Grandiose Klettereinlagen abseits der Massen

Die Kaltwasserkarspitze: Herausfordernde Bergtour im Karwendel

Die Kaltwasserkarspitze ist zwar "nur" der vierthöchste Gipfel im Karwendel, doch der will verdient sein. Das Gipfelbuch ist von 1982 und verzeichnet jede Saison nicht mehr als zwei bis drei Dutzend Einträge. Die Tour ist eine einsame Bergfahrt im zentralen Teil des Karwendel mit Start im Hinterautal. Insgesamt sind gut 2000 Höhenmeter zu bewältigen. Hier gibt's alle Infos!

Orientierungssinn, Kondition und Kletterkönnen sind bei der Bergtour auf die Kaltwasserkarspitze im Karwendel Voraussetzung.
© Von Luidger/Wikimedia

Die Kaltwasserkarspitze: Kraxeltour im II. Grad

Wäre die Birkkarspitze (2.749 m), der höchste Karwendel-Gipfel, eine Mitschülerin, dann wäre sie das pickelige und pummelige Mädchen, von dem man wunderbar abschreiben kann und das einen immer von seiner Milchschnitte abbeißen lässt: nett, aber nicht begehrenswert.

Die Kaltwasserkarspitze (2.733 m) dagegen wäre die arrogante Schönheit, die um ihren Marktwert weiß und dies die Jungs auch spüren lässt: unnahbar, manchmal ein bisschen zickig – und genau deshalb so unwiderstehlich.

<p>Im Aufstieg zum Gipfel der Kaltwasserkarspitze.</p>

Im Aufstieg zum Gipfel der Kaltwasserkarspitze.

© Günter Kast

Die Kaltwasserkarspitze ist die östliche Nachbarin der Birkkarspitze. Doch während zweitere einen recht bequemen, drahtseilversicherten Normalweg bietet, ist die "Zicke" auf keinem Anstieg einfach zu erreichen. Auf allen Routen sind Passagen im II. Grad zu meistern, auch auf dem als Normalweg bezeichneten Zustieg über das Hinterautal.

Der Normalweg auf Kaltwasserkarspitze

Wer hier startet, muss geduldig sein, bis er die wahre Karwendelkönigin aus der Nähe betrachten darf. Denn der Grat über den Großen Heißenkopf und die Sägezähne, den die oft liebevoll "Kawaka" genannte nach Süden entsendet, ist lang, mitunter brüchig und der Sonne ausgesetzt.

Einen besseren Blick auf die Gebirgsdiva hat man vom Kleinen Ahornboden aus, zu dem die fast senkrechte Nordwand abfällt. Dass Hermann von Barth bereits im August 1870 bei Sauwetter als Erster auf dem Gipfel der Kaltwasserkarspitze stand, zeigt einmal mehr, was für ein cooler Hund der Alleingänger und Karwendel-Erschließer war.

Alle Schlüsselstellen der Bergtour auf die Kaltwasserkarspitze findet ihr in dieser Bildergalerie:

Toureninfos zur Kaltwasserkarspitze, 2.733 m

Auf den vierthöchsten Gipfel im Karwendel führt kein wirklich leichter Normalweg. Der II. Grad muss in jedem Fall beherrscht werden, ein guter Orientierungssinn und Kondition für 2000 Höhenmeter sind notwendig.

  • Schwierigkeit: Bergtour, schwer, II

  • Dauer: 10 – 12 Stunden

  • Höhenmeter: 2000 Hm (inkl. MTB)

  • Talort: Scharnitz, 964 m.

  • Route: Mit dem Bike ins Hinterautal. Wo sich der Weg gabelt, die Bikes nach li. in die Büsche schieben. Dem Forstweg noch einige hundert Meter folgen, dann über das Bachbett und auf Steig ins Moserkar. Durch die Latschengasse auf den Kamm (2100 m). Über Wiesenhänge und Blockwerk zum Großen Heißenkopf (2437 m). Hier wird der Südgrat zur Kaltwasserkarspitze anspruchsvoller. Gehgelände und Passagen bis II wechseln sich ab. Abstieg: Nach der ersten Kletterpassage am Grat westseitig in eine Rinne hinab und zu P. 2552 queren. Der Grat vom Gipfel ins Hochjöchl bietet noch einmal Abklettern bis II. Nach einem Schuttband geht es über Geröll und Gras nach Südwesten, bis Pfadspuren zum Adlerweg hinüberleiten.

  • Ausrüstung: Bergausrüstung und Helm (für den teilweise steinschlaggefährdeten Abstieg); evtl zusätzlich Seil, Gurt und Sicherungsmaterial.

<p>Gipfelglück auf der Kaltwasserkarspitze</p>

Gipfelglück auf der Kaltwasserkarspitze

© Günter Kast

Die Kaltwasserkarspitze: Beste Zeit, Literatur, Karten & Hütte

<p>Übersichtskarte Kaltwasserkarspitze</p>

Übersichtskarte Kaltwasserkarspitze

© alpin.de
  • Beste Zeit: Mitte Juli bis Ende September.

  • Parkplatz: Parkplatz Karwendeltäler, 970 m.

  • Info: Tourismusbüro Scharnitz, scharnitz.tirol.gv.at, alpenwelt-karwendel.de, karwendel.org

  • Anreise: Mit dem Auto via Garmisch-Partenkirchen oder über den Walchensee nach Scharnitz. Im Ort nach der Brücke der Beschilderung "Parkplatz Karwendeltäler" folgen, 6 Euro Gebühr pro Tag (mit 2 Euro Verzehrbon). Mit der Bahn von München via Garmisch-Partenkirchen nach Scharnitz.

  • Bergführer: Bernd Eberle, bergschule-karwendel.de

  • Literatur: Mark Zahel: Alpine Bergtouren Wetterstein und Karwendel: 50 anspruchsvolle Gipfelziele zwischen Zugspitze und Achensee, Bruckmann Verlag, 2014.

  • Karte: AV-Karte, 1: 25 000, Blatt 5/2, Karwendelgebirge – Mitte.

Was muss mit auf Bergtour? Unsere Packliste hilft bei der Vorbereitung:

Text von Günter Kast

1 Kommentar

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Gast7

Im Bereich der Zähne ist auf jeden Fall obacht geboten. Es ist sehr brüchig, zum Teil verabschieden sich Brocken von der Größe eines Kühlschranks. Es gab dort leider auch schon etliche Abstürze...