Offene Fragen bleiben

Muhammad Hassan: Untersuchungsbericht über K2-Tragödie liegt vor

Vor wenigen Wochen kursierten in den sozialen Medien Videos vom 8.611 Meter hohen K2. Darin gehen Expeditionsteilnehmerinnen und -teilnehmer am verunglückten pakistanischen Hochträger Muhammad Hassan vorbei. Der Mann verstarb nach mehreren Stunden unterhalb der Schlüsselstelle (Flaschenhals) in der Todeszone auf etwa 8000 Metern. Etwa 100 Höhenbergsteiger passierten die Unglücksstelle, darunter die norwegische Höhenbergsteigerin Kristin Harila. Letztere war an diesem Tag mit Tenjen Sherpa am Gipfel und stand deshalb in der Kritik. Nun wurde der offizielle Untersuchungsbericht veröffentlicht.

K2: Über Leichen zum Gipfel?
© IMAGO / Pond5 Images

Update vom 12.09.2023: Könnte Muhammad Hassan heute noch leben?

Auf diese Frage gibt der Bericht der Untersuchungskommission, den Stefan Nestler auf abenteuer-berg.de zitiert, nur indirekt eine Antwort: Ja, der Hochträger könnte noch leben, wenn er an jenem 27. Juli nicht am K2 gewesen wäre. Dort war er fehl am Platze.

Es sei die erste Achttausender-Expedition des dreifachen Familienvaters gewesen, heißt es im Rapport der fünfköpfigen Kommission der Regionalregierung der Provinz Gilgit-Baltistan. Muhammad war bis dato nur "Low Altitude Porter" am K2 (8.611 Meter) und Spantik (7.027 Meter). Das bedeutet, er habe Material zu den Basecamps befördert, jedoch nicht weiter hinauf.

Bei Minus 20 Grad ohne Daunenanzug

Der Hochträger war offenkundig untrainiert und unzureichend ausgerüstet: "Er verfügte weder über eine ausreichende und angemessene Ausstattung noch über ein Verständnis für die Bedeutung von Kleidung und Ausrüstung in großer Höhe", zitiert Nestler den Untersuchungsbericht. "Ein Mitkletterer berichtete dem Ausschuss, dass er Muhammad Hassan beim Akklimatisierungsklettern in Lager 2 und 3 in normaler Hose und Jacke gesehen habe."

Kristin Harilas Kameramann, der Brasilianer Gabriel Tarso, bestätigte der Kommission diesen Eindruck auch vom Todestag des Mannes: "Er trug weder zusätzlichen Sauerstoff noch einen Helm oder angemessene Kleidung wie einen Daunenanzug. Ich habe auch nicht verstanden, warum er seine Handschuhe nicht trug," so die Aussage. Um ihn herum herrschten Temperaturen von Minus 20 Grad.

Zudem fand die Komission heraus, dass Hassan weder auf dem Expeditionspermit vermerkt noch für den Fall von Verletzung oder Tod versichert war. Sein Arbeitgeber, der pakistanische Veranstalter Lela Peak Expedition, hatte Hassan laut Nestlers Schilderungen nicht vorschriftenkonform mit der Ausrüstung versorgt, sondern ihm "im gegenseitigen Einverständnis" 250.000 pakistanische Rupien (umgerechnet 765 Euro) ausgehändigt. Mit diesem Geld sollte sich der Hochträger selbst ausstatten. Dies unterblieb aus bislang ungeklärten Gründen.

Verunglückter Träger: Über eine Stunde kopfüber im Seil

Auch zum Unfallhergang macht der Bericht genauere Angaben: Hassan habe Seile für den nepalesischen Expeditionsveranstalter 8K Expeditions getragen, dessen Team die Route bis zum Gipfel mit Fixseilen sicherte. In der Nacht zum 27. Juli sei Hassan auf 8200 Metern in der Traverse über dem "Flaschenhals" völlig erschöpft fünf bis sieben Meter abgerutscht und habe kopfüber im Seil gehangen. 

Zwei der sechs anwesenden Sherpas versuchten laut Bericht, ihn heraufzuziehen. Als sie dies nicht schafften, setzten sie ihre Arbeit fort. Laut Bericht hing der Verletzte, der sich vermutlich die Beine gebrochen hatte, mehr als eine Stunde kopfüber im Seil – mit frei liegendem Bauch. Die Kommission enthält sich zwar eines direkten Urteils, jedoch können einige Formulierungen durchaus kritisch verstanden werden:

"Alle Bergsteiger waren nur auf ihren lang ersehnten Gipfelsturm konzentriert, alle Expeditionsmitglieder hatten einen Tunnelblick, so dass sich nur wenige darauf konzentrierten, ihn zu retten, aber es war dafür schon ziemlich spät." Im Text wird auf einen androhenden Wetterumsturz hingewiesen, der für zusätzliche Eile gesorgt haben dürfte.

Konkrete Folgen gibt es laut Nestler nur für Hassans Arbeitgeber Lela Peak Expedition. Der Anbieter darf wegen Verstößen gegen die in Pakistan geltenden Bergsteiger-Regeln zwei Jahre lang keine Expeditionen führen. Zudem sollten die aus dem Jahr 1999 stammenden Regeln für die Region dringend überarbeitet werden, so das Fazit des Gremiums.

Trotz Bericht viele ungeklärte Fragen

Ein Vorschlag beinhaltet, dass High Altitude Porters nur noch an Achttausendern zugelassen werden sollen, wenn sie schon mindestens einen Sechs- und einen Siebentausender bestiegen haben und ein entsprechendes Training nachweisen können. Auch eine Versicherung sei eine notwendige Grundvoraussetzung.

Wie Stefan Nestler zu Recht anmerkt, bleiben trotz Bericht viele ungeklärte Fragen. Welche Verantwortung hat 8K Expeditions, für dessen Teams Hassan Seile trug? Warum meldete niemand die unzureichende Kleidung und Ausrüstung vorab? Wieso ließ man ihn über eine Stunde im Seil hängen? Und die wichtigste Frage: Ist es verantwortbar, dass an einem einzigen Tag über 200 Menschen einen Gipfelversuch an einem der gefährlichsten Berge der Welt unternehmen? 

Update vom 11.08.2023: Reinhold Messner & Kristin Harila beziehen Stellung

Achttausender-Pionier Reinhold Messner nahm am 9. August gegenüber dem Online-Portal Puls 24 Bezug auf das Unglück am K2: "Seit 30 Jahren ist diese Geschichte eine nicht alltägliche, aber eine häufig vorkommende", sagte Messner den Journalisten. Als Ursache für das kollektive Versagen benennt er, "dass an den großen Bergen kein Alpinismus, sondern Tourismus stattfindet".

Das Massenaufkommen an den 8000ern lasse kein Gefühl des Zusammenhalts mehr aufkommen. Mittlerweile seien dort weitaus mehr "Sonntagsbergsteiger" als Alpinistinnen und Alpinisten unterwegs. "Wenn die Menschen heute auf diese Berge gingen, in dem Stil, wie wir das in den 70er Jahren gemacht haben, dann würde niemand hinaufkommen," kritisiert er. "Das ganze Drama ist, die Tatsache, dass diese Klienten zu 99 Prozent keine Fähigkeit und keine Erfahrung haben", so Messner im Wortlaut.

Auch auf YouTube äußerte sich der Erstbesteiger aller 14 Achttausender in einem Interview:

Vorwürfe gegen Kristin Harila

Schnell wurde bekannt, dass Kristin Harila und Tenjen Sherpa am Tag des Unglücks ihren 8000er-Rekord vollendeten und somit ebenfalls an Muhammad Hassan vorbeikamen. Daraufhin hagelte es erneut Kritik. Auf Social Media brach ein regelrechter Shitstorm los, in dem Harila für den Tod des 27-jährigen Hochträgers verantwortlich gemacht wurde.

Nun äußerte sich die 37-jährige Norwegerin in einem Statement zu den Vorwürfen. Darin schildert sie, dass ihr Team versucht habe, dem Verunglückten zu helfen. Nach dem Abgang einer Lawine am Flaschenhals und dem Eintreffen weiterer Bergsteiger habe sich das Team zur Aufteilung entschieden. Harilas Kameramann Gabriel sei mit weiteren Helfern zurückgeblieben, während sie und Tenjen Sherpa weiter in Richtung Gipfel aufstiegen.

"Mein Herz, meine Gedanken und Gebete gehen an die Familie und die Lieben von Hassan und ich bin sehr traurig über diese ganze Situation," schreibt sie in ihrem Post. Das Statement im Wortlaut kann man auf Instagram nachlesen.

Muhammad Hassan stirbt am K2: ungeklärte Fragen

Muhammad Hassan war bei der pakistanischen Agentur "Lela Peak Expedition" angestellt und unterstützte an seinem Todestag das für die Fixseile zuständige Team. Wie Stefan Nestler recherchierte, sei ein Verwandter Hassans bei ihm gewesen, als dieser beim Klettern am Flaschenhals abrutschte und verstarb. Dies gab unter anderem der Chef der Agentur, Anwar Syed, gegenüber Nestler an.

Weitere Berichte widersprechen jedoch dieser Aussage. Auf einem Drohnen-Video des Kameramanns Philip Flämig (Servus TV) sieht man einen Mann, der sich allein um den Verunglückten zu kümmern scheint. Angela Benavides von ExplorersWeb recherchierte ebenfalls zu den Ereignissen am Berg. Mögliche Ursachen wie Lawinenabgang, Spaltensturz oder eine weitere Verletzung können derzeit weder bestätigt noch ausgeschlossen werden. Die wohl größte Frage ist, wie lange Hassan noch lebte – und wer in dieser Zeit an ihm vorbeistieg, ohne zu helfen.

Offenbar war Hassan zum ersten Mal in der Todeszone als Träger eingesetzt. Er habe sich aufgrund von Geldsorgen für die Arbeit in größerer Höhe gemeldet, so Benavides. Die Witwe des Verstorbenen habe zudem gegenüber Flämig und dem österreichischen Bergsteiger Willi Steindl berichtet, dass ihr Mann zuvor nur Material zum K2-Basislager getragen habe.

<p>Aufnahmen der Drohne zeigen die Reanimation. Das Bewegtbild darf aus urheberrechtlichen Gründen nicht gezeigt werden.</p>

Aufnahmen der Drohne zeigen die Reanimation. Das Bewegtbild darf aus urheberrechtlichen Gründen nicht gezeigt werden.

© Philip Flämig/Servus TV

Muhammad Hassan hinterlässt eine Frau und drei Kinder. In Pakistan können Hinterbliebene von "High Altitude Porters" im Todesfall meist nur mit umgerechnet rund 1500 US-Dollar Entschädigung rechnen. 

Aufgrund der ungeklärten Todesursache des pakistanischen Hochträgers leitete die Regionalregierung der Provinz Gilgit-Baltistan eine Untersuchung ein. Diese soll laut Informationen von Stefan Nestler innerhalb von zwei Wochen klären, was am 27. Juli am zweithöchsten Berg der Erde geschah.

Erschreckender Augenzeugenbericht von Philip Flämig

Laut mehrerer Augenzeugenberichten sei Hassans Ausrüstung unzureichend für einen Gipfelanstieg gewesen. Besonders einprägsam sind die Schilderungen Flämigs gegenüber dem Standard. Hassan war laut diesem gegen 2.30 Uhr im nahezu senkrechten Gelände abgestürzt. Der Bergsteiger blieb kopfüber und mit nackten Beinen in einem Fixseil hängen. Nach dem Unfall sei an der Absturzstelle ein neues Seil befestigt worden, damit die Menschen weitergehen konnten. Hassan habe zu diesem Zeitpunkt noch immer im Seil gehangen. Erst nach etwa 45 Minuten wurde der Abgestürzte hochgezogen, so Flämig weiter. Ein Abstieg mit dem Verletzten sei nicht versucht worden.

Flämig gegenüber dem Standard: "Über die Erzählung von drei unterschiedlichen Augenzeugen kann ich berichten, dass dieser Mann noch gelebt hat, während etwa 50 Leute an ihm vorbeigestiegen sind. Das ist auch in den Drohnenaufnahmen sichtbar. Er wird von einer Person behandelt, während alle anderen gen Gipfel streben. Fakt ist, dass keine organisierte Rettungsaktion stattfand, obwohl Sherpas, aber auch Bergführer vor Ort waren, die hätten aktiv werden können. Keiner kann behaupten, dass er dort die Diagnose hätte stellen können, dass dem Menschen nicht mehr geholfen werden kann. Das bestätigen alle. Zum Teil gehen die Aussagen so weit, dass die Leute, die vom Gipfel zurückkamen, immer noch eine lebende Person angetroffen haben."

100 Bergsteiger auf Gipfel des K2 – darunter Kristin Harila & Tenjen Sherpa

Am Tag des Unfalls waren laut Medienberichten fast 200 Bergsteigerinnen und Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel des K2. Etwa 100 Menschen standen auf dem True Summit – unter ihnen die Norwegerin Kristin Harila und Tenjen Sherpa, die damit ihre Rekordjagd nach drei Monaten und einem Tag beendeten. Die restlichen Expeditionen, z. B. das Furtenbach-Team, entschieden sich zur Umkehr wegen zu hoher Lawinengefahr.

Mehrere kleinere Lawinen waren bereits oberhalb des Flaschenhalses abgegangen, wo sich über Stunden die Menschen "stauten". Sicher ist: Alle, die an diesem Tag den Gipfel erreichten, stiegen mindestens einmal über die Leiche des pakistanischen Hochträgers.

Rettungsaktionen wie die des nepalesischen Bergführers Gelje Sherpa im Frühjahr – er überzeugte seinen Kunden, auf den Gipfel zu verzichten und einem in Not geratenen malaysischen Bergsteiger zu helfen – sind die Ausnahme. Am Mount Everest werden erfrorene Bergsteiger werden mitunter zu Wegmarkierungen ("Green Boots"). Wie Nestler zu Recht schreibt, scheint für Menschlichkeit an den höchsten Bergen der Welt kein Platz zu sein.

25 Kommentare

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Andreas

Die Drohnenaufnahmen belegen, daß Mohammed Hassan schon vor 5.30 Uhr Herzmassage erhielt. Vermutlich war das also der Todeszeitpunkt. Sicher wissen wir das erst, wenn wir die Aussage des anderen Hochträgers aus Pakistan haben. Jedenfalls deutet die Herzmassage zu diesem Zeitpunkt darauf hin, daß Hassan wohl keine Chance gehabt hätte, einen Rettungsversuch zu überleben.

Heikesn

Ja, Harila setzte ihre Rekordjagd fort, um damit zu glänzen. Dass sie jemanden aus ihrem riesigen Team, das sie hinaufhievt, zurückließ, um zu helfen? 1. glaube ich es nicht und 2. sähe man daran, wie unquifiziert diese Frau für große Höhen ist, wenn sie nicht selbst hilft. Ebenso wie alle anderen Touris am Berg, die zwar die Hilfe der Sherpas benötigen, ihnen deren Leben aber nichts wert ist. Und Harila feierte ihren sinnfreien, nutzlosen Rekord, als sie zurück im BC war. Soviel zu: in Gedanken bei der Familie".... Widerwärtig, dieses like- und mediengeile Gehabe!

Joe

Für die Familie des Verunglückten kann man hier spenden: https://gofund.me/9a431977

Nelly

Als ich vom Unglück hörte
konnte ich es nicht fassen:

Bernward

Was sind das für angebliche Bergsteiger??
Sie werden von Sherpas buchstäblich auf den Berg "geschleppt"
Die wahren Helden sind die Sherpas und deren Familie.sie gehören belohnt und angemessen bezahlt.
Und was sind das für Menschen,die nur ihr eigenes EGO kennen.
Die Agenturen sollten vielmehr überprüft werden und auch gesperrt,wenn sie nicht genügend für ihre Mitarbeiter tun und sie gut ausrüsten und versorgen.

Misses Kingsten

Ich bin schockiert über dieses unmenschliche Verhalten. Im Kopf dieser Menschen scheint es kein Mitgefühl zu geben, nur eiskalten Ergeiz.
Wie weit geht die Verrohung der Menschen noch ??? Mein Mitgefühl gilt allen die da oben ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Meine Verachtung gilt den respektlosen vom Ergeiz getrieben Egoisten.
Ansonsten stimme ich in allem Herrn Messners Meinung zu.
Gloria

Barbara

Diejenigen, die zahlen, sind ja offensichtlich nicht allein gestellt in der Todeszone, die schaffen es nur mit Hilfe. @ David, nicht böse sein, aber man sollte sich die Realität schon anschauen und die heroischen Anmerkungen sein lassen.
Insgesamt wünsche ich mir von ganzem Herzen, dass wir wieder zurück finden zu gegenseitigen Respekt und das Retten eines Verunfallten über die eigenen Ziele setzen. In einer Welt wie sie sich an diesen Bergen und nicht selten auch in den Alpen darstellt, fühle ich mich nicht mehr wohl.

Nose

Das was da passiert ist, ist tragisch, vor allem für die Familie und Freunde. Es mag hart klingen, aber es ist nichts neues und ist meiner Meinung nach im Alpinismus weltweit der Fall, nicht nur an den 8000er. Wir gehen weltweit für unseren Ruhm, für likes und Klicks und damit nicht zu letzt für´s Geld über Leichen. Das zeigt die Weltpolitik, genauso wie die Wirtschaftspolitik, die Börse und ist eben auch in den Alpen oder an den 8000er zu beobachten. Reinhold Messner hat meiner Meinung nach inhaltlich durchaus Recht, aber er hat es ja seinerzeit „medial“ vorgelebt. Kristin Harila setzt diese Tradition, auf deutlich niedrigerem alpinistischen Niveau aber medial auf deutlich höherem doch nur fort.
Jetzt ist die große Empörung und morgen ist es vergessen weil medial was anderes vermarktet wird. Der Mensch ist doch recht armselig …

REX KRAMER

Realität vs. Wunschdenken

Realität: Kommerzbergsteigen bis in die Todeszone: Viel Geld, viel Ehrgeiz, sehr große Unterschiede in der Befähigung, große objektive und subjektive Gefahren. Die Agenturen wollen Gewinn machen und brauchen Erfolgsmeldungen, die Kunden wollen für ihr Geld auf den Gipfel (geschleppt werden), teils um den "Erfolg" ihrerseits zu vermarkten.

Wunschdenken: Ideale von Bergkameradschaft, Altruismus und Selbstaufopferung, der Rettung der Welt im Allgemeinen und der eigenen moralischen Überlegenheit, geträumt vom eigenen Sofa aus und ausgelebt in den "sozialen" Netzwerken.

Am Ende gewinnt immer die Realität!

Klaus Hergesheimer

Tragischer Vorfall.

Was wirklich dort oben passiert ist, ist aber bislang nicht vollständig aufgeklärt.

Am Berg kann man sterben, an 8000ern, zumal in der Todeszone, ist das Risiko besonders hoch.

Arbeitgeber tragen besondere Verantwortung für ihre Mitarbeiter, u.a. dass diese nicht mit unzureichender Ausrüstung auf einen (solchen) Berg geschickt werden.

Veranstalter und Bergführer tragen auch besondere Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kunden.

Helfen kann nur, wer in dieser Höhe noch über ein entsprechendes Leistungsvermögen besitzt. Das dürfte die Ausnahme sein. Bergführer (anderer Veranstalter) können nur helfen, wenn sie damit ihre Kunden nicht gefährden. Es muss auch keiner bei der Rettung sein eigenes Leben aufs Spiel setzen.

Freilich ist es in diesem Rahmen moralisch geboten, soweit Kapazitäten vorhanden sind, einen Rettungstrupp zusammenzustellen und die eigenen Gipfelambitionen hintanzustellen.

Hier würde ich mutmaßen: Wer dort oben Fixseile anbringt, kann auch einen Verunfallten hochziehen. Erst Fixseile anbringen und dann nach 45 Min einen Verunfallten hochziehen ist ein Unding.

Und - ja - es entsteht hier der Verdacht, dass man bei einem zahlenden Kunden größere Rettungsbemühungen entfaltet hätte als bei einem einheimischen Träger.

Ob der Verunfallte bei früherer Bergung noch hätte gerettet werden können, ist aber nicht aufgeklärt.

Wie die Verantwortlichkeiten in einem solchen Fall nach pakistanischem Recht geregelt sind, davon habe jedenfalls ich keine Ahnung...

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