Unterwegs zu Dhaulagiri und K2

Gerlinde Kaltenbrunner: 8000er Nr. 10 und 11?

Gerlinde Kaltenbrunner hat mit der erfolgreichen Besteigung des Kangchendzönga in Nepal im vergangenen Jahr ihren neunten 8000er "abgehakt". Die Österreicherin arbeitet weiter daran, als erste Frau überhaupt alle 14 8000ern dieser Erde bestiegen zu haben. Im April dieses Jahres ist der Dhaulagiri an der Reihe, im Juni soll dann - gemeinsam mit ihrem frischgebackenem Ehemann Ralf Dujmovits - der K2 gelingen.

Gerlinde Kaltenbrunner: 8000er Nr. 10 und 11?
Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits auf dem Gipfel des Kangchendzönga. Bild: Veikka Gustafsson.
Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits auf dem Gipfel des Kangchendzönga. Bild: Veikka Gustafsson.

Am 24. März heiratete Gerlinde Kaltenbrunner ihren langjährigen Partner, den Spitzen-Bergsteiger Ralf Dujmovits. Begonnen hatte die Romanze - wo sonst? - an einem Berg, genauer im Basislager des Manaslu im Jahr 2002. Seitdem sind die beiden ein Paar und haben bereits große gemeinsame Erfolge feiern können.

Über ihre (Seil-)Partnerschaft mit Ralf erzählt die 36-Jährige in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vom 23.03.:

SZ: Ralf ist Ihr ständiger Begleiter in den Bergen. Wie arbeiten Sie zusammen?

Gerlinde Kaltenbrunner: Wir wissen genau, wo unsere Stärken und Schwächen sind. Wir gehen ganz ehrlich am Berg miteinander um, das ist unser Erfolgsrezept. Ich könnte keinen Achttausender mit einem Wildfremden besteigen. Zur Fotogalerie "Gerlinde Kaltenbrunner an "Kantsch " und Lhotse. Anmerkung: Die Fotos erscheinen in umgekehrter chronologischer Reihenfolge. SZ: Am Berg gibt es kein Verstecken mehr. Es gibt wochenlang keine Duschen, keine Toiletten. Gibt es da nicht manchmal Situationen, die einem vor dem Partner peinlich sind?

Gerlinde Kaltenbrunner: Mit dem Ralf habe ich das Problem nicht, da sind wir völlig offen. Es gibt schon extreme Situationen, wenn es so arg stürmt, dass ich das Zelt nicht verlassen kann, um auf die Toilette zu gehen, da muss ich eine andere Möglichkeit finden, um das zu verrichten. Das kann ich mir mit anderen Partnern nicht vorstellen. Aber der Ralf ist mir so nah, dass das keine Rolle spielt - und umgekehrt genauso, da gibt es kein Verstecken mehr.

Gerlinde Kaltenbrunner in einer Eiskletterpassage. Bild:Veikka Gustafsson.
Gerlinde Kaltenbrunner in einer Eiskletterpassage. Bild:Veikka Gustafsson.

Gemeinsam werden die beiden Ende März in den Himalaya aufbrechen, dort aber zunächst getrennte Wege gehen.

Während Ralf eine Amical Alpin-Expedition mit dem Ziel Manaslu (8163m) leitet, wird sich Gerlinde gemeinsam mit Lucie Orsulova aus Tschechien am Dhaulagiri (8167 m), dem siebthöchsten Berg der Welt, versuchen.

Der "weiße Berg" wurde als vorletzter 8000er erstmals am 13. Mai 1960 von einer sechsköpfigen Gruppe (u.a. Kurt Diemberger) bestiegen.

Nach diesen Expeditionen werden Gerlinde und Ralf noch einmal für einige Zeit nach Deutschland zurückkehren, bevor dann im Juni ein Versuch am K2 (8611 m) gelingen soll.

Sollte die Österreicherin an Dhaulagiri und K2 erfolgreich sein, wären dies die 8000er Nummer Nr. 10 und 11. Fehlten "nur" noch Everest, Lhotse und Broad Peak auf der dann nicht mehr allzu langen Liste. 8.000er Hauptgipfel von Gerlinde Kaltenbrunner Doch die ausgebildete Krankenschwester wird nicht müde zu betonen, dass es ihr nicht darum geht, sich einen Platz in den Geschichtsbüchern des Bergsteigens zu sichern ( Interview mit dem "Tagesspiegel" vom 11.02.2007 ):

Tagesspiegel: Sie wollen sicher die erste Frau sein, die alle 14 Achttausender bezwungen haben wird?

Gerlinde Kaltenbrunner: So kann nur ein Laie denken. Ich gehe nie an einen Berg mit der Einstellung, den bezwinge ich jetzt. Bergsteigen ist mein Leben, meine Leidenschaft, kein Kampf. Ich muss mich dem Berg anpassen, nicht umgekehrt. Zum anderen ist es mir völlig egal, ob ich die Erste oder Fünfte auf allen 14 Achttausendern sein werde. Wenn es mir darum ginge, müsste ich ja immer die leichteste Tour aussuchen, um einen nach dem anderen abzuhaken. Mich interessiert aber eher die anspruchsvollere Route.

Tagesspiegel: Die Spanierin Edurne Pasaban, mit der Sie sich angeblich ein Duell liefern - sie war auf neun Achttausendern - musste in psychologische Betreuung.

Gerlinde Kaltenbrunner: Ihr ging es nicht gut, die spanischen Medien machen enorm Druck. Ich habe versucht, sie aufzubauen und von meiner Seite aus klarzustellen, dass ich kein Rennen zwischen uns will. Das wäre doch ein tödlicher Wahnsinn! Hinzu kommt: Ich bin gar kein Wettkampftyp. Das habe ich schon im Skiinternat in Windischgarsten gemerkt: Die Freundinnen aus dem Rennteam, mit denen ich abends noch gescherzt hatte, sollten am nächsten Morgen auf der Piste mit einem Mal bittere Konkurrentinnen sein? Das war mir zu viel Stress. Ich habe der Edurne jetzt sogar angeboten, den letzten Gipfel gemeinsam zu besteigen. Aber das wird wohl schwer, denn sie geht immer mit professionellem Fernsehteam. Das wiederum liegt mir gar nicht.

ALPIN wünscht Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits viel Erfolg und vor allem eine gesunde Rückkehr.

In ALPIN 04/06 hat Nathalie Steinlechner die Profisportlerin ausführlich porträtiert. Zur Einzelheftbestellung .

Gerline Kaltenbrunners vergangene Expeditions-Saison an Kangchendzönga und Lhotse haben wir auf alpin.de intensiv verfolgt. Die Meldungen hierzu sind - ebenso wie die dazugehörige Fotogalerie - in umgekehrter chronologischer Reihenfolge aufgeführt:

Weitere Informationen: