Oberbayern hat einen neuen Bewohner

Mangfallgebirge: Ein Wolf geht um

Erstmals seit vier Jahren streift wieder ein wilder Wolf durch Bayern. Das männliche Raubtier sei vermutlich aus den südlichen Alpen – Italien oder Frankreich – in das Mangfallgebirge gekommen, sagte Manfred Wölfl, der Wildtier- Beauftragte des Landesamtes für Naturschutz vergangene Woche. Der Naturschutzbeauftragte sieht in dem seltenen Besucher keine Gefahr für Menschen.

Mangfallgebirge: Ein Wolf geht um

Der Wolf lebt offenbar schon seit mehreren Monaten oberhalb des Inntals. Ende Dezember vergangenen Jahres wurde nahe des Tatzelwurm- Wasserfalls im Raum Brannenburg (Landkreis Rosenheim) eine tote Hirschkuh mit verdächtigen Bisswunden aufgefunden.

Angesichts der Effizienz des Angreifers – die Hirschkuh wies nur wenige und gezielte Bisswunden auf – war nach Angaben von Manfred Wölfl, Wildtier- Beauftragter des Landesamtes für Naturschutzsofort, klar: „Das war einer, der sonst kein Hundefutter frisst.“ Gewissheit haben die Behörden jedoch erst, seitdem ein Schweizer Labor vor wenigen Tagen das Ergebnis einer DNA-Analyse vorgelegt hat.

Ob weitere Tierangriffe auf das Konto des Wolfes gehen, wird sich erst in den nächsten Wochen nach weiteren Analysen herausstellen. Vier tote Rotwildtiere weisen ein ähnliches Rissbild auf, zudem wurden im Oktober in Tirol mehrere Schafe gerissen.

Im Rahmen des „Managementplans Wölfe in Bayern“ des bayerischen Umweltministeriums und mehrerer Arbeitsgruppen werden Schafhalter in der Region angehalten, das Risiko für ihre Tiere zu minimieren. „Es gibt zum Beispiel Möglichkeiten der Einzäumung“, sagte Wölfl. „Ich bin guten Mutes, dass wir das hinkriegen“.

Naturschutzbund Deutschland freut sich

Fundsache: Solche Wolfspuren zu finden, dürfte im Mangfall nahezu ausgeschlossen sein.
Fundsache: Solche Wolfspuren zu finden, dürfte im Mangfall nahezu ausgeschlossen sein.

Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist optimistisch. Der 2007 erstellte bayerische Wolf-Managementplan sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte NABU-Wolfsexperte Markus Bathen: Unter anderem seien Jäger angehalten, „im Zweifel die Finger gerade sein zu lassen“. 2004 war ein Wolf im Bayerischen Wald erschossen worden, weil er für einen Hund gehalten worden war.

„Wir freuen uns natürlich über den Wolf“, sagte Bathen über den jüngsten Zuwanderer. Das Tier sei derzeit der einzige Vertreter einer Alpenpopulation auf deutschem Boden, zumal der restliche deutsche Wolfsbestand – in der Lausitz etwa leben sechs Wolfsrudel – aus dem Baltikum zugewandert ist.

Zuletzt war 2006 praktisch zeitgleich mit Braunbär Bruno, der später erschossen wurde, ein Wolf aus Italien nach Bayern eingewandert. Er wurde bei Pöcking am Starnberger See von einem Auto überfahren. Nach NABU-Angaben handelte es sich um den ersten gesicherten Nachweis eines wildlebenden Wolfes in Bayern seit 150 Jahren.