Der Berg der Berge

Aufs Matterhorn über den Hörnligrat

Vor 150 Jahren wurde das Matterhorn über den Hörnligrat erstbestiegen. Der Weg zählt zu den schwierigsten Normalwegen auf einen Viertausender.

Zermatter und Schweizer Wahrzeichen: Das Matterhorn
© Huper by Joshua Earle/Unsplash

Seit der Erstbesteigung vor mehr als 150 Jahren hat das Matterhorn keineswegs an Faszination eingebüßt. Noch immer versuchen sich jährlich zwischen 2.500 und 3.000 Alpinisten am Berg.

Einen leichten Zustieg auf das Matterhorn gibt es jedoch nicht. Der "einfachste" ist der Hörnligrat. Und selbst der ist eine anspruchsvolle Tour. Die technischen Schwierigkeiten halten sich zwar in Grenzen, aber die permanente Ausgesetztheit, die schwierige Wegfindung, die Länge, die Höhe - der Gipfel ist nur für Alpinisten lohnend, die diesen Anforderungen gewachsen sind.

Eine anschauliche wie detaillierte Beschreibung der Tour in Videoform findet ihr beim YoutTube-Kanal AlpineFex. Wer nicht in Topform ist und ausreichend Erfahrung besitzt, dem empfehlen wir die Übernachtung auf der Hörnlihütte!

Die Wegfindung am Hörnligrat:

Ein echtes Problem am Matterhorn: Sich hinter einen einheimischen Führer zu hängen, macht keinen Sinn. Wir empfehlen, den kompletten ersten Steilaufschwung (ca. 1 Std.) am Vortag im Hellen (!) zu erkunden. Gerade bei diesem Abschnitt ist die Wegfindung besonders heikel und zudem begeht man die Strecke im Dunkeln.

Matterhorn: Benötiges Kletterkönnen am Hörnligrat:

Das Matterhorn weist offiziell Schwierigkeiten bis III auf. Diese Angabe gilt aber nur für die optimale Route! Und die wird man fast nie erwischen. Deshalb sollte man einen alpinen IVer sicher beherrschen. Wichtig ist außerdem ein routinierter Umgang mit dem Seil.

<p>Berühmter Ausgangspunkt: Die Hörnlihütte</p>

Berühmter Ausgangspunkt: Die Hörnlihütte

© IMAGO / GFC Collection

Akklimatisation für den Hörnligrat:

Man sollte bedenken, dass man sich teils auf über 4000 Metern bewegt. Daher empfehlen wir dringend, vorher mehrere Eingehtouren zu machen.

Zeitmanagement am Hörnligrat:

Man sollte defintiv versuchen, das Matterhorn kurz vor oder nach der Hauptsaison (Anfang Juli bis Mitte September) zu besteigen, dann entgeht man dem Massenandrang von bis zu 200 Bergsteigern pro Tag. Auch Wochenenden sollte man grundsätzlich zu meiden.

<p>Alltag an den Fixseilen: Stoßverkehr im Auf- und Abstieg.</p>

Alltag an den Fixseilen: Stoßverkehr im Auf- und Abstieg.

© Robert Bösch

Über den Hörnligrat aufs Matterhorn

  • Schwierigkeit: Hochtour (bis IV), schwer

  • Dauer: 10 – 12 Stunden

  • Höhenmeter: 1220 Hm

Von der Hörnlihütte in etwa 10 Minuten zum steilen Einstieg. An den Fixseilen über die erste Stufe ins erste Couloir – das zweite unbedingt nach rechts umgehen! Die Türme werden fast ausschließlich nach Osten umgangen, dennoch darf man sich nicht weit in die Ostwand abdrängen lassen und muss möglichst auf der Gratschneide aufsteigen.

<p>Übersichtskarte Matterhorn</p>

Übersichtskarte Matterhorn

© alpin.de

Bis zur Solvayhütte (Notunterkunft auf 4003 m) sollte man nicht mehr als die Hälfte der geplanten Aufstiegszeit verbraucht haben – das ist die erste Faustregel. Und der gesamte Aufstieg dauert kaum länger als der Abstieg – zweite Faustregel!

Je nach Verhältnissen können schon bald nach der Solvayhütte im oft kombinierten Gelände ab dem Roten Turm Steigeisen sinnvoll oder gar notwendig sein. Über die Schulter und letzte Fixseile auf das 45° steile Dach und von dort weiter auf den Schweizer Gipfel mit der Madonna. Abstieg wie Aufstieg …

ALPIN-Tipp für die Besteigung des Matterhorns:

Von Weitem zeigt sich das Matterhorn von seiner schönsten Seite. Besonders attraktive Blicke hat man auf dem Glacier Trail von der Station Schwarzsee zum Trockenen Steg oder bei einer 6-Tage-Hüttenrundwanderung von Täsch über Fluealp, Gornergrat, Riffelberg, Schwarzsee, Berghaus Trift und Zermatt.

<p>Heikler Heimweg: die ersten Abstiegsmeter vom Gipfel.</p>

Heikler Heimweg: die ersten Abstiegsmeter vom Gipfel.

© Robert Bösch

Infos zur Matterhorn-Besteigung

  • Info: Zermatt Tourismus, Bahnhofplatz 5, CH-3920 Zermatt, Tel. 41 27 9668100, zermatt.ch

  • Anreise: Am Ende des Mattertals gelegen und seit Jahrzehnten autofrei, ist Zermatt am besten mit der Bahn zu erreichen (ca. 3 Std. ab Zürich, Verbindungen mindestens stündlich). Autofahrer parken in Täsch oder (Geheimtipp!) bei Alleinunterhalter Marco am Hotel Alpenblick in Randa (eine Bahn-Haltestelle vor Täsch).

  • Beste Zeit: Juli bis Ende August

  • Ausgangspunkt: Hörnlihütte, 3260 m

  • Bergführer: Bergführerverein Zermatt, Bahnhofstrasse 58, CH-3920 Zermatt, Tel. 41 27 9662460, alpincenter-zermatt.ch

  • Literatur: Bernhard Banzhaf, Hermann Biner, Vincent Theler: Matterhorn, Dent Blanche, Weisshorn – Alpine Touren Walliser Alpen, SAC Verlag, 2010. Daniel Silbernagel, Stefan Wullschleger: Hochtouren Topoführer Walliser Alpen, topo.verlag, 2010. Kurt Lauber: Der Wächter des Matterhorns – Mein Leben auf der Hörnlihütte, Knaur, 2010. Edward Whymper: Matterhorn – der lange Weg auf den Gipfel, Zürich, 2011.

  • Karten: Swisstopo, 1:25 000, Blatt 1347 Matterhorn und 1348 Zermatt.

Ausrüstung für den Hörnligrat

  • 40-Meter-Seil

  • 4 Schlingen

  • evtl. 2 - 3 Camalots Gr. 0,75 bis 3

  • Helm

  • Steigeisen

  • Eispickel (nicht zu lang)

  • Karabiner

  • Abseilgerät

Teste dein Wissen: In unserem Matterhorn-Quiz

Matterhorn: Die Erstbesteigung 1865

Der junge britische Illustrator Edward Whymper zeigte sich vom Matterhorn geradezu besessen. Acht Mal war Whymper an seinem Traumberg gescheitert, ehe ihm im neunten Anlauf endlich die Besteigung glücken sollte. 

Unter der Führung des Briten gelang am 14. Juli 1865 endlich der ersehnte Gipfelgang. Neben dem jungen Briten bestand die siebenköpfige Seilschaft noch aus dem Geistlichen Charles Hudson, den beiden Adeligen Lord Francis Douglas und Douglas Robert Hadow sowie den drei Bergführern Michel Croz (aus Chamonix) und Peter Taugwalder Vater und Sohn.

Beim Abstieg passiert dann das Unglück: Über dem Bereich der sogenannten "Schulter" auf 4200 Meter reißt das Seil - und Croz, Hadow, Hudson und Douglas stürzen über die Nordwand ab. Das Matterhorn fordert seine ersten Toten. Bis 2015 werden rund 500 Menschen an dem Viertausender ihr Leben lassen. So viele wie an keinem anderen Berg in der Schweiz. 

Das zerrissene Seil der Erstbesteiger kann bis heute im "Matterhorn-Museum" in Zermatt begutachtet werden. Jahrzehntelang ist darüber spekuliert worden, ob das Seil nicht doch von Vater Taugwalder oder sogar von Whymper selbst durchtrennt worden war. Dazu heißt es auf der Homepage von Zermatt: "Dank einer Nachbildung des Originalseils konnte 2007 festgestellt werden, dass entgegen anders lautender Gerüchte das Seil nicht zur Selbstrettung durchgeschnitten wurde. Die vom Museum in Auftrag gegebene Untersuchung bewies, dass es lediglich 300 Kilogramm halten konnte und somit zu dünn war, um vier abstürzenden Männern das Leben zu retten."

Text von Christian Thiele

0 Kommentare

Kommentar schreiben