen vor gelassen worden. Von einer laut Medienberichten "intensiven Prüfung" der Vorschläge des Alpenvereins könne zudem keine Rede sein, kritisiert Stierle.

Seit Anfang der 1990er Jahre setzt sich der Deutsche Alpenverein für naturverträgliches Klettern ein. Am Battert sei nicht fachlich fundiert geklärt, ob die ganzjährige Sperrung für Kletternde zum Schutz der Tiere beitrage, so Stierle.

<p>Temporäre Sperrungen haben in anderen Klettergebieten zum Bruterfolgen geführt.</p>

Temporäre Sperrungen haben in anderen Klettergebieten zum Bruterfolgen geführt.

© DAV/Philipp Abels

Betretungsverbot während der Brutzeit als Kompromiss?

Auf Jahreszeiten beschränkte Sperrungen, etwa während der Brutzeit, sind in vielen anderen Klettergebieten bereits üblich. Dieses Vorgehen schlug der DAV auch für die Badener Wand vor, für Kontrollmaßnahmen stünden Ehrenamtliche bereit.

Laut der offiziellen Pressemeldung des DAV wurden diese Möglichkeiten vom Regierungspräsidium allerdings nicht in Betracht gezogen. Ebenso wenig würden im Gutachten das Vorkommen natürlicher Feinde wie Marder, Fuchs oder Waschbär als möglicher Grund für den geringen Bruterfolg untersucht.

Hier findet ihr acht Regeln für naturverträgliches Klettern:

Klettergebiet "Badener Wand": Reaktion aus Karlsruhe und anderer Naturschutzverbände

Das Regierungspräsidium Karlsruhe nahm am Freitag (25.11.22) in einer Stellungnahme Bezug auf die Kritik. Der Vorwurf, wonach der Alpenverein keine Möglichkeit zur Mitbestimmung gehabt habe, sei falsch. Alle Verbände seien mehrfach angehört worden, ließ das Regierungspräsidium mitteilen.

Auch NABU und BUND sehen die vom DAV unterstützte Protestkampagne laut Bericht des SWR kritisch. Die Entscheidung des Regierungspräsidiums zur Sperrung des Klettergebiets sei überfällig gewesen. Die Haltung des DAV passe nicht zum Status als Naturschutzverband, so die Verbände weiter.

Demonstration in Baden-Baden gegen das Kletterverbot

Unter dem Motto "Für verhältnismäßigen und zeitgemäßen Naturschutz" riefen der Arbeitskreis "Klettern und Naturschutz am Battert" sowie der DAV-Landesverband Baden-Württemberg zu einer Demonstration auf. Am 27. November protestierten die Verbände in der Baden-Badener Innenstadt gegen die geplante Vollsperrung. Neben DAV-Präsident Stierle waren etwa 200 Demonstrant:innen vor Ort.

Zudem kursiert in der Kletterszene der Aufruf, eine an das Regierungspräsidium Karlsruhe gerichtete Petition im Internet zu unterzeichnen. Darin wird ein "angemessener Schutz der Wanderfalkenpopulation" bejaht und werden geeignete Maßnahmen hierfür genannt. Verneint werden jedoch die Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit einer ganzjährigen Sperrung. 

9 Kommentare

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Tom

Es gibt am Battert zwei Hauptmassive mit großer Bedeutung für den Klettersport und eines davon ist nun mal die Badener Wand. Daher lohnt es sich alle mal dafür zu kämpfen. Nicht fundiert ist die Aussage, dass es ja noch 20 andere Kletterfelsen gibt auf die ausgewichen werden kann. Leute die solche Behauptung aufstellen kennen sich scheinbar im Gebiet nicht aus und werfen einfach pauschal nicht fundierte Aussagen in den Raum.
Der Wanderfalkenschutz ist wichtig, rechtfertigt aber auch hier nicht einfach eine Vollsperrung, deren Wirksamkeit im Vorfeld nicht wissenschaftlich neutral geprüft und untersucht wurde. Alternativen wurden ebenfalls nicht neutral bewertet und untersucht. Hier hat das Regierungspräsidium nicht auf Basis von Fakten und neutral eine schlechte Entscheidung getroffen sondern sich sich von Umwelt-Hetzern verleiten lassen.
Die Haltung des DAV Hauptverbandes kann ich n icht nachvollziehen. Die Kritik am Regierungspräsidium war verglichen mit Projekten wie Lifterweiterungen im Pitztal oder am Grünten sehr zurückhaltend und zahm. Auch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln um juristisch gegen das RP vorzugehen war sehr enttäuschend. Klar hat sich der DAV dem Naturschutz verschrieben aber wenn durch Behördenwillkür und durch andere Umweltschutzverbände unsere Klettergrundlage genommen wird, dann hätte ich mehr Herzblut seitens Hauptverband erwartet. Schließlich haben wir kein Naturschutzkader sondern Kletterkader, Expedkader,... (Stichwort Kernkompetenz Klettern und Bergsteigen nicht willkürlicher Umweltschutz).

Bertelsmann

Vielleicht sollte man einmal erwähnen, dass die "Badener Wand" nur einer von 20 Kletterfelsen im Naturschutzgebiet Battertfelsen ist. Das relativiert doch schon einiges. Betroffen sind auch nicht nur Kletterer, sondern auch alle anderen, die bislang den Aussichtspunkt der Felsenbrücke nutzten und dies nun nicht mehr können. So erhalten auch die dortigen Wanderwege eine neue Konzeption und sogar mit den Gleitschirmfliegern wird ein ausreichender Mindestabstand besprochen. Gerade der Schwarzwaldverein hatte sich doch einst mal den Naturschutz auf die Fahne geschrieben... Offenbar geht es aber wieder einmal mehr ums Rechthaben und um das Verteidigen von vermeintlich angestammten Ansprüchen (es war schon immer so!) als um die Sache. Nochmals: Von 20 Felsen ist nur einer ganzjährig fürs Klettern gesperrt.

MAN the second Van

Noch ein Nachtrag, was passieren kann - ich sage nicht wird, aber wir haben das alles schon gesehen:
Pestizide sind mittlerweile so wirksam, dass sie sich am Ende einer Nahrungskette (Raubtiere) nicht mehr akkumulieren, auch weil die Nahrung (Insekten) gleich gar nicht mehr entsteht.
Ich vermute, der Wanderfalke verhungert einfach, anstatt vergiftet zu werden.
Wer Hunger hat, geht dort hin wo es was zu beissen gibt (nicht erst seit Putin) - beim Wanderfalken ist das die Stadt, dort verzeichnet er deutliche Zuwächse.
Was mit (Raub-) Tieren passiert, wenn sie sich dorthin begeben, wo sie nicht hingehören sahen wir bei Bär Bruno, Wölfen, Wiesent, Gemsen,...
Raubtiere hatten bisher immer eine Indikatorfunktion, weil sie am Ende einer Nahrungskette die Schäden ihrer Nahrungsquelle akkumulierten.

Der Wanderfalke schert nun aus seinem arttypischen Verhalten aus (wandert in Städte, mordet und plündert dort)) und verliert dadurch seinen wissenschaftlichen Mehrwert (oder LBV, NABU??).

Ich würde mal sagen, der Wanderfalke hat keine Chance.
Unabhängig davon, wie geduldig wir Kletterer, abhängig die Politiker, verständnisvoll Arbeitnehmer gegenüber Arbeitgebern (Stockholm Syndrom) ist seine Zeit einfach abgelaufen.

Unabhängig davon, dass meine Zeit auch abläuft glaube ich, dass es Möglichkeiten abseits einer gleichgeschalteten Politik, z.B. einer nicht notwendigerweise einheitlichen Meinung, diversifizierter Information und daraus erfolgender Entscheidungsfindung auch im globalen Maßstab überzeugend dastehen kann.
Natürlich überrollt man damit nicht mehr jeden potenziellen Gegner nach belieben.

Tom

Ich denke der einzige Weg ist juritisch gegen den eigenmächtigen Entschluss des RP vorzugehen. Hier sehe ich den DAV als Vertreter der kletternden Gemeinschaft in der Pflicht entsprechende Juristen zu beauftragen und Mittel zur Verfügung zu stellen.
Deutsche Umwelthilfe, etc. greifen ja auch gerne und erfolgreich zu jurstischen Mitteln. Mit den gleichen Mitteln muss halt auch mal gegengehalten werden.

MAN the Van

Ob ein Problem schwerwiegend ist zeigt sich daran, ob die Ursachen erkannt und die richtigen Massnahmen konsequent angewendet werden
Geht wie beim Wanderfalken die Population über Jahrzehnte flächendeckend zurück trotz flachendeckender Massnahmen (Kletterverbote in BW), kann die Ursache nicht ein Marder an der Badener Wand oder eine Neutour sein.
In nicht mal 10Km Entfernung (Luftlinie) wird im Rheintal intensivste Landwirtschaft betrieben.
Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass es einen Zusammenhang in der Nahrungskette von Insekten (übrigens auch Borkenkäfer), Kleinvögeln und Wanderfalken gibt.

Im Donautal war DDT damals Ursache für dünne Eierschalen bei Wanderfalken, trotzdem wurde mittels schwarzgemalter Gutachten, korrupter Landtagsabgeordneten, naturschutzromantiserenden Lehrern und grünen jetzt Bundestagsabgeordneten ein landesweites Kletterverbot durchgedrückt.
Vor 10 Jahren sprach ich am Fels zufällig mit Vertretern des LBV, die sich deutlich für eine Öffnung und sinnvolle Kletterregelung aussprachen.
Warum das – wahrscheinlich weil sich Klettern eben positiv auf die Natur auswirkt:
Von Kletterern freigehaltene Zonen werden von Turmfalken als Jagdrevier genutzt und verhalten sich Kletterern gegenüber überhaupt nicht scheu.
Bei höherer Populationsdichte durch ausreichend Nahrung würden sich Wanderfalken wahrscheinlich ähnlich verhalten.
Ebenfalls häufen sich ausgerechnet an Kletterelsen (Einstiegen) das Vorkommen seltener Pflanzen (z.B. Österreichische Rauke), auch an Pfaden läßt sich eine deutliche Vielfalt von Arten festellen.
Bekannterweise siedeln sich nach lokalen (Zer-) Störungen in der Natur oft (seltene) Pionierpflanzen an.
Ohne genaue Zahlen zu kennen, nehme ich an, dass nicht nur die Zahl der Arten, sondern auch die absolute Zahl der Tiere (nicht nur auf Feldern und Städten, sondern auch im Wald) abnimmt. Wer also ausser dem Mensch (der natürlich nicht in dei Natur gehört) soll also für die zoochore Verbreitung von Pflanzen sorgem?
Auch Felsköpfe ohne Kletteraktivität verbuschen zunehmend, die Artenvielfalt vermindert sich.

Gernerell läßt sich sagen, dass durch die von Kletterern hervorgerufenen Störungen zu einer Erhöhung der Artenvielfalt führen.
Dies ist kein wishful thinking, sondern ergibt sich logisch-statistisch, wenn man bedenkt, dass Kletterer in einem großen bestehenden System kleinräumige Störungen, eine Änderung des vorherigen Status und damit eine Erhöhung der Vielfalt der Zustände hervorrufen.
Und kamm mir jetzt keiner mit: wir wollen eine unberührte Natur zurück, der Mensch darf die Natur nicht stören bla bla
Die Natur war immer Kulturlandschaft, der bedrohte Hutewald, Heckenlandschaft, Steinmauern, Karst.
Es gibt kein zurück zum Urwald.

In der Fränkischen gab es eine Untersuchung, vonach die Artenvielfalt in den letzten X?? Jahren zugenommen hat.

Woran liegts also?
Wird zuwenig geklettert – definitiv!
Wird zuviel Weizen angebaut – wahrscheinlich nicht.
Verdient Bayer zuviel am Pflanzenschutz – definitiv (es gibt andere Lösungen).
Ist Landwirtschaft oberhalb von Schaufels/Dachstein/Eichfels (und Badener Wand?) dünger-/Pestizidfrei – definitiv nicht.
Verdient die einheische Bevölkerung mehr an Ausgleichszahlungen für Naturparks oder Borkenkäferbefall, als an naturverträglichem (inkl. Klettern) Tourismus – definitiv (jedenfalls Entscheidungsträger und damit Stimmungsmacher gegen Kletterer).

Woran liegts also?
Es liegt an uns, am System, an systemkritischen Arbeitgebern, Energieversorgern, BASF, MB, MAN, dem Druck , was ist, was war, was wir wollen, sollen, dürfen.

Helau, Alaaf, Kille Kille Wau …

Ein Gast

An der Badener Wand wird nie mehr jemand klettern. So fing es bei uns auch an; Ende der 80er Jahre in den Bruchhauser Steinen im Sauerland. Da kam im März 89 ein Wanderfalken-Pärchen zum Brüten. Die Felsen wurden sofort für alle Kletterer gesperrt und sind es bis heute geblieben. Keine Teilsperrung, nein eine Vollsperrung – seit 33 Jahren.

Volker

Natürlich ist die Sperrung richtig, die muss aber nicht ganzjährig passieren, sondern so wie in anderen Klettergebieten auch von 1.Jan. bis 31. Juli. Und es wäre sinnvoll gewesen einmal herauszufinden, warum da zu wenig Bruterfolg eintritt. Aber Vernunft und RP Karlsruhe haben irgendwie keinen Zugang zueinander, sieht man leider auch bei anderen Projekten.

Max auf unserer Facebook-Seite


Genau, die Kletterer sind schuld
Behördenwillkür und Profilierungssucht der üblichen Verdächtigen.
Symbolpolitik, mehr nicht. Aber klappt bei der "deutschen" kaputt geframten Bevölkerung ganz gut.

Dirk auf unserer Facebook-Seite


Die Sperrung für den Wanderfalken ist richtig. Der Wanderfalke ist in den 60er- bis 80er-Jahren knapp dem Aussterben entronnen – auch in Baden-Württemberg. Zwar erholte sich die Population, doch der Großfalke leidet noch immer unter denselben Problemen wie damals.