alpin.de: Die vergangenen Tage wart Ihr auf der zweiten Akklimatisations-Tour bis zu Lager II unterwegs. Wie lief's?
Ralf Dujmovits: Üblicherweise befindet sich Lager II auf ca. 6750 m, zwar seitlich aber doch im Bereich eines steilen Eisfalls. Ein gefährlicher Lagerplatz - was sich auch nachts in brutalem Krachen im Eis unter unseren Zelten bemerkbar machte. So verlegten wir Lager II etwas weiter hinauf auf über 7200 m. Was auch akklimatisationstechnisch mehr Sinn machte. Zur Fotogalerie "Gerlinde Kaltenbrunner am Kantsch III" Dort verbrachten wir bei sehr stürmischem Wetter zwei unangenehme Tage. Wir haben aus Gewichtsgründen nur sehr kleine, einwandige Gore-Minizelte ohne Apside/Vorzelt mit dabei. Um genügend Luft auf dieser Höhe zu bekommen, muss der Reißverschluss immer ein Stück weit offen sein - wenn es aber draussen stürmt und schneit hat man - zum nächtens ohnehin stark vorhandenen Reif im Zelt - auch noch jede Menge Triebschnee auf Besuch. Also findet man einen Kompromiss zwischen Sauerstoffmangel und nicht zu viel Triebschnee im Zelt. Es war psychisch sehr anstrengend, hat aber für die Akklimatisation sicher viel gebracht.
alpin.de: Wie beurteilt Ihr, nachdem Ihr nun bereits einen guten Teil der Route besichtigen konntet, die Verhältnisse auf der Aufstiegsroute?
Ralf Dujmovits: Es hat dieses Frühjahr sehr viel Schnee - auch hier im Basislager. Mit beständigem Wind in der Höhe oberhalb 6000 m sind unsere Spuren bei jedem neuen Aufstieg wieder zugeblasen und wir müssen wieder erneut spuren - was reichlich kräftezehrend ist. Glücklicherweise ist der Aufstieg an vielen Stellen ordentlich steil, so dass wir über lange Strecken auch abgeblasenes Blankeis vorfinden. Die letzten 1000 Höhenmeter mit viel Felskletterei werden sicher spannend - vor allem, ob der Sturm im 8000m-Bereich den Schnee etwas aus den Felsen herausgeblasen hat.
alpin.de: Derzeit befindet Ihr Euch wieder im Basislager auf 5300 m. Wie ist derzeit die Stimmung im Team?
Ralf Dujmovits: Sehr, sehr gut. Fast entspannt - und zufrieden über das bisher erreichte. Wir waren zunächst ja zwei kleine Teams parallel, - zwei Portugiesen und Andrew Lock, sowie Hiro, Veikka, Gerlinde und ich. Nachdem wir den einen Portugiesen "Toze" mit akuter Blindarmentzündung zur Notoperation nach Kahmandu ausfliegen lassen mussten, sind wir inzwischen zu einem einzigen Team zusammengewachsen. Und das passt gut. Alle haben sehr viel Erfahrung und wissen, auf was es ankommt.
alpin.de: Ihr wartet nun auf ein "Gut-Wetter-Fenster", um den Gipfelversuch zu starten. Wie sind denn die Wetteraussichten vor Ort und wann könnte es frühestens losgehen?
Ralf Dujmovits: Momentan erholen wir uns noch ein wenig von den Strapazen der Akklimatisationsnächte in der Höhe. Sollte das Wetter mitmachen - und es sieht ganz danach aus - möchten wir gerne einen ersten Gipfelversuch zum Vollmond am 12. Mai starten.
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Die Expedition ausführlich mitverfolgen können Sie auf www.expedblog.com , wo Nathalie Steinlechner, die direkt vor Ort ist, aus dem Kangchendzönga-Basislager berichtet. Auch AMICAL alpin, das Unternehmen von Ralf Dujmovits, das ausgefallene Trekking-und Expeditionsreisen in den Bergen dieser Welt anbietet, berichtet im Rahmen seines Online-Auftrittes auf www.amical.de regelmäßig über den Stand der Dinge am "Kantsch".
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