Trauer um Sergey Nilov

Eislawine am Gasherbrum IV: Zwei Bergsteiger gerettet, Sergey Nilov weiterhin vermisst

Am Gasherbrum IV ist ein fünfköpfiges Expeditionsteam aus Russland Opfer einer Eislawine geworden. Die Männer waren aufgebrochen, um die Leiche des 2023 tödlich verunglückten Alpinisten Dmitry Golovchenko zu bergen. Vier von fünf Bergsteigern wurden gerettet, Sergey Nilov wird weiterhin vermisst.

Eislawine am Gasherbrum IV: Vier Bergsteiger gerettet, ein Alpinist weiterhin vermisst
© IMAGO / Depositphotos

26. August 2024 | Vier Bergsteiger gerettet, Sergey Nilov weiterhin vermisst

Wie Stefan Nestler auf abenteuer-berg.de vermeldet, wurden fünf Tage nach dem Lawinenunglück am Gasherbrum IV die beiden verletzten russischen Alpinisten Sergei Mironov und Mikhail Mironov per Hubschrauber gerettet und in ein Krankenhaus der nordpakistanischen Stadt Skardu geflogen. Ihr Zustand sei "zufriedenstellend", zitiert Nestler die russische Botschaft in Pakistan. Weitere Details zur Schwere der Verletzungen wurden nicht bekanntgegeben. 

Am Tag nach dem Unglück hatte die Besatzung eines Hubschraubers bereits Nilovs Leiche lokalisiert. Große Mengen Neuschnee machten jedoch weitere Maßnahmen unmöglich, bereits die Rettung der beiden verbliebenen Männer war dadurch verzögert worden. Nun wurde die Suche nach dem zweifachen "Piolet d'Or"-Preisträger abgebrochen.

<p>Dmitry Golovchenko (l.) und Sergey Nilov (r.) mit dem Piolet d’Or (2017)</p>

Dmitry Golovchenko (l.) und Sergey Nilov (r.) mit dem Piolet d’Or (2017)

© wikimedia.org/Elena Dmitrenko

20. August 2024 | Eislawine am Gasherbrum IV: Russischer Bergsteiger vermisst

Wie der Journalist Stefan Nestler unter Berufung auf lokale Behörden berichtet, wurde das Team im Aufstieg von einer Eislawine erfasst. Einer der Alpinisten, Sergey Nilov, wird seitdem vermisst. Zwei weitere Bergsteiger wurden schwer verletzt. "Ihr Zustand ist kritisch, und es besteht wenig Hoffnung, dass sie den nächsten Tag überleben werden, was einen weiteren Schatten auf die ohnehin schon düstere Situation wirft", zitiert Nestler Karrar Haidri, den Präsident des Alpine Club of Pakistan (ACP).

Derzeit läuft eine Rettungs- bzw. Suchaktion der pakistanischen Armee. Die zwei verbliebenen, ebenfalls verletzten Alpinisten konnten unterdessen zur medizinischen Behandlung nach Skardu geflogen werden. Sie hatten sich nach dem mutmaßlichen Serac-Abbruch noch in Sicherheit bringen und einen Notruf absetzen können. Die Suche nach den drei Russen dauerte zunächst an. 

Zwischenzeitlich konnten am 19. August 2024 die beiden verletzten Bergsteiger auf etwa 6200 Metern lokalisiert werden. Sie verfügten noch über ein Zelt und Lebensmittel. Sie sollen schnellstmöglich vom Berg geflogen werden, sobald es die Bedingungen zulassen. Auch der Körper Nilovs sei vom Hubschrauber aus gesichtet worden, schreibt Nestler unter Verweis auf das russischsprachige Bergsteiger-Portal mountain.ru.

<p>Der als äußerst gefährlich geltende Gasherbrum IV.</p>

Der als äußerst gefährlich geltende Gasherbrum IV.

© Flothias/commons.wikimedia.org

Suche nach der Leiche von Dmitry Golovchenko

Grund der Expedition der fünfköpfigen Gruppe war der tödliche Unfall ihres Landsmannes Dmitry Golovchenko im vergangenen Jahr. Dieser hatte gemeinsam mit dem nun vermissten Sergey Nilov versucht, im Alpinstil den bislang unbestiegenen Südostgrat erstzubegehen. 250 Meter unterhalb des Gipfels war Golovchenko mit seinem Zelt in den Tod gestürzt. 

Nilov hatte sich noch zu dem Abgestürzten abseilen können und hatte diesen auf etwa 7000 Metern tot aufgefunden. Er hatte den Verstorbenen in Zeltreste gewickelt und war zum Basislager abgestiegen, das er mit schweren Erfrierungen erreichte. "Diese Tragödie unterstreicht die extremen und unvorhersehbaren Gefahren des Höhenbergsteigens, wo selbst die am besten vorbereiteten Expeditionen vor lebensbedrohlichen Herausforderungen stehen können", zitiert Nestler hierzu ACP-Präsident Haidri.

Wie nahe Freud und Leid in den Bergen beieinanderliegen zeigen die jüngsten Ereignisse: Erst vor wenigen Tagen war der Seilschaft Livingstone-Cesen die Erstbegehung des Westgrat des Gasherbrum III (7952 m) gelungen. Das Duo war im Alpinstil, ohne Flaschensauerstoff, Fixseile, feste Hochlager und Hochträger zum Gipfel aufgestiegen.

Über den Gasherbrum IV

Der Gasherbrum IV reiht sich mit seinen 7932 m Höhe als siebzehnthöchster Berg der Erde in die Rangliste ein. Auf Nordost- und Nordwestgrat verläuft die Grenze zwischen Pakistan und China. Erstmals bestiegen wurde der Namensgeber der Gasherbrum-Gruppe am 6. August 1958 von einer hochkarätig besetzten italienischen Expedition. Riccardo CassinWalter Bonatti und Carlo Mauri erreichten erstmals über den Nordostgrat den Gipfel.

Die Befreiung der begehrten Westwand folgte im Jahr 1985 durch den Österreicher Robert Schauer und den Polen Wojciech Kurtyka, die die Wand im Alpinstil bis zum Nordgipfel durchstiegen. Bereits im Folgejahr erreichte eine Expedition zum zweiten Mal den 20 Meter höheren Hauptgipfel.

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