Der Südtiroler wird 65 Jahre alt

Hans Kammerlander feiert Geburtstag

Wir lassen die wichtigsten Stationen aus dem Leben des Südtiroler Ausnahme-Alpinisten Revue passieren.

Südtiroler Bergsteiger-Legende: Hans Kammerlander.
© Manuel Ferrigato

Hans Kammerlander wird am 06. Dezember 1956 als sechstes Kind einer Bergbauernfamilie auf dem Pitzerhof in Ahornach im Tauferer Ahrntal geboren.

Im Alter von acht Jahren besteigt der schmächtige Junge zum ersten Mal - und auf eigene Faust - den Großen Moosstock (3059m), den Hausberg seines Heimatdorfes.

Von da an gibt es für Hans, der mit zehn seine Mutter verliert, kein Halten mehr: Die Berge werden zum Lebensmittelpunkt des jungen Südtirolers.

Als Teenager klettert Kammerlander bereits, oft in Begleitung seines älteren Bruders Alois, durch die Nordwände berühmter Dolomitengipfel wie Langkofel oder Peitlerkofel. Mit 21 absolviert der gelernte Maurer die Prüfung zum Berg- und Skiführer. 

Seine Touren werden immer extremer - mit und ohne Seil. 1982 lädt ihn Reinhold Messner, in dessen "Alpinschule Südtirol" Kammerlander beschäftigt ist, dazu ein, ihn zum Cho Oyu (8201m) in den Himalaya zu begleiten.

Fotogalerie: Klickt euch durch die Slideshow mit Stationen aus dem Leben von Hans Kammerlander.

Der Seilschaft Messner-Kammerlander gelingen zusammen sieben Achttausender-Begehungen, darunter Meilensteine wie die erste Achttausender-Doppelüberschreitung (1984 an Hidden Peak und Gasherbrum II) oder die Erstbegehung der Annapurna-Nordwestwand (1985).

Nach der gemeinsamen Besteigung des Lhotse 1986, Messners vierzehnten Achttausender, geht das Dream-Team getrennte Wege. In den Folgejahren meistert Kammerlander weitere Achttausender und hat nach eigener Rechnung 13 von 14 der höchsten Berge der Welt bestiegen.

Auch an weniger hohen Bergen setzt der Allrounder immer wieder Ausrufezeichen. So gelingt Kammerlander 2007 - nach zwei gescheiterten Versuchen - die Erstbesteigung des Südpfeilers am Jasemba Peak (7350m).

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Auch mit Mitte 60 noch fit: Hans Kammerlander beim Drytooling im Frühjahr 2020.

© facebook.com/Hans-Kammerlander

Bis 2012 komplettiert der passionierte Oldtimer-Sammler schließlich auch eine Version der "Second Seven Summits", der zweithöchsten Gipfel aller sieben Kontinente. 

Seine wohl schwärzeste Stunde erlebt der Südtiroler am 26. November 2013. Kammerlander verursacht - stark alkoholisiert - einen schweren Verkehrsunfall, bei dem ein 21-Jähriger Autofahrer, noch dazu aus Kammerlanders Heimattal, sein Leben verliert. 

2015 wird der Extrembergsteiger schließlich in einem Vergleichs-Urteil zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einem Jahr Führerscheinentzug verurteilt.

Das Image der einst so schillernden Bergsteiger-Ikone bekommt tiefe Risse; Kammerlander wird öffentlich angefeindet, denkt sogar daran, Südtirol den Rücken zu kehren.

"Diese Autofahrt war ganz klar der größte Fehler meines Lebens. Alle Fehler, die ich je am Berg gemacht habe, sind im Vergleich dazu banal", so der damals 60-Jährige dazu in einem Interview.

In bergsteigerischer Hinsicht meldet sich der Ausnahmealpinist 2016 zurück: Kammerlander macht publik, dass er - nach 1991 - einen zweiten Versuch an seinem "Schicksalsberg", den Manaslu (8163m), unternehmen möchte.

Video: Der offizielle Trailer zum Film.

Im November 2017 müssen Kammerlander und sein Partner Stephan Keck den Traum von der Besteigung des 8163 Meter hohen Berges jedoch begraben: Die Schneemassen machen einen Gipfelversuch unmöglich. Gut ein Jahr später feiert mit "Manaslu – Berg der Seelen“ die erste Kino-Produktion über Hans Kammerlander ihre Premiere.

2 Kommentare

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Eckhard Wollny, Alzey

In kann mich nicht erinnern in meinem bisher siebenundsiebzig Jahre währenden Leben einen interessanteren Menschen kennengelernt zu haben, als den Südtiroler Bergsteiger Hans Kammerlander. In der "Alpinschule Südtirol Reinhold Messner" war er im Kreise seiner Bergführerkollegen als Tutor tätig um sein Können an uns "Schüler" weiter zu geben. Von der Pike auf konnten wir lernen, uns richtig im Hochgebirge zu bewegen. Die sichere Art sein großes Können aufzunehmen, war ein Quell steter Faszination. Sein großes umsichtiges Können auf den Klettertouren, waren in jedem Augenblick ein Hochgenuss am Berg. Die schwärzeste Stunde jedoch, musste Hans erfahren als er den schrecklichen Autounfall von 2013 erlebte. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, er war auf dem Grunde seiner Seele untröstlich.
Möge die Zeit Wunden heilen, lieber Hans ich wünsche Dir alles Gute.



Ein Bewunderer Hans Kammerlanders

Hans hat wunderbare Bücher geschrieben, zudem ist er ein toller Vortragsredner (habe ihn schon erlebt auf Vortrag). Ein grossartiger Alpinist, und ein sehr sympathischer Mensch.
Dieser Autounfall 2013 ist für alle Beteiligten ein Schicksalsschlag gewesen: für den Verstorbenen und seine Familie, wie auch für Hans Kammerlander. Mir tun alle drei Seiten richtig, richtig leid: der Verstorbene hat sein Leben verloren, die Familie ihren Sohn, und Hans wird jeden Tag mit dem Gewissen zu kämpfen haben, dass ausgerechnet ihm, dem umsichtigen und gewissenhaften Bergführer und Bergretter, dieser Fehler passiert ist.
Wir alle machen Fehler, und meistens ohne grössere Folgen. Der Autounfall war einfach rabenschwarzes Pech.
Mögen alle Beteiligten ihren Frieden gefunden haben oder finden.
Alles Gute zum Geburtstag, Herr Kammerlander, und danke für Jahrzehnte bergsteigerischer Inspiration.
Gruss aus Deutschland