Unten Frühling, oben (immer noch) Winter

Pfingsten 2023: Noch keine Saison für Alpspitze und Zugspitze

Pünktlich zu den Pfingstferien hat die Alpinschule Garmisch einen Bericht über die aktuellen Bedingungen an Zugspitze und Alpspitze bzw. den Garmischer Hausbergen veröffentlicht. Die Botschaft: Wanderlustige dürfen sich von den sommerlichen Temperaturen im Tal und den grün blühenden Wiesen nicht täuschen lassen!

Aktuelle Tourenverhältnisse rund um Garmisch
© IMAGO / Martin Erdniss

Wandern & Bergsteigen im Wettersteingebirge möglich? Bericht der Alpinischule Garmisch

"Man darf sich aktuell von den sommerlichen Temperaturen im Tal und den grün blühenden Wiesen nicht täuschen lassen. Durch den späten Schneefall Ende April bis Mitte Mai herrschen in den Bergen teilweise noch sehr winterliche Bedingungen," schreibt die Alpinschule Garmisch gleich im ersten Satz. 

Nach den zahlreichen Einsätzen der vergangenen Wochen und Monaten verwundert es nicht, dass sowohl Bergwacht als auch Bergschulen nochmals vor verfrühten Wander- und Bergtouren in hohe Lagen warnen. Noch immer müsse ab etwa 1800 Metern mit teilweise großen Altschneefeldern gerechnet werden. Ab etwa 2000 Metern Höhe ist die Schneedecke noch komplett geschlossen. 

Die Alpinschule Garmisch rät vom Begehen dieser Schneeabschnitte ab, da durch die zunehmend warmen Temperaturen stellenweise das Einsinken bis zur Hüfte drohe. Auch sollten sich Wanderer der Gefahr von Schneerutschen und Nassschneelawinen bewusst sein. Vor einer Tour sollten unbedingt die Webcams in der Umgebung aufgerufen werden.

Von Bergtouren auf Zugspitze und Alpspitze rät die Alpinschule vollständig ab. Die beliebten Anstiege seien wohl frühestens Anfang/Mitte Juni möglich. Derzeit muss auch die entsprechende Ausrüstung mit auf Tour: Gamaschen, Wanderstöcke mit großen Tellern und Grödel. Insgesamt rät der Bericht zur "Zurückhaltung beim Bergwandern und Bergsteigen im Wettersteingebirge."

Die aktuellen Verhältnisse im Höllental

Auf der Zugspitze und im Höllental liegen nach Angaben der Bergschule für diese Jahreszeit noch extrem viel Schnee. Uns sind zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Begehungen der Tour durch das Höllental auf die Zuspitze bekannt. Aufgrund der großen Schneemenge und der Tatsache, dass der Schnee nicht mehr durchfriert, können Nassschneelawinen abgehen und man sinkt sehr tief bis über die Hüfte in den Schnee ein.

Ab dem Grünen Buckel trifft man auf eine geschlossene Schneedecke und auch im oberen Klettersteig sind die Drahtseile noch unter dem Schnee eingeschlossen. Insgesamt müssen die Bedingungen aktuell als extrem schwierig und nicht ungefährlich bezeichnet werden, weshalb wir von einer Begehung noch abraten.

<p>Blick von der Zugspitze ins Höllental</p>

Blick von der Zugspitze ins Höllental

© Alpinschule Garmisch

Die aktuellen Verhältnisse an der Alpspitze

Die Alpinschule warnt: Ab der ca. 1800 Hm ist aktuell mit einer geschlossenen Schneedecke zu rechnen. Ab dem Osterfelder sind für die Jahreszeit noch sehr große Schneemengen anzutreffen. Die Alpspitz-Ferrata ist aktuell noch gesperrt, da die Drahtseile noch größtenteils unter den Schneemassen verborgen sind.

Auch der Abstieg über die Ostschulter und den Nordwandsteig ist sehr winterlich und noch nicht sinnvoll und sicher begehbar. Auch hier besteht die Gefahr von Schneerutschen und Nassscheelawinen und man wird sehr tief, bis über die Hüfte, in den weichen Schnee einsinken. Wir raten aktuell von einer Begehung der Alpspitz-Ferrata ab.

Die aktuellen Verhältnisse im Reintal

Der Zustieg zur Reintalangerhütte ist laut Angaben der Alpinschule möglich, wobei auch hier Schneefelder zu queren sind. Genau wie an der ab 02.06.2023 geöffneten Bockhütte freut man sich sehr über Tagesgäste. Im weiteren Verlauf der Tour auf die Zugspitze muss schon deutlich unterhalb der Knorrhütte mit einer dicken, geschlossenen und weichen Altschneedecke gerechnet werden.

Man sinkt sehr tief ein, bis über die Hüfte, und ein Vorankommen ist sehr kraftraubend und anstrengend. Auch sind in steilen und sehr steilen Passagen Schneerutsche und Nassschneelawinen möglich. Bei Nebel und schlechtem Wetter ist der Weg am Zugspitzplatt nicht immer gut sichtbar und die Orientierung kann mitunter sehr schwer sein.

Im Anstieg vom Sonnalpin bis zum Gipfel liegt aktuell noch extrem viel Schnee, weshalb die Schwierigkeiten und die objektiven Gefahren deutlich erhöht sind. Insgesamt muss von einer Begehung der Tour "Zugspitze über das Reintal" und insbesondere auch des letzten Wegabschnitts vom Sonnalpin bis zum Gipfel aktuell noch abgeraten werden.

<p>Die Meilerhütte liegt noch im Winterschlaf.</p>

Die Meilerhütte liegt noch im Winterschlaf.

© Alpinschule Garmisch

Die aktuellen Verhältnisse an der Wiener-Neustädter Hütte und am Stopselzieher-Klettersteig

Auch beim Aufstieg über die Wiener-Neustädter-Hütte muss noch mit sehr viel und weichem Schnee gerechnet werden. Auch hier wird man teilweise sehr tief einsinken, was sehr käftezehrend ist und die Gehzeit deutlich erhöht. Die Drahtseile werden im oberen Bereich noch komplett begraben sein, weshalb Sicherungsmöglichkeiten über große Strecken nicht gegeben sind.

Die Mitnahme von Steigeisen und Gamaschen ist hier obligatorisch. ebenso Gurt, Klettersteigset und Helm. Auch hier sind die Schwierigkeiten und die objektiven, alpinen Gefahren deutlich erhöht, weshalb man auch hier von einer Begehung abraten muss.

Für alle, die sich die Schlüsselstellen des Stopselzieher-Klettersteigs (bei sommerlichen Verhältnissen) vorab anschauen wollen: Die folgende Fotogalerie macht's möglich!

Die aktuellen Verhältnisse am Jubiläumsgrat

Am Jubiläumsgrat herrschen noch sehr winterliche Bedingungen. Darüber hinaus ist der Grat an vielen Bereich gefährlich überwechtet, was insbesondere daher sehr heikel ist, als dass der Schnee nachts nicht mehr zuverlässig durchfriert und ein Abbrechen der Wechten schon bei sehr geringer Zusatzbelastung möglich sein kann.

Fazit zum Wandern im Wetterstein

In der Bergwelt rund um Garmisch-Partenkirchen herrschen für Ende Mai noch sehr winterliche Verhältnisse. Insgesamt rät die Alpinschule bei Zugspitze, Alpspitze und vergleichbar hohen Bergen noch zur Zurückhaltung. Bleibt es weiterhin warm, werden voraussichtlich ab Mitte Juni viele Touren möglich sein.

Einen gesonderten Appell richtet der Bericht an alle Gelgenheitswanderer: Die sollten "sich ausgiebig über die geplante Tour informieren und nicht am Beginn der Sommersaison 2023 schon "höchste Gipfel erklimmen zu wollen". Alle Rettungsorganisationen werden es Ihnen danken und es kann sich – spätestens nach dieser Information – niemand mehr herausreden, dass er es nicht gewusst hätte."

Einen ausführlicheren Bericht mit vielen aktuellen Bildern findet ihr auf der Webseite der Alpinschule Garmisch!

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