Neue Zwischenstufen

Schweiz: Feinere Unterteilung der Lawinen-Gefahrenstufen

Ab diesem Winter unterteilt das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) die Gefahrenstufen im Lawinenbulletin feiner. Die neue Zwischenstufe gibt an, ob die Gefahr eher im unteren Bereich, etwa in der Mitte oder eher im oberen Bereich der Gefahrenstufe liegt. Anwenderinnen und Anwender erhalten damit eine zusätzliche Information für die Einschätzung des Risikos.

Das SLF erstellt ab dieser Wintersaison ein verfeinertes Lawinenbulletin.
© IMAGO / Nature Picture Library

Lawinenbulletin des SLF: Was wird neu?

Das SLF unterteilt ab diesem Winter die Gefahrenstufen im Lawinenbulletin zusätzlich in Zwischenstufen. Die bisherigen fünf Gefahrenstufen ("gering" (Stufe 1) bis "sehr gross" (Stufe 5)) bleiben dabei unverändert. Ergänzt werden sie neu durch die Angabe, ob die Gefahr eher im unteren Bereich (-), etwa in der Mitte (=) oder eher im oberen Bereich (+) der Gefahrenstufe liegt. Die Unterteilung erfolgt ab Stufe 2 und ausschließlich für trockene Lawinen.

Lawinenbulletin des SLF: Warum diese Änderung?

Der Wunsch, die Lawinengefahr genauer anzugeben, wird seit Jahren immer wieder ans SLF herangetragen. Insbesondere die Stufe 3 umfasst für Schneesporttreibende ein sehr breites Spektrum. Auch die Lawinenwarnerinnen und -warner haben schon länger das Bedürfnis, die Gefahr genauer angeben zu können. Mit der Einführung der Zwischenstufen können diese Wünsche nun erfüllt werden.

Hier findet ihr eine Übersicht über die fünf gängigen Lawinenprobleme:

Lawinenbulletin des SLF: Warum nicht einfach eine zusätzliche Gefahrenstufe?

Zusätzliche Gefahrenstufen sind im internationalen Kontext nicht realisierbar und wären auch nicht sinnvoll. Das menschliche Hirn könne maximal fünf bis sieben definierte Klassen unterscheiden. Das sind weiterhin die Gefahrenstufen, zu denen es klare Definitionen gibt.

Lawinenbulletin des SLF: Funktioniert die Neuerung in der Praxis?

Die Lawinenwarnung des SLF hat bereits während sechs Wintern sämtlichen Gefahreneinschätzungen auch eine Zwischenstufe zugeordnet, diese aber nicht publiziert. Um die Neuerung zu überprüfen, wurde dieser grosse Datensatz statistisch ausgewertet. Die Analyse zeigte klar, dass die Abweichungen zwischen der im Lawinenbulletin prognostizierten Gefahrenstufe und den Rückmeldungen aus dem Gelände kleiner sind, wenn die Zwischenstufe berücksichtigt wird.

Außerdem zeigte sich ein klarer Zusammenhang mit objektiv messbaren lawinenbildenden Faktoren. Von einer Zwischenstufe zur nächsthöheren nimmt zum Beispiel die Häufigkeit von Wumm-Geräuschen und von personenausgelösten Lawinen zu, während sich umgekehrt die Resultate von Stabilitätstests verschlechtern. Da der Versuchsbetrieb auch zeigte, dass die Unterteilung bei nassen Lawinen nicht funktioniert, werden in Nassschneesituationen keine Zwischenstufen angegeben.

10 Tipps vom DAV, wie ihr euch auf Skitour sicher bewegt:

Lawinenbulletin des SLF: Kann man auch darauf verzichten, die neuen Zwischenstufen anzuwenden?

Die Auswertungen zeigen, dass mit den Zwischenstufen die Gefahr im Durchschnitt besser erfasst wird, obwohl es, wie bei jeder Prognose, auch Fehleinschätzungen geben kann. Wird die Zwischenstufe ausser Acht gelassen, verzichtet man auf eine zusätzliche Information, um das Risiko besser einzuschätzen.

Über das SLF

Das SLF ist ein in seinem Fachbereich weltweit bekanntes und renommiertes Forschungsinstitut. Nebst Grundlagenforschung betreibt es auch angewandte Forschung und bietet diverse Dienstleistungen an, z.B. das Lawinenbulletin. Weitere Informationen findet ihr unter slf.ch/de.

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