Interview: Was macht eigentlich ... ?

Fabi Buhl: "Alexander Huber ist die Schlüsselperson für mein Klettern"

Allein am Seil in den anspruchsvollsten Mehrseillängentouren der Welt – das machte Fabi Buhl in der Bergszene berühmt. Mit Mentor Alexander Huber verbindet ihn bis heute eine enge Freundschaft. Wir luden den Profi-Alpinist zum Interview.

Interview mit Profi-Alpinist Fabi Buhl.
© Fabi Buhl

Interview: Was macht eigentlich Fabi Buhl?

Fabi, wenn du dich entscheiden musst: Klettern oder Höhenbergsteigen?

Definitv Klettern.

Vervollständige die Sätze: Wenn ich eine Alpin-Koryphäe persönlich treffen könnte, wäre es ...

... Voytek Kurtyka (Polnischer Kletterer mit zahlreichen Erstbegehungen in den Alpen, der Hohen Tatra und den hohen Bergen dieser Erde; Anmerkung d. Red.)

<p>Fabi Buhl bei der freien&nbsp;Begehung von Déjà (8c+) im Rätikon. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=3Bmv0KuysdI&amp;t=1s" rel="nofollow" target="_blank">Mehr dazu auf YouTube</a>.</p>

Fabi Buhl bei der freien Begehung von Déjà (8c+) im Rätikon. Mehr dazu auf YouTube.

© Petzl

Ich bin bekannt dafür, dass ...

... ich meine eigenen Ideen habe.

Um dich ist es in den letzten Jahren medial ruhiger geworden. Welches Projekt hast du zuletzt erfolgreich abgeschlossen? Was machst du aktuell?

Dieses Jahr habe ich mich motiviert, wieder Klettern zu gehen. Die letzten vier Jahre war ich fast nicht klettern, deshalb war es cool zu sehen, dass ich mich doch recht schnell wieder in Form gebracht habe. Diesen Sommer konnte ich "Histoire sans Fin" (8b+, 200 m) am Petite Clocher du Portalet und "Carnet d'Adresse" (8b+, 300 m) am Rocher du Midi punkten. Beides sehr sehr coole Mehrseillängen, vor allem Histoire ist sicher einzigartig in Europa.

Fabi Buhl über sein Projekt am Gulmit Tower im Karakorum

Wenn man dir auf Instagram folgt, sieht man dich meist beim Fliegen. Was war dein bisher anspruchsvollstes Climb & Fly?

Der Gulmit Tower war sicher des Projekt, an dem man in allen Disziplinen gut sein muss. Dann gehört natürlich eine gewisse Portion Glück auch dazu, dass wir überhaupt das Wetterfenster bekommen haben.

Kannst du das Projekt am Gulmit Tower kurz zusammenfassen?

In Karimabad hat man alles: gute Thermik, schönen Berge und eine gewaltige Auswahl. Unser Ziel war es, den Gleitschirm wie einen Helikopter zu verwenden. Wenn das Wetter gut ist, fliegen wir von der Stadt, wo wir wohnen, direkt an den Fuß des Berges und klettern dort, als ob wir schon seit drei Wochen das BC hätten. Gulmit war eins der Ziele der Expedition und die Bedingungen waren dort am besten.

Ich wollte zeigen, dass der Gleitschirm nicht nur Zusatzgewicht beim Klettern ist. NEIN, wir nehmen ihn als Transportmittel und klettern danach nur mit der Kletterausrüstung. Nach der erfolgreichen Besteigung seilen wir ab, fliegen zurück in die Zivilisation und gehen abends im Restaurant essen.

<p>Fabian Buhl am Gipfel des Gulmit Tower (5801 m) im Karakorum.</p>

Fabian Buhl am Gipfel des Gulmit Tower (5801 m) im Karakorum.

© Fabi Buhl

Also Expeditionsbergsteigen ohne Basecamp. An den Tagen, wo es nicht super stabil ist, drehen wir hoch und fahren zwei oder drei Skiabfahrten und kehren direkt abends wieder zurück. Mit dieser Methode sitzt man eben nicht nur im BC, sondern kann fast jeden Tag etwas am Berg machen.

Du bist einer der wenigen deutschen Bergsteiger, die sich im Alpinstil an den Bergen im Karakorum und im Himalaja versuchen. Was fasziniert dich am Höhenbergsteigen?

Generell interessiert mich das reine Höhenbergsteigen und Schneestapfen nicht. Aber ein Berg bis ca. 7000 m mit gewaltigen Linien und technisch anspruchsvollem Mixed-Gelände, das interessiert mich sehr. Vor allem, wenn oben ein Startplatz ist. (lacht)

<p>Fly & Ski mit Tourenpartnern Will Sim und Jake Holland im Karakorum.</p>

Fly & Ski mit Tourenpartnern Will Sim und Jake Holland im Karakorum.

© Jake Holland

Fabi Buhl über Zeitgeistphänomene im Alpinismus und Mentor Alex Huber

Mit welchem Zeitgeist-Phänomen im Alpinismus kannst du gar nichts anfangen?

Ich finde befremdlich, dass es mittlerweile Standard ist, mit dem Helikopter von Camp zu Camp zu fliegen oder vom BC nach Kathmandu. Es wäre einfach schön, wenn man sich wieder mehr Zeit nimmt, um sich seinem Projekt zu widmen.

Du hast eine eigene Methode zur Selbstsicherung entwickelt. Wieso?

Besonders neu war sie nicht, ich habe nur eine bestehende verfeinert. Ziel war es, damit auch solo Rotpunkt klettern zu können. Mir taugen die Selbsteschäftigung und die Ruhe, wenn ich allein in der Wand bin.

<p>Fabian Buhl gelang 2017 die Solo-Erstbegehung der Route "Ganesha" (8c, 7 SL) an der Sonnwendwand, (Loferer Steinplatte).</p>

Fabian Buhl gelang 2017 die Solo-Erstbegehung der Route "Ganesha" (8c, 7 SL) an der Sonnwendwand, (Loferer Steinplatte).

© Stefan Schlumpf

Alex Huber war lange ein Mentor für dich. Wie ist euer Kontakt heute?

Alexander ist sicher die absolute Schlüsselperson in meinem Klettern. Von ihm habe ich so ziemlich alles über Expeditionen gelernt. Er hat mich auch zum Soloklettern motiviert. Aber vor allem hat er mir gezeigt, dass man seine Ideen und Träume verfolgen und sich dabei auch immer wieder neu erfinden oder hinterfragen muss. Die Kreativität mit der er seine Ziele auswählt, hat mich wirklich beeindruckt.

Mittlerweile lebe ich in Frankreich, wir halten aber Kontakt und werden auch wieder zusammen wegfahren, einfach weil wir immer eine mega Zeit haben!

<p>Für Fabian Buhl ist Alexander nicht nur ein Expeditionspartner, sondern auch ein Freund.</p>

Für Fabian Buhl ist Alexander nicht nur ein Expeditionspartner, sondern auch ein Freund.

© Fabian Buhl

Hast du eigentlich Hobbies abseits der Berge?

Nein, mein Tagesablauf wird vom Wetter und den einzelnen Disziplinen im Bergsport bestimmt. Schon die bring ich nicht alle unter einen Hut.

Letzte Frage: Ist dein Plan B noch immer, Sternekoch zu werden?

(lacht) Ich liebe es immer noch zu kochen, aber ob ich in die Gastronomie gehe, weiß ich nicht. Gerade bin ich sehr happy mit meiner Entwicklung und meinem Sport. Es gibt noch so viel zu machen, dass ich mich erstmal darauf fokussiere und zwar ohne Plan B.

Text von Lubika Brechtel

2 Kommentare

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ALPIN

Haben wir korrigiert, vielen Dank für den Hinweis!

Rainer

Tolles Interview mit einem sympathischen Bergprofi, danke dafür! :-)

Nur eines ist mir aufgefallen: Ihr schreibt „Fabi Buhl bei der seilfreien Begehung von Déjà (8c+) im Rätikon“ als Bildunterschrift. Als ich das gelesen hatte, war so mein erster Gedanke: die Kletterprofis von heute sind schon sehr weit, aber bis jemand diese Tour seilfrei durchsteigt, werden wohl noch einige Jahrzehnte vergehen… ;-) *smile*

Euch und dem Fabi Buhl frohe Festtage! :-) Rainer