"Vermisster" schlief auf der Hütte

Steinernes Meer: Bergsteiger lässt erschöpften Begleiter zurück

Eine nächtliche Suchaktion nach einem angeblich Vermissten im Steinernen Meer brachte ein unerwartetes Ergebnis: Der "Vermisste" schlief auf einer Hütte, während er seinen erschöpften Tourenpartner Stunden zuvor am Weg zurückgelassen hatte. Der geschwächte 64-Jährige wurde zufällig von einem anderen Bergsteiger entdeckt und konnte gerettet werden.

Steinernes Meer: Bergsteiger lässt erschöpften Begleiter zurück
© Bergrettung Saalfelden

Saalfelden: Bergsteiger lässt der Tourenpartner zurück

Der Notruf ging am Sonntagabend (20. August 2023) gegen 22 Uhr ein, schildert der Saalfeldener Ortsstellen- und Einsatzleiter Markus Reichholf den Einsatz. "Ein Bergsteiger entdeckte am Zustiegsweg zum Ingolstädter Haus auf rund 1950 Metern Höhe einen geschwächten Wanderer. Der Deutsche lag am Steig und konnte nicht mehr weiter. Wir stiegen sofort zu ihm auf. Dort angekommen erzählte der sehr geschwächte 64-Jährige, dass er seinen Begleiter vermissen würde," so Reichholf weiter.

"Wir haben dann natürlich einen Großeinsatz zur Suche des zweiten deutschen Bergsteigers ausgelöst", sagte Reichholf, der auch beim Wirt des Ingolstädter Hauses anrief. "Ich habe ihn informiert und er meinte, dass er schauen würde, wenn jemand kommt. Ich habe ihn dann aber noch einmal angerufen und gebeten, dass er auch in seinem Schlaflager nachschauen solle." 

"Vermisster" lag schlafend im Lager

Tatsächlich lag der "Vermisste" schlafend im Lager. "Wir haben ihn aufgeweckt, aber er hatte keinerlei Einsicht. Er erzählte, dass er seinen Kollegen zurückgelassen habe und meinte nur, dass er auch alleine zurechtkommen müsse," schildert Reichhold das Verhalten des Bergsteigers. Unterdessen transportierten die Saalfeldener Bergretter den geschwächten 64-Jährigen mittels Gebirgstrage ins Tal. Einsatzende war gegen 4.30 Uhr. Insgesamt standen 16 Bergretter im Einsatz.

Nach Angaben der Bergrettung waren die beiden Wanderer aus Niederbayern am Sonntag gemeinsam nach Weißbach gefahren und von dort zum Ingolstädter Haus (2119 m) aufgebrochen. Auf dem Weg dorthin ließ der Zweite seinen 64-jährigen Begleiter zurück und setzte den Weg alleine fort.

Der Zustieg zum Ingolstädter Haus

Der Aufstieg von Weißbach zum Ingolstädter Haus führt über 11 km von Pürzelbach über Kallbrunneralm und Dießbachstausee zur Materialseilbahn. Von dort leitet ein Steig weiter zum Ingolstädter Haus. Knappe 1.200 Hm müssen bewältigt werden. Der Weg ist mit einem Wandertaxi deutlich verkürzbar.

10 Kommentare

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Gustav

Unfassbar

Hubert Stähle

Eigenartig, daß keine Zeitung, die über den Fall berichtet, die Fragen der UNTERLASSENEN HILFELEISTUNG und der Inrechnungstellung der Bergwacht-Kosten an den "Schläfer" erwähnt werden.

Walhuh

Ganz übles Verhalten.Unterlassene Hilfeleistung, wird hoffentlich bestraft.

Stefan

Für manche Menschen sollte es ein Bergverbot geben..... unglaublich. Nicht einmal auf der Hütte Bescheid zugeben daß da noch wer draußen ist sollte als versuchter Totschlag strafbar gemacht werden.

Thomas

Ich bin so ein älterer Herr, liebe Anne und kann im Gegensatz zu den Jungen ,welche die Berge einfach nur überrennen, meine Leistungsfähigkeit und die Touren bestens einschätzen.Die Schwierigkeit besteht dort, wo Dummheit, Egoismus und Intoleranz zusammen unterwegs sind.Für die Kollegen von der Bergwacht oft schwierig und mit Einsatz des eigenen Lebens verbunden.Im Gegensatz zu jedem Bergtouristen, musste mein Hund eine Wesensprüfung durchlaufen, eine gute Idee finde ich , vor jedem Einstieg in eine bunte und oft tödliche Bergtour, leider aber kaum umzusetzen.Ein Gruss aus dem Wallis und Dank an alle verantwortungsvollen,kollegialen und menschlich einwandfreien Berggänger, überall!

Volker

Mittlerweile habe ich dafür kein Verständnis mehr. Sollte der "Kollege" im DAV sein, rauswerfen wegen unkameradschaftlichen Verhaltens - und die Kosten für den Bergwachteinsatz würde ich auch weiterbelasten. Im Strassenverkehr vielleicht usus , in den Bergen sollte das unterbunden werden.

Yvonne

Tja Kaltherzig und Egoistisch so tickt die Menschheit
Einfach Himmeltraurig

Thomas

Wie im Strassenverkehr, wie überall wo Menschen sich treffen / begegnen. Egoismus, Egoismus, Rücksichtslosigkeit gegenüber seinen Mitmenschen, leider

Anne

Nicht zu glauben. Unterlassene Hilfeleistung, Egoismus und ruhig schlafen können. Da zeigen sich menschliche Abgründe. Danke an die Bergwacht und vor allem auch das momentane gute Wetter, sonst wäre das alles vielleicht nicht so glimpflich ausgegangen. Ich hoffe der ältere Herr ist wohl auf und erholt sich gut.

David

Der Egoismus der sich in unserer Gesellschaft immer häufiger zeigt macht leider keinen Halt vor den Bergen. Eine traurige Entwicklung die sich immer häufiger zeigt. Kürzlich am K2 wo das ganze tödlich endete. Hier ging das ganze ja zum Glück glimpflich aus. Danke an die Bergwacht.