#olafklärtdasschon

Haltbarkeit: Kletter-Hardware noch verwenden?

Wie lange halten Expressen, Karabiner, Seile, Helme und Klettersteig-Sets?

Haltbarkeit: Kletter-Hardware noch verwenden?
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Die Frage(n) von Userin GJ: Hallo Olaf, wenn Express-Sets nur einmal verwendet wurden, muss ich dann trotzdem die Bandschlingen nach 10 Jahren austauschen? Wie lange halten Karabiner? Und woran erkenne ich, ob ein Seil zu alt ist, wenn der Mantel noch intakt ist?

Müssen auch Helme und Gurte ausgetauscht werden, obwohl diese noch gut aussehen?

Müssen Helme auch ausgetauscht werden, obwohl sie noch intakt aussehen? Was kann passieren, wenn ein Klettergurt zu alt ist, aber intakt aussieht? Woran erkenne ich, ob er noch "intakt" ist?

Und woran erkenne ich, ob ein Klettersteigset noch intakt ist?

Laut Hersteller würden unsere ausgetauscht gehören, aber mein Mann meint, dass sie noch intakt aussehen und zudem nicht so oft benützt wurden.

Antwort von Olaf: Grundsätzlich empfehlen die Hersteller alle Ausrüstung, die in den Bereich der PSA (Persönlichen Schutzausrüstung) fällt, nach zehn Jahren unabhängig von der Nutzungshäufigkeit auszutauschen. Auch dann, wenn sie unbenutzt ist.

Grundsätzliche Empfehlung: Persönliche Sicherheitsausrüstung spätestens alle zehn Jahre ersetzen

Das gilt also für Gurte, Seile, Klettersteigsets, Bandschlingen etc. In der Praxis sieht das etwas anders aus. Solange Gurte, Seile und die Bandschlingen von Exen noch sehr gut aussehen, hätte ich keine Probleme, diese weiterhin zu nutzen.

Etwas vorsichtiger wäre ich bei Bandschlingen, die ich für Standplätze etc. benutze. Da kommt es auch auf das Material an. Sind es Dyneema-Schlingen oder "normale" Polyamid-Schlingen? Polyamid-Schlingen kann man, wenn sie sehr gut aussehen, sicherlich auch noch länger nutzen. Auch unsere Test von alten Seilen hat gezeigt, dass Seile, die 15 Jahre alt sind (oder älter) noch locker die Norm für Seile bestehen, so sie trocken gelagert wurden und nicht der Sonne ausgesetzt waren.

Karabiner haben an sich keine begrenzte Lebensdauer. Da würde ich auch eine Sichtkontrolle durchführen, ob es tiefe Kerben o.ä. gibt und diese Modelle aussortieren. Oberflächliche Kratzer machen nichts. Auch die Funktion der Schnapper kann man gut prüfen. Läuft dieser etwas zäh, kann man versuchen, ihn zu ölen oder man sortiert ihn aus.

Vorsicht bei Klettersteigsets: Rückrufe der Hersteller beachten!

Vorsichtiger wäre ich bei Klettersteigsets. Da gab es in der Vergangenheit ja viele Rückrufe. Da solltet ihr euch auf der Seite des Herstellers, von dem eure Klettersteigsets sind, informieren, ob diese von dem Rückruf betroffen waren.

Ob ihr die jetzt noch ausgetauscht bekommt, müsst ihr versuchen, da die Rückrufe schon einige Jahre her sind. Auch sollte es sich bei euren Klettersteigsets nicht um alte "Reibsysteme" handeln (Lochplatten, durch die das Bremsseil gefädelt ist) sondern möglichst um Bandfalldämpfer.

Haltbarkeit von Kletterhelmen

Zu den Helmen: Das sind so Ausrüstungsteile, wo ich eher vorsichtig wäre. Besonders bei den heute sehr verbreiteten In-Mold-Hlemen (Styropor-Helmen) würde ich lieber etwas zu früh austauschen. Auch wenn sie nicht viel benutzt wurden auf jeden Fall nach sechs bis acht Jahren, ggf. früher. Auch hier ist eine ordentliche Sichtkontrolle nach Bruchstellen sinnvoll.

Passend zu diesem Thema ein Facebook-Post von Alex Luger...

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

Text von Olaf Perwitzschky

2 Kommentare

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Olaf

Hallo Flo,

es ist immer wieder erstaunlich, was man so alles findet. Grundsätzlich gibt es zwei „zugelassene“ Versionen von Bohrhaken: die sogenannten Klebehaken und Schwerlastanker. Bei beiden Versionen wird kein Dübel verwendet.
Ein Haken mit Dübel mag im Neuzustand noch okay sein. Der Dübel soll wahrscheinlich einen möglichst guten Formschluss und eine Verankerung bewirken.Allerdings ist das System anfällig. Zum einen, weil das Bohrloch offen ist und Wasser (und Frost) eindringen kann und der Haken früher oder später rosten wird. Zum anderen wird der Dübel )also das Plastikmaterial) ganz sicher mit der Zeit spröde und erreicht dann ganz sicher nicht mehr die Effekte, die er im Neuzustand erreicht. Daher würde ich bei solchen Haken immer höchste Vorsicht walten lassen.

Flo

Hi Olaf, ich habe letztens zwischen Furtschaglhaus und Berliner Hütte Ringanker gesehen, die augenscheinlich in Kunststoffdübeln steckten. Wie sind diese denn grundsätzlich hinsichtlich ihrer Haltekräfte einzuschätzen (jetzt mal unabhängig von Alter, Korrosion etc.)

Gruß,
Flo