Das Ergebnis unserer Kontrovers-Umfrage

Umbenennung von Kletterrouten? Intensive Diskussion - uneinheitliches Meinungsbild

Wir haben euch zur etwaigen Umbenennung von Routen mit anstößigen Namen befragt. Hier das Ergebnis.

Umbenennung von Kletterrouten? Intensive Diskussion - uneinheitliches Meinungsbild
© Andreas Erkens

Das Ergebnis unserer Kontrovers-Umfrage

Das zahlenmäßige Ergebnis unserer Umfrage ist uneindeutig: Knapp die Hälfte der Abstimmenden stört sich nicht an fragwürdigen Bezeichnungen für Kletterrouten, mehr als ein Drittel plädiert für Umbenennungen und etwa jede/r Sechste wünscht sich Sensibilität bei aktuell vergebenen Routenbezeichnungen.

Antwort A: Ja, sie sind nicht mehr zeitgemäß! Für diese Antwortmöglichkeit entschieden sich 35,81% der Abstimmenden.

Antwort B: Nicht rückwirkend! Aber heutige Erstbegeher:innen sollten wissen, dass derartige Namen ein No-Go sind. Diese Möglichkeit wählten 16,89% unserer User:innen.

Antwort C: Routennamen sind im Kontext der Zeit ihrer Benennung zu sehen, Teil der Kletterhistorie und sollen bleiben wie sie sind! Hierfür votierten 47,30% der Befragten.

Sowohl auf Facebook als auch über alpin.de haben uns viele Kommentare erreicht. Danke an alle, die ihre Meinung kundgetan haben.

Hier einige ausgewählte Kommentare:

Rex Kramer: Schon einmal gefragt, wer sich tatsächlich davon beleidigt fühlt? Es sind doch vor allem politisch opportunistische Ideologen (im Sinne des generischen Maskulinums) weißer Hautfarbe, die sich aus dem Zeitgeist heraus moralisch über andere erheben glauben zu müssen, indem sie sich ungefragt zum Anwalt von "Minderheiten" aufschwingen, so als ob diese Menschen, denen sie ihre Vertretung aufzwingen, nicht in der Lage seien, selbst ihre Interessen angemessen zu vertreten. Und wirklich benachteiligte Minderheiten haben andere Probleme als die Namen von Kletterrouten. Wer von diesen opportunistischen Wichtigtuern hat denn schon tatsächlich bspw. einem politisch Verfolgten praktisch (und nicht nur mit warmen Worten) geholfen? Es geht den "woken" Kulturrevolutionären und Geschichtsklitterern in erster Linie darum, anderen Menschen ihre Sprache zu diktieren und damit Macht auszuüben und durch die Selbstinszenierung als moralisch überlegene Person ihren Selbstwert aufzupolieren.

Le Fritzz: Habt Ihr eigentlich noch alle Stacheln am Kaktus? Diese schwachsinne Sprachen-Verbiegungs-Aktion, welche identisch ist mit Orwells "new speech" aus "1984", die muss endlich aufhören, denn sie ist zutiefst faschistisch (siehe Orwell, alles andere dort klar nachgewiesen). Die Erstbegeher hatten ihre Hintergründe, warum sie Ihre Routen zum damaligen Zeitpunkt so benannt haben. Güllich hat erklärte, warum er "action directe" so benannt hat: "Ein Terroranschlag auf die Finger". Viel der Erstbegeher können heute nicht mehr Stellung beziehen zu Euren dummdreisten Änderungswünschen. Solche Umbenennungen sind ebenso unmöglich wie der Eingriff in die Haken-Anzahlen und -Linien der Erstbegeher.

<p>Dunkelhäutiger Weltklasse-Kletterer: der Franzose Mickael Mawem bei den olympischen Spielen in Tokio.</p>

Dunkelhäutiger Weltklasse-Kletterer: der Franzose Mickael Mawem bei den olympischen Spielen in Tokio.

© picture alliance / ZUMAPRESS.com / Mickael Chavet

Julian Nagler: Die jungen Hüpfer machen das schon richtig. Aus der beengten und intoleranten Sichtweise des Zeitgeists heraus die Deutungshoheit für sich in Anspruch nehmen. Ihre puritanischen subjektiven Empfindlichkeiten zu unwiderlegbaren Fakten erklären. Und was diesen widerspricht, wird kraft ihrer sich selbst verliehenen Kompetenz in vermeintlich unfehlbarer Selbtherrlichkeit letztinstanzlich verurteilt. Öffentlich. Weil ohne Publikum gibts keine Anerkennung. Sie wissen aber auch immer haargenau, was der einstige Erstbegeher auf der Anklagebank für ein defizitärer Mensch war und sich Verwerfliches beim Routennamen gedacht hat.

bergdoc: Es gab mal einen sehr bekannten und beliebten singenden Dachdeckermeister im Mainzer Karneval, die Älteren erinnern sich noch - Ernst N..... Der ist schon lange tot, sollen die Angehörigen nun seinen Namen besser auf seinem Grabstein auslöschen, um dem heutigen Mainstream zu huldigen???? oder vielleicht seinen Namen umändern? Und der Enkel, der auch seinen Namen trägt und die Firma von ihm heute in Mainz unter N.... leitet sich vielleicht besser umtaufen lassen?? Oder wie in Heidelberg, wo kürzlich ein Jurastudent gegen das Hotel Mohren wegen Diskriminierung geklagt hat. Das Hotel gibt es weit über Hundert Jahre! Man kann nur noch den Kopf schütteln über die Sorgen mancher Leute, die wohl offensichtlich nix besseres zu tun haben in ihrem Leben, als sich über jeden Unsinn Gedanken zu machen. Aber ruhig weiter so, habt ja sonst offensichtlich nix besseres zu tun....

Karl: Die sogenannten "Gutmenschen" und alles Bessserwisser sollten sich um andere Probleme kümmern, als um ältere Routennamen. Wir älteren Kletterer haben bei der Benennung von Routen sicher nichts Abwertendes oder Diskriminierendes gemeint! Viele Namen und Bezeichnungen gehörten damals zum jugendlichen Sprachgebrauch- Zeiterscheinung...Ich mache auch Kletteren der Neuzeit keine Vorschriften wie sie ihre Routen benennen sollen oder müssen!! Oder wollt ihr vielleicht alle Kletterführer neu schreiben- nur weil bestimmte Routennamen nicht (mehr) in euren neuen "Sprachgebrauch "passen- eure Sorgen möchte ich haben.....

Anonym: Man sollte nicht über's Ziel hinausschießen und mal die Kirche im Dorf lassen. Solange niemand direkt persönlich angegriffen oder "verletzt" wird, sollte man die Namen im geschichtlichen Kontext sehen, in dem sie entstanden sind. Leute, nehmt Euch alle mal bitte nicht so wichtig! Und bewahrt Euch bitte um Himmels Willen Euren Humor! Habe den Eindruck, dass die Cancel-Culture Szene rein gar keinen Sinn für Humor mehr hat. Statt dessen Wichtigtuerei mit erhobenem Zeigefinger bis zum Erbrechen. Finde ich armselig.

Nadja: Sind teilweise schon echt ulkige Namen und ich frage mich, wie sie entstanden sind. Zumindest sollte man für zukünftige Routen anders vorgehen bei der Namensfindung.

Alex: Als ich in den 90ern mit dem Klettern anfing, fand ich die Namen witzig. Derber Kletterer-Humor halt. Und ich würde nach wie vor nicht sagen, dass die Erstbegeher, die ihren Routen derlei Namen gegeben haben, Sexisten oder gar Rassisten sind. Heute finde ich die Routennamen trotzdem nicht mehr witzig. Ich mag solche Routen nicht mehr lesen und nicht mehr klettern.

Stefanie: Wenn der Erstbegeher den Namen ändern will sofort. Wenn es möglich ist ein N* zu entfernen und es trotzdem noch Sinn macht auch. Aber bei sowas wie Doppelficker oder Ejakulation, wo keiner beleidigt wird und auch eine Alternative sich nicht anbietet fix nicht.

Stephen auf Facebook: Das Problem ist nicht lösbar. Natürlich gibt es Namen, die die Grenzen des guten Geschmacks schon bei ihrer Erstbenennung überschritten hatten. Aber wer soll das festlegen? Welche Grenzen soll es geben? Sprache verändert sich. Was gestern noch ein altbackener Kalauer war ist heute ein NoGo. Meines Erachtens kommt es ganz maßgeblich auf die Intention des Namensgebers an. Sollte jemand wirklich gezielt Gruppen z.B. rassistisch beleidigen, dann würde ich diesen Namen als Führerautor tilgen und durch einen Platzhalter ersetzen. Ein schlecht gelungener Kalauer oder alte Namen, bei denen ich mir sicher bin, dass der Erstbegeher keine Gruppe gezielt beleidigt, würde ich stehen lassen. Da ist halt Fingerspitzengefühl gefragt und vielleicht ist nicht jeder einverstanden. Wäre mir aber egal. Im Übrigen bin ich mir sicher, dass nur wirklich wenige Namen schwierig wären.

Anonym: Kletterrouten stehen über Jahrzente im Kletterführer und Sprache schafft Wirklichkeit. Die Änderung der rassistischer und sexistischer Routen Namen wäre ein Schritt Verantwortung zu übernehmen. Klettern ist so schon ein sehr weißer und männlicher Sport, er sollte nicht durch diskiminierende Routennamen diesen Umstand noch verstärken.

Markus: Bei sowas hilft meist ein Perspektivwechsel. Man stelle sich vor, man würde einer der Bevölkerungsgruppen angehören, die durch einen solchen Namen vielleicht betroffen sein könnte. Wie fühlt es sich wohl an, dann eine Route zu klettern, die Bimboland heißt? Vielleicht noch seinen Kindern (die man zum Klettern mitnimmt) die Bedeutung erklären zu müssen? Einfach mal ausprobieren. Das nennt sich dann übrigens Empathie

Sebastian: Die Frage ist doch, wollen wir eine inklusive Community sein? Wollen wir, dass es die Begeisterung fürs Klettern ist, die uns zusammen hält? Wollen wir uns gegenseitig unterstützen, als grundsätzliche Haltung den anderen gegenüber?

Dani: Umbenennen und fertig. Ich finde nicht, dass es einer Diskussion bedarf, bevor ein Routenname, der Vergewaltigung feiert, geändert wird. Im Klettersport sollten alle willkommen sein und sich wohlfühlen dürfen. Das geht nicht, wenn Sexisten, Mackern und White Supremacists erlaubt wird, den Ton anzugeben.