Inhaltsverzeichnis
- Die Alpspitze im Skigebiet? Zum Glück nicht!
- Die Stuibenhütte: Treff-, Übernachtungs- und Ausgangspunkt
- Starte bei minus 25 Grad
- Über den Klettersteig auf die Alpspitze
- Frostiges Gipfelglück und Abfahrt über die Ostflanke
- Auf einen Blick: Die Skitour auf die Alpspitze (2628 m)
- Infos zu Bergführer, Hütten und Literatur
Die Alpspitze im Skigebiet? Zum Glück nicht!@(zwischenHeadlineTag)>
So ein bisschen kann man von Glück reden, dass die Alpspitze immer noch als reines Skitourenziel erhalten ist. Als Ende der 60er-Jahre über den Bau der Alpspitz- und Hochalmbahn gesprochen wurde, kam die Idee auf, die Ostflanke der Alpspitze mit in das Skigebiet einzugliedern. Eine Seilbahn sollte bis auf den Gipfel führen - und dafür sorgen, dass Deutschland ein Bergprestigeobjekt à la Aiguille du Midi bekommt.
Bevor man überhaupt daran gedacht hat, den Massentourismus mit Skigebieten in die Berge zu bringen, war es einigen wenigen Bergliebhabern vorbehalten, die damals noch recht einsamen Hänge rund um die Alpspitze zu befahren. Wohl zum ersten Mal wurde diese im Jahr 1825 von Joseph Burger aus Partenkirchen bestiegen - allerdings im Sommer. Schon 1830 brachten Bergführer dann vereinzelt Gäste auf den Berg.
Der touristische Boom brach erst mit gestiegenen Einkommen, besserer Ausbildung und der Etablierung von Sport als Freizeitbeschäftigung aus. So entwickelte sich die Ostflanke der Alpspitze auch im Winter zu einem beliebten Tourenziel.
Die Stuibenhütte: Treff-, Übernachtungs- und Ausgangspunkt@(zwischenHeadlineTag)>
Für ein paar gemütliche Hüttentage an einem Februar-Wochenende hatten wir uns auf der Stuibenhütte verabredet. Freitagmorgen sollte es mit der Bahn zum Osterfelderkopf gehen. Bis wir unsere Ausrüstung organisiert und die Verpflegung für die nächsten Tage besorgt hatten, wurde es Mittag.
Mit schweren Rucksäcken beladen war die Abfahrt zum Bernadeinlift dann mehr als nur eine Aufwärmrunde, und der Aufstieg zur Hütte dauerte diesmal auch etwas länger. So blieb bei den kurzen Februar-Tagen nur noch das schwache Licht der Dämmerung, um uns ein erstes Bild von der Schneelage im Stuibenhang hinter der Hütte zu machen.
Es hatte zwar mehrere Tage nicht geschneit, aber der starke Wind hatte dafür gesorgt, dass erstens nicht viele Skitourengeher unterwegs waren und zweitens einiges an Schnee in die im Lee liegenden Hänge geweht worden war. Dazu kamen fast kanadische Verhältnisse mit bis zu minus 25 Grad und extrem trockener Luft. Die Kälte ist zwar bitter für alle Extremitäten, aber der Qualität des Schnees tut sie nur gut. Kurzum: Es hatte richtig fluffigen Pulverschnee!
ALPIN Check: Stuibenhütte, 1640 m, DAV
Kontakt: stuibenhuette.de
Schlafen: 30 Lager
Essen: Mitgebrachte Speisen werden vom Hüttenwirt zu einem gelungenen Mahl zubereitet.
Komfort: Plumpsklo mit Aussicht.
Fazit: Trotz einiger Neuerungen in den letzten Jahren (Heizung in der Stube, warmes Wasser) hat die Stuibenhütte ihren einfachen Charme behalten.
Starte bei minus 25 Grad@(zwischenHeadlineTag)>
Die Wettervorhersage für den nächsten Tag war zwiespältig: Es war zwar kein Wetterumschwung in Sicht, allerdings hielt sich ein sibirisches Tief weiterhin hartnäckig über Deutschland, und reihenweise fiel das Thermometer unter minus 30 Grad. Im ganzen Land herrschte seit Tagen große Kälte.
Wegen Eisschollen in der Nordsee konnten sogar die Inseln Juist und Wangerooge nicht vom Schifffahrtsverkehr erreicht werden. Auf der Zugspitze waren minus 25 Grad vorhergesagt, und der Wind blies böig mit bis zu 60 km/h.
Gelinde gesagt: So ein Tag eignet sich eher zu einem gemütlichen Hüttendasein als zum Besteigen von Garmisch-Partenkirchens Wahrzeichen … Aber wie das so ist, wenn die Sonne scheint und man sich etwas in den Bergsteigerkopf gesetzt hat: Wir entschieden uns trotz Kälte für den Aufstieg.
In zwei Zweierteams wollten wir die Alpspitze über zwei Flanken bezwingen und uns auf dem Gipfel treffen. Marco und ich mussten noch ins Tal, um frisches Weißbrot für das abendliche Käsefondue zu holen und wollten vom Osterfelderkopf über den Klettersteig gehen. Wohingegen Baschi und Olav über die klassische Route am Südostgrat auf den Gipfel steigen wollten.
Über den Klettersteig auf die Alpspitze@(zwischenHeadlineTag)>
Als wir in der Bergstation unsere Sachen richteten und jedes Mal beim Öffnen der Schiebetür ein Windstoß mit eisiger Luft hereinblies, zweifelten wir noch mal an unserer Entscheidung. Es war allerdings nicht unsere erste Begehung des Klettersteigs und so beschlossen wir, zumindest mal bis zum Einstieg zu queren und gegebenenfalls die Variante zurück auf die Piste zu nehmen.
Da schon gespurt war, kamen wir gut voran und mit der Bewegung verschwand langsam auch die Kälte. Ein kurzes Nicken am Einstieg reichte - beide hatten wir uns schon insgeheim dafür entschieden, den Klettersteig zu gehen.
Die ersten Meter waren noch etwas beschwerlich, aber mit der ständigen Bewegung verflogen selbst die Gedanken an die Kälte schnell. An jenem Tag wurden auf der Zugspitze minus 28 Grad und Windgeschwindigkeiten von bis zu 65 km/h gemessen.
Jeder Outdoor-Sportler hat schon vom Windchill gehört: Durch das Ableiten von hautnaher wärmerer Luft wird die Verdunstung erhöht und die Temperatur fühlt sich kälter an als das Thermometer anzeigt. Legt man die empirische Formel zur Berechnung des Windchill-Effekts zugrunde, wurden an diesem Tag Temperaturen von unter minus 50 Grad erreicht …
Der stetige Nordwind verhinderte allein schon jeden Gedanken an eine Pause - wir kehrten ihm den Rücken zu und kletterten ohne Kommentare vor uns hin. Erst beim Erreichen des Gipfelgrats bot sich ein wenig Windschatten und wir versuchten unsere nahe Ankunft per Telefon an Olav und Baschi weiterzugeben.
Frostiges Gipfelglück und Abfahrt über die Ostflanke@(zwischenHeadlineTag)>
Allerdings hatte das smarte Phone in der Kälte längst den Dienst quittiert. Wir vermuteten sowieso, dass die beiden bereits auf dem Rückweg wären, da die verabredete Zeit überschritten war, und der ausgesetzte Gipfel wohl nicht zum Bleiben animiert hatte. Also sammelten wir bei beeindruckendem Tiefblick ins Höllental Kräfte für die letzten paar Meter des Aufstiegs.
Am Gipfel angekommen, fegten starke Windböen um uns herum. In geduckter Haltung war die Ausrüstung in Rekordzeit für die Abfahrt vorbereitet und nach gefühlten zwei Minuten zogen wir die ersten Schwünge in die Ostflanke.
Erst als wir nach dem Oberkar Richtung Stuibensee abbogen, gönnten wir uns in windgeschützter Lage eine kurze Pause. Hier unten schien die Sonne und der Wind war kaum mehr zu spüren, nichts erinnerte an die letzten beiden Stunden.
Bei Ankunft an der Hütte erwarteten uns Olav und Baschi in der warmen Stube mit Glühwein. Das Weißbrot war natürlich längst nicht mehr frisch, sondern gefroren und musste - ähnlich wie unsere Zehen - erst aufgetaut werden …
Auf einen Blick: Die Skitour auf die Alpspitze (2628 m)@(zwischenHeadlineTag)>
Markant steht die Alpspitze als perfekte Pyramide über Garmisch- Partenkirchen. Mit ihrer weithin sichtbaren Nordwand und dem schnurgeraden Grat stiehlt sie der Zugspitze die Schau. Die Alpspitze besteigt man am besten früh morgens vor der Öffnung der Lifte von der Stuibenhütte aus. Die Abfahrt über die Ostflanke ist atemberaubend und unvergesslich!
Schwierigkeit: Skitour, schwer
Höhenmeter: 1200 Hm
Gesamtzeit: 6 - 7 Std.
Beste Zeit: Gesamter Winter.
Route: Von der Bergstation am Osterfelderkopf fährt man zum Aufwärmen zum Einstieg an die Talstation des Bernadeinlifts ab. Mit Fellen folgt man dem Bernadeinsteig zu den Ausläufern der Stuibenwand, um dann über die Lichtung zur Hütte aufzusteigen (45 Min.). Über den Stuibenhang gelangt man zur Mauerscharte (1 Std.) und fährt anschließend knapp 200 Hm ab. Dort Felle wieder aufkleben und ins Oberkar aufsteigen (2 Std.). In einem großen Linksbogen an den Südostgrat und zu Fuß weiter am Grat zum Gipfel (1 - 2 Std.). Geübte Skifahrer sollten die Ski an den Rucksack packen und danach über die Ostflanke abfahren - bei der Steilstufe ins Oberkar ist allerdings besondere Vorsicht geboten. Danach folgt man der Aufstiegslinie und gelangt mit dem Bernadeinlift wieder zurück ins Skigebiet. Die Abfahrt ins Tal erfolgt dann über die berühmte Kandahar.
Varianten: Neben der klassischen Route über den Südostgrat besteht auch die Möglichkeit der Winterbegehung von versichertem Gelände - entweder über die Schöngänge (800 Höhenmeter, ca. 3 - 4 Std. Aufstieg) oder über die Alpspitz- Ferrata und durch die Nordausläufer der Alpspitze (600 Höhenmeter, ca. 3 Std. Aufstieg). Böse Zungen behaupten, dass hier der Stahl verbaut wurde, der durch die Nicht-Realisierung der Alpspitz- Gipfelstation gespart wurde. In der kalten Jahreszeit ist der Großteil des Klettersteigs allerdings schneebedeckt und die Winterbegehung sollte keinesfalls unterschätzt werden. Es handelt sich hierbei um einen ernsthaften alpinen Ausflug, der geübten Skibergsteigern vorbehalten ist - gleiches gilt für den etwas weniger alpinen Aufstieg über die Schöngänge. Man bewegt sich bei beiden Varianten meist im Absturzgelände und neben Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind die konditionellen Anforderungen zu beachten, bevor man in die Ferrata einsteigt. ALPIN-Tipp: Bei beiden Varianten ist alpine Ausrüstung (Steigeisen, Pickel, Gurt, Klettersteigset, evtl. Seil und Sicherungsmaterial) obligat.
Ausrüstung: Vollständige Skitourenausrüstung, LVS-Set und ggf. Kletterequipment + Steigeisen.
Infos zu Bergführer, Hütten und Literatur@(zwischenHeadlineTag)>
Anreise: Mit Auto und Bahn ist Garmisch-Partenkirchen von München schnell zu erreichen
Info: Garmisch-Partenkirchen Tourismus, gapa.de
Hütten: Stuibenhütte, 1640 m, DAV, Selbstversorgerhütte, Weihnachten bis Ostern geöffnet, stuibenhuette.de; Kreuzeckhaus, 1652 m, bewirtete DAV-Hütte, kreuzeckhaus-gapa.de
Bergführer: bergfuehrerwerdenfels.de
Bergbahnen: Garmisch-Classic Bergbahnen, zugspitze.de
Literatur: Robert Demmel: Skiführer Bayerische Alpen Bergverlag Rother, 2013.
Karten: AV-Karte, 1: 25 000, Blätter 4/2, Wetterstein- und Mieminger Gebirge - Mittleres Blatt, und 4/3, Wetterstein- und Mieminger Gebirge - Östliches Blatt.
ALPIN-Tipp: Obwohl die drei Gipfel Mauerschartenkopf (1919 m) und Stuibenspitze (1908 m) bzw. -kopf (1924 m) skibergsteigerisch nicht so anspruchsvoll wie die Alpspitze sind, lohnt sich die Besteigung alleine wegen der besonderen Blickwinkel übers Reintal, in Richtung Alpspitze und hinunter zur Stuibenhütte sowie hinaus ins Voralpenland.
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