Dem Innsbrucker Alpinisten wurde auf der Hungerburg ein Denkmal gesetzt

Hermann Buhl: "Alpin verhaltensauffällig"

Hermann Buhl, der Erstbesteiger des Nanga Parbat erhält in seiner Heimatstadt Innsbruck eine Ehrung ganz besonderer Art. Mehr Details über sein Leben und über die stürmische Feier an der Hungerburgbahn. Von ALPIN-Chefredakteur Bene Benedikt.

Hermann Buhl: "Alpin verhaltensauffällig"
Volksheld im feinen Zwirn: Hermann Buhl am 29.03.1953 vor der Abreise der österreichischen Karakorum-Expedition nach Pakistan (Foto: picture-alliance.com).
Volksheld im feinen Zwirn: Hermann Buhl am 29.03.1953 vor der Abreise der österreichischen Karakorum-Expedition nach Pakistan (Foto: picture-alliance.com).

Ein Platz für Innsbrucks höchsten Sohn, der 8000er-Erstbesteiger Hermann Buhl: Der darf nicht irgendwo in der Stadt liegen, sondern weit oben, an der Hungerburgbahn, mit toller Aussicht. Und Andreas Ermarcora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins, erinnerte in seiner kurzen Festrede bei der Enthüllung der namensgebende Stele an Buhl an grandiose Erfolge an den Bergen der Welt, für die er in den 50er Jahren wie ein Popstar gefeiert wurde. So erhielt er auch als einziger Bergsteiger die Auszeichnung "Sportler des Jahres".

Buhl, der 1924 auf die Welt kam, hatte keine leichte Kindheit: nachdem seine Mutter gestorben war, als er vier Jahre alt war, kam er vorübergehend ins Waisenhaus, bevor er in der Familie seines Onkel aufgenommen wurde. Schon als Jugendlicher trainierte er an der Nordkette und im Höttinger Steinbruch, der heute ein beliebter Klettergarten ist. Sein Material war improvisiert: zu große Bergschuhe, Wäscheleinen als Seil-Ersatz …

Mit 15 Jahren trat Buhl in den Alpenverein ein, kletterte damals schon 6er-Touren. Während es Krieges absolvierte er eine Lehre als Speditionskaufmann und 1943 an die Front und kam nach der Schlacht am Monte Cassino in amerikanische Gefangenschaft. Als er 1946 zurückkehrte, hielt er sich mit diversen Jobs über Wasser und ließ sich zum Bergführer ausbilden. 1951 heiratete er Eugenie Buhl, sein "Generl", die der Feier mit Töchtern und Enkelin beiwohnte. 1952 war Buhl am Piz Badile - mit dem Rad ab Innsbruck - und auf der Rückfahrt so müde, dass er in den Inn stürzte.

Klicken Sie sich durch unsere kleine Slideshow mit Impressionen einer Feier zu Ehren Hermann Buhls auf der Hungerburg in Innsbruck 2013.

Der große Erfolg war dann 1953 die Erstbesteigung des Nanga Parbat im Jahre 1953, dem vier Jahre später der Broad Peak folgte: in einem kleinem Team im "Alpin-Stil", der sich damals als bewusste Gegenbewegung zum großen Expeditions-Stil der 20er- und 30er-Jahre entwickelte. Für Buhl war die klare Konsequenz seiner Erfahrung mit Dr. Karl Herrligkoffer: Andreas Ermacora würdigte Buhl als "kompromisslosen Individualisten" und "schweigsamen Grenzgänger". In einem zeitgenössischen Hörfunk-Interview war Buhl selbst zu hören, der sich vor der Expedition freute "Wir sind sehr beweglich!", hatte die Expedition doch nur 1000 Kilogramm Gepäck dabei. Und Buhl betonte auch, dass er das "Mäntelchen der Wissenschaft" nicht brauche, denn: "Wir sind Bergsteiger, keine Wissenschaftler".

Schon 1957, nach Buhls Tod an der Chogolisa, war in Innsbruck erwogen worden, eine Straße nach ihm benennen, wozu es dann doch nicht kam. Auf der Seegrube erinnert eine Gedenktafel an Buhl, und nun also dieser besondere Platz in der Höhe, den Dr. Karl Gostner, der Obmann von Innsbruck Tourismus, so beschrieb: "Wer hier mit seinen Sherpas ein Zwischenlager aufschlagen wollte, der würde als ,alpin verhaltensauffällig' bezeichnet werden." Er deutete auf den Kreis der Berge und betonte, dass dieser Platz einer der bekanntesten und wichtigsten Ort der Stadt sei, und dass er den Blick auf Hermann Buhls Kraftplätze von damals eröffne.

Wie kräftig die immer noch wirken, zeigte der Himmel mit Blitz und Donner, der an der Umhüllung der Stele rüttelte und die musikalische Begleitung von Lissi Rettenwander im Regensturm untergehen ließ.

Text: Bene Benedikt Fotos: OeAV/Norbert Freudenthaler

Ein Video finden Sie demnächst auf alpin.de.