ALPIN-Autor Andreas Haslauer traf den Oberalp-Group Gründer und Eigentümer der Marke Salewa Heiner Oberrauch zum Exklusiv-Interview und sprach mit ihm über Anfängerfehler, Unternehmensführung und seinen großen Traum.
Das komplette Interview findet ihr in unserer November-Ausgabe. Auf alpin.de präsentieren wir euch exklusiv einen unveröffentlichten Auszug des Gesprächs.
Heiner Oberalp hat ein Buch geschrieben, betreibt Restaurants und Museen und kümmert sich neben seinen Outdoor-Marken auch erfolgreich um eine Lodenmanufaktur und eine Käserei. Zudem ist der Vater dreier erwachsener Kinder leidenschaftlicher Skitourengeher und Bergsteiger. Heiner Oberrauch ist ein echter Tausendsassa.
Herr Oberrauch, Sie führen heute eines der weltgrößten Bergsport-Unternehmen. Ihr Vater half Ihnen und Ihrem Bruder anfangs, ein Sportgeschäft in Bozen zu eröffnen.
Als ich 19 war, sagte er: "Buben, das macht ihr jetzt. Und wenn ihr Fragen habt, kommt zu mir." Natürlich haben Georg und ich einen Fehler nach dem anderen gemacht. Der Vater hat uns diese aber ganz bewusst produzieren lassen. Als er vor drei Jahren starb, fragte ich meine Mutter, ob er sich nie geärgert habe. "Doch, das hat er." sagte sie. "Wenn aber jemand aus seinen Fehlern lernen muss, dann die beiden", war sein Credo. Da ist mir erst klar geworden, dass es nur Vertrauen oder Nicht-Vertrauen gibt und dazwischen nichts.
Er ließ Sie absichtlich Fehler machen …
… wodurch ich viel gelernt habe. Er hat mich machen lassen, weil er mir vertraut hat. Und diese Erfahrung sollten alle jungen Menschen machen. Darum haben wir in der Oberalp-Gruppe den "Risk-Award" eingeführt. Wir prämieren nicht nur die guten Ideen, sondern auch jene, die nicht zum Erfolg geführt haben. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Jungen die besten Ideen haben. Natürlich sind viele noch nicht zu Ende gedacht, doch das macht nichts. Aber wenn ich das unterbinde, würge ich den Entwicklungsprozess unserer Mitarbeiter ab.
Was unterscheidet Sie von anderen Unternehmern oder Managern?
Was viele im vollgepackten Alltag vergessen, ist, sich unbedingt Zeit zu nehmen für sich selbst, um nachzudenken. Sonst verliert man nicht nur den Überblick über das Große und Ganze, man wird selbst auch unglücklich. Darum stehe ich im Winter manchmal um 4.30 Uhr auf, fahre Richtung Alpenhauptkamm, im Frühjahr ins Ortlergebiet oder in die Dolomiten.
Über schneebedeckte Hänge vor Sonnenaufgang mit Ski so gleichmäßig auf einen Gipfel zu steigen, ist für mich das Größte – Meditation und Denkphase in einem. Fragen Sie mal meine Mitarbeiter! Die schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie mich danach sehen. Dann heißt es: "Oh nein, der Heiner hat zu viel Zeit am Berg verbracht, jetzt kommt er wieder mit seinen Ideen." (lacht) Seit einem Jahr habe ich nun einen Tag in der Woche frei genommen. Um nachzudenken. Diese Freiheit nehme ich mir mit 63.
Was bedeuten Ihnen die Berge?
Die Berge sind meine Lehrmeister. Im Angesicht ihrer majestätischen Größe sind wir klein. Diese Demut tut uns gut. Die Berge lehren uns, die Dinge in die richtige Relation zu setzen, uns selbst nicht zu wichtig zu nehmen.
Deswegen bin ich fest davon überzeugt, dass Bergerlebnisse und Outdoor-Aktivitäten eine sinnvolle Freizeitgestaltung sind. Sie lehren uns etwas über das Leben. Wenn Sie so wollen, findet man in den Bergen sein wahres Ich. Sie rufen uns zur Besinnung auf das Wesentliche – ein Ruf, den man nicht überhören kann!
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